Kommentar zur Absage der E3 2020 – SPECIAL

Nach den Gerüchten der letzten Wochen ist es nun offiziell, die Electronic Entertainment Expo 2020 wurde abgesagt. In einem Statement auf der Messewebsite hat die ESA als Veranstalter die aktuelle Lage rund um den Coronavirus beziehungsweise COVID-19 die Absage der E3 2020 bestätigt. Was das bedeutet, welche Alternativen überlegt werden und eine persönliche Einschätzung in einem Kommentar.


Die Electronic Entertainment Expo 2020 (kurz E3 2020) wurde abgesagt. Überraschend ist weder die Entscheidung noch der im Statement der ESA angegebene Grund. Aufgrund des weltweit verbreiteten Coronavirus wurde gemeinsam mit den Partnern und Blick auf die Gesundheit von Ausstellern, Angestellten und Besuchern die schwere Entscheidung getroffen die E3 abzusagen.

Die richtige Entscheidung

Vereinzelt habe ich bereits Kommentare dazu gelesen, dass die Absage verfrüht sei, schließlich finde die E3 erst im Juni statt. Dass ist aber zu kurz gedacht. Schließlich hängt an einer Messe dieser Dimension weitaus mehr als an einem einfachen Konzert oder Fußballspiel. Die Games Developers Conference oder in Deutschland die Leipziger Buchmesse inklusive Manga Comic Convention haben gezeigt, dass kurzfristige Absagen für Aussteller und Besucher unnötigen Stress und Probleme mit sich bringen kann. Für die E3 müssen Flüge und Hotels gebucht, Messedemos erstellt, Stände entworfen und allerlei mehr vorbereitet werden. Bei so manchem Entwickler und Publisher dürfte Planung der E3 bereits begonnen haben.

Die frühe Absage ermöglicht es also der gesamten Branche bereits jetzt darauf zu reagieren, Alternativen zu überlegen und unnötige Kosten zu vermeiden. Gerade letzteres kann für kleinere Studios wichtig sein, schließlich sind manche Unternehmen auch auf der E3 um Kontakte zu knüpfen, ihr Spiel bekannter zu machen und vielleicht zusätztliche Partner zu finden. Gerade nachdem die GDC nicht stattgefunden hat, ein wichtiger Aspekt. Demnach ist die Absage der E3 2020 knapp drei Monate vor dem geplanten Termin meiner Meinung nach absolut richtig. Unabhängig davon wie jeder einzelne zum Coronavirus, dessen Verbreitung eingedämmt werden muss, steht.

Was bedeutet die Absage? Gibt es Alternativen?

Für die bereits seit Jahren schwächelnde E3 wurde von manchen Seiten noch vor der offiziellen Absage ein mögliches endgültiges Ende vorhergesagt. Ob es wirklich so kommen wird, lässt sich aktuell unmöglich vorhersagen. Stand jetzt, plant die ESA die E3 2021 wieder zurückkehren zu lassen. In wie weit die Messe sich dann verkleinert hat oder in einem anderen Rahmen stattfindet, bleibt abzuwarten. Feststeht, dass immer mehr Unternehmen auf eigene Events setzt. Neben Electronic Arts etwa Sony. Alles andere ist aber Spekulation und geht zu weit, weshalb wir abwarten sollten, was die Zukunft der E3 bringt.

In diesem Jahr überlegen die Veranstalter die Möglichkeit einer sogenannten „online experience“, die im Juni 2020 für Branchen-Ankündigungen genutzt werden soll. Was genau das bedeutet, müssen wir ebenfalls noch abwarten. Möglich wären aber Live-Streams in deren Rahmen neue Spiele und Hardware angekündigt und vorgestellt wird. Hierfür könnten die offiziellen E3-Kanäle genutzt werden, um auch kleineren Unternehmen eine prominente Bühne zu geben. Ähnlich könnten die klassischen Pressekonferenzen abgehalten werden. Microsoft, Sony, Ubisoft, Bethesda, Square Enix und viele weitere könnten auf eigene Live-Streams setzen in denen sie ihre Neuankündigungen tätigen. Ähnlich wie Nintendo bereits seit Jahren in den Digital Events und übers Jahr verteilten Nintendo Directs.

Geringe Änderungen für Fans?

Gaming-Fans, die persönlich sowieso nicht zur E3 gefahren wären, müssen eventuell also nur bedingt mit Änderungen rechnen. Statt die Messe-Streams aus Los Angeles zu erhalten, würden diese direkt aus den Entwicklerstudios oder von anderen Orten erfolgen. Eine Präsentation der Neuankündigungen dürfte trotz allem gegeben sein. Vielleicht wird so manches Spiel sogar früher enthüllt, da die Wartezeit bis Juni ohne E3 nicht mehr lohnend ist. Hier bleibt abzuwarten wie Publisher und Entwickler verfahren.

Nintendo verzichtet wie bereits erwähnt seit Jahren auf eine Pressekonferenz. Das mittlerweile übliche Digital Event dürfte in diesem Jahr nach aktuellem Stand wie gewohnt stattfinden. Vielleicht nur nicht erst im Juni sondern mittels zusätzlicher Nintendo Directs bereits früher. Nicht einmal auf die Tree-House-Live-Streams werden wir zwingend verzichten müssen. Schließlich könnte Nintendo diese trotzdem durchführen und Entwickler in die Nintendo-Zentrale laden oder ausgewählte Streams direkt aus den Entwicklerstudios weltweit veranstalten.

Was letztlich passiert bleibt abzuwarten. Sicher ist aber: Spiele- und Hardware-Ankündigungen sowie -Präsentationen wird es auch ohne die E3 2020 geben. Live-Streams bieten dafür einfache und schnelle Möglichkeiten. Die Absage der Messe ist in jedem Fall eine richtige Entscheidung, für die es in der aktuellen Situation kaum eine Alternativ gibt.

Geschrieben von Alexander Geisler