51 Worldwide Games – TEST

In vielen Familien war und ist es immer noch üblich, Spielabende zu veranstalten. Was früher oftmals Brett- und Kartenspiele waren, sind heute immer häufiger Videospiele. 51 Worldwide Games von Entwicklerstudio NDCube verbindet beide Welten zu einer tollen Spielsammlung.


Dass große Spielsammlungen Anklang im Videospielbereich finden, bewies bereits 42 Spieleklassiker für den Nintendo DS aus dem Jahr 2005. Da die Switch nicht nur am heimischen Fernseher, sondern auch im Handheld- und Tabletop-Modus für ein derartiges Konzept prädestiniert zu sein schien, kam die Entwicklung ins Rollen. Schon vorweg lässt sich sagen, dass 51 Worldwide Games eine überaus gelungene Spielsammlung ist. Das Angebot ist mit den 51 titelgebenden Spielen nicht nur besonders groß, sondern auch überaus abwechslungsreich. NDCube hat sich verschiedene Gesellschaftsspiele aus diversen Kulturen der Welt angeschaut und diese mit viel Liebe zum Detail in ein digitales Korsett gezwängt.

Vertreten sind beispielsweise Klassiker wie Ludo, das die meisten von euch vermutlich als „Mensch ärgere dich nicht“ kennen dürften. Hier wird sich brav abgewechselt und der virtuelle Würfel geworfen, um seine Spielfigur auf dem Spielbrett fortzubewegen. Wie im echten Leben gehört hier ein wenig Glück dazu. Soll heißen, wer keine Sechs würfelt, muss gegebenenfalls mehrere Runden warten, bis er wieder loslegen darf. Auch wenn die Berechnung zufällig ist, muss sich jeder im Klaren darüber sein, dass die virtuellen Würfel niemals das Gefühl eines echten Kubus ersetzen. 51 Worldwide Games stellt damit eher eine sehr platzsparende Alternative dar.

Spiele aus der ganzen Welt

Neben in ganz Europa und Nordamerika bekannten Spielchen wie Domino, Hasenjagd, Käsekästchen, Mühle oder Schach haben auch Exoten ihren Weg in die Sammlung gefunden. Als Beispiel wollen wir da Mankalla nennen, das vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern gespielt wird. Hier müssen wir klug taktieren und kleine Spielsteine von einer Mulde in die nächste transportieren, sodass wir am Ende die meisten der klunkerförmigen Objekte besitzen. Fans von chinesischen und japanischen Spielen dürfen hingegen auch die Bekanntschaft mit Hanafuda, Mahjongg oder Shōgi machen.

Da diese Spiele eine steile Lernkurve aufweisen, finden wir es gut, dass die Entwickler auch an mehr oder weniger aussagekräftige Anleitungen gedacht haben. Starten wir eines der 51 Spiele, wird uns eine – glücklicherweise auch überspringbare – Einführung vorgesetzt, in der wir ein erstes Bild vom jeweiligen Spiel bekommen. Über das jeweilige Untermenü dürfen wir uns dann auch ein elektronisches Regelwerk durchlesen und in wenigen Fällen sogar kurze Tutorials spielen. Hinzu kommt, dass die vertonten Einführungen mit prominenten deutschen Synchronsprechern wie Bernd Vollbrecht oder Sebastian Fitzner besetzt sind. Da hier auch nicht an der einen oder anderen humorvollen Einlage gespart wird, ist die Aufmachung insgesamt als charmant einzustufen.

Ungebremster Spielfluss online und offline

Da das Spiel grundsätzlich auf Mehrspielerpartien ausgelegt ist, bleibt die berechtigte Frage, ob und inwiefern Solisten vom Spiel profitieren. Jedes der enthaltenen Werke lässt sich auch alleine gegen den Computergegner spielen. Die künstliche Intelligenz des Computers ist in unseren Augen jedoch ein zweischneidiges Schwert. In vielen Fällen agiert er in sämtlichen Schwierigkeitsstufen äußerst clever, macht aber gerne mal den spielentscheidenden Fehler. Wer keine Freunde auf der Couch versammeln will oder schlicht nicht den Platz oder die Möglichkeit dazu hat, darf sich auch online mit ihnen oder echten Gegnern messen.

Gut vier Fünftel des Angebots lässt sich mit verschmerzbaren Lags online spielen. Dabei können wir über eine Auswahl bis zu drei Spiele selektieren, auf die wir Lust haben. Kommt eine Internetbegegnung nicht sofort zustande, dürfen wir auch im Einzelspielermodus weiterspielen. Sobald die Online-Partie losgeht, wird der Einzelspielermodus mit einem „Lesezeichen“ pausiert, was dem ununterbrochenen Spielfluss wirklich gut tut. In puncto Bedienung überzeugt 51 Worldwide Games vor allem mit der Knöpfchen- und Touchscreen-Steuerung. Die Bewegungssteuerung, die bei Bowling, Darts und Angeln vorausgesetzt wird, enttäuscht jedoch mit unglaublicher Ungenauigkeit. Bei der sonst gelungenen Spielsammlung ist das verzeihlich.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

51 Worldwide Games ist aus Sicht eines deutschen Spielers eine wirklich gelungene Ansammlung von abwechslungsreichen Spielen aus der ganzen Welt. Brettspielklassiker wie Ludo, Dame oder Hasenjagd unterhalten genauso gut wie das exotische Mankalla. Kartenspiele wie Hanafuda oder Präsident tun ihr übriges, um mich langfristig an die Switch zu fesseln – und das nicht nur mit Freunden. Auch alleine macht 51 Worldwide Games sehr viel Spaß, zumal ein Online-Modus über die im entscheidenden Moment etwas zu plumpe künstliche Intelligenz hinwegtäuscht. Schade finde ich jedoch, dass es keine Möglichkeit gibt, mit meinen Mitspielern zu kommunizieren. Was bei kurzen Plänkeln in Golf oder Viererreihe sicherlich nicht nötig wäre, stört bei dreißigminütigen Ludo-Partien ungemein. Hier sollte bei Publisher Nintendo endlich ein Umdenken stattfinden. Genauso sollte mit einem Patch auch eine Knöpfchensteuerung für Bowling, Darts und Angeln stattfinden, denn diese drei Spiele lassen sich nur mit regelmäßigen Wutanfällen überstehen. Nichtsdestotrotz ist 51 Worldwide Games genau die Sammlung, die keinem gesellschaftsfähigen Switch-Besitzer fehlen darf.