Evergate – TEST
Ein niedlicher Geist in einer surrealen Welt aus fliegenden Plattformen, der durch Sprünge und eine Rückstoß-Fähigkeit zu einem Ziel gelangen muss: Das ist Ki in Evergate, einem wundervoll atmosphärischen Spiel von Entwickler Stone Lantern Games.
Durch seinen Stil und sein Genre lehnt sich Evergate von Publisher PQube und Entwickler Stone Lantern Games an Spiele wie Ori and the Blind Forest oder Hollow Knight an. Ebenfalls ein Plattformer ist es spielerisch jedoch eher mit Titeln wie Super Meat Boy oder Celeste zu vergleichen. Eine große, erkundbare Welt suchen wir hier nämlich vergeblich, finden dafür aber häufig den Tod.
Fliegende Plattformen und tiefe Abgründe
Ki ist ein sehr niedlicher Charakter, ganz weiß, weißes Feuer als Haare auf dem großen Kopf mit großen Kulleraugen und ein Körper, der so klein ist, dass er kaum eine Rolle zu spielen scheint. Damit wird von der Tatsache abgelenkt, dass manche der vielen Sprungpassagen in Evergate gar nicht so leicht sind. Wir können springen, wobei die Dauer des Knopfdrucks die Höhe bestimmt. Damit bestimmen wir auch die Weite von Sprüngen, während der wir uns bewegen können – ganz wie in Hollow Knight.
Unsere wichtigste Fähigkeit lernen wir direkt zu Anfang, die Seelenflamme. Mit ihr können wir einen gleißenden Strahl erzeugen, der mehrere Dinge ermöglicht: Aktivierung von Sprungplattformen, von dem zu erreichenden Evergate und vor allem kann er Kristalle explodieren lassen, was uns dann in die entgegengesetzte Richtung katapultiert. Ziele für die Seelenflamme erkennen wir an den weißen Flächen in der ansonsten wundervoll farbigen Welt. Unser Ziel in jedem Level ist es, die Kristalle zu aktivieren, um das Evergate zu öffnen. Dafür müssen wir Ki in eine Linie mit den Kristallen und einer dahinter liegenden weißen Fläche bringen, dann den Strahl auf Kristall und Fläche richten und aktivieren.
Das klingt recht simpel und ist es am Anfang auch, und gleicht bei erfolgreichem Erlernen einer sauberen Choreografie. Diese präzise Reihenfolge wird mit jedem Level jedoch schwieriger. Insbesondere wenn wir die Blätter einsammeln wollen – und sind wir ehrlich, das wollen wir doch immer, oder? – die im gesamten Level an schwierig zu erreichenden Orten verteilt sind. Mit den Artefakten, die wir auch durch Sammeln in den Leveln freischalten können, wird uns das Leben etwas vereinfacht. Das Artefakt Glücksfrosch etwa erhöht unsere Schubkraft um 20 %.
Geschichten aus dem Jenseits
Ki ist ein Geist, der wieder in die Welt der Lebenden möchte, dafür muss er durch das Evergate gehen. Das Evergate sieht aus wie eine römische Zwei und verleiht dem Titelbild des Spiels einen dezent etablierten Charakter. Geschickt, Stone Lantern Games! Als Seele sind wir jedoch schon zu Anfang etwas Besonderes, denn beim ersten Versuch, das Evergate zu benutzen, erscheint ein Buch der Erinnerungen. Solches ist wohl außergewöhnlich, und es ermöglicht uns, Szenen aus dem Leben anderer zu sehen, wenn wir bestimmte Level durchgespielt haben.
Von den anfänglichen Leveln, die von chinesischen Gärten inspiriert sind, geht es später auch in abstraktere Gebiete. In zehn Welten werden wir von manchen Puzzles wirklich auf eine harte Probe gestellt. Zudem können wir auch Bonusherausforderungen freischalten, die unser Können noch mehr fordern.
Schwieriges Spiel mit leichter Musik
Auch wenn die Schwierigkeit nicht an die eines Celeste herankommt, bietet uns Evergate doch etwas von dort bekanntes, nämlich eine hervorragende Möglichkeit, das Spiel zu vereinfachen. Wir können uns zum einen unverwundbar machen, um den Stacheln des Levels unbeschadet zu entgehen, aber auch können wir die Spielgeschwindigkeit auf bis zu 50 % verlangsamen. Viele Spieler:innen werden das zwar nicht brauchen, aber für diejenigen, die es nutzen, ist es großartig!
Optisch ist Evergate ein wahrer Genuss. Partikel-Effekte und tolle Farben fließen ineinander mit Schlieren, die sich auf Screenshots einfach nicht gut darstellen lassen. Die Animationen laufen alle flüssig und die gezeichneten Hintergründe sind ästhetisch anzusehen. Angereichert mit der Musik, die aus vornehmlich sphärischen Klängen, dezenten Geigen und seicht vorgetragenen vokalen Gesängen besteht, ist das gesamte Spiel einfach wundervoll.
Geschrieben von Arne Ruddat
Fazit:
Zunächst hatte ich auf eine Welt gehofft, die ich erkunden kann, als ich von dem Spiel hörte. Doch was es mir bot, war ein kurzweiliges Puzzle-Jump-n-Run, das erst durchdacht sein will, bevor ich mein Hüpf-Können daran ausprobiere. In den kurzen Abschnitten eignet sich Evergate sehr für mobiles Spielen, um aus der Wirklichkeit in die wundervolle Atmosphäre des Spiels zu entkommen. Wer Celeste oder Ori and the Will of the Wisps oder Hollow Knight mochte, der sollte hier mal einen Blick riskieren und sich den Rätseln und der seichten Geschichte stellen, die Evergate zu bieten hat.