Bulb Boy – TEST

Vom Comic-Stil darf man sich in Bulb Boy nicht in die Irre führen lassen – hinter dem seichten Adventure verstecken sich mehr Horror-Elemente, als man vermuten möchte.


Der titelgebende Birnen-Bub trägt auf dem Hals zwar nur eine Glühbirne, die alptraumhaften Spielabschnitte bringen ihn aber trotzdem nicht aus der Fassung. Aus der 2D-Seitenansicht steuern wir den Birnen-Jungen durch sein vom Bösen übermanntes Zuhause und versuchen unsere Angehörigen zu retten. Dabei sammeln wir unterschiedliche Gegenstände ein und verwenden diese an anderen Orten – die Adventure-Mechaniken beschränken sich auf diese Tätigkeit. Keine der Rätsel sind sonderlich komplex und es dauert nie länger als wenige Minuten, bis wir in das nächste Gebiet vorankommen.

Damit kann sich der Spieler voll und ganz auf die Stärke des Spiels – die Präsentation – konzentrieren. Das verstrahlt-grünliche Ambiente verpasst dem Ganzen einen sehr bedrohlichen Unterton, der sich thematisch durch das gesamte Spiel zieht. Auch die wenigen Gegner, die wir per Rätsel-Mechaniken ziemlich brutal besiegen oder umgehen, punkten mit abstrakten und einprägsamen Designs. Wer glaubt, ein Comic-Stil vermittle keine Horror-Stimmung, der wird mit Bulb Boy eines Besseren belehrt.

Mangel an Hygiene

Diese Stimmung baut das Spiel mitunter auf, indem es sich auch gern an unappetitlichen Thematiken wie der Völlerei, dem Umgang mit Exkrementen und dem Eigenleben von Sanitäranlagen bedient. Zusammen mit der ungesunden Lichtstimmung und der Einzigartigkeit der Spielfigur sind das die besonderen Elemente von Bulb Boy. Auf der anderen Seite steht der gehässige Humor des Spiels: Bulb Boy erfreut sich an jedem blutigen Tod eines Gegners wie ein naives Schnitzel, die Art und Weise wie Bulb Boy mit seiner Umgebung interagiert, ist ebenfalls unterhaltsam. Daraus entwickelt Bulb Boy seinen ganz eigenen Charm, den wir so schnell nicht mehr vergessen werden.

Mundfaule Birnen

Das Spiel kommt ganz ohne Text und Spracheinbindung aus. Aufgaben und Hilfestellungen werden in Gedankenblasen comicartig angerissen, die Story selbst wird nur durch das Erlebte erzählt. Diese lässt sich aber sowieso in einer dieser Sprechblasen zusammenfassen. Leider erschließen sich einige Rätsel nicht aus einer Logik, sondern eher durch Ausprobieren aller Möglichkeiten. Mehr reagieren als selbstständig agieren ist also das Motto, wobei sich die Ausprobierphasen zeitlich immer in Grenzen halten.

Eine interessante Mechanik bietet das Spiel aber dennoch: Unsere Spielfigur kann an bestimmten Elementen seine Birne abschrauben und auf andere Gegenstände aufsetzen, um deren Fähigkeiten zu übernehmen. So weiter das Spiel voranschreitet, so mehr Gameplay-Möglichkeiten eröffnen sich uns; nach spätestens drei Stunden ist damit aber auch schon wieder Schluss. Gerne hätten wir noch weitere Level-Abschnitte, Gegner und vor allem mehr der verrückten Ideen gesehen. Das Potential für die Zukunft ist groß.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

 

Die Stärke von Bulb Boy liegt eindeutig in seiner unwirklichen Stimmung und seinen skurrilen Charakter- und Monster-Designs. Spielerisch können die simplen Rätsel-Mechaniken über die kurze Spielzeit hinweg dennoch für Laune sogen. Wer sich von den brutalen und unappetitlichen Designs nicht abgeschreckt fühlt und spielerisch nicht groß gefordert werden will, der wird mit dem netten und kleinen Adventure bestimmt einige Überraschungen erleben.