Mists of Noyah – TEST

Am 25. Juli erschien mit Mists of Noyah die Umsetzung des bereits im Jahr 2022 für PC veröffentlichten Action-Adventures mit Survival- und Aufbau-Elementen unter anderem auf der Nintendo Switch. In dem Genre-Mix des brasilianischen Indie-Entwicklers Pyxeralia müssen wir in der Rolle von fünf spielbaren Helden ein Fantasy-Reich gegen finstere Mächte verteidigen und eine alte Festung wieder aufbauen.


Indie-Spiele haben in den letzten Jahren immer wieder versucht, kreativ verschiedenste Genres miteinander zu kombinieren. In vielen Fällen funktionieren solche innovativen Spielideen, in manchen Fällen scheitern solche Projekte aber auch schon einmal an den hohen Ambitionen der Entwickler. Mists of Noyah fällt dabei in die zweite Kategorie und ist das Erstlingswerk des brasilianischen Indie-Studios Pyxeralia, das nach einer Early-Access-Phase im Jahr 2022 bereits für den PC auf Steam erschien. Der Genre-Mix war schon von vornherein von diversen Bugs geplagt und erhielt lediglich einen Patch, bevor sich die Entwickler ihrem zweiten Projekt Scarlet Tower zuwandten, einem Spiel im Stil des Indie-Hits Vampire Survivor. Nun folgt zwei Jahre nach dem ursprünglichen Release die Veröffentlichung von Mists of Noyah auf sämtlichen Konsolen. Dabei erhielt das Spiel jedoch keinerlei Updates und wurde sogar um ein wichtiges Feature erleichtert.

Fünf Helden im Kampf gegen finstere Mächte

Beginnen wir das Spiel, dürfen wir zunächst einen von fünf spielbaren Helden mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Spielstilen auswählen. Zur Auswahl stehen Bogenschütze Lance, Feuer-Samurai Allure, Wassermagierin Ninn, Paladin Rhys und Blutmagier Vylat. Haben wir uns für eine Figur entschieden, dürfen wir eine Welt generieren und starten dann nach einem Ladebildschirm sofort in einem aus der Seitenansicht zu sehenden Wald. Weder ein Vorspann oder Text informiert uns darüber, worum es eigentlich geht. Wollen wir etwas zur Hintergrundgeschichte wissen, müssen wir von einem Frosch-NPC, den wir im zentralen Dorf nach circa fünfzehn Spielminuten treffen, Schriftrollen kaufen und diese lesen. Aber auch dann bleibt die Geschichte vage und substanzlos.

Im Grunde geht es bei Mists of Noyah um eine Welt, die von einer finsteren Macht angegriffen und zerstört wurde, die nur unter dem Namen „Korruption“ bekannt ist. Wir werden damit beauftragt, die Welt zu erforschen, die Überlebenden des Angriffs ausfindig zu machen und mit ihnen gemeinsam eine alte Festung wiederaufzubauen und gegen die Mächte der „Korruption“ zu verteidigen. Dabei sammeln wir tagsüber Ressourcen und Gegenstände, und müssen uns nachts gegen Monster verteidigen, die durch den Einfluss der „Korruption“ noch viel stärker sind. Bei Vollmond starten die Monsterhorden zudem einen direkten Angriff auf unsere Festung, die wir in Erwartung der Angriffe mit Defensiv-Mechanismen ausbauen müssen.

Ab ins kalte Wasser

Nicht nur bei der Hintergrundgeschichte haben wir den Eindruck, von den Entwicklern direkt ins kalte Wasser geschmissen zu werden, sondern auch bei den vielen komplexen Spielsystemen. Auf den ersten Blick wirkt Mists of Noyah wie eine Mischung aus Terraria und Castlevania. Im Kern ist das Spiel ein Tower-Defense-Spiel mit Elementen des Rollenspiels, einem komplexen Crafting-System, Survival-Elementen inklusive Ressourcen-Management, verpackt in ein in der Seitenansicht dargestellten Plattformer. Wirkt dieser bunte Genre-Mix auf dem Papier durchaus interessant, scheitert das Spiel an der Ausführung. Mists of Noyah besitzt nämlich keinerlei Tutorials, Informations-Boxen oder irgendwelche Beschreibungen zu den zahllosen Gegenständen, die wir aufsammeln. Wir sind von Anfang an komplett auf uns alleine gestellt und müssen selbst herausfinden, wie das Spiel zu spielen ist und was wir überhaupt tun müssen. Dies ist angesichts der dutzenden Statistiken, Zufallsfaktoren und verschachtelten und fummeligen Menüs eher frustrierend als motivierend und wir hatten wirklich den Eindruck, dem Spieltitel entsprechend im Nebel herumzustochern.

Die fünf spielbaren Charaktere haben allesamt verschiedene Statistiken und ihre eigenen Fähigkeiten und Zaubersprüche. Wir können sprinten, einen Doppelsprung benutzen und an den Wänden hochklettern, was für eine schnelle und dynamische Fortbewegung innerhalb der Welt sorgt. Monster können wir mit unseren Waffen mit einem Standard-Angriff beharken oder Zaubersprüche sprechen, um die Feinde schneller aus dem Weg zu räumen oder beispielsweise ein magisches Schild um uns zu bilden, das Angriffe abwehrt. Mit dem „X“-Knopf holen wir eine Spitzhacke hervor, mit der wir Erz abbauen, Pflanzen ernten oder Bäume fällen können, die uns Materialien für das umfangreiche Crafting-System liefern. Besiegte Gegner geben uns Erfahrungspunkte, die uns in typischer Rollenspiel-Manier Erfahrungslevel aufsteigen lassen. Ein Levelaufstieg gibt uns zudem Fähigkeitspunkte, welche wir in einen Fertigkeitsbaum investieren, um neue Zaubersprüche oder Fähigkeiten zu erhalten. Dieser Fertigkkeitsbaum ist aber im Gegensatz zu anderen Rollenspielen sehr linear und erlaubt eigentlich nur eine Richtung der Entwicklung.

Eintönige Sammelquests in weitläufigen Welten

Bereits zu Anfang des Spiels erhalten wir unser erstes Quest, für das wir Holz sammeln müssen. Haben wir genug Holz gesammelt, werden die nächsten Quests feigeschaltet. Diese gehen aber nie über typische Standard-Sammelaufgaben wie „Sammle X von Gegenstand Y“ oder „Töte X Anzahl von Gegner Y“ oder dem Craften bestimmter Gegenstände hinaus und sind damit schon nach einer Weile eintönig. Trotzdem bleiben diese Quests durch die fehlenden Tutorials der einzige Anhalspunkt über das, was wir überhaupt in den weitläufigen Welten tun sollen.

Drücken wir die „Minus“-Taste, kommen wir in das umfangreiche Menü, in dem sich nach und nach, bedingt durch das Sammeln von Matetrialien und Ressourcen, dutzende Gegenstände ansammeln, was das Ganze schon nach einer halben Spielstunde recht unübersichtlich macht. Hinzu kommt, dass das Spiel keinerlei Pausenmodus besitzt. Das Spiel läuft im Hintergrund immer weiter, während wir in den fummeligen Menüs unter dutzenden gesammelten Gegenständen die richtigen auswählen oder uns überlegen, wie viele Punkte wir in welche Fähigkeiten stecken. Da die Monster völlig ohne Vorwarung und randomisiert in die Spielwelt teleportiert werden, kann es vorkommen, dass sich unbemerkt hinter dem geöffneten Menü ein garstiger Giftschleim direkt neben uns materialisiert und uns einige Treffer zufügt, ohne das wir etwas davon mitbekommen. Sehr ärgerlich und frustrierend.

Was beim Spielen auch schnell klar wird, ist dass Mists of Noyah offensichtlich auf einen Multiplayer-Modus ausgerichtet ist. Bot Mists of Noyah in der PC-Version tatsächlich noch Co-op-Spiele mit bis zu fünf Spielern gleichzeitig, wurde der Multiplayer-Modus in der Konsolen-Version ersatzlos gestrichen, so dass wir nur ganz alleine auf weiter Flur stehen.

Geschrieben von Markus Schoenenborn

Fazit:

Mists of Noyah hatte ich bis zu seinem Release für Konsolen gar nicht auf dem Schirm. Aus diesem Grund bin ich ohne Vorbehalt an das Spiel herangegangen und zunächst war ich ganz angetan von der doch recht hübschen Pixelgrafik. Nach der ersten halben Stunde machte sich aber schnell Ernüchterung breit, denn ich fragte mich unweigerlich, was ich denn eigentlich hier überhaupt mache. Ohne jegliche Erklärung werde ich in die Fantasy-Welt geworfen, hüpfe und springe durch weitläufige aber doch leere Spielabschnitte, trage in immer gleichen Sammelquests dutzende Gegenstände zusammen, deren Verwendung ich nicht kenne und komme schließlich in einem Dorf voller namenloser NPCs an, die mir wiederum noch mehr Gegenstände verkaufen und mir wortlos ihre Dienste anbieten. Manchen Spielern mögen ausufernde Tutorials auf die Nerven gehen, aber in diesem Falle wären sie wirklich nötig gewesen, um den Spieler nach und nach an die verschiedenen Spielsysteme heranzuführen. Wirklich genervt hat mich auch die Tatsache, dass ich das Spiel nicht pausieren kann, um mich in Ruhe durch die Menüs zu kämpfen. Zu oft wurde ich durch plötzlich auftauchende Monster gestört und musste einige Treffer einstecken, nur weil ich nachsehen wollte, was ich denn genau gerade aufgesammelt hatte. Zudem merkt man Mists of Noyah wirklich den fehlenden Multiplayer-Modus an, den es in der ursprünglichen PC-Version gibt. Dabei kann ich mir wirklich gut vorstellen, dass das Spiel mit mehreren Spielern durchaus seinen Reiz hätte. Wenn ich das Spiel mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich es als „unfertig“ bezeichnen, aber da die Entwickler das Spiel ja anscheinend selbst schon vor zwei Jahren abgeschrieben haben sind wohl auch keine Updates mehr zu erwarten. Somit verschenkt Mists of Noyah sehr viel Potential, zumal es einige wirklich ansehnliche Gegenden wie beispielsweise Wälder, Wüsten oder schwebende Inseln gibt, die mit einer stattlichen Zahl unterschiedlicher Monster aufwarten. Empfehlen kann ich Mists of Noyah aber eigentlich nicht. Es dürfte sich lediglich für extrem geduldige Spieler lohnen, die auch nicht angesichts mangelnd erklärter, komplexer Spielsysteme das Handtuch werfen.