Bury me, my Love – TEST
Bury me, my Love handelt von der jungen Frau Nour, die aus Syrien nach Europa flüchten möchte. Auch wenn die Flüchtlingsthematik in den letzten Jahren sehr oft in den Medien behandelt worden ist, lohnt sich dennoch ein Blick auf dieses kurze, von realen Geschehnissen inspirierte Spiel. Es könnte sogar Perspektiven aufzeigen, die vorher vielleicht weniger bekannt waren.
Das 2017 für Smartphones entwickelte Spiel Bury me, my Love erschien im Januar nun auch für Steam und Nintendo Switch. Der Titel bedeutet auf Deutsch so viel wie „Begrabe mich, mein Schatz“. Dies ist ein arabischer Ausdruck, der verwendet wird, wenn eine geliebte Person Abschied nimmt und hat im deutschsprachigen Raum die Bedeutung „Pass auf dich auf“ oder „Denke nicht mal daran, vor mir zu sterben“. Nour und Majd leben zusammen in Homs in Syrien. Wir nehmen die Rolle von Majd ein, dem Mann von Nour. Während Nour ihren Wohnort Homs verlässt, der bereits sehr unter dem Krieg gelitten hat, verbleibt Majd dort. Welche Beweggründe Nour dazu geführt haben Syrien zu verlassen, kann in der Vorgeschichte zum Spiel kostenlos auf der Website von dem Fernsehsender Arte erfahren werden. Auch falls ihr euch unsicher sein solltet, ob euch das Spiel zusagt oder nicht, könnt ihr so bereits einen Einblick in die Gestaltung des Spiels erlangen, da diese Vorgeschichte ebenfalls wie das Spiel im Messenger-Stil gestaltet ist.
Spielgestaltung
Als Majd schreiben wir per Smartphone mit seiner Frau Nour, die sich auf den Weg nach Europa macht. Mit knapp 2700 Euro, einem Flugticket und Visum in die Türkei verlässt sie ihren Wohnort Homs. Die Spielmechanik besteht einerseits aus einem Messenger-System, bei dem Nour von ihren eigenen, positiven sowie negativen, Erfahrungen auf der Flucht berichtet, und andererseits aus Majds Entscheidungen, welche Antworten er an Nour verfasst. Wir können Nour per Telefon durch verschiedene Länder und Situationen, mit denen Migranten konfrontiert werden, wie zum Beispiel Flüchtlingslager oder Grenzübergänge, begleiten. Dabei beeinflussen wir sie durch unsere Nachrichten in ihrer Moralität, ihren Finanzen, ihren mitgeführten Gegenständen und natürlich auch in der Beziehung der beiden. Ob und auf welchem Weg Nour ihr Ziel erreicht, liegt also nur an der Unterstützung von Majd per Messenger – denn es gibt 19 mögliche Spielausgänge. Die Flucht von Nour kann natürlich erfolgreich ausgehen oder eben auch mit einem unerwünschten und unerwarteten Ende abschließen.
Das Spiel konzentriert sich auf die Erzählung der Flucht, hierbei erleben wir die verschiedensten, auf realen Begebenheiten beruhenden Schwierigkeiten und die einzige Interaktionsmöglichkeit ist der Messenger. Dadurch wirkt es insgesamt weniger wie ein Spiel im gewöhnlichen Stil, sondern eher wie ein realer Messenger-Chat. Die Sprache ist locker, es gibt Tippfehler, Tasten- und Nachrichtentöne und natürlich auch Emojis. Abgesehen von den Handytönen gibt es leider nur wenig musikalische Untermalung, auch Sprachnachrichten gibt es lediglich an den Story-Enden. Weiterhin könnten die Handytöne manche Spieler vielleicht etwas stören, diese lassen sich jedoch leicht ausschalten. Möchten wir das Spiel erneut beginnen, müssen wir uns jedoch darauf einlassen, dass wir erneut vom Anfang starten. Bestimmte Zwischenpunkte der eben gespielten Geschichte können wir leider nicht auswählen, um von dort die Reise erneut zu beginnen. Das Spiel ist vor allem für Spieler geeignet, die eine Flucht, bei der mit verschiedensten Komplikationen gerechnet werden muss, per Messenger miterleben möchten. Wer sich für die Thematik sowieso interessiert und gern einmal die Perspektive eines Angehörigen eines Flüchtlings einnehmen möchte, ist hier richtig.
Geschrieben von Linda Hilla
Fazit:
Ich fand Bury me, my Love gut, hätte mir jedoch eine frühere Umsetzung des Spiels für die Switch gewünscht. So ist erkennbar, dass der Ursprung des Spiels eine Smartphone-Version ist, dies beeinträchtigt jedoch den Spielgenuss nur wenig. Der Fokus des Spiels liegt auf der Geschichte und der eigenen Beeinflussung dieser, da lediglich eine Interaktion per Messenger-System möglich ist. Vor dem Spielkauf sollte dies klar sein, denn manchen könnte deshalb wohl etwas die Abwechslung fehlen. Durch die kurze Dauer von circa zwei Stunden bin ich aber animiert, mehrere Spieldurchgänge auszuprobieren. Hierfür hätte ich mir jedoch gewünscht, dass ich an Zwischenpunkten der eben erlebten Geschichte ansetzen oder zumindest bereits gespielte Teile bis zur nächsten Entscheidung skippen kann. Das Spiel kann einen jedoch gedanklich noch weitaus länger als die reine Spielzeit beschäftigen, da die Geschichte mit ihren möglichen Krisen tiefgründig ist.