Return to Monkey Island – TEST
Über dreißig Jahre nach Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge, setzten Serienschöpfer Ron Gilbert und Dave Grossman die Adventure-Reihe fort und erzählen ihr Final von Guybrush Threepwoods Suche nach dem Geheimnis von Monkey Island. Return to Monkey Island ist damit zugleich der erste Serienteil seit rund zwölf Jahren.
Als Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge 1991 als Nachfolger des bei Genre-Fans beliebten und heute Kultstatus genießenden The Secret of Monkey Island erschien, wartete das Adventure mit einem geheimnisvollen Ende auf. Obwohl 1997 mit The Curse of Monkey Island und 2000 mit Escape from Monkey Island zwei weitere Teile erschienen, wurde die Vision der ursprünglichen Serienschöpfer nie weitererzählt oder aufgelöst. Ron Gilbert und Dave Grossman waren an den Fortsetzungen nicht beteiligt. Selbst das von Telltale Games in fünf Episoden umgesetzte Tales of Monkey Island von 2009 löste das große Rätsel um das Ende von Monkey Island 2 nicht. Dabei waren bei dessen Entwicklung Ron Gilbert als Berater und und Dave Grossman als leitender Entwickler beteiligt. Letztlich mussten Fans fast einunddreißig Jahre warten, bis endlich enthüllt wurde, was das Finale des zweiten Teils zu bedeuten hat. Dank Return to Monkey Island, das unter anderem für Nintendo Switch erschienen ist, können Reihen- und Adventure-Fans nun endlich ein neues Monkey-Island-Spiel aus der Feder der Serienschöpfer Ron Gilbert und Dave Grossman erleben.
Nostalgisches Piratenabenteuer
Zur Auflösung des Endes aus Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge wollen wir an dieser Stelle nichts verraten. Nur so viel: Return to Monkey Island knüpft direkt an das Adventure von 1991 an und schafft es trotzdem einen Spieleinstieg zu bieten, der auch für Serienneulinge funktioniert. Besonders hilfreich ist dabei das im Hauptmenü verfügbare Sammelalbum. Dieses ermöglicht es uns, die Geschichte von Guybrush Threepwood kurz und knapp, aber ausführlich genug, noch einmal Revue passieren zu lassen. Eine schöne Möglichkeit, um in Erinnerungen zu schwelgen, sich die bisherigen Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen oder erstmals zu erfahren, was bisher in der Reihe geschehen ist.
Relevant für Return to Monkey Island sind jedoch fast ausschließlich die ersten beiden Teile, auch wenn Elemente der späteren Spiele wie der sprechende Totenkopf Murray, der sein Debüt in The Curse of Monkey Island hatte, ebenfalls verwendet werden. Doch trotz all der versteckten Anspielungen und Easter Eggs, ist Return to Monkey Island kein reines Nostalgie-Fest, sondern ein spaßiges, herausragendes Adventure-Erlebnis. Gerade deshalb funktioniert Guybrush Threepwoods neues Abenteuer auch so gut für alteingesessene Fans und Neueinsteiger gleichermaßen.
Spaßiges Piratenabenteuer
Wie schon erwähnt, schlüpfen wir in Return to Monkey Island erneut in die Haut des selbst ernannten Piraten Guybrush Threepwood. Nach seinen bisherigen Abenteuern, will er endlich das Geheimnis von Monkey Island lüften, das in den ersten beiden Serienteilen ungelüftet blieb. Das Abenteuer beginnt auf Mêlée Island, jener Insel, auf der wir auch schon im ersten Teil erstmals die fiktive Karibik kennengelernt haben. Guybrush möchte die Piratenanführer davon überzeugen, in seine Expedition nach Monkey Island zu investieren, allerdings erwartet ihn in der Scumm Bar eine böse Überraschung. Außerdem plant ausgerechnet sein Erzfeind, der fiese Geisterpirat LeChuck, ebenfalls das Geheimnis von Monkey Island zu lüften und sein Schiff liegt im Hafen von Mêlée Island. In den kommenden rund zehn bis fünfzehn Stunden, je nach Spielweise, Schwierigkeitsgrad und eventuellen kurzzeitigen Problemen mit Rätseln, erleben wir ein verrücktes, chaotisches und witziges Abenteuer, das eine grandiose Fortsetzung der Reihe ist.
Return to Monkey Island schafft es jedoch nicht nur mit der Geschichte, die auf zahlreiche abgedrehte bekannte wie neue Charaktere setzt, zu überzeugen. Auch das Rätseldesign gehört zu den großen Stärken des Adventures und gehört mit zum besten, was wir seit Jahren im Genre erlebt haben. Auf allzu unlogische Kopfnüsse wird dabei weitgehend verzichtet. Stattdessen sind alle Lösungen mit ein wenig Überlegen und Hineinversetzen in die Welt von Monkey Island nachvollziehbar. Abgedrehte Rätsel, wie wir sie aus früheren LucasArts-Adventures, anderen Genre-Vertretern für Switch oder Thimbleweed Park kennen, das ebenfalls von Terrible Toybox entwickelt wurde, bleiben fast vollständig aus. Wahlweise steht zu Spielbeginn aber auch ein leichterer Schwierigkeitsgrad zur Verfügung. Dieser vereinfacht die Rätsel etwas. Vorwiegend wirkt sich das so aus, dass Zwischenschritte zur Lösung wegfallen und wir etwa zur Lösung nicht noch zusätzlich etwas finden müssen. Inhaltlich bleibt Return to Monkey Island in beiden Schwierigkeitsgraden identisch. Dennoch eine schöne Möglichkeit für Adventure-Neulinge, trotzdem in das witzige Piratenabenteuer eintauchen zu können.
Exzellent portiertes Piratenabenteuer
Auf der Switch ist Return to Monkey Island allerdings nicht direkt ein Point-&-Click-Adventure wie die früheren Teile. Das ist angesichts der Controller-Steuerung auf wenig verwunderlich. Statt eines Cursors steuern wir Guybrush mittels linkem Stick direkt. Mit dem rechten Stick wählen wir hingegen die verschiedenen Interaktionspunkte, die wir uns bei gleichzeitigem Halten der Schultertasten auch anzeigen lassen können. Da es stets nur zwei Interaktionsmöglichkeiten gibt, ist auch die restliche Bedienung überaus simpel. Schon nach kurzer Zeit haben wir die gelungene Controller-Steuerung verinnerlicht und bewegen uns zügig durch das Abenteuer. Die Grundlagen mögen nicht neu sein für das Genre auf Konsole, sind in Return to Monkey Island aber weitaus besser umgesetzt als in so manch anderem Adventure für Switch.
Einer der größten Aufreger im Vorfeld der Veröffentlichung war der neue Grafikstil von Return to Monkey Island. Statt auf eine moderne Retro-Pixel- oder 3D-Grafik-Setzt das Adventure auf gezeichnete Figuren in Hintergründe in einem sehr eigenwilligen, kreativen Comic-Stil. Besonders in Bewegung sieht das wirklich wunderschön aus und wartet mit zahlreichen Details auf. Zudem verleiht die Optik dem Adventure einen individuellen Eindruck, der im Gedächtnis bleibt und gerade dank hervorragender Animationen viel zum grandiosen Humor beiträgt. Untermalt wird das Geschehen von einem stimmungsvollen Soundtrack aus der Feder von Michael Land, Peter McConnell und Clint Bajakian.
Nicht weniger witzig sind die exzellent geschriebenen und vertonten Dialoge. Wie schon in den früheren Teilen setzt Return to Monkey Island auf viel Wortwitz, einige Slapstick-Einlagen und allerlei verrückte Charaktere mit zahlreichen Eigenheiten. Es ist einfach nur amüsant mitzuerleben, wie Guybrush sich aus seinem Schlamassel redet, LeChuck ausrastet oder irgendwer angesichts des Chaos, das Guybrush hinterlässt, resigniert. Dazu trägt auch die absolut hochwertige und der fantastischen englischen Sprachausgabe in nichts nachstehende deutsche Synchronisation. Diese wurde mittels Update Anfang November nachgeliefert und ist eine wirklich begrüßenswerte Ergänzung, die Return to Monkey Island noch einmal zusätzlich abrundet und zu einem herausragenden Adventure-Erlebnis, das auf Switch auch absolut flüssig läuft, macht. Ein Pflichttitel für alle Genre-Fans, Möchtegern-Piraten und natürlich Monkey-Island-Nostalgiker.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
In meiner Kindheit und Jugend haben die Monkey-Island-Spiele zu meinen Adventure-Favoriten gehört. Ähnlich wie Maniac Mansion habe ich The Secret of Monkey Island und Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge immer wieder durchgespielt. Obwohl ich auch mit einigen der anschließenden Spiele durchaus Spaß hatte, habe ich immer bedauert, dass es keine wirkliche Aufklärung des Endes von Monkey Island 2 gab, auch wenn Teil drei sich grob daran versucht hat. Entsprechend groß war meine Vorfreude auf Return to Monkey Island. Letztlich wurden meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Das Adventure ist einer der besten Genre-Vertreter, die ich seit Langem gespielt habe. Terrible Toybox liefert unter der Leitung von Ron Gilbert und Dave Grossman eine fantastische Fortsetzung, die auch für Neulinge geeignet ist. Natürlich richtet sich Return to Monkey Island trotz allem mit zahlreichen Anspielungen und hohem Nostalgie-Faktor hauptsächlich an frühere Fans. Dennoch sollte sich kein Genre-Fan Guybrushs neues Abenteuer entgehen lassen. Dafür sind Geschichte, Humor, Rätseldesign, Soundtrack und Atmosphäre zu gut. Eine wahre Adventure-Perle, die zu den besten Spielen des Jahres gehört.