Warriors Orochi 4 – TEST

Das große Schlachtengetümmel-Crossover von Omega Force und Koei Tecmo ist zurück. Nachdem Warriors Orochi 3 ursprünglich den Abschluss der gemeinsamen Kämpfe von Dynasty Warriors und Samurai Warriors sein sollte, treten Krieger der chinesischen Drei Reiche und der japanischen Sengoku-Ära nun doch wieder in durchwachsener Musō-Manier an.


Die letzte Schlacht war geschlagen und die chinesischen und japanischen Krieger wieder in ihren Zeitlinien. Damit war das Ende der Crossover-Reihe Warriors Orochi nach Teil 3 erreicht. In Teil 4 meint aber der griechische Göttervater Zeus, die Kämpfer wieder aufeinander loszulassen. Schließlich hatte er Freude an den Konfrontationen der Akteure aus den Drei Reichen und der Sengoku-Ära. Da sich die wenigsten der Samurai und chinesischen Krieger noch an die Ereignisse der Vorgänger erinnern, werden immerhin keine Vorkenntnisse benötigt, obwohl Warriors Orochi 4 offiziell an die Geschichte des Vorgängers anknüpft. Wirklich anspruchsvoll ist die wenig interessante Handlung aber sowieso nicht. Zudem zieht sich die siebzig Schlachten umfassende Kampagne ziemlich. Zeitweise wirkt es sogar so, als käme die Geschichte nicht voran. Angesichts der 170 Charaktere, die Warriors Orochi 4 zu bieten hat und irgendwie unterbringen muss, sicherlich begründbar, aber dem Spielspaß hilft das trotzdem nur wenig.

Mischung bekannter Elemente

Auf eine wirklich spannende oder tiefgründige Handlung sind Musō-Spiele allerdings nicht unbedingt angewiesen. Zwar haben gerade Spin-offs wie Hyrule Warriors und Fire Emblem Warriors gezeigt, dass es auch anders geht, doch weitaus wichtiger ist bei der Schlachten-Action das Gameplay. Bei Warriors Orochi 4 setzen die Entwickler von Omega Force vorwiegend auf die Systeme aus Dynasty Warriors 8, fügen aber auch einige Elemente von Samurai Warriors 4 ein. Im Kern spielt sich das Crossover-Spiel wie von den Warriors-Titeln gewohnt. Mit wenigen Buttons lösen wir schlagkräftige Combos aus und schnetzeln uns durch hunderte oder sogar tausende Gegner. Die Aktionen der Figuren sind dabei von ihrer Herkunft abhängig, so dass sich die 170 Charaktere tatsächlich individuell anfühlen und spielen. Sogar auf spezielle Fähigkeiten hat das Einfluss. So verfügen Dynasty-Warriors-Krieger über starke Angriffe, während Samurai-Warriors-Kämpfer schnelle Hyper-Attacken einsetzen dürfen. Hier ergibt sich eine recht hohe spielerische Abwechslung, die zum Ausprobieren des enorm großen Charakterfelds einlädt.

Ergänzt wird das Ganze von den magischen Fähigkeiten, die dank heiliger Artefakte verfügbar sind. Zwar sind diese nicht zwingend bei jedem Kämpfer individuell, doch die Auswahl ist trotzdem ordentlich. Effektreich reiten wir etwa auf einer Welle und mähen Gegner nieder oder setzen einen mächtigen Bogen ein, um uns der Feinde zu entledigen. Gerade diese Aktionen machen wirklich Spaß und verleiten bei gefüllter Magieanzeige zum häufigen Einsatz. Leider werden Standardangriffe dadurch teilweise überflüssig und verlieren je nach Figur fast völlig an Bedeutung. Zusätzliche Individualität erhalten die spielbaren Krieger durch schmiedbare Waffen, die mit Kristallen spezielle Attribute erhalten können. Außerdem dürfen bei Level-Aufstiegen verdiente Fertigkeitspunkte in Skill-Bäumen investiert werden. Je nachdem welcher der drei Klassen Kraft, Technik und Tempo ein Charakter angehört, fallen die verfügbaren Fähigkeiten unterschiedlich aus. Allerdings haben die erlernten Fertigkeiten in den Kämpfen nur bedingt spürbaren Einfluss, was die sowieso schon simplen Rollenspiel-Elemente noch etwas weiter abwertet.

Schwankendes Schlachtengetümmel

Wie in Musō-Spielen üblich stürzen wir uns in Warriors Orochi 4 in große Schlachten gegen zahlreiche Fußvolk-Gegner und einige Hauptleute. Mit unserem frei erstellbaren und aus drei Spielfiguren bestehenden Team, das von vier weiteren Charakteren unterstützt wird, kämpfen wir uns durch die Gegnerhorden. Ziel ist dabei letztlich meist die gegnerischen Anführer auszuschalten. Diese sind es dann auch, die uns ein wenig mehr Herausforderung bieten als einfache Soldaten. Je nach Schwierigkeitsgrad kann das leicht oder anspruchsvoll ausfallen. Auffällig ist aber die eher mäßige Balance. Relativ früh werden die Gegner bei einem Kapitelwechsel sprunghaft stärker, was im Zweifelsfall zähes Leveln erfordert. Immerhin dürfen wir drei Teams aus jeweils drei Charaktere in der Trainingshalle üben lassen, um so Stufenaufstiege zu erreichen. Wirklich viel bringt das aber nur bedingt. Besiegbar sind Feinde zwar auch, wenn sie einige Level über uns sind, doch dauern die Auseinandersetzungen dann deutlich länger, worunter das sowieso bereits gemächliche Tempo – zumindest für einen Musō-Titel – spürbar leidet.

Abseits der Kampagne bietet Warriors Orochi 4 kaum weitere Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Mehrspielermodus ist bereits wenige Wochen nach Veröffentlichung leergefegt. Absolut verständlich, da das Erobern von Kontrollpunkten im dreiköpfigen Team nur bedingt Spaß macht. Alternativ können wir im Split-Screen-Modus mit einem Mitspieler antreten und erhalten hierbei sogar ordentliche Gegnerhorden. Angesichts der mäßigen Technik eine Überraschung. Triste Grafik und regelmäßige Framerate-Einbrüche kratzen deutlich am Spielspaß. Besonders im Handheld-Modus müssen wir uns mit deutlichen Rucklern und einer niedrigen Bildrate arrangieren. Der an sich treibende Soundtrack geht zudem oft in den Soundeffekten der Schlachten unter, ist an sich aber gelungen. Bedauerlich ist, dass nur eine japanische Sprachausgabe vorhanden ist. In den Missionen führt das dazu, dass wir die Gespräche unserer Krieger entweder verpassen oder im Menü nachlesen müssen. Die Texte sind wie häufig bei Warriors-Titeln auf Englisch vorhanden. Die Suche nach optionalen Szenarien oder einem Herausforderungs-Modus hat uns am Ende in den eShop geführt. Hier können wir neben Kostümen und Waffen auch entsprechend zusätzliche Modi erwerben.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Bereits Warriors Orochi 3 Hyper auf der Wii U war für mich ein eher durchwachsenes Erlebnis. Spätere Musō-Spiele, allen voran die Nintendo-Spin-offs, haben mir deutlich mehr Spaß gemacht. Da ich mittlerweile vertrauter mit dem Genre bin, habe ich mich auf das neue Dynasty- und Samurai-Warriors-Crossover sogar etwas gefreut. Leider stellt sich Warriors Orochi 4 als recht durchwachsen heraus. Das Kerngameplay funktioniert und die Schlachten machen grundsätzlich Spaß, leiden aber unter dem etwas geringen Tempo, Balance-Problemen und spürbaren Framerate-Einbrüchen – und das trotz der tristen Grafik. Hinsichtlich der Geschichte wird ebenfalls kaum Motivation geschaffen. Wirklich hohe Ansprüche habe ich diesbezüglich nicht, aber die Handlung zieht sich unnötig und lässt vorhandenes Potenzial ungenutzt. Da wirkt es um so schwerwiegender, das abseits eines wenig unterhaltsamen Mehrspieler-Modus keine weiteren Beschäftigungen vorhanden sind. Herausforderungen und Szenarien erhalten wir lediglich über Download-Inhalte. Schade! Dass Warriors Orochi 4 kein vollkommener Reinfall ist, liegt ausschließlich am bereits erwähnten Kerngameplay, das Musō-Freunde immerhin kurzweilig unterhalten kann sowie an der riesigen, abwechslungsreichen Charakterriege mit 170 Kämpfern aus Dynasty und Samurai Warriors. Empfehlen kann ich das Crossover-Spiel aber nur wirklichen Genre-Fans.