ACA Neogeo World Heroes Perfect – TEST
Wer von ACA Neogeo World Heroes Perfect noch nichts gehört hat, dem sei gesagt, dass es sich hierbei um eine Heimkonsolenumsetzung des vierten und bis heute sogar letzten Teils einer Prügelspielreihe handelt, den man zugleich einfach lieben wie auch hassen muss.
Die Handlung des Spiels führt die Geschichte nach den letzten Ereignissen von World Heroes 2 Jet fort. Ein Jahr nach dem World Heroes Battle Fest und der Niederlage von Zeus, hat der Wissenschaftler Doktor Brown sechzehn Einladungen durch Raum und Zeit geschickt, um unter den Empfängern den besten und stärksten Kämpfer aller Zeiten auszuwählen. Im Spiel selbst ist von dieser Story aber so gut wie nichts zu spüren. Das ist einerseits sehr schade, da wir den Trash-Faktor sehr gerne in Zwischensequenzen und Co gesehen hätten. Andererseits sind wir auch ganz froh darüber, da sich der Titel so definitiv aufs Wesentliche konzentrieren kann.
In World Heroes Perfect schlüpfen wir in die Rolle einer von sechzehn historischen Figuren, die wir zum Beispiel aus dem Geschichtsunterricht oder auch aus der japanischen und chinesischen Populärkultur kennen. Eine genaue Übertragung der Namen erfolgte zwar nicht, doch sind die Ähnlichkeiten frappierend oder zumindest naheliegend. So sind der Kung-Fu-Kämpfer Kim Dragon seinem Vorbild Bruce Lee und die Schwertkämpferin Janne D’Arc der sehr ähnlich klingenden französischen Nationalheldin des 15. Jahrhunderts nachempfunden. Weitere Auftritte haben unter anderem Ryōko Izumo, die sich an der Jūdōka Yawara Inokuma aus dem Manga Yawara! orientiert und Erick alias Erik Thorvaldsson.
Herausforderungen für Beat-’em-up-Profis
Dieses Sammelsurium aus den unterschiedlichsten Charakteren funktioniert im Spiel selbst wirklich gut, denn tatsächlich jeder Charakter unterscheidet sich durch Stärke, Schnelligkeit und Fähigkeiten sehr stark von seinen Kontrahenten. Hier findet wirklich jeder Spieler seinen bevorzugten Kämpfer, den er zum Champion machen möchte. Gekämpft wird klassisch nach den typischen Beat-’em-up-Regeln der 1990er Jahre. Wir kämpfen maximal dreimal gegen einen Gegner und wer zwei Siege davonträgt, steigt als Gewinner aus dem Ring. Das Bewegungsrepertoire umfasst leichte und starke Schläge, sowie Tritte. Zudem verfügt jeder der Charaktere über Spezialfähigkeiten, die über Angriffskombinationen ausgelöst werden.
Das ist in vielen Fällen auch bitter nötig, denn die künstliche Intelligenz der Gegner ist im Einzelspielermodus nicht zu verachten. Wer hier nur wahllos auf die Knöpfe haut und wild durch die Gegend hüpft, wird nur selten erfolgreich sein. Unsere Gegner nutzen nämlich so gut wie jede Gelegenheit, um mit ihren Combo-Attacken anzugeben. Anfänger können dadurch recht schnell demotiviert werden – Profis hingegen sehen in den teils schon unfairen Gegnern eine neue Herausforderung. Wer nicht alleine spielen will, wirft einfach eine virtuelle Münze aus einem schier unendlichen Vorrat nach, damit ein zweiter Spieler (optional bewaffnet mit einem einzelnen Joy-Con) lokal als Gegner antreten darf. Einen Online-Modus gibt es leider nicht.
Details würzen das Gesamtpaket
Die Steuerung von World Heroes Perfect ist herausragend. Jede Eingabe funktioniert hierbei zwar ohne Verzögerung, doch muss man dabei beachten, dass zum einen nicht jeder Spieler schnelle Reflexe hat und zum anderen nicht jeder Charakter wertebedingt schnell genug ist, um in brenzligen Situationen bei einem gegnerischen Angriff zu reagieren. Besonders wenn wir den Titel über den linken Analog-Stick spielen, könnte dieses Problem stärker auftreten als gewöhnlich. Wir empfehlen daher auf jeden Fall, den Titel entweder über die vier Richtungstasten des linken Joy-Con-Controllers oder per Steuerkreuz auf dem Pro Controller zu spielen.
Insbesondere beim Vor- und Zurückschnellen fühlen sich die Kämpfe, die unter anderem im Tōkyōer Stadtteil Shibuya, in einer steinzeitlichen Höhle, auf einem Mammutfriedhof, bei den alten Ägyptern oder in einem fliegenden Schloss stattfinden, wesentlich direkter an. Auf der technischen Seite bietet der Titel hübsche 16-Bit-Hintergründe, die oft mit kleinen Details gespickt sind. Jubelnde Japaner in den Straßen von Shibuya, sich am Feuer wärmende Neandertaler oder ein Kran, der ein Schiff belädt, sorgen für ein wenig Dynamik. Hinzu kommt gelungene Musik, die ebenfalls mit Details überzeugt. In der steinzeitlichen Höhle haben wir zum Beispiel das Gefühl, tatsächlich Trommeln im Hintergrund zu hören. So bietet World Heroes Perfect selbst abseits des Prügelspielalltags einiges zu entdecken. Toll!
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
ACA Neogeo World Heroes Perfect ist wahrhaftig ein verrücktes Spiel, denn wenn Charaktere, die Bruce Lee, Jeanne D’Arc oder Erik Thorvaldsson nachempfunden sind, aufeinandertreffen, dann kann das nur in irrsinnigem Spielspaß enden. Auch wenn ich nicht mit jedem der 16 Charaktere zurechtkomme, habe ich unglaublich viel Spaß mit dem Titel. Die Kämpfe laufen sehr flott ab, die Combos sind schnell verinnerlicht und dadurch, dass mir die künstliche Intelligenz der Gegner keine freie Sekunde zum Verschnaufen lässt, kann und will ich den Titel immer erst dann aus der Hand legen, wenn ich zum besten Kämpfer aller Zeiten gekrönt wurde beziehungsweise ganz oben auf der Online-Highscore-Liste stehe. Schade, dass es der letzte Teil der Reihe bis heute ist. Hier könnte sich Publisher SNK ruhig einmal an einen neuen Teil setzen; alleine schon, um die kuriose Geschichte mit modernen Mitteln und Methoden weiterzuspinnen.