Dillon’s Dead-Heat Breakers – TEST

Mit Dillon’s Rolling Western versuchte Nintendo im Jahr 2012 ein neues Franchise auf dem 3DS zu etablieren, das 2013 mit Dillon’s Rolling Western: The Last Ranger sogar fortgeführt wurde. Danach wurde es um das titelgebende Gürteltier Dillon für längere Zeit wieder still.


Es dauerte bis Mai 2018, bis das draufgängerische Gürteltier in Dillon’s Dead-Heat Breakers abermals in die Rolle des Helden und Beschützers schlüpfen konnte. Im Auftakt des Spiels beobachten Dillon und sein technikversierter Eichhörnchenfreund Russ, wie ein Lastwagen von ulkigen Steinwesen auf vier Rädern verfolgt wird. Der Fahrer des Wagens ist ein Amiimal, die animalische Form eines eigens erstellten Miis. Er ist auf der Flucht vor den Monstern, die eine riesige Kuppel um sein Heimatdorf gelegt haben. Um die Bedrohung zu stoppen, sind die beiden Freunde bereit, ihren Ruhestand aufzugeben und dem Amiimal zu helfen.

Anders als die ersten beiden Serienteile, spielt die dritte Episode nicht mehr im Wilden Westen, sondern in einer postapokalyptischen Welt. Überall sind eingestürzte Gebäude zu sehen und die verbliebenen Lebewesen haben sich entweder in der abgeriegelten Stadt oder in kleinen Siedlungen im Grenzland zurückgezogen. Eine tiefgründige Handlung darf in dieser kindgerechten Version von dystopischen Filmen wie Mad Max aber so gut wie gar nicht erwartet werden. Story und Figuren bleiben weitgehend sehr eindimensional, Kernaussagen wie Freundschaft, Zusammenhalt, Hoffnung, Gerechtigkeit und Nächstenliebe kommen trotzdem reichlich zur Geltung, um aus dem tristen und im Grunde sehr repetitiven Alltag des Spiels auszubrechen.

Gegensätze ziehen sich an

Damit die unliebsame Kuppel, die das Heimatdorf des Amiimals umschließt, ausradiert werden kann, müssen die Freunde eine riesige Kanone konstruieren. Für die Herstellung benötigen sie jedoch verschiedene Materialien, die allerdings nicht im nächsten Baumarkt zu finden sind. Die Materialien hinterlassen stattdessen Feinde, die die Truppe im Rahmen von diversen Missionen besiegen müssen. In diesem Zusammenhang ist es äußerst schwierig, Dillon’s Dead-Heat Breakers einem einzigen Genre zuzuordnen: So kombiniert der Titel Elemente von Beat ’em ups oder Rennspielen und vermischt diese noch dazu mit Tower-Defense-Anleihen.

Was im ersten Moment nach einer Mixtur aus nicht zusammenpassenden Bestandteilen klingt, entpuppt sich mit zunehmender Spielzeit als spaßiges und funktionierendes Gameplay. Im Hotel, dem Ausgangspunkt einer jeden Mission, werden zunächst mehrere Schützen angeheuert, um mit ihnen im Anschluss zum Ort des Geschehens zu fahren. Hier werden die Schützen auf verschiedenen Geschütztürmen automatisch oder manuell positioniert, woraufhin mit Dillon das Gebiet abgesucht werden kann. Während Meteoriten Baumaterial für Barrikaden bieten, dürfen diverse Pflanzen geerntet werden, um die fantasievollen Nutztieren namens Manju in der Zentrale des jeweiligen Areals zu füttern, die sich daraufhin schlagartig vermehren.

Ungleiches Duo

Bei den Manju handelt es sich um halb schwein- und halb teigtaschenähnliche Lebewesen, die das Überleben der Bevölkerung sichern sollen. Die Monster, die die sehr ähnlichen Areale des Spiels nach den Vorbereitungen attackieren, haben es auf die Manju abgesehen. Daher ist es nur logisch, die Angreifer abzuwehren und die Nutztiere zu beschützen. Dies geschieht entweder über die Schützen, die im besten Falle gut über das Gebiet verteilt sind, oder über den Kampf, in den Dillon und der Amiimal eingreifen können. Obwohl das Spiel während dieser Auseinandersetzungen in einen separaten Bildschirm wechselt, laufen die Gefechte außerhalb des Kampfes weiter.

Das heißt, dass auch der Amiimal zur Unterstützung herbeigerufen werden darf, sodass er noch in das laufende Gefecht eingreifen kann. Während der Amiimal mit Schusswaffen auf die Feinde losgeht, stehen Dillon „nur“ seine körperlichen Merkmale zur Verfügung. Diese sind jedoch sehr wirkungsvoll: Mit Rollattacken werden Gegner erst betäubt, woraufhin eine effektive Mörserattacke dafür sorgt, mit schnellen Rollbewegungen den Feinden unterschiedliche Materialien zu stehlen. Mit in der Stadt erwerbbaren Computerchips für seinen Motor kann das Gürteltier auch weitere Fähigkeiten einsetzen, beispielsweise Explosionen auslösen. Wenn gar nichts mehr hilft, fährt Dillon auch gerne mal seine Krallen aus.

Repetitiver Spielablauf

Wenn genügend Monster vom Schlachtfeld gefegt worden sind, verwandeln sich die Gegner und verlieren das Interesse an den Manju. Stattdessen fahren sie ohne ersichtlichen Grund der kreisförmig geschlossenen Straße entlang; eine Chance, die Dillon nutzt, um sie aus der Bahn zu werfen. Das macht zwar nicht viel Sinn, lenkt aber von den Gefechten ab. Leider sind alle Missionen sehr repetitiv aufgebaut: Es fehlt durchweg an Abwechslung und das stetige Sammeln von Materialien kann schlimmstenfalls dazu führen, dass manche Missionen mehrfach abgeschlossen werden müssen. In der Stadt gibt es zwar verschiedene Aktivitäten wie das Füttern von Manju oder das Absolvieren von an Excitebike erinnernde Zeitrennen, die den Spielablauf aber nur bedingt auflockern.

Hinzu kommt der zu geringe Schwierigkeitsgrad, der in der Regel nur dann eine Herausforderung ist, wenn mal wieder Ebbe in der Kasse herrscht und so keine Schütze angeworben werden können. Dafür lässt sich das Spiel – bis auf das Fehlen einer frei justierbaren Kamera –einfach bedienen. Im technischen Bereich ist der Titel ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite gefällt vor allem der dreckige Stil der Stadt und auch der Tiefeneffekt lässt gut in das Geschehen eintauchen, auf der anderen Seite missfallen jedoch die eher kargen Spielfelder und der abwechslungsarme Soundtrack. Obwohl der Titel kaum aus der Masse herausragen kann, ist Dillon’s Dead-Heat Breakers dennoch ein spaßiger Titel, der vor allem jüngere Spiele immer mal wieder zwischendurch gut unterhält.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Wer die ersten beiden Teile der Reihe nicht gespielt hat, muss bei Dillon’s Dead-Heat Breakers keine Berührungsängste haben. Die Geschichte beginnt an einem völlig anderen Ort zu einer völlig anderen Zeit und hat kaum etwas mit den beiden Vorgängern zu tun. In einer postapokalyptischen Spielwelt gilt es, einem Notleidenden zu helfen und dafür repetitive Aufträge anzunehmen, um Materialien zu sammeln und damit eine Kanone zu konstruieren, die wiederum das Heimatdorf des Notleidenden retten kann. Dies geschieht über eine kunterbunte Mixtur aus Rennspiel, Beat ’em up und verschiedenen Tower-Defense-Anleihen, die unabhängig vom stets gleichen Spielablauf gut funktioniert, jedoch am viel zu geringen Schwierigkeitsgrad scheitert. Zur Abwechslungsarmut trägt der nicht vorhandene Mehrspielermodus bei, der lokal und online wahre Wunder bewirkt hätte, da der Titel dank seines interessanten Konzepts richtig gut darauf ausgelegt wäre. Abwechslung und Storytelling fallen somit unterdurchschnittlich aus, können mit ihren teils charmanten Charakteren, interessanten Themen und vor allem dem überraschend gut funktionierenden Gameplay aber vor allem eine jüngere Zielgruppe ansprechen und zumindest diese sehr wohl zufriedenstellen.