Crysis Remastered – TEST

Als Crysis 2007 erstmals erschien, dominierte die Frage, ob das Spiel auf dem eigenen PC läuft. Mit der Portierung des Ego-Shooters auf die Nintendo Switch in einer Remastered-Version, stellt sich erneut die Frage: Schafft die Switch das überhaupt?


Nicht ganz dreizehn Jahre hat es gedauert, bis Crysis den Weg auf ein Nintendo-System gefunden hat. Bereits die ersten Konsolen-Fassungen des First-Person-Shooters für PlayStation 3 und Xbox 360 ließen vier Jahre auf sich warten und erschienen erst 2011. Obwohl Crysis für die Switch als Remaster gilt, sollte die Portierung für die Hybrid-Konsole nicht mit dem Grafikmonster der PC-Fassung verglichen werden. Vielmehr erinnert Crysis Remastered an die PS3- und Xbox-360-Versionen. Dennoch stellt die Umsetzung eine beachtliche Leistung dar.

Taktische Action

Crysis Remastered für Nintendo Switch ist sicherlich nicht fehlerfrei. Kleiner Bugs, vorwiegend den Sound betreffend, aufploppende Details, eine gelegentlich einbrechende Framerate und leider auch ein paar Abstürze trüben den Eindruck beim Test. Trotzdem kann die Portierung durchaus überzeugen. Das ist besonders dem noch immer gelungenen Gameplay zu verdanken. Als Elitesoldat suchen wir gemeinsam mit unseren Teamkameraden, die fast nie an unserer Seite sind, auf einer Insel nach einer von der nordkoreanischen Armee gefangengenommenen Archäologengruppe. Natürlich verbirgt sich sowohl hinter den Geiseln als auch der Ausgrabung weitaus mehr als erwartet und gefährliche Geheimnisse kommen im Laufe der ordentlichen, wenn auch mäßigen Geschichten ans Licht. Während unserer Suche liefern wir uns regelmäßig Feuergefechte mit den feindlichen Soldaten. Dabei ist es wichtig taktisch vorzugehen und fließend zwischen Schleichen und direktem Angriff zu wechseln.

Dank der guten Steuerung geht das Spielgeschehen flüssig von der Hand und schon nach kurzer Zeit haben wir uns auch an die Spezielfähigkeiten unseres Anzugs gewöhnt. Fließend aktivieren wir unsere Tarnung, um nicht gesehen zu werden, oder nutzen unsere Panzerung, um in einem Feuergefecht mehr auszuhalten. Sind wir nicht vorsichtig, beißen wir schneller ins Gras als uns lieb ist. Um so ärgerlicher, weil die Kontrollpunkte in den weitläufigen, frei gestalteten Leveln teilweise recht weit auseinander liegen. Etwas störender können aber die bereits erwähnten Framerateeinbrüche sein. Crysis Remastered läuft am Fernseher mit 720p, im Handheld-Modus mit 540 bis 720p bei dreißig Bildern pro Sekunde. Zumindest sind die das angepeilte Ziel. Die Bildrate fällt aber spätestens wenn mehr Feinde und damit auch mehr Action vorhanden sind manchmal deutlich ab. Das erschwert mitunter sogar das Zielen. Unspielbar wird der Shooter aber glücklicherweise nie und am grundsätzlichen Spielspaß ändert sich auch nur wenig. Nervig kann das aber angesichts der sonst gelungenen Portierung trotzdem sein. Die meiste Zeit läuft Crysis Remastered aber flüssig, so dass Ruckler eher eine Ausnahme bleiben.

Schicke Optik mit Kompromissen

So gut die Portierung von Crysis Remastered trotz kleinerer Macken geworden ist, so deutlich sind die Abstriche gerade im Bezug auf das PC-Original. Objekte in der Ferne bleiben aus, wodurch entfernte Landschaft etwas kahl wirken kann. Bei den Texturen wurde ein wenig gespart, was der Switch-Technik zu verdanken sein dürfte. Dadurch wirkt Crysis Remastered aber keineswegs hässlich. Im Gegenteil. Der Shooter gehört sowohl am Fernseher als auch im Handheld-Modus zu den bisher schönsten Spielen für die Nintendo-Konsole. Dank Bewegungs- und Tiefenunschärfeeffekten wird die niedrigere Auflösung etwas ausgeglichen, Gräser biegen sich zur Seite, wenn wir an ihnen vorbeilaufen. Außerdem bleibt die weitgehend zerstörbare Umgebung erhalten. Palmen knicken bei Besuchss um, Wellblechhütten lassen sich zerstören und auch kleine Objekte wie Flaschen oder Vasen können wir ganz einfach zerlegen. Dass in seltenen Fällen Gegner aufgrund der schwächeren Effekte schwerer zu erkennen sind, kann zwar etwas ärgerlich sein, trübt den Gesamteindruck aber nur minimal.

Im Vergleich zu den Versionen für PS3 und Xbox 360 trumpft die Switch-Fassung sogar mit neuen Technologien auf. So nutzt die Remastered-Version Cryteks voxelbasierte Global Illumination SVOGI, die für eine stimmungsvolle Beleuchtung und Schattendarstellung sorgt. Gerade hier fällt wieder auf wie gut Crysis auf der Switch tatsächlich aussieht und was die Entwickler aus der Hardware der tragbaren Konsole herausgeholt haben. Lediglich die kleineren Bugs und gelegentlichen Performanceprobleme trüben den Spielspaß ein wenig. Trotzdem bleibt Crysis Remastered ein unterhaltsamer und gut spielbarer Science-Fiction-Shooter.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Crysis war einst auf dem PC ein grafisches Schwergewicht und hat seinen Ruf als technisches Monster bis heute nicht eingebüßt. Trotzdem sind mittlerweile fast dreizehn Jahre vergangen, weshalb auch eine Portierung für die Switch weniger überraschend ist, als es für manche vielleicht gewirkt hat. Natürlich hat Crysis Remastered gerade mit Blick auf das PC-Original eine Abstriche zu verzeichnen, trumpft aber im Hinblick auf die PS3- und Xbox-360-Versionen mit gelungenen technischen Neuerungen auf. Da stört es dann auch nicht, dass manch grafische Elemente etwas schlechter aussehen als in den bisherigen Fassungen. Besonders weil Crysis nicht nur eines der schönsten Switch-Spiele bisher ist, sondern mich auch beim Gameplay mit taktischer Shooter-Action überzeugen kann. Schade, dass kleinere Bugs und Performanceprobleme das sonst gute Bild so deutlich trüben. Hier liefert Crytek hoffentlich möglichst bald einen Patch nach. Spätestens dann sollte sich kein Shooter-Fan Crysis Remastered für Switch entgehen lassen.