Diablo III: Eternal Collection – TEST

Diablo III: Eternal Collection hat eine lange Vergangenheit auf anderen Plattformen. Jetzt gibt es das Dämonenschlachten mit Belohnungs-Suchtspirale auch auf Nintendo Switch – inklusive aller Inhalte und sogar mit einigen Boni, wie einem Huhn aus der Zelda-Reihe als Haustier.


1996 erschien das erste Diablo-Spiel für den PC, im Jahr 2000 kam der Nachfolger Diablo II, danach lange Zeit nichts. Ein Trailer verriet 2008, dass ein neuer Diablo-Titel kommen würde, doch sollte es noch bis 2012 dauern, ehe er erschien. Mit massiven Problemen kam Diablo III im Mai 2012 für PC und Mac auf den Markt. Die Konsolenversion änderte das Spielprinzip von indirekter Steuerung über Mausklicks auf das Ziel zu direkter Steuerung des Helden und erschien einige Jahr später. Seitdem sind einige Dinge geschehen, zum Beispiel wurde das im Spiel anfangs noch enthaltene Auktionshaus restlos gestrichen. Außerdem kamen zwei Erweiterungen heraus, die neue Spielinhalte mitbrachten. Etliche Patches verbesserten die Spielerfahrung und das Belohnungssystem des Spiels erheblich, so dass Diablo III: Eternal Collection, das 2018 für Nintendo Switch erschien, ein völlig anderes Spielerlebnis bietet, als Diablo III es bei Release auf dem PC tat. Um es kurz zu sagen: Sechs Jahre Patches haben aus Diablo III einen fantastischen Titel gemacht.

Geschichten aus Sanktuario
Sanktuario ist der Name der Welt, in der das Diablo-Franchise spielt. In dieser Welt gibt es neben Menschen auch Dämonen und Engel, und eine Mischung aus beiden, die Nephalem. Wir spielen einen oder eine dieser Nephalem. Wir sind Barbarin, Hexendoktor, Magier, Kreuzritter, Dämonenjägerin, Totenbeschwörer oder Mönch, wahlweise weiblich oder männlich. Unser Ziel ist es, sämtliche Dämonen dem Erdboden gleich zu machen, allen voran die großen Übel, wie Diablos Universum sie nennt, unter anderem die Dämonen Belial und Azmodan.

Uns steht dabei in manchen Teilen des Spiels Leah als Begleitung zur Verfügung, mit der wir die spannende Geschichte miterleben. Sie ist Adoptivkind vom Veteranen der Reihe Deckard Cain, der Spielern von Diablo und Diablo II schon bekannt ist und auch hier eine wichtige Rolle spielt. Wer die Story von Diablo III noch nicht gespielt hat, sollte sie in vollen Zügen genießen. Nicht nur ist sie mitreißend und gibt uns einen Grund, immer weiter zu gehen und Gegnerhorden umzubringen, sondern schaltet für uns im Laufe des Spiels auch etliche Händler und Handwerker frei, die uns gute Dienste leisten, etwa bei Schmiedearbeiten oder Edelstein-Angelegenheiten. Ebenfalls liefert sie uns die Hintergründe für unsere drei Begleiter, nämlich einen Templer, einen Dieb und eine Magierin, von denen wir denjenigen auf unser Abenteuer mitnehmen, der unsere eigenen Fähigkeiten am besten ergänzt.

An mehreren Stellen bietet die Geschichte Wendungen und Überraschungen, so etwa ziemlich zu Anfang das Finden eines Menschen in einem sehr großen Krater, der anscheinend aus dem Himmel gestürzt ist, dies aber überlebt hat. Unsere Aufgabe ist es in diesem Abschnitt des Spiels, Artefakte zusammenzutragen und den Fall aufzuklären. Wer die Story ignorieren möchte, kann das alles überspringen, und auf den übersichtlichen Karten des Spiels immer nur nach dem nächsten Ziel suchen. Nicht alle Ziele sind direkt zu erkennen, manchmal müssen wir etwas suchen.

Wir hangeln uns von einem sauber in jeglicher Sprache vertonten Story-Dialog zum nächsten. Vier Akte erzählen die Ursprungsgeschichte. Mit der enthaltenen Erweiterung, einem 5. Akt, der direkt nach der Ursprungsstory ansetzt, dürfen wir sogar den Erzengel Malthael, den Tod selbst, zur Strecke bringen. Wer noch nicht genug durch die Dialoge erfährt, kann mit allen Nichtspielercharakteren sprechen und dadurch ebenfalls voll vertonte Berichte, Erfahrungen und Geschichten zum aktuellen Story-Fortschritt hören. Mehr über die Gegner erfahrt ihr augenblicklich, wenn ihr sie zum ersten Mal erlegt habt, und die vielen in der Welt verteilten Schriftrollen und Bücher erzählen Nebengeschichten, wenn ihr sie aufsammelt, und werden erzählt, während ihr weiter kämpft. Alles passt hierbei gut zusammen, und wir versinken in Geschichten, denn bei Diablo III: Eternal Collection gibt es genug Informationen zu sämtlichen Aspekten der Welt.

Vielfältige Fähigkeiten
Letztlich sind die siebzig Stufen, die unser Charakter im Laufe der Story aufsteigen kann, nur der Anfang. Als wir die fünf Akte durchgespielt hatten, waren wir knapp Level siebzig und hatten noch nicht ganz alle Fähigkeiten freigeschaltet. Jeder Stufenaufstieg bis zum End-Level gibt uns neue Möglichkeiten und Fähigkeiten. So lernen wir langsam, über das Spiel verteilt, unsere Charakterklasse kennen und gewöhnen uns an die Optionen und verschiedenen Angriffe, über die wir verfügen.

Im erweiterten Modus können wir für jede der Aktionstasten aus allen verfügbaren Fähigkeiten wählen. Diese sind unterschiedlich je nach Charakterklasse und reichen von Nahkampfangriffen auf einzelne Gegner über Fernkampfangriffe gegen Gegnergruppen bis hin zu passiven Fähigkeiten oder sehr mächtigen Angriffen über den ganzen Bildschirm hinweg. Hierbei sind mächtigere Fähigkeiten mit längeren Abklingzeiten versehen, um die Balance zu halten. Manche schwächere Fähigkeiten laden die Ressource unseres Charakters auf, manche stärkere verbrauchen sie. Jede dieser Fähigkeiten kann mit fünf Runen angepasst und geändert werden und Slots für passive Fähigkeiten bieten uns noch mehr Charakter-Tuning-Optionen. Die vielen Patches haben auch hier die Feinheiten jahrelang perfektioniert.

Wir brauchen Waffen, jede Menge Waffen
Mit der beste Grund, eine Fähigkeit zu wechseln, sind die vielen Items, die Boni auf bestimmte Angriffe geben können. Mit sehr einfachen Gegenständen starten wir das Spiel, bekommen dann bessere, einfache weiße. Blaue Gegenstände können eine magische Fähigkeit haben, die entweder unsere Attribute wie Stärke oder Geschicklichkeit verbessert oder auch simple Dinge wie eine Erweiterung des Radius, in dem wir automatisch Gold aufsammeln. Gelbe Gegenstände haben bis zu vier magische Attribute und einzigartige orange Gegenstände haben zum Teil Fähigkeiten, die wie Cheats das Spiel und unsere Spielweise komplett umkrempeln können.

Ein bestimmter Ring zum Beispiel gibt uns einen Goblin an die Seite, der alle weißen Gegenstände einsammelt und uns dafür ab und zu ein gelbes oder einzigartiges hinwirft. Es gibt ein Amulett, das den gemeinen arkanen Angriff mancher Gegner zu einem heilenden Strahl umwandelt. Damit ändert sich manchmal alles. Grüne Gegenstände gehören zu Sets, die uns weitere, zusätzliche Boni verleihen, wenn wir mehrere Teile tragen.

Elitemobs und sonstiges Partyvolk
Wenn Gegner in Diablo III auftreten, tun sie das selten allein, sondern meist in kleineren Grüppchen, die uns anlocken und bei denen sich der Einsatz stärkerer Angriffe lohnt. Elitegegner und stärkere Versionen von normalen Gegnern treten ebenso ab und zu auf. Da die Beute, die die Gegner fallen lassen, unter verschiedenen Zufallsfaktoren ungefähr auf der Schwierigkeit basieren, mit der wir sie erlegen können, sind diese stärkeren Gruppen natürlich reizvoller zu bekämpfen, auch wenn sie länger dauern.

Den Schwierigkeitsgrad können wir in etlichen Stufen beliebig einstellen – unverständlicherweise immer nur außerhalb des Spiels im Hauptmenü. Schwierige Stufen bieten neben stärkeren Gegnern später auch mehr Geld und höhere Chancen auf bessere Gegenstände. Es gilt die richtige Stufe zu finden, bei der wir mit den normalen Gegnermassen keine Probleme haben, an Elitegegnern aber schon etwas nagen müssen, bevor diese das Zeitliche segnen.

Das eigentliche Spiel
Neben dem Storymodus, mit dem wir das Spiel beginnen sollten, gibt es noch den Abenteuermodus. In dieser Spielart, die auch das sogenannte Middle-Game nach der Story sein sollte, jagen wir über die fünf Akte verteilt nach Kopfgeldern. Wir bringen also nach Auftrag Gegner um, die von einfachen Elitegegnern bis zu Bossen reichen und auch in Gebieten des Spiels auftreten, die zum Zeitpunkt der Story noch gar nicht fertig waren und erst später ins Spiel integriert wurden – sehr schön! Für die Erledigung der Aufträge gibt es Belohnungstruhen, die eine erhöhte Chance auf einzigartige Gegenstände haben.

Wie alle anderen Varianten auf den Konkurrenzsystemen bietet Diablo III: Eternal Collection auf der Switch Saisons, die mehrmals jährlich für mehrere Wochen stattfinden, zeitlich begrenzt sind und einige Änderungen am Spielsystem bieten. Wer einen Charakter in einer Saison beginnt, fängt das Spiel von vorn an, für Anfänger also die richtige Variante. Wenn die Saison beendet wird, werden die Saison-Charaktere zu normalen Charakteren. Bei der nächsten Saison geht das Spiel von vorn los. Der Grund, an Saisons teilzunehmen ist das Geschenk von Haedrig, dem Schmied, das wir nur in der Saison mit dem ersten Charakter bekommen, der spezifische Aufgaben erledigt. Inhalt des Geschenks sind Teile eines sehr mächtigen Sets, das sich zu haben lohnt und unseren Charakter für das sogenannte End-Game gut vorbereiten.

In den letzten möglicherweise meisten Stunden unserer Spielzeit jagen wir nach den allerbesten Gegenständen, den antiken uralten Gegenständen. Mit diesen können wir normale und vor allem größere Risse absolvieren. Diese Risse sind zufällig geschaffene Spielabschnitte, in denen das Spiel uns willkürliche Gegnerhorden in willkürlich zusammengewürfelten Gebieten entgegenwirft, bevor wir den Beschützer des Risses selbst erlegen müssen. Auch hierfür werden wir mit Gegenständen belohnt, es gibt also immer etwas zu tun – und zwar immer das gleiche. Das ist allerdings so motivierend, dass wir den Controller nur dann aus der Hand legen, wenn wir die Switch aus dem Dock nehmen, um Diablo III unterwegs weiterzuspielen.

Atmosphäre in 60 FPS
Wir sind ja inzwischen einige gute Umsetzungen für die Switch gewohnt, aber es gibt mindestens ebenso viele Gurken. Diablo III: Eternal Collection zählt auf jeden Fall zu den ersteren, denn es ist technisch hervorragend. Während die Auflösung des bunten Effektgemetzels auch schon mal sehr niedrig werden kann, ist die Bildwiederholfrequenz konstant bei 60 FPS und geht nur in seltenen Fällen auf bis zu 45 FPS zurück. Dadurch ist Diablo III: Eternal Collection eines der technisch besten Spiele der Konsole. Gleiches gilt für den Sound, der in Stereo einwandfrei die Richtung der Gegner verrät und die grandiose Musik, die die comichaft-schaurige Atmosphäre gut untermalen.

Zusammen gegen die Welt
Einzig der Mehrspielermodus mit Nintendos neuem Online-Modus lässt mehrere Wünsche offen. Lokaler Vierspieler-Coop-Modus ist sogar mit vier einzelnen Joy-Cons machbar, wenn auch die Steuerung etwas arg überbelegt ist. Zu zweit im Tischmodus der Switch funktioniert das Spiel ebenso, leidet dann allerdings etwas an seiner geringen Auflösung und den kleinen Charakteren. Den Charakter eines Freundes auf den eigenen Fernseher zu holen, funktioniert zwar, allerdings muss der Freund dann seine Nintendo-Online-Daten als neuen Account auf eurer Switch eintragen. Es gibt keinen Sprachchat, weder von Blizzard selbst noch über die Nintendo-App auf unseren Smartphones. Das ist schwach, denn das Spiel lebt von Absprachen. Ansonsten sind euch wenig Grenzen gesetzt. Vier Spieler lokal sind kein Problem, auch dann nicht, wenn zwei vor dem großen Fernseher und zwei mit je eigenen Switches in einem Baumhaus sitzen – solange sie nah genug sind. Sind wir mal ehrlich: Mit mehreren Spielern macht Diablo III am meisten Spaß.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

 

Schon seit meiner Kindheit war Diablos Welt ein fester Bestandteil meines Spieler-Lebens, und auch mit Diablo III hat sich daran nichts geändert. Die Switch-Version ist meine erste Konsolenfassung und ich muss sagen, dass es auch auf der Konsole unfassbar fesselt, herumzulaufen, Gegnerscharen zu zerlegen und Beute aufzusammeln. Wer Diablo III noch nie gespielt hat, für den ist es jetzt wirklich höchste Zeit, diesen grandiosen Titel im Bett, in der Bahn oder auf dem heimischen Sofa nachzuholen.