Death's Door

Death’s Door – TEST

Skurrile Figuren in hübschen Gegenden mit Schräg-von-oben-Ansicht sind in Videospielen nichts Neues. Death’s Door von Entwickler Acid Nerve hat allerdings etwas zu bieten, das nicht alle Spiele beherrschen: Eleganz und Finesse – und das, obwohl wir eine Krähe spielen.


Um Krähen kein Unrecht zu tun: Selbstverständlich sind das per se schon grazile und elegante Tiere. Auch in Death’s Door ist das der Fall. Ganz besonders zeigt sich das bei den Kämpfen, die wir als namenlose Krähe bestehen müssen. Doch zunächst sprechen wir über die Geschichte.

Bürokratie des Todes

Wir beginnen das Spiel in der Halle der Türen im Erntekommisions-Hauptquartier, wo wir anscheinend angestellte Krähe sind. Unser erster Auftrag des Tages ist es, eine Riesenseele zu ernten, was in unserer Schnitter-Welt etwas Besonderes ist. Normalerweise ernten wir den ganzen Tag Seelen, doch eine so große Seele kommt selten vor. Mit den geernteten Seelen kann die Erntekommission Türen öffnen, wo wir wiederum neue Seelen ernten können.

Death’s Door

Also betreten wir die erste Tür, und sind erstaunt, dass die Welt, in die wir kommen, plötzlich Farbe hat, während das Hauptquartier nur schwarz-weiß gehalten war. In einem kurzen Erklärungs-Abschnitt lernen wir die Standard-Bewegungen unserer Krähe kennen: Gehen, mit unserem Schwert schlagen, Bogenschießen. Durch Schalter, so lernen wir gleich, können wir uns einen einfacheren Rückweg öffnen und müssen so weniger Strecke laufen, um zurück ins Hauptquartier zu kommen.

Während des ersten Bosskampfes lernen wir, dass Ausweichen der Schlüssel zum Erfolg ist. Gerade als wir die Pflanze mit den vier Armen besiegt haben, und uns jubelnd und hüpfend über die Seele freuen, die aus dem Boss zum Vorschein kommt, geht ein Riss in der Luft auf. Daraus entsteigt ein erheblich größerer Vogel und streckt uns mit einem Schwerthieb nieder, um uns die Seele zu stehlen. Doch das ist nicht das Ende unserer Geschichte, sondern der Anfang. Wir haben den Vorfall natürlich überlebt und machen uns auf die Suche nach dem Dieb, um unsere Seele zurückzubekommen.

Death’s Door

Eleganz in Welt und Geschichte

So beginnt also die Reise unserer Krähe, die immer weiter in der Welt voranschreitet, sich stets neue, einfache Rückwege schafft, und dem Rätsel der Krähe auf die Spur geht. Was das Leveldesign angeht, macht Death’s Door alles richtig: Nie müssen wir weite Wege ein zweites Mal laufen, da wir ständig neue Abkürzungen schaffen. In der Welt und vor allem vor den Bossen gibt es Speicherpunkte, die uns bei einem Ableben direkt wieder an den Ort des Geschehens lassen. All das in einer stimmigen 3D-Welt, die wir in den meisten Fällen von schräg oben sehen, manchmal jedoch auch filmisch wertvoll aus anderen Perspektiven.

Über den Spielverlauf von zehn bis fünfzehn Stunden hinweg begegnen wir vielen Gegnern, die alle spezifische Verhaltensweisen aufweisen. Jeden einzelnen von denen können wir jedoch einfach besiegen, wenn wir die Muster kennen und den Angriffen ausweichen. Schwieriger wird es, wenn mehrere Gegner auf einmal auftauchen oder wir unkonzentriert sind. Hier ist Death’s Door durchweg fair, sodass wir auch Bosse beim ersten Versuch besiegen können, wenn wir gut auf die Zeichen achten und Angriffe rechtzeitig erkennen. Sowohl Bosse als auch normale Gegner sind eigenartig, stimmig und passen in die Welt. Wir begegnen aber auch vielen noch skurrileren Figuren, die uns freundlich gesinnt gegenübertreten und mit denen wir reden können.

Death’s Door

Über die Dialoge mit den Nichtspieler-Charakteren wird uns auch die Geschichte erzählt, der wir über weite Teile linear folgen. An manchen Punkten gibt es aber auch verschiedene Wege, die uns die Reihenfolge mancher Ereignisse in gewissem Maße selbst bestimmen lassen. Es sei erwähnt, dass das Thema des Spiels der Tod ist. Acid Nerve wollte das Thema angstfrei darstellen und das passiert auf elegante Weise durch die Figuren, die wir auf der Reise treffen. Im Grunde wollen alle nämlich nur dem Tod entrinnen und möglichst lange leben, jede und jeder mit ganz eigenen Motiven. Hier mehr vorwegzunehmen, würde aber zu viel verraten.

Kampfgetümmel erleichtern

In den Kämpfen mit den vielfältigen Gegnern haben wir standardmäßig ein Schwert als Nahkampfwaffe und einen Bogen als Fernkampfwaffe zur Verfügung. Beides lässt sich im Verlauf des Spiels ersetzen und verbessern. Beides ist auch für die Scharmützel nötig, denn die Fernkampfwaffe ist zwar erst mal weniger risikoreich, aber nicht immer verfügbar. Wir müssen zwischendurch Nahkampftreffer landen, um unseren Fernkampf wieder aufzuladen, wodurch Death’s Door auf raffinierte Weise vielfältig wird.

Death’s Door

Mit den Seelen, die wir im Laufe der Gefechte aus unseren Gegnern einsammeln, können wir uns im Hauptquartier Verbesserungen kaufen. In den vier Gebieten Stärke, Geschicklichkeit, Eile und Magie stehen uns je fünf Verbesserungen zur Verfügung, die uns insgesamt über 17000 Seelen kosten. Da die Bewegungsgeschwindigkeit der Krähe anfangs sehr zu wünschen übrig lässt, ist eine schlaue Wahl, die ersten Punkte in Eile zu investieren. Das hilft uns nicht nur bei der schnelleren Erkundung, sondern auch beim schnelleren Ausweichen in den Kämpfen.

Fairerweise lässt sich das gesamte Spiel aber auch bezwingen, ohne nur einen Punkt in eine der Fähigkeiten investiert zu haben. Voraussetzung hierfür ist allerdings Ausdauer, schnelle Reaktion und der Wunsch nach unnötig schwierigem Spiel. Dafür müssen wir zu keinem Zeitpunkt Grinden, um Seelen zu erlangen, obwohl die normalen Gegner in den Gebieten nach einem Ableben alle erneut auftauchen.

Endspiel und Motivation

Für das Erkunden der Gegend werden wir belohnt. Ähnlich wie in The Legend of Zelda gibt es an vielen Orten im Spiel etwas zu entdecken. Hierfür werden wir mit „glänzenden Dingen“ belohnt, die als Sammelobjekte dienen. Manchmal finden wir Schreine, die uns Herzteile, äh Splitter geben, von denen je vier unsere Magiefähigkeiten oder Lebenspunkte einmal verbessern. Nicht alle dieser Geheimnisse jedoch können wir beim ersten Entdecken lüften, denn für manche benötigen wir besondere Fähigkeiten, die wir erst später bekommen.

Death’s Door

Einige dieser Elemente in der Welt, die wir zunächst vorschnell als Dekoration abgetan haben, entpuppen sich auch erst im Endgame als Geheimnis. Nach dem Beenden des Spiels gibt es einen besonderen Schlüssel zu finden, der die gesamte Spielwelt in einen Nacht-Modus schaltet, wodurch es überall neues zu entdecken gibt. Das macht Death’s Door praktisch doppelt so lang für alle, die nach dem Ende noch nicht genug haben.

Insgesamt besticht Death’s Door in sämtlichen Details. Entwicklerstudio Acid Nerve hat ein Meisterstück hingelegt. Herausfordernde Kämpfe á la Hyper Light Drifter, atmosphärische Rätsel-Entdeckungen á la The Legend of Zelda, eine kohärente Welt wie in Darks Souls und eine originelle Geschichte machen Death’s Door zu einem gelungenen Spiel, das auch technisch auf der Switch zu überzeugen weiß. Oh, und die Musik von David Fenn? Die ist selbstverständlich ebenso großartig wie der gesamte Rest des Spiels. Chapeau!

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

 

Ich hatte lange überlegt, ob ich aufgrund von Zeitmangel den Titel überhaupt testen möchte und mich dann doch dazu durchgerungen. Was war das für eine gute Entscheidung! Ich bin selten so überrascht worden von einem Spiel wie von Death’s Door. Besonders elegant finde ich den Umgang des Spiels mit dem Thema Tod. Es gibt praktisch nichts daran auszusetzen, außer dass der Titel Death’s Door schwierig auszusprechen ist. Wenn das der einzige Kritikpunkt an einem Spiel ist, bei dem so viel hätte schiefgehen können, dann haben Acid Nerve damit wohl alles richtig gemacht. Eine klare Empfehlung für jeden und jede von euch!