Eternal Radiance – TEST

Als Celeste, einer jungen Ritterin in Ausbildung, begeben wir uns in Eternal Radiance auf die Suche nach einer Diebin. Entwicklerstudio und Publisher Visualnoveler vereint bei Eternal Radiance die Genre Visual Novel und Action-Japan-Rollenspiel miteinander.


Eternal Radiance ist keine Produktion mit einem hohen Budget und Visualnoveler ein kleines Studio. Das ist dem Visual-Novel-Action-Rollenspiel spätestens dann anzusehen, wenn wir das erste Mal ein Gebiet mit Celeste erkunden. Leere Umgebungen, matschige Texturen und eine insgesamt eher veraltet wirkende Grafik, zeigen deutlich, dass Eternal Radiance ein Indie-Titel ist. Dafür zeichnet sich der Genre-Mix mit einer ordentlichen Portion Charme aus, die viel dazu beiträgt, dass uns die grafische Schwäche schon nach kurzer Zeit nicht mehr auffällt. Schließlich wollen wir auch wissen, was Celeste und ihre im Laufe des Abenteuers dazustoßenden Begleiterinnen noch erleben und wie die Geschichte weitergeht.

Missglückte Prüfung

Die Geschichte ist die größte Stärke von Eternal Radiance. Angesichts des recht präsenten Visual-Novel-Anteils ist das auch wenig verwunderlich. Zu Beginn dauert es, je nachdem wie viel Zeit wir mit optionalen Gesprächen und beim Lesen der englischen Texte verbringen, eine Weile, bis wir erstmals das Action-Rollenspiel-Gameplay erleben. Zuvor präsentiert sich Eternal Radiance als typische Visual Novel. Schick gezeichnete Charakterbilder dienen zur Darstellung der Figuren, die sich in Textboxen vor detailreichen Hintergründen unterhalten. Bereits bevor wir das Hauptquartier des Ashen Ordens, dem Celeste angehört, verlassen, erhalten wir erste Nebenquests. In der Hafenstadt Ancora dürfen wir zudem bereits Waffen, Rüstungen und nützliche Gegenstände kaufen. Später können wir auch magische Verbesserungen für unsere Ausrüstung erwerben.

Dank der angenehm kurzweiligen Texte und Dialoge, fällt der Einstieg jedoch alles andere als zäh aus. Gerne lernen wir unsere Freunde, Ausbilderin, Vorgesetzten und die Bewohner Ancoras kennen und übernehmen für sie kleine Aufgaben. Gleichzeitig wollen wir natürlich auch unsere Mission erfüllen, eines der geheimnisvollen und gefährlichen Artefakte in einem Wald nahe Ancora finden und zurück zum Ashen Orden bringen. Leider wird uns dieses gestohlen, weshalb unsere Initiation zur Ritterin scheitert. Celeste möchte das jedoch nicht akzeptieren, weshalb wir schon bald eigenständig dazu aufbrechen, die Diebin zu finden. Dafür erkunden wir, relativ bald nicht mehr alleine, die unterschiedlichsten Gebiete. Von Wäldern über Höhlen, Wüsten und Gebirgen sind alle gewohnten Umgebungen dabei.

Kurzweilige Kämpfe

Immer wieder wechselt das Spiel dabei zwischen dem Erkunden aus der Third-Person-Perspektive inklusive Action-Rollenspiel-Gameplay und Stadt-Abschnitten in denen wir uns wie in einer Visual Novel mittels Menü bewegen und unsere Gesprächspartner auswählen. Die Mischung ist hervorragend gelungen und bringt genau den richtigen Grad an Abwechslung ins Spiel. Zu verdanken ist das neben der interessanten Geschichte und den sympathischen Charakteren auch dem kurzweiligen Kampfsystem. In den 3D-Umgebungen treffen wir auf zahlreiche Gegner, die wir direkt bekämpfen. Dafür stehen uns ein leichter und ein starker Angriff, bis zu vier ausrüstbare Fähigkeiten und eine Spezialaktion bei aufgeladener Leiste zur Verfügung. Außerdem dürfen wir abwehren und ausweichen. Gelingt uns das im richtigen Augenblick, können wir mittels Dash schnell in den Angriff übergehen.

Schon nach kurzer Zeit geht uns die Steuerung relativ gut von der Hand, auch wenn sich die Kämpfe immer ein wenig schwammig anfühlen. Haben wir uns daran gewöhnt, stört das aber nicht mehr. Lediglich die Lock-on-Funktion, dank der wir Gegner gezielt im Blick behalten, hat sich oft eher als hinderlich herausgestellt. Zu häufig hat sich der Blickwinkel schnell gedreht oder wir wurden unbemerkt von anderen Gegnern angegriffen und durch die Gegend geschleudert. Glücklicherweise lässt sich der Schwierigkeitsgrad anpassen, so dass es an uns ist, ob wir eine leichte, mittlere oder schwere Herausforderung in den Kämpfen wollen. Besiegte Gegner gewähren Erfahrungspunkte, mit denen wir wiederum im Level aufsteigen und Talentpunkte verdienen. Letztere dürfen wir in Fähigkeitenbäumen investieren und Celeste auf diese Weise etwas anpassen.

Ein wenig Einfluss

Obwohl die Geschichte linear verläuft, dürfen wir immer wieder mit Antworten Gespräche ein klein wenig beeinflussen. Große Auswirkungen hat das zwar nie, eine schöne Möglichkeit uns etwas Kontrolle über Celestes Reaktionen zu geben, ist das aber in jedem Fall. Auch dass viele Nebenquests eher simpel ausfallen, hat uns nicht gestört, da sie sich meist im Vorbeigehen erledigen lassen. Die kleinen Belohnungen und schönen Geschichten tragen dafür aber viel zur angenehmen Stimmung und der Weltdarstellung bei. Abgerundet wird Eternal Radiance von schöner, wenn auch genretypischer Musik. Doch obwohl uns Eternal Radiance kurzweiligen Spaß bietet, ist das Visual-Novel-Rollenspiel eindeutig ein Nischentitel. Nur wer sich mit der schwachen Grafik in den 3D-Gebieten, den teils ausufernden Visual-Novel-Abschnitten und dem einfachen Gameplay arrangieren oder anfreunden kann, wird Gefallen an dem Indie-Titel finden. Visual-Novel- und JRPG-Fans sollten Eternal Radiance aber trotzdem eine Chance geben.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Da ich sowohl Visual Novels als auch japanische Rollenspiele mag, war ich neugierig wie die Mischung beider Genres bei Eternal Radiance ausfällt. Das Ergebnis hat mir wirklich gefallen. Obwohl sich Entwicklerstudio Visualnoveler etwas Zeit lässt, um die Geschichte in Fahrt zu bringen, ist diese eine der großen Stärken des Spiels. Stets wollte ich wissen, was Celeste als nächstes erlebt. Celeste und die anderen Charaktere sind zudem sympathisch, so dass ich gerne mit ihnen ein Abenteuer erlebe. Dank des kurzweiligen Kampfsystems, ordentlicher Nebenquests und dem durchaus gelungenen Rollenspiel-Gameplay, hatte ich wirklich Spaß mit Eternal Radiance. Dennoch ist das Visual-Novel-Action-Rollenspiel ein Nischentitel, der selbst nicht jedem Genre-Fan gefallen wird. Wer aber etwas mit Visual Novels und japanischen Rollenspiel anfangen kann, sollte sich Eternal Radiance zumindest einmal etwas genauer anschauen.