Redaktionsvoting: Ungewöhnliche Videospiel-Sequels – SPECIAL
Fortsetzungen von großen Spielemarken werden gerade heutzutage fest eingeplant und sind nicht selten eine Garantie für einen Erfolg. Doch nicht immer entsprechend Nachfolger den Erwartungen und erlauben sich große Experimente in Bezug auf Gameplay, Genre oder Perspektive. In einem Redaktionsvoting, hat die NMag-Redaktion über ungewöhnliche Videospiel-Sequels abgestimmt.
Schon 1987 präsentierte Nintendo mit Zelda II: The Adventure of Link eine Fortsetzung, die sich in Gameplay und Perspektive deutlich vom Vorgänger unterschied. Doch auch in den Folgejahren erfanden sich Videospiel-Franchises neu, erhielten ungewöhnliche Nachfolger oder einmalige Ausbrecher aus dem bekannten Konzept. Pac-Man 2: The New Adventures ist ein 2D-Jump-’n’-Run, Rayman musste sich beim Debüt der Rabbids in Rayman: Raving Rabbids in einer Minispiel-Sammlung beweisen und Wario übernahm mit Wario Land: Super Mario Land 3 die Hauptrolle im dritten Handheld-Teil von Nintendos Maskottchen.
Das sind allerdings nur einige Beispiele. Auch andere große Franchises wie Resident Evil, Doom, Prince of Persia, Final Fantasy, Metroid, Sonic, Castlevania oder Fire Emblem haben ungewöhnliche Nachfolger erhalten. Die zehn ungewöhnlichsten Videospiel-Sequels hat die NMag-Redaktion in einem Redaktionsvoting gewählt.
Wie seht ihr das? Welche ungewöhnlichen Videospiel-Sequels sind eure Favoriten? Welche Nachfolger seht ihr als besonders eigentümlich an? Verratet uns eure Meinung in den Kommentaren!
10. Platz: Castlevania II: Simon’s Quest [NES, 1987]
Castlevania II: Simon’s Quest erschien 1987 in Japan für das Famicom, 1988 in den USA und in Europa erst 1990. Sieben Jahre nach dem Sieg über Graf Dracula, den Erzfeind des Belmont-Clans hat Vampirjäger Simon Belmont mit einem Fluch zu kämpfen, den der Fürst der Finsternis über ihn am Ende des ersten Teils legte. Zu diesem Zweck sucht er fünf Körperteile des Grafen, die über ganz Transylvanien verstreut sind, um sie zu den Ruinen von Schloss Dracula zu bringen. Simon Belmonts zweites NES-Abenteuer ist in vielen Belangen eine sehr ungewöhnliche Fortsetzung. Statt eines reinen Jump n’ Run erwarten den Spieler einige Rollenspiel-Elemente in einer relativ offenen Spielwelt mit einem Tag- und Nachtwechsel sowie viele Dialoge mit Dorfbewohnern, deren kryptische englische Übersetzung für große Verwirrung sorgen. Zwar griff die Castlevania-Serie immer wieder Rollenspiel- und Action-Adventure-Elemente auf, trotzdem ist Castlevania II auch heute noch ein sehr einzigartiges Spiel. [Markus Schoenenborn]
9. Platz: Kid Icarus: Uprising [3DS, 2012]
Über zwanzig Jahre nach dem zweiten Teil setzt Kid Icarus: Uprigins die Action-Platformer-Reihe fort. Bei dem Nintendo-3DS-Titel handelt es sich allerdings um einen 3D-Third-Person-Shooter. Als Engel Pit fliegen und laufen wir durch die Level und schießen Gegner mit rasanten Angriffen ab. Damit gelang Kid Icarus der Sprung in die 3D-Perspektive trotz ungewöhnlicher Steuerung ziemlich gut. Pit wird mittels Schiebepad bewegt, während das Zielen über den Touchscreen erfolgt. Um dies zu erleichtern, liegt Kid Icarus: Uprising eine Plastikhalterung bei, die ein Abstellen auf dem Tisch ermöglicht und somit das Spielen erleichtert. Trotz dieser Eigenheit, kann Kid Icarus: Uprising als Third-Person-Shooter und erster 3D-Teil der Reihe überzeugen. Dennoch ist bis heute kein weiteres Kid-Icarus-Spiel erschienen. [Alexander Geisler]
8. Platz: Donkey Kong 3 [NES, 1984]
Bei Donkey Kong 3 handelt es sich um einen weniger bekannten Titel des Franchises, was eher an der ungewöhnlichen Nummerierung liegt. Nach Donkey Kong und Donkey Kong Jr. brauchte es halt einen dritten Teil! Ein spezieller Name war dafür wohl nicht nötig. Kurioser ist da eigentlich nur das Gameplay, denn während Donkey Kong im Urwald an Lianen hängt, tauchen überall auf dem Bildschirm Insekten auf, die wir in der Rolle von Kammerjäger Stanley mit Insektenspray bekämpfen. Zwischendurch müssen wir das Gift immer wieder auf den Affen abfeuern, damit wir diesen besiegen. Logisch! Während Donkey Kong heute weltberühmt ist, kennen Stanley nur noch eingefleischte Nintendo-Fans. Eine ebenso unbekannte und ungewöhnliche Fortsetzung ist Donkey Kong Jr. Math, aber das ersparen wir euch an dieser Stelle. [Eric Ebelt]
7. Platz: Resident Evil 4 [GameCube, 2005]
Als 2005 die allererste Version von Resident Evil 4 erschien, ist heutzutage kaum mehr vorstellbar, welche Frische der vierte Teil damals in die Videospielindustrie brachte. Während der Titel heute zigfach wiederveröffentlicht wurde und inzwischen auch ein vollständiges Remake erhalten hat, zählte das Spiel zu einem der ersten vernünftigen Third-Person-Shooter, die die Welle der neuen Action-Horror-Spiele lostreten sollte. Besonders erstaunlich sind die solide Qualität und Sicherheit im Genre, die das Spiel mitbrachte, da sich die Vorgänger noch sehr stark unterschieden hat und Capcom hier nicht iterierend von Spiel zu Spiel ans Ziel tasten konnte. Vergangen waren die Tage der fixen Kameraperspektiven, vorgerenderten Hintergründe und der langsamen Gegner: Mit Resident Evil 4 hat sich alles verändert. [Jonas Maier]
6. Platz: Metroid Prime [GameCube, 2002]
Metroid Prime markierte einen bahnbrechenden Übergang für die Metroid-Serie durch den Wechsel von 2D-Seitenansicht zu vollständiger 3D-Erkundung aus der Egoperspektive. Dieser Perspektivwechsel eröffnete eine neue Dimension der Immersion und erlaubte es den Spielern, die Welt von Tallon IV auf bis dahin unvorstellbare Weise zu erleben. Durch die Kombination von Erkundung, Rätsel und Kampf setzte Metroid Prime neue Maßstäbe für das Action-Adventure-Genre. Erstmals konnten Spielende die Umgebung und Feinde aus den Augen von Samus Aran betrachten, was das Erkundungsgefühl und die Spannung erheblich steigerte. Zudem führte das Spiel Scan-Mechanismen ein, die die Geschichte und die Welt um Samus herum vertieften, ohne den Spielfluss groß zu unterbrechen. Metroid Prime war eine mutige Neuerung, die das Erbe der Serie würdigte und gleichzeitig in eine neue, dreidimensionale Ära führte. [Arne Ruddat]
5. Platz: Donkey Kong Country [SNES, 1994]
Mit seinem Erscheinen revolutionierte Donkey Kong Country das Plattform-Genre durch den Einsatz vorgerenderter 3D-Grafiken, eine Innovation, die in den 1990ern ihresgleichen suchte. Im Vergleich zu seinen Vorgängern bot das Spiel eine optische Tiefe und Detailfülle, die Spieler weltweit aus den Socken haute. Neben dem grafischen Sprung waren es vor allem die flüssige Spielmechanik und der Soundtrack von David Wise, die Donkey Kong Country zu einem Meilenstein machten. Spielerisch neu war neben den Leveln und der Oberwelt auch, zwischen Donkey Kong und Diddy Kong zu wechseln. Das erlaubte sowohl Multiplayer, als auch zwei Treffer einzustecken. Diese Fortsetzung war ein Paradebeispiel dafür, wie, nach genügend Erfahrung mit dieser Konsole, das absolute Limit der Grafik des Super Nintendo Entertainment Systems herausgeholt werden konnte. [Arne Ruddat]
4. Platz: Super Mario Bros. 2 [NES, 1988]
Das uns bekannte Super Mario Bros. 2 ist eigentlich gar kein echtes Super-Mario-Spiel. In Japan ursprünglich als Yume Kōjō: Doki Doki Panic erschienen, wurde der Titel im Ausland unter falschem Namen vertrieben. Der Grund: Super Mario Bros. 2, uns als Super Mario Bros.: The Lost Levels ein Begriff, sei für Nicht-Japaner zu schwierig. Dafür ist „unser“ Super Mario Bros. 2 umso ungewöhnlicher: Neben Mario und Luigi dürfen wir auch mit Toad und Peach inklusive unterschiedlicher Attribute spielen. Spielmechanisch werfen wir aus dem Boden gezupfte Rüben auf die Gegner. Noch verrückter: Das Spiel erschien im Jahr 1992 nachträglich als Super Mario USA in Japan – und wir kamen 1993 durch Super Mario All-Stars doch noch in den Genuss des echten, aber konservativen Super Mario Bros. 2. [Eric Ebelt]
3. Platz: Star Fox Adventures [GameCube, 2002]
Als dritter Teil der Star-Fox-Reihe, wandelte Star Fox Adventures das Genre maßgeblich. Waren die Vorgänger Starwing und Lylat Wars noch Rail-Shoot’em-Ups, verlässt Fox McCloud in dem GameCube-Titel von Rare sein Raumschiff und stellt sich einem Action-Adventure. Ursprünglich als Dinosaur Planet für Nintendo 64 entwickelt, wurde die Star-Fox-Marke erst später hinzugefügt. Als Fox McCloud sind wir auf einem Planeten voller Dinosaurier unterwegs und stellen uns actionreichen Kämpfen, lösen Rätsel und versuchen den tyrannischen General Scales aufzuhalten. Das Gameplay funktioniert wirklich gut, weshalb es wenig verwunderlich ist, dass sich Star Fox Adventures großer Beliebtheit erfreut. Umso bedauerlicher und unverständlicher ist es, dass nie eine Fortsetzung oder Neuauflage erschienen ist. [Alexander Geisler]
2. Platz: Persona 3 Portable [PSP, 2009 / Switch, 2023]
Persona 3 Portable ist direkt in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnlicher Nachfolger. Das Hauptspiel Persona 3 hebt sich deutlich von den ersten beiden Serienteilen ab. Diese bauen stark auf den Shin-Megami-Tensei-Wurzeln auf und wurden im dritten Teil durch das neue Kalendersystem und einen noch größeren Fokus auf das Highschool-Setting sowie Figurenbeziehungen erweitert. Das ungewöhnliche an Persona 3 Portable ist auch heute noch, dass die 2009 erschienene Version die einzige Version darstellt, die Rolle einer weiblichen Hauptfigur in der Reihe zu übernehmen. Leider mussten wir dafür Abstriche in der Präsentation (keine Anime-Zwischensequenzen) und im Gameplay (keine freie Erkundung der Spielwelt) hinnehmen. Persona 3 Portable spielt sich viel mehr wie eine Visual Novel; bis heute ein Novum der Reihe. [Jonas Maier]
1. Platz: Zelda II: The Adventure of Link [NES, 1987]
Zelda II: The Adventure of Link erschien 1987 für das Famicom Disk System in Japan und gelangte Ende 1988 mit einigen technischen Unterschieden in westliche Gefilde. Auf Geheiß von Impa, dem Kindermädchen von Prinzessin Zelda, sucht Link das Triforce des Mutes, mit dem die Monarchin aus einem magischen Tiefschlaf erweckt werden kann. Spielerisch geht Zelda II völlig andere Wege als sein Vorgänger, da das Spielgeschehen meistens von der Seite zu sehen und sich somit wie ein typischer Sidescroller spielt. Bei vielen Serienfans galt das Spiel aufgrund seiner unkonventionellen und serienuntypischen Spielmechaniken lange als schwarzes Schaf der The-Legend-of-Zelda-Reihe. Heute hat das ungewöhnliche Spiel eine Art Kultstatus erlangt und würde als einzigartigster Serienteil sicher von einem modernen Remake profitieren. [Markus Schoenenborn]