Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg – TEST

Über sechsundzwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung für die PlayStation in Japan haben Koei Tecmo und Gust dem ersten Atelier-Teil mit Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg eine Neuauflage spendiert. In dem Rollenspiel muss Alchemie-Studentin Marie innerhalb von fünf Jahren ihr Talent beweisen, um trotz ihrer mangelnden Leistungen einen Abschluss an der Akademie zu erhalten.


Seit im Mai 1997 Atelier Marie: The Alchemist of Salburg für die PlayStation in Japan erschienen ist, hat sich die Rollenspiel-Reihe von Gust zu einem beständigen Genre-Vertreter entwickelt. In sechsundzwanzig Jahren sind vierundzwanzig Hauptteile, zahlreiche Ableger und Portierungen, Remaster und Remakes erschienen. Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg ermöglicht trotz neuer Optik, Verbesserungen und Erweiterungen einen guten Eindruck von den Ursprüngen der mittlerweile komplexen und umfangreichen Alchemie-Rollenspiel-Reihe zu erlangen. Besonders wer mit späteren Teilen wie Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book oder Atelier Ryza: Ever Darkness & the Secret Hideout eingestiegen ist, könnte die einst für die Reihe übliche Zeitbegrenzung gewöhnungsbedürftig finden. Um dem entgegenzuwirken, hat Gust dem Remake einen Unlimited Modus mit minimalen Einschränkungen spendiert.

Talentierte, schlechte Schülerin

In Atelier Marie Remake schlüpfen wir in die Rolle der Alchemie-Studentin Marlone, genannt Marie. Als schlechteste Schülerin der Akademie von Salburg droht sie durchzufallen und keinen Abschluss zu erhalten. Deshalb soll sie in einem speziellen Examen ihr Talent unter Beweis stellen. Die strenge Professorin Ingrid teilt Marie ein eigenes Atelier zu und fordert sie auf, innerhalb von fünf Jahren ein hochwertiges Objekt mit Alchemie zu erschaffen. Gelingt ihr das, erhält sie ihr Abschlussexamen. Mit dieser Situation steigt Atelier Marie Remake ein und für Marie beginnen die fünf Jahre der Spezialprüfung.

Damit wird auch die Zeitbegrenzung des Rollenspiels erklärt. Entsprechend wichtig ist es darauf zu achten, wie wir unsere Zeit investieren. Jeder mit Alchemie hergestellte Gegenstand hat eine bestimmte Synthetisierungszeit. Außerdem vergeht immer ein Tag, wenn wir in unser Atelier zurückkehren, weshalb jedes Verlassen der eigenen vier Wände sinnvoll genutzt werden sollte. Auch die Reise an Orte außerhalb der Stadt Salburg dauert je nach Entfernung mehrere Tage, die wir für Hin- und Rückweg berücksichtigen müssen. Zudem vergeht für jede gesammelte Zutat und jeden Kampf, den wir bestreiten, ein Tag. Das wirkt etwas viel, doch Atelier Marie Remake hat noch nicht wie spätere Teile mit Stunden-System gearbeitet. Doch keine Sorge, selbst bei mittelmäßiger Planung steht ausreichend Zeit zur Verfügung, um die Ziele zu erreichen. Nur bei manchen Nebenquests und Aufträgen müssen wir darauf achten, dass wir die Anforderungen rechtzeitig erfüllen, um unserer Reputation nicht zu schaden.

Simple Mechaniken

Die PlayStation-Ursprünge kann Atelier Marie Remake beim Gameplay nur bedingt verbergen. Gerade im Vergleich mit späteren Atelier-Teilen wirkt vieles recht simpel. So müssen wir bei der Alchemie lediglich das Rezept auswählen, die Anzahl festlegen und bestätigen. Berücksichtigen sollten wir allerdings auch, wie erschöpft Marie ist, da dadurch unsere Erfolgsrate sinkt. Außerdem verbraucht Marie je nach Rezept und Menge Magiepunkte. Wirklich kompliziert ist das aber nicht. Zudem weist uns das Spiel darauf hin, an welchem Tag die Synthetisierung fertig ist und ob wir eventuell ein besonderes Event verpassen könnten. Es ist mehr die Herausforderung, Zeit gut einzuplanen und gerade bei größeren Projekten die dafür erforderlichen Zutaten ohne unnötigen Zeitverlust herzustellen, was Anspruch in die Alchemie bringt. Später im Spiel dürfen wir Feen engagieren, die wir entweder zum Zutaten sammeln schicken oder sie Gegenstände herstellen lassen können. Eine sinnvolle Erleichterung, die jedoch entsprechende finanzielle Mittel voraussetzt, da die Feen nicht umsonst arbeiten.

Abseits der Alchemie befassen wir uns in Atelier Marie Remake sehr intensiv mit den verschiedenen Ereignissen, die uns erwarten. Dafür können wir im Menü jederzeit eine Event Liste aufrufen, die uns Hinweise gibt, welche Bedingungen wir für ein Ereignis erfüllen müssen und wie wahrscheinlich dieses auftritt. Angesichts der hohen Anzahl an Events und Charakteren ist diese Liste überaus sinnvoll und hilfreich, zumal einige Events nur an einem bestimmten Tag in einem bestimmten Jahr ausgelöst werden können. Wollen wir also nichts verpassen, müssen wir entsprechend planen. Leider ist es nicht möglich, alle Events in einem Durchgang zu erreichen, da sich zumindest zwei Ereignisse gegenseitig ausschließen. Eine Besonderheit von Atelier Marie Remake im Vergleich zu späteren Teilen ist auch, dass es mehrere Enden mit unterschiedlichen Bedingungen gibt. Beachtet werden sollte außerdem, dass im Unlimited Modus, in dem wir trotz regelmäßiger Hinweise auf die fünfjährige Begrenzung zwar unendlich viele Jahre zur Verfügung haben, dafür aber drei Events nicht erreichen können. Das ist bedauerlich, da hier minimale Änderungen ausgereicht hätten, dass die Ereignisse trotzdem möglich gewesen wären.

Unkomplizierte Kämpfe

Um uns der Alchemie widmen zu können, benötigen wir die entsprechenden Zutaten. Grundlegende Zutaten können wir zwar im Akademie-Laden kaufen, doch für die meisten müssen wir Salburg verlassen und die umliegenden Gebiete erkunden. Diese sind eher übersichtlich gestaltet, bestehen aus einigen wenigen, kleinen Bereichen und bieten entsprechend keine wirkliche Möglichkeit zum umsehen. Dies ist aber auch nicht der Anspruch von Atelier Marie Remake. Die verschiedenen Gebiete dienen eindeutig dazu, dass wir Zutaten sammeln können, wobei wir natürlich auch auf Gegner treffen. Marie zieht natürlich nicht alleine los. Im Laufe der Geschichte lernen wir bis zu zehn mögliche Begleiter wie Maries beste Freundin Schea, die Abenteurerin Mu oder unseren Kommilitonen Kreis kennen. Bis zu zwei Charaktere dürfen uns gleichzeitig begleiten, wobei sich die meisten für ihre Dienste bezahlen lassen. Entsprechend sollten wir auf unsere finanziellen Möglichkeiten achten. Wirkliche Probleme hatten wir aber nie.

Treffen wir auf Gegner, wechselt das Geschehen in eine klassisch rundenbasierte Arena-Ansicht. Hier erteilen wir Marie und den anderen Gruppenmitgliedern rudimentäre Befehle. Wir können Angreifen, Verteidigen, Items einsetzen oder Spezialaktionen nutzen. Letztere verbrauchen Magiepunkte und es ist möglich, dass ein Charakter über mehrere Fähigkeiten verfügt. Viel mehr bietet das Kampfsystem aber nicht. Am unteren Rand ist die Reihenfolge in der wir und die Gegner agieren jederzeit ersichtlich, so dass wir unser Vorgehen planen können. Eine sonderlich große Herausforderung bietet Atelier Marie Remake aber auch auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad nur bedingt, zumal Charaktere auch ohne Kämpfe einige wenige Erfahrungspunkte erhalten, wenn sie nach Salburg zurückkehren. Marie levelt zudem auch durch Alchemie langsam auf. Da sie zudem stets in der Gruppe ist, ist Marie irgendwann deutlich stärker als ihre Begleiter. Dennoch sind die Kämpfe angenehm kurzweilig.

Niedliche Entspannung

Beachtet werden sollte außerdem, dass Atelier Marie Remake beim Umfang eher überschaubar ausfällt. Salburg ist eine kleine Stadt mit einigen wenigen, wichtigen Orten wie der Akademie, dem Waffenladen oder der Taverne. Zudem ist die Anzahl an Rezepten, Gegenständen, Gegnern und Gebieten außerhalb der Stadt vergleichsweise gering. Negativ ist uns das aber nicht aufgefallen, da wir trotz allem viel Spaß damit hatten, unseren Alltag zu planen, uns möglichst effizient der Alchemie zu widmen, Quests zu erfüllen und Events zu erleben. Dabei tragen die gut geschriebenen, interessanten Figuren viel zur sonst eher simplen Geschichte bei. Schließlich geht es in Atelier Marie Remake trotz allem nur darum, die Prüfung zu bestehen und ein Examen zu erhalten. Große Fantasy-Abenteuer bleiben trotz ein paar Bossmonstern aus. Doch genau das haben wir vom Remake des ersten Atelier-Teils erwartet.

Überzeugen kann Atelier Marie Remake auch bei der putzigen Optik. Aus der isometrischen Draufsicht bewegen wir uns als knuffige, an einen Chibi-Anime-Stil angelehnte Marie durch schön gestaltete Umgebungen. Auch die anderen Charaktere sind toll gestaltet und die Monster niedlich bis gruselig designt. Die Grafik verleiht Atelier Marie Remake genau den richtigen putzigen Eindruck, der von der angenehmen Musik noch unterstützt wird. Gemeinsam gelingt so eine entspannte Atmosphäre, die wunderbar zum Spiel passt. Zudem läuft Atelier Marie Remake komplett flüssig und fehlerfrei auf der Switch und ermöglicht so ein angenehmes Alchemie-Rollenspiel-Erlebnis.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Als Fan der Atelier-Reihe habe ich mich sehr auf Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg gefreut. Schließlich ist der Serienerstling nie außerhalb Japans erschienen und ich war gespannt darauf, wie der Ursprung der Alchemie-Rollenspiel-Reihe ist. Dabei hat Atelier Marie Remake meine Erwartungen komplett erfüllt. Simpler als neuere Teile, legt das Rollenspiel den Fokus auf die entspannte Geschichte, sympathische Figuren und Alchemie. Dass der Umfang dabei kleiner ausfällt ist beim Remake eines PlayStation-1-Spiels nur logisch. Außerdem bedeuten simple Gameplaymechaniken nicht weniger Spielspaß. Kämpfe und Alchemie sind wirklich unterhaltsam und auch die Events tragen viel zum Spielspaß bei. Das ist vor allem den toll geschriebenen Charaktere zu verdanken. Egal ob Marie, ihre beste Freundin Schea oder irgend eine andere Figur, ich will alle besser kennenlernen und freue mich immer darüber, wenn ich ein neues Event geschafft habe. Lediglich die strikte Planung kann gerade bei verpassbaren Ereignissen manchmal etwas an den Nerven zerren. Ansonsten bleibt Stress auch im normalen Modus mit Zeitbegrenzung weitgehend aus. Atelier-Fans, die sich der Herkunft von Atelier Marie Remake: The Alchemist of Salburg bewusst sind, werden Freude mit dem Rollenspiel haben.