Monster Energy Supercross: The Official Game – TEST

Wer schon lange ein Motocross-Spiel für seine Switch erwartet, für den gibt es nun die Erlösung mit Monster Energy Supercross: The Official Game. Das Spiel zum Event der American Motorcyclist Association um Motorradrennen auf sandigen Buckelpisten ist für alle aktuellen Systeme inklusive Switch erschienen. Es gibt trotz vieler Schwächen einen guten Grund, das Spiel zu spielen: Spaß.


Die amerikanische Motorradrennserie AMA Supercross wird zwar im deutschen frei empfangbaren Fernsehen nicht übertragen, aber dennoch mag dem einen oder anderen Leser das Event bekannt sein. Motocross als Sportevent gibt es schließlich auch hier. Das Spiel zum Event wurde von Milestone entwickelt und für die Switch umgesetzt.

Bei der Umsetzung sind ein paar Dinge verloren gegangen. Es fehlen Rennen mit mehr als zwölf Fahrern, obwohl die Strecken offensichtlich auf 22 ausgelegt sind. Vom auf den anderen Konsolen vorhandenen Streckeneditor fehlt jede Spur. Von den Multiplayermöglichkeiten, die anderen Plattformen zur Verfügung stehen, lassen sich im Menü nur noch Spuren erahnen, denn es gibt zwar den Modus „Einzelspieler“, aber kein Multiplayer-Äquivalent.

Technik aus dem letzten Jahrzehnt?

Zur technischen Seite lässt sich positiv sagen, dass das Spiel flüssig läuft und wir froh sein können, dass ein aktuelles Spiel dieser Art auf der Switch gelandet ist. Negativ lassen sich leider etliche Punkte anbringen. Die Ladezeiten sind überraschend lang, teils bis zu zwei Minuten für den Start einer Rennstrecke. Es gibt während der Rennen keine Rennkommentare oder Musik, ausschließlich das ausreichend realistische Motorengeräusch der Motorräder, was aber auf Dauer öde ist.

Die erwähnte flüssige Framerate kommt zu einem hohen Preis, nämlich auf Kosten der Auflösung und Texturen. Die geringere Auflösung ist während der Rennen gar kein Problem und fällt beim Spielen praktisch nicht auf. Die niedrigen Texturen hingegen sind eine Beleidigung für das Auge. Die anderen Fahrer, die Strecken, die Plakate, Werbeschilder und im Grunde sämtliche anderen Elemente außer dem eigenen Motorrad haben teils eine so geringe Auflösung und Animations-Framerate, dass wir uns gefragt haben, ob wir vielleicht statt eines Spiels von 2018 ein YouTube-Video von 2002 vor der Nase haben.

Das Rennen

Es gibt zwei Klassen, in denen die Rennen stattfinden: 250SX und 450SX. Letztere Variante findet mit den stärkeren Maschinen statt, wodurch die Rennen schneller und schwieriger werden. Das Spiel bietet aber eine große Fülle an Einstellungsmöglichkeiten, das Erlebnis nach seinen Möglichkeiten zu gestalten. Die vermeintlich schwierigsten Optionen lassen sich daran erkennen, dass sie den größten Bonus auf die Punkte bringen, die ihr in jedem Rennen gewinnen könnt. Die Punkte dienen dem Erwerben von freigespielten Extras.

Die Standardeinstellungen sind aber nicht, wie wir zunächst vermutet hatten, die einfachsten. Die Option, die Fahrphysik auf normal zu stellen, machte die Motorräder überhaupt erst vernünftig steuerbar, auch wenn sie als die schwierigere eingestuft wird. Zusätzlich lassen sich Einstellungen wie Rennlänge oder die künstliche Intelligenz der Gegner anpassen. Die gravierendste Funktion ist aber das Rewind-Feature. Wenn ihr das aktiviert habt, was die Standardoption ist, dann könnt ihr im Rennen jeden kleinen Fahrfehler durch einen Tipp auf die R-Taste rückgängig machen, was das Spiel erheblich vereinfacht.

Hop oder Top? Der Spielspaß entscheidet

Die Rückspulfunktion wirkt zwar wie Schummeln, ist aber auch nötig. Beim Spielen wurden wir das Gefühl nicht los, dass das Spiel eigentlich analoge Schultertasten gebraucht hätte, um sensibel Gas geben und Bremsen zu können. Die Switch hat aber bekanntlich keine und deshalb heißt es Vollgas oder Stopp. Das ist im unterstützten Fahrphysik-Modus das Ende des Spaßes. Dazu kommt noch, dass die Analogsticks der Joy-Cons ziemlich hart steuern und wir dadurch nicht selten an den teils unerklärlich unverrückbaren Seitenbegrenzungen zum Stehen kamen.

Doch das Schöne daran ist, dass die Einstellungen es uns erlauben, all die Fahrfehler ungeschehen zu machen. So bleibt uns der zu Anfang noch oft auftauchende Frust, weil nach wenigen Spielkurven das Gegnerfeld uns weit hinter sich gelassen hat, erspart und dadurch macht das Spiel Spaß. Es ist eine Freude, über Buckelpisten zu knattern und Kurven so waghalsig zu nehmen wie möglich, weil etwas mehr zu riskieren nichts kostet als einen kurzen Knopfdruck. Die Gegner stellen sogar mit Rewind auf der realistischen KI-Einstellung eine echte Herausforderung dar und das macht das Spiel angenehm herausfordernd.

Der Langzeitspaß ist auch gegeben, denn das Spiel bietet viele Dinge freizuschalten, etwa Sponsorenverträge, Motorräder oder Achievements. Die Motorräder lassen sich feintunen und die Steuerung noch realistischer einstellen, etwa mit Gewichtsverlagerung. Es gibt viele Motorräder und alle in der AMA Supercross enthaltenen Strecken – und das ist ein angenehmer Umfang, trotz fehlender Modi.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Sicher, verglichen mit den Versionen der anderen Plattformen ist die Switch-Fassung von Monster Energy Supercross: The Official Videogame zwar eine echte Zumutung, doch für sich genommen ist es ein völlig akzeptables Motorradcross-Spiel. Die Fahrphysik, sobald korrekt eingestellt, ist wirklich in Ordnung und der Umfang ebenso. Letztlich kommt es darauf an, ob das Spiel Spaß macht und das ist bei mir der Fall. Ich kann mir gut vorstellen, immer mal wieder, wenn mir nach realistischem Motorsport ist, auf dieses Spiel zurückzukommen, meine Achievements voranzubringen und ein paar Runden im Dreck zu drehen. Ob das Spiel den Vollpreis wert ist, würde ich allerdings bezweifeln. Ihr solltet aber bei einem akzeptableren Preis durchaus einen Blick riskieren.