The Legend of Zelda: The Wind Waker – TEST

Über Geschmack lässt sich nicht streiten, heißt es. Dass am Ende aber irgendwie alle halbwegs oder gar gänzlich mit dem Ergebnis zufrieden sind, ist eine wahre Seltenheit. The Legend of Zelda: The Wind Waker aus dem Jahr 2002 gehört inzwischen zu den beliebtesten Serienteilen.


Als auf Nintendos Hausmesse Space World im Jahr 2000 ein Trailer zu einem potenziellen neuen Serienteil der The-Legend-of-Zelda-Reihe gezeigt wurde, klappte bei vielen Fans die Kinnlade herunter. Mit der Zeit wurde jedoch klar, dass es sich hierbei lediglich um eine Techdemo handelte, die mit dem ersten Serienteil auf dem damals noch als Dolphin gehandelten Nintendo-64-Nachfolger zwei Jahre später nichts mehr gemein haben sollte. Der relativ erwachsene Look von The Legend of Zelda: Ocarina of Time und der düstere Stil von The Legend of Zelda: Majora’s Mask verwandelte sich in The Legend of Zelda: The Wind Waker in einen knallbunten Cel-Shading-Grafikstil.

Anfangs wollte kaum jemand diese Designentscheidung für voll nehmen, hat Nintendo auf besagter Space World doch ganz andere Erwartungen geschürt. Trotz allem konnte das japanische Unternehmen mehr als vier Millionen Einheiten des Action-Adventures absetzen, womit das Spiel definitiv als Erfolg gewertet werden kann. Damit ebnete Nintendo womöglich auch den Weg für weitere Grafikexperimente mit der Reihe, denn einen ähnlichen visuellen Weg wie auf dem Nintendo 64 schlug der Konzern seither nur noch bei The Legend of Zelda: Twilight Princess ein. Da stellt sich die Frage, was den Comic-Look von The Wind Waker denn so besonders respektive attraktiv macht.

Heldenreise

Einen gewichtigen Teil des Spiels nimmt die Handlung ein, denn schon die Exposition von The Wind Waker kann je nach Spielertyp bis zu zwei Stunden dauern. Schlimm ist dies aber nicht, denn diese Art des Storytellings zieht uns nur noch mehr in die magische Spielwelt. Auf dem idyllischen Eiland Präludien feiert Protagonist Link seinen Geburtstag und bekommt zu diesem Anlass allerhand Geschenke in die Hand gedrückt. Ein paar davon sollte ein Kind in seinem Alter aber lieber nicht anrühren, doch das Schicksal meint es anders.

Ein riesiger Vogel fliegt über die Insel hinweg. In seinen Krallen trägt der Flattermann ein junges Mädchen, welches er just über dem Wald auf dem Berggipfel fallen lässt, als er von einer Kanonenkugel getroffen wird. Piraten sind mit ihrem Schiff auf dem Weg! Mutig macht sich Link auf, um Tetra, die Kapitänin der Piraten, zu retten. Als der Vogel wieder zur Besinnung kommt, verwechselt er jedoch die Piratenbraut mit Links Schwester Aril. An dieser Stelle geht Links Reise erst richtig los, denn mit Hilfe seiner neuen Freunde macht er sich auf die Suche nach seiner Schwester. Damit nicht genug, erfährt er, dass das Siegel der Götter, das einst den bösartigen Ganondorf gefangen hielt, gebrochen ist. So wird aus der Rettungsmission prompt die Weltenrettung, die sich über den Ozean und dreißig bis vierzig Stunden Spielzeit erstreckt.

Übers Meer

Um den Ozean überqueren zu können, steht uns ein kleines wie sprechendes Segelboot zur Verfügung – der Rote Leuenkönig. Mit diesem steuern wir die einzelnen Inseln der Spielwelt an und erleben dort kleinere wie größere Abenteuer. Damit wir überhaupt das Meer unsicher machen können, sind wir natürlich auch auf den Wind angewiesen. Hier kommt die besondere Spielmechanik von The Wind Waker ins Rollen. Mit dem Taktstock des Windes können wir nicht nur musizieren, sondern auch die Windrichtung ändern.

Unterwegs gilt es unter anderem Wirbelstürmen auszuweichen, Fische zu füttern, Schätze zu heben, kleinere Inseln mit ihren Geheimnissen zu erkunden und Kanonenboote auszuschalten, was ein wenig Auflockerung ins Gameplay bringt, denn die Bootsfahrten fallen mitunter zeitintensiv aus – zumindest wenn wir alles erledigen wollen. Sind uns Rubine zum Einkaufen oder Herzteile zum Erweitern der Lebensenergie schnuppe, kann die Spielzeit problemlos halbiert werden. Empfehlen würden wir das aber nicht, da The Wind Waker im Grunde wie jeder andere Serienteil regelrecht davon lebt, dass wir die Spielwelt bis in den kleinsten Winkel erkunden. Gerade zum Ende hin müssen wir ohnehin bestimmte Elemente überall auf dem Meer einsammeln, weshalb das entschleunigte Gameplay eigentlich ganz gut zu dieser Designentscheidung passt.

Talente eines Schwertkämpfers

Natürlich kann dieses Spieldesign nicht bei allen punkten und für einige Serienfans dürfte womöglich dies auch genau der Aspekt des Abenteuers sein, der den Spielspaß schmälert. In anderen Belangen kann The Wind Waker mit seinem serientypischen Gameplay aber bestens unterhalten. Die Nebenquests verdichten die Atmosphäre, die Dialoge mit den Nebenfiguren sind charmant geschrieben und nicht zuletzt das Erkunden der insgesamt fünf Dungeons ist eine wahre Genugtuung. Hier lösen wir verschiedene Rätsel, indem wir Items wie Pfeil und Bogen, einen Fanghaken oder einen Bumerang einsetzen.

Auch stellen wir uns mal mehr und mal weniger furchterregenden Monstern im Nah- und Fernkampf. In diesem Aspekt kann The Wind Waker auch heute noch die meisten anderen Teile der Reihe ausstechen, da Link unter anderem horizontale wie vertikale Schwertschläge, Sprungattacken und halbkreisförmige Überraschungsangriffe beherrscht, welche die Kämpfe sehr abwechslungsreich gestalten. Fledermäuse, Schleime, Skelette, gepanzerte Krieger und nicht zuletzt die Bossgegner am Ende der Dungeons müssen sich vor uns ganz schön in Acht nehmen, denn dank des facettenreichen Movesets und der Lock-on-Funktion, die seit Ocarina of Time mit an Bord ist, gehen die Auseinandersetzungen wunderbar von der Hand und ziehen sich somit kaum in die Länge.

Klassiker für die Ewigkeit

In puncto Bedienung müssen wir sowohl für das GameCube-Original als auch die emulierte Version in der Applikation auf der Switch 2 attestieren, dass sich Link ein wenig schwammig steuert. Hinzu kommt, dass die Kamerasteuerung über den rechten Analog-Stick respektive C-Stick horizontal invertiert ist und nicht umgedreht werden kann. Mit ein wenig Eingewöhnungszeit ist aber auch diese Hürde zu nehmen. Ansonsten spielt sich der Titel durch die Knopfzuweisung für die einzelnen Gegenstände genauso, wie wir es für richtig halten. Wollt ihr den Tingle-Ceiver nutzen, bei dem es sich um ein rein optionales Item handelt, das auf die GameCube-Game-Boy-Advance-Konnektivität setzt, schaut ihr auf der Switch 2 in die Röhre. Auch wenn ihr einen Adapter anschließt, um einen Game Boy Advance zu verbinden, erkennt diese Version Nintendos Handheld nicht.

Mit Abwesenheit glänzen logischerweise auch die Verbesserungen der aus dem Jahr 2013 stammenden HD-Neuauflage wie das schnellere Segeln oder eine angenehmere Sammelquest gegen Spielende. Dafür bleibt die ursprüngliche Grafik unangetastet, was gerade Puristen erfreuen dürfte. Der Cel-Shading-Look von The Wind Waker verzaubert mit satten Farben, hübschen Comic-Effekten und tollen Animationen. Noch dazu ertönt dabei ein angenehmer Soundtrack, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Um dieses GameCube-Juwel kommt somit kein Fan von guten Action-Adventures herum!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

So gerne ich mich an den 2. Mai 2003 erinnere, als ich mir The Legend of Zelda: The Wind Waker im Elektrofachmarkt nach der Schule gekauft habe, so wenig kann ich nicht verstehen, warum Nintendo die in meinen Augen noch ein wenig bessere HD-Version für die Switch beziehungsweise Switch 2 veröffentlicht hat. Diese Version auf der Wii U gefangen zu halten, ist ein großer Fehler. Gerade die kleinen Spielverbesserungen machen den Titel für mich jedenfalls noch um ein Vielfaches besser. Trotzdem ist auch die ursprünglich für den GameCube veröffentlichte Version eine echte Spaßgranate, zumal sowohl das Gameplay als auch die Grafik zeitlos sind. Mir gefallen nicht nur der kunterbunte Cel-Shading-Look mitsamt des eindringlichen Soundtracks, sondern auch die illustren Figuren, die spaßigen Nebenaufgaben und nicht zuletzt die Dungeons, die mich richtig in ihren Bann ziehen. Auch dass sich die Story etwas mehr Zeit nimmt, um in Fahrt zu kommen, und auch im späteren Spielverlauf noch mit der einen oder anderen Überraschung punktet, hebt das Spiel für mich in den Olymp. Falls ihr den Titel noch nicht kennt, müsst ihr euch aber auf ein etwas gemächlicheres Abenteuer der Reihe einstellen. Sobald ihr euch aber einmal darauf eingelassen habt, lässt euch The Wind Waker aber bestimmt nicht mehr so schnell los!