Erics Spiele des Jahres 2024 – SPECIAL
Traditionell berichtet die NMag-Redaktion am Ende des Jahres über ihre liebsten Spiele des vergangenen Jahres – und Traditionen müssen gepflegt werden. Deshalb beginnt auch in diesem Jahr Eric und kommentiert das zumindest für ihn schwache Nintendo-Jahr bissig.
Meine Kollegen und auch der eine oder andere NMag-Leser dürften mich für die folgenden Worte wohl steinigen, aber auch in diesem Jahr wurde ich doch arg enttäuscht. Diesmal liegt das aber vor allem an Nintendo selbst, denn das japanische Traditionsunternehmen aus Kyōto hat sich arg ausgeruht. Das Jahr 2024 wurde von einer Remaster- beziehungsweise Remake-Welle überschattet, die nur wenig Raum für gänzlich neue Titel ließ. Falls es dennoch neue Spiele gab, waren diese spielerisch entweder nicht sonderlich anspruchsvoll wie bei Emio: Der lächelnde Mann – Famicom Detective Club, von Rogue-like-Elementen wie bei Endless Ocean: Luminous durchsetzt oder technisch unausgereift wie bei The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom oder Mario & Luigi: Brothership.
Auch die Konkurrenz hat förmlich an der inzwischen maßlos veralteten Hardware der Switch zu knabbern. Ihr gelingt es ebenso wenig wie Nintendo selbst eine stabile Framerate zu halten oder zumindest kurze Ladezeiten zu ermöglichen. Daher kann eigentlich bei jedem Multiplattformtitel gesagt werden, dass dieser lieber auf dem PC oder der PlayStation 5 genossen werden sollte. Irgendwas muss ich aber schreiben, denn sonst würde mir unsere Chefredaktion aufs Dach steigen. Es folgen meine fünf „liebsten“ Spiele 2024, aber nicht unbedingt in der Form, wie ich sie spielen möchte.
Emio: Der lächelnde Mann – Famicom Detective Club
Den Anfang macht Emio: Der lächelnde Mann – Famicom Detective Club, auf das ich mich im Vorfeld sehr gefreut hatte, zumal mir die Remakes der Vorgänger sehr zusagten. Beim Spielen fallen einem jedoch dieselben Baustellen auf. Das mehrmalige Anklicken ein und desselben Dialogpunkts zum Vorantreiben der Story nervt einfach. So fühlen sich die Dialoge unnötig in die Länge gezogen an. Auch dass es kaum Rätsel gibt, finde ich sehr schade – hier haben die Entwickler unfassbar viel Potenzial verschenkt. Von den ausbaufähigen Animationen der Charaktere gar nicht erst zu sprechen, denn das ist bei den Vorgängern ein genauso großes Problem.
Trotzdem spiele ich den Titel gerne, denn die Story ist gut geschrieben, wartet mit interessanten Charakteren auf und macht stets Lust, mehr über den titelgebenden lächelnden Mann herauszufinden und wie alles zusammenhängt. Ich kann nur empfehlen, das Zusatzkapitel nach dem Abspann zu spielen, da dieses sogar mit Anime-Sequenzen angereichert wurde. Warum diese Liebe nicht dem Hauptteil des Spiels zugewandt wurde, bleibt mir auch am Jahresende ein Rätsel. Dennoch ist Emio: Der lächelnde Mann – Famicom Detective Club ein guter Genrevertreter, der aber viel besser hätte sein können. Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler aus den Fehlern lernen, damit ich eine mögliche Fortsetzung gerne in meine Liste aufnehme – und nicht nur aus Mangel an Alternativen, wie ich anmerken möchte.
Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven
Kommen wir nun zu den Spielen, die ich wirklich gerne in meine Topliste am Jahresende aufnehme, auch wenn ich mit keinem der folgenden Vertreter hundertprozentig zufrieden bin. Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven ist nämlich grundsätzlich ein wunderbares Remake eines waschechten Klassikers. Auch heute noch hebt sich das Spiel von der Konkurrenz ab, denn die generationsübergreifende Erzählung ist etwas, was es in anderen Spielen seither nur sehr selten gab.
Das Tolle am Remake ist, dass nahezu alle Kritikpunkte, die an der ursprünglichen Fassung oder der Neuauflage von 2016 vorgebracht werden könnten, quasi nicht mehr existieren. Verständliche Erklärungen helfen Neulingen, sich im Kampfsystem zurechtzufinden – inklusive deutscher Übersetzung. Außerdem ist Return of the Seven wesentlich zugänglicher, was den Schwierigkeitsgrad angeht. Die fast schon gnadenlosen Mechaniken bezüglich des Ablebens von Charakteren sind auf den unteren beiden Schwierigkeitsgraden entschärft und bieten einen tollen Einstieg in die Serie. Hinzu kommt ein angenehmer Grafikstil und wunderbare Musik aus der Feder von Komponist Kenji Itō. Aufgrund der mauen Technik solltet ihr aber Abstand von der Switch-Fassung nehmen, sofern ihr nachladende Texturen, Framerate-Einbrüche und teilweise längere Ladzeiten nicht als Spielspaßkiller betrachtet.
Dragon Quest III: HD-2D Remake
Bislang waren die HD-2D-Spiele auf der Switch sehr spielenswert. Leider trifft dies nicht ganz auf Dragon Quest III: HD-2D Remake zu. So stolpert ihr auch hier über Framerate-Einbrüche und nervige Ladezeiten. Trotzdem solltet ihr dem Spiel, wenn auch auf einer anderen Plattform, eine Chance geben. Ende der 1980er-Jahre half der dritte Serienteil dabei, das Genre der japanischen Rollenspiele zu definieren. Auch 2024 gehört er meiner Meinung nach immer noch zu den besten Serienteilen.
Selbst beim wiederholten Spielen macht es mir nichts aus, mit weitgehend charakterlosen Helden durch die Lande zu ziehen. Das liegt daran, dass ich überall kleinere Geschichten in einer Welt erlebe, die bei genauerem Hinsehen atmet. Das motiviert mich, bei wunderschöner Grafik im HD-2D-Gewand und einer fantastischen Soundkulisse alle Königreiche zu besuchen und jeden noch so unscheinbaren Dungeon bis in die entlegensten Winkel zu erforschen. Hinzu kommen hunderte Zufallskämpfe, die durch die leichte Programmierbarkeit meiner Mitstreiter noch schneller, actionreicher und spannender ablaufen, als wenn ich mich um alle Aktionen selbst kümmern würde. Im Remake kommen zudem tolle Komfortfunktionen wie Zielmarkierungen oder unterschiedliche Schwierigkeitsgrade hinzu, wodurch der Titel für alle Spielertypen gleichermaßen einladend sein dürfte.
The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom
Nintendo weiß ja doch noch, wie ein The Legend of Zelda auszusehen hat oder zumindest aussehen könnte. Obwohl sich The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom an vielen Elementen älterer wie jüngerer Serienteile bedient, funktioniert die Mischung bis auf ein paar Spieldesignschnitzer nämlich hervorragend. Es macht Spaß, zur Abwechslung auch mal die Prinzessin zu spielen, selbst wenn diese überwiegend nur passiv agiert. Sobald einmal die richtigen Objekte und Monster eingeprägt worden sind, flutschen Kämpfe und Rätsel – und wenn einmal etwas nicht auf Anhieb klappt, da meine spielinterne Begleitung Tri noch zu schwach ist, probiere ich einfach einen anderen Ansatz aus.
Visuell macht das Spiel ebenso vieles richtig, denn die Landschaften sind schön anzusehen. Nur die Performance hätten die Entwickler deutlich besser in den Griff kriegen müssen. Auditiv hätte ich mir ein paar prägnantere Stücke gewünscht, aber ich lasse mich auch gerne von den enthaltenen Melodien verwöhnen. Am Ende macht es für mich die eher klassische Struktur des Spiels aus, denn trotz freier Wahlmöglichkeiten, in welcher Reihenfolge ich die Dungeons abklappere und wie ich dorthin gelange, habe ich damit sehr viel mehr Spaß als mit der offenen Spielwelt der letzten Serienteile. Der nächste Serienteil darf in meinen Augen dann aber bitte wieder ganz klassisch ausfallen.
Fantasian: Neo Dimension
An der Spitze meiner Spiele des Jahres 2024 steht klar Fantasian: Neo Dimension. Warum dieses Kleinod jahrelang ein Nischendasein als exklusiver Apple-Arcade-Titel fristen musste, will mir zwar nicht in den Kopf gehen, doch bin ich froh, dass das Spiel jetzt auch auf anderen Plattformen spielbar ist. Das Rollenspiel aus dem Hause Mistwalker konzentriert sich an älteren Genrevertretern, wie ich sie heute kaum noch kenne. Auch mag das Konzept des amnesiegeplagten Helden veraltet sein, doch es funktioniert für mich einfach. Hinzu kommt ein taktisches Kampfsystem, das mir von Beginn an leicht verständlich erklärt wird.
Nicht vergessen darf ich die audiovisuelle Qualität des Spiels, denn nicht nur die Kompositionen von Nobuo Uematsu sind gelungen, sondern auch die aus Dioramen bestehende Spielwelt, die mich an die vorgerenderten Hintergründe aus älteren Final-Fantasy-Teilen erinnert. Am Spiel auszusetzen habe ich fernab der fehlenden deutschen Übersetzung nur wenig. So ist die Navigation zusammen mit den starren Kameraperspektiven schlicht nervig. Auch die Ladezeiten auf der Switch hätten die Entwickler ruhig vermeiden können. So zieht sich das Spiel aufgrund häufigen Wechselns des Gebiets oder den zahlreichen Zufallskämpfen durch die Ladezeiten sehr. Dennoch habe ich Fantasian: Neo Dimension einfach ins Herz geschlossen.