Far: Changing Tides – TEST
Fast vier Jahre nach der Erstveröffentlichung von Far: Lone Sails für PC, ist Anfang März der Nachfolger Far: Changing Tides unter anderem für Nintendo Switch erschienen. Statt eine trockene Wüstenlandschaft, erkunden wir im zweiten Spiel des schweizer Studios Okomotive eine überflutete Welt und lösen kleinere Rätsel.
Schon der Vorgänger Far: Lone Sails war bei seiner Erstveröffentlichung 2018 und beim Erscheinen der Switch-Version im August 2019 als ruhiges und meditatives Indie-Puzzle-Adventure bekannt. Far: Changing Tides bleibt der Ausrichtung treu, lässt uns aber nun in eine gänzlich andere Welt eintauchen. Und das ist wörtlich gemeint: In der Rolle eines kleinen Jungen im Taucheranzug fahren wir mit unserem Schiff durch überflutete Städte und Wälder, erkunden verlassene und vom Wasser vereinnahmte Sägewerke oder tauchen auf der Suche nach Treibstoff tief hinab. Der Fokus des Puzzle-Adventures liegt dabei auf einer entspannten, fast schon meditativen Atmosphäre sowie einigen eher einfachen Rätseln.
Meditativ und repetitiv
Komplett ohne Dialoge erzählt Far: Changing Tides die Suche des Hauptcharakters nach einer neuen Heimat in einer verlassenen Welt. Lediglich in den Tutorials begegnen uns einige wenige Texte. Dabei profitiert die dichte Atmosphäre spürbar vom perfekt abgestimmten Musikeinsatz, der niedlich-schönen Optik sowie der stets vorhandenen Einsamkeit, der wir ausgesetzt sind. Schließlich sind wir auf unserer Reise alleine unterwegs und entsprechend ist es auch an uns alleine, unser Schiff zu pflegen und zu reparieren. Schäden wollen behoben, der Motor gekühlt, die Segel ausgerichtet oder das Fahrttempo festgelegt werden. Erweiterungen wie die Verwandlung in ein U-Boot bringen immer wieder neue Aspekte in die Verwaltung unseres Schiffes ein.
Stoßen wir auf unserer Fahrt auf ein Hindernis, müssen wir von Bord gehen und mittels eher simpel gehaltenem Schiebe- oder Schalterrätseln dafür sorgen, dass wir weiterfahren können. Dank auffälliger Markierungen sind Interaktionspunkte gut hervorgehoben und nie haben wir das Gefühl, wirklich lange an einem Puzzle zu hängen. Zudem dürfen wir auch tauchen und dank ausbleibender Sauerstoffanzeige sogar unbegrenzt. Das unterstreicht die entspannte und gefahrlose Ausrichtung von Far: Changing Tides. Ein Scheitern ist unmöglich und ein Game Over gibt es nicht. Dafür fällt das Gameplay relativ repetitiv aus. Irgendwann wiederholen sich die Abläufe auf unserem Schiff. Selbst wenn wir nach Ressourcen tauchen, die noch stärker begrenzt sind als im Vorgänger, können wir immer nur eine Kiste bergen. Entsprechend müssen wir mehrmals bis zum Grund schwimmen und wieder auf unser Schiff zurückkehren.
Auch die Spielzeit von etwa fünf Stunden, die damit immerhin gut doppelt so lang wie noch beim Vorgänger ist, kann sich als Segen und Fluch erweisen. Zwar sind die Schifffahrten durchaus entspannend, können aber bei etwas zu langer Dauer zwischen den Rätseln auch Langeweile mit sich bringen. Dies ist letztlich stark abhängig von unserer Laune. Für jeden ist Far: Changing Tides alleine deshalb nicht geeignet. Dafür ist das Spiel zu oft gemächlich, ruhig und ereignislos. Auf Action müsst ihr komplett verzichten und die Rätsel sind wie erwähnt eher simpel. Große Herausforderungen bleiben damit genauso aus wie bedrohliche Survival-Aspekte. Wer sich aber auf eine meditative Atmosphäre und eine wortlos erzählte, vorwiegend auf Entspannung ausgelegte Geschichte einlassen kann, erhält ein schönes Puzzle-Adventure, das besonders für kleine Runden abseits allen Stresses perfekt geeignet ist.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Den Vorgänger Far: Lone Sails habe ich leider nicht gespielt, obwohl mich Stil und Ausrichtung durchaus gereizt haben. Entsprechend gespannt war ich auf Far: Changing Tides und hatte auch die meiste Zeit Spaß mit dem Puzzle-Adventure. Sicher, das auf Dauer repetitive Gameplay, die zu simplen Rätsel und manchmal zu lange Fahrtstrecken ohne Unterbrechung können sich negativ auswirken und Langeweile befördern. Dennoch bleibt Far: Changing Tides ein kleines Juwel im eShop der Switch, das sich gerade Fans etwas anderer Spiele und entspannter Adventure-Erlebnisse genauer anschauen sollten.