Die Zelda CD-i-Spiele, ein Blick auf das kuriosteste Kapitel der The-Legend-of-Zelda-Geschichte – SPECIAL

Zwischen 1993 und 1994 erschienen drei Teile der The-Legend-of-Zelda-Reihe, die bei Fans allgemein einen sehr schlechten Ruf haben und von Nintendo am liebsten komplett ignoriert würden. Gemeint sind natürlich Link: The Faces of Evil, Zelda: The Wand of Gamelon und Zelda’s Adventure für Philips’ glücklose CD-i-Konsole. Im heutigen Special wollen wir uns diese drei Aussenseiter einmal genauer ansehen und ihre Geschichte, sowie ihr Vemächtnis in Form von Internet-Memes und Remaster beziehungsweise Demakes in den Fokus setzen.


Anfang der 1990er Jahre steckten Videospiele auf dem damals noch neuen Medium der CD-ROM noch in den Kinderschuhen. Bereits 1988 erschien zwar bereits mit der PC-Engine, oder Turbografx, wie sie im Westen heißt, die erste Konsole mit CD-Laufwerk in Japan und den USA. Zum damaligen Zeitpunkt bot die CD als Speichermedium ungeahnte Möglichkeiten und schien unendlichen Speicherplatz zu besitzen, den es auszufüllen gab. Im Jahr 1991 brachte Sega mit dem Sega CD als erster der beiden großen Konsolen-Hersteller ein CD-ROM-Add-On für seine 16-Bit-Konsole Mega Drive auf den Markt. Zu dieser Zeit versuchte Nintendo bereits mehrmals erfolglos, ein eigenes CD-Laufwerk für seine eigene 16-Bit-Konsole auf den Markt zu bringen. Zuerst war es 1989 die Firma Sony, die für Nintendo ein CD-ROM-basiertes System entwickeln sollte. Als diese Zusammenarbeit jedoch nicht funktionierte, entschloss sich Sony, eine eigene Konsole zu entwickeln, die später PlayStation genannt werden und der japanischen Firma einen ungeahnten Erfolg spendieren sollte. Dies ist jedoch eine andere Geschichte. Zweiter Partner war dann das holländische Multimedia-Unternehmen Philips. Auch hier fruchtete die Partnerschaft letztlich nicht, und auch Philips versuchte sich an einer eigenen Multimedia-Konsole. Der Name dieses Geräts lautete CD-i (kurz für „Compact Disc Interactive“) und erschien im Oktober 1991 in den USA und im folgenden Jahr in Europa. Während der zuvor gescheiterten Verhandlungen mit Nintendo sicherte sich Philips jedoch die Rechte an fünf bekannten Nintendo-Charakteren, was es ihnen erlaubte, diese in eigens für die CD-i entwickelten Spielen zu verwenden. Heraus kamen bei diesem Deal insgesamt vier Spiele, Hotel Mario und eben die drei The-Legend-of-Zelda-Titel, von denen jedoch keines sonderlich erfolgreich war. Dies lag unter anderem auch daran, dass die Entwicklung dieser Spiele von Nintendo so gut wie gar nicht unterstützt wurden und nur mit wenigen finanziellen Mitteln und einer sehr kurzen Entwicklungszeit auf den Markt kamen.

Link: The Faces of Evil

Link: The Faces of Evil, oder auf Deutsch „Die Fratzen des Bösen“ erschien zeitgleich mit seinem Zelda-Gegenstück The Wand of Gamelon („Der Zauberstab von Gamelon“) am 10. Oktober 1993 und wurde von der Firma Animation Magic entwickelt. Das Spiel beginnt gleich mit einem für damalige Verhältnisse ausladenden Zeichentrick-Intro, welches uns in die Geschichte des Spiels einführt und gleichzeitig die Fähigkeiten des noch jungen CD-ROM-Formats demonstrieren soll. Nach dem Sieg über Ganon ist augescheinlich einige Zeit vergangen, denn es wird Link im Palast von Hyrule langsam sehr langweilig. Der finstere Bösewicht habt sich schon seit längerem nicht mehr blicken lassen, was sich aber schlagartig ändert, als der Zauberer Gwonam auf seinem fliegenden Teppich auf der Terrasse des Schlosses landet und berichtet, dass Ganon und seine Schergen die Insel Koridai überfallen haben. Laut einer Schriftrolle, die der alte Magier aus seinem Ärmel zaubert ist Link als einziger in der Lage, den Finsterling aufzuhalten. Aus diesem Grund bringt Gwonam unseren Helden auf dem fliegenden Teppich nach Koridai und erzählt ihm, dass er die Fratzen des Bösen besiegen muss, um Ganon zu stoppen.

Für diese und die weiteren in beiden Spielen enthaltenen Zeichentrick-Szenen im russischen Animationsstil wurde extra ein Team von Animationskünstlern aus St. Petersburg eingeflogen. Hier fällt auch schon auf, wie nah das Spiel augescheinlich an der The-Legend-of-Zelda-Fernsehserie ist. Link selbst ist ein wichtigtuerischer Gernegroß, der von sich selbst eingenommen ist und Prinzessin Zelda bei jeder Gelegenheit um einen Kuss bittet, was diese jedoch jedes Mal ablehnt. Der König ist auch mit von der Partie und präsentiert sich als ein etwas einfältiger und naiver, aber gutmütiger Herrscher, seine Tochter Zelda tritt hingegen sehr selbstbewusst auf und scheut sich nicht, sich auch die Hände schmutzig zu machen. Ihre Kleidung besteht dabei aus einer lila Bluse und einer blauen Weste, ein ähnliches Outfit das die Prinzessin auch in der The-Legend-of-Zelda-Fernsehserie und in etwas abgewandelter Form in der Captain-N Zeichentrickserie trägt. Auch hier wird die Verbindung zur Zeichentrick-Serie deutlich.

Auf der Insel Koridai angekommen, können wir mit einem Cursor die einzelnen Orte auf der gezeichneten Übersichtskarte ansteuern. Haben wir ein Ziel ausgewählt, steuern wir Link durch recht kurze Abschnitte in einer Seitenansicht. Ähnlich wie Zelda II: The Adventure of Link ist das Spiel nämlich als Side-Scroller konzipiert. Dabei wehren wir uns in den insgesamt recht übersichtlichen Arealen gegen schier unendliche Horden von bekannten The-Legend-of-Zelda-Gegnern, sammeln Gegenstände und öffnen Türen. Treffen wir auf einen der schrulligen NPCs, erscheint dieser vergrößert in Zeichentrick-Optik und quasselt uns mit belanglosen Dialogen voll, während er mit ständig verändernden Gesichtszügen stark heran und weg zoomt. Diese Zwischensequenzen sollen ebenfalls die Stärke des CD-ROM-Mediums zeigen, wirken aber eher unfreiwillig komisch und sind zusammen mit dem Intro und Abspann die Quelle unzähliger Internet-Memes geworden. Im Spielverlauf schalten wir immer wieder neue Areale der Insel frei, bis wir schließlich auf Ganon treffen. Dies ist vom Ablauf her sehr simpel, allerdings leichter gesagt als getan, denn Link: The Faces of Evil leidet vor allem unter einer vollkommen verkorksten Steuerung, welche das Spiel nahezu unspielbar macht. Der „Controller“ des Philips CD-i ist nämlich wahrscheinlich eines der schrecklichsten Eingabegeräte für eine Konsole überhaupt, erinnert sie doch vom Aussehen eher an eine Fernbedienung und führt schon beim Ansehen zu Krämpfen in der Hand. So gibt es beispielsweise gar keinen Knopf zum Springen, stattdessen muss die Richtungstaste nach oben gedrückt werden. Wollen wir in eine bestimmte Richtung springen, müssen wir zuerst nach oben und dann in die Richtung drücken und hoffen, dass die Eingabe dies registriert hat. Die Steuerung des Spiels ist so dermaßen unintuitiv, dass dem Spiel wahrscheinlich besser eine Gesundheitswarnung beigelegen hätte um vor Folgeschäden zu warnen.

Zelda: The Wand of Gamelon

Link spielt in „Der Zauberstab von Gamelon“ so gut wie gar keine Rolle, die Bühne gehört hier der wehrhaften Prinzessin Zelda. Im Zeichentrick-Intro ist zu sehen, wie der König von Hyrule seiner Tochter erklärt, dass er nun nach Gamelon reisen wird, um Fürst Onkled beizustehen, der von Ganon angegriffen wird. Sollte er in einem Monat nicht zurückkehren, soll sie Link zu seiner Hilfe schicken. Als der König einen Monat später tatsächlich nicht zurückgekehrt ist, schickt Zelda Link nach Gamelon. Als dieser dann einen Monat später auch nichts von sich hören lässt, nimmt Zelda kurzerhand das Schwert selbst in die Hand und reist gemeinsam mit Impa nach Gamleon.

Es sollte erwähnt werden, dass Zelda: The Wand of Gamelon das erste Spiel der The-Legend-of-Zelda-Reihe ist, in dem die Prinzessin selbst spielbar ist. Spielerisch ist ihr Abenteuer-Debüt aber nahezu identlisch zu Links CD-i-Ausflug. Zelda durchstreift jedoch andere Szenarien und trifft auf andere Charaktere als Link. Vom Gameplay ist es demnach auch nicht gehaltvoller als Link: The Faces of Evil. Immerhin dürfen wir auch hier eine ganze Reihe unfreiwillig komischer Zwischensequenzen bestaunen, beispielsweise als Zelda den fiesen Magier Hektan abmurkst und sein explizit dargestelltes Ableben, das er selbst mit dem gequälten Ausspruch „You’ve killed me!“ kommentiert, lediglich mit einem bösen Lächeln und einem „Good!“ quittiert. Am Ende stellt sich dann heraus, dass Fürst Onkled mit Ganon unter einer Decke steckte. Der König und Link werden befreit, Ganon besiegt und Onkled darf zur Strafe für seinen Verrat das Schloss von Hyrule putzen (kein Scherz!).

Zelda’s Adventure

Der dritte Teil der „CD-i-Trilogie des Schreckens“ erschien im Juni 1994 und wurde von der Firma Viridis aus Kalifornien entwickelt und setzt auf einen ganz anderen Look als die beiden Vorgänger. Statt einer Zeichentrick-Optik erwartet uns in Zelda’s Adventure eine eher fotorealistische Grafik, die mit der Hilfe von abgefilmten Miniaturen erreicht wurde. Auch Zelda’s Adventure verzichtet wie „Der Zauberstab von Gamelon“ auf den eingefahreren Link-rettet-Zelda-Plot, sondern rückt die titelgebende Prinzessin in den Fokus und macht sie zur Hauptfigur. Das Intro ist diesmal mit echten Schauspielern besetzt und erzählt die Geschichte des Abenteuers. Diese spielt (wahrscheinlich aus lizenzrechtlichen Gründen) nicht in Hyrule, sondern im Fantasy-Reich Tolemac (Camelot rückwärts geschrieben), das von dem bösen Gannon (nein, kein Schreibfehler) bedroht wird. Dieser Fiesling mit einem N zu viel im Namen hat nämlich Link entführt und sich der sieben Tierkreiszeichen bemächtigt, und sie in den sieben Schreinen der Unterwelt versteckt. Angeleitet von dem weisen Hofastronomen Gaspro macht sich Zelda auf, in dem magischen Land das sogenannte Zeitalter des Lichts wieder herzustellen.

In einem Interview im CD-i-Magazin spricht Lee Barnes, der Geschäftsführer von Viridis von einer Durchspielzeit von über 300 Stunden und 160 NPCs, mit denen man interagieren kann. Dies ist natürlich absolut übertriebener PR-Nonsens, lässt sich das Spiel doch in knapp 12 Stunden durchspielen und die wenigen NPCs, die sich in der kargen Landschaft von Tolemac tummeln, machen entweder überhaupt nichts oder geben höchstens minimale Hinweise. Interessanterweise ist in anderen Interviews zu lesen, dass sich Zelda’s Adventure zwei Jahre in der Testphase befand, wesentlich länger als die Entwicklung des Spiels benötigte. Als dann nämlich Entwickler während der Testphase von Zelda’s Adventure abgezogen wurden und sich neuen Projekten widmeten, blieb dem Rest des Teams nur die Möglichkeit immer mehr Features zu entfernen, bis dann das Endprodukt übrig blieb.

Bei einigen Spielern hält sich dabei hartnäckig der Mythos, dass Zelda’s Adventure besser sei als die anderen beiden CD-i-Teile, da es aufgrund der Optik spielerisch näher an einem klassischen Zelda sei, ohne es je gespielt zu haben. Weit gefehlt, denn Zelda’s Adventure ist ein spielerischer Totalausfall. Während Link: The Faces of Evil und Zelda: The Wand of Gamelon noch recht durchschnittliche Spielekost boten und zumindest aufgrund der unfreiwillig komischen Zeichentrick-Szenen noch einen gewissen Charme versprühen, ist Zelda’s Adventure eine unglaublich dröge Angelegenheit. Die Prinzessin zuckelt durch eine weitgehend leere Oberwelt ohne interessante Sehenswürdigkeiten, vermöbelt mit ihrem Zauberstab seltsam schnaufende und brüllende Digi-Monster und lauscht dabei dem Pfeifen des Windes, denn an Musik wurde hier auch gespart. Während ihres Abenteuers hortet die Prinzessin eine Unmenge von unterschiedlichen Gegenständen, von denen die wenigsten überhaupt eine Funktion haben und der Rest anscheinend nur dazu da ist, das Inventar aufzufüllen. Einige Monster lassen sich zudem nur mit einer bestimmten Waffe besiegen, mit welcher wird aber im Spiel nirgendwo erklärt. Dies führt dann schon einmal dazu, dass wir in einem Dungeon vor einer verschlossenen Tür stehen, welche sich nur öffnet, wenn wir die Monster im Raum besiegen, welchen wir vorher noch nie begenet sind. Also müssen wir jede einzelne der ungefähr 15 Waffen ausprobieren und hoffen, dass diese die Richtige ist. Pech haben wir, wenn wir die Waffe noch nicht gefunden haben. Hinzu kommt, dass außer Zeldas Zauberstab jede Waffe Rupien kostet, wenn wir sie benutzen. Es kann also gut passieren, dass wir auf einmal inmitten eines Dungeons mit leeren Taschen da stehen, wenn wir unser halbes Inventar an einem neuen Monster getestet haben. Interessanterweise ist Zelda’s Adventure trotz seiner bescheidenen Qualität ein begehrtes Sammler-Objekt, das aufgrund seiner geringen Auflage stolze Summen von teilweise weit über 300€ gehandelt wird.

Memes, Remaster und ein Demake: Das Vermächtnis der Zelda-CD-i-Trilogie

Der CD-i-Konsole war kein Erfolg beschert. Anfangs noch als Multimedia-Gerät beworben, versuchte Philips das Gerät später vergeblich als Videospiel-Konsole zu vermarkten, wurde dabei aber von der weitaus günstigeren PlayStation bei ihrer Markteinführung hinter sich gelassen. 1996 mehr oder weniger von ihrem Hersteller aufgegeben, wurde die CD-i schließlich 1998 komplett eingestellt. Die drei The-Legend-of-Zelda-Spiele gerieten danach in Vergessenheit und blieben in den folgenden Jahren lediglich als ein Quell schier unendlicher Internet-Memes im Gedächtnis von Zelda-Fans weltweit. Diese Memes speisten sich vor allem aus den zahlreichen unfreiwillig lustigen Zeichentrick-Sequenzen und Dialogen aus den beiden ersten CD-i-Teilen. Nintendo selbst versuchte dabei die Spiele so gut es geht zu ignorieren und erwähnt sie genauso wenig wie das qualitativ ähnlich fragwürdige Hotel Mario, das ebenfalls in zahllosen YouTube Videos parodiert und verballhornt wird. Auch im 2013 im Westen erschienen umfassenden Zelda-Kompendium Hyrule Historia werden die drei CD-i-Ausrutscher mit keiner Silbe erwähnt und werden von den offiziellen Zeitlinien der Serie komplett ausgeschlossen.

Im Jahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, sorgte ein Amateur-Spiele-Entwickler mit dem Alias „Dopply“ für einige Verwunderung, als er Remaster der beiden ersten CD-i-Teile Link: The Faces of Evil und Zelda: The Wand of Gamelon“ veröffentlichte. Eigenen Angaben nach arbeitete er fast vier Jahre an den Remaster und baute beide Spiele mit Hilfe der Original-Assets im Program Game Maker nach. Das Projekt war laut seinen eigenen Angaben ein Insider-Witz zwischen ihm und seinen Freunden und half ihm dabei, sich selbst Spiele-Programmierung beizubringen. Die beiden Remaster setzen dabei auf eine Widescreen-Unterstützung, Untertitel, verbesserte Sprites und bieten einen „Remaster“-Modus, welcher viele der nervigen Gameplay-Elemente des Originals beseitigt und damit für ein weitaus frustfreieres Spielerlebnis sorgt. Insgesamt kann das Remaster die beiden Spiele-Gurken tatsächlich aufwerten und macht sie vielleicht nicht zu einem guten, aber immerhin spielbaren, durchschnittlichen Erlebnis.

Auch Zelda’s Adventure erhielt Anfang 2023 eine Neuauflage, allerdings als Demake im Stil eines GameBoy-Titels. Dieses stammt von dem Entwickler John Lay, der den dritten CD-i-Teil innerhalb mehrerer Jahre in ein Spiel verwandelte, das vom Look her an The Legend of Zelda: Link’s Awakening auf dem GameBoy erinnert. Somit wird das Vermächtnis der drei von Nintendo komplett ignorierten Ausrutscher von Fans aufrecht erhalten. Vielleicht sollte Nintendo die drei Spiele in Zukunft irgendwann doch einmal anerkennen und sie auch offiziell in The-Legend-of-Zelda-Büchern erwähnen. Denn egal ob Nintendo dies nun will oder nicht, die CD-i „Trilogie des Schreckens“ gehört trotz ihrer zweifelhaften Qualität zur Geschichte der Reihe und hat dort auch einen Platz verdient, und sei es als schrullige Kuriosität in einer der langlebigsten und beliebtesten Videospiel-Reihen überhaupt.

Geschrieben von Markus Schoenenborn