Fallen Legion Revenants – TEST

Fallen Legion: Revenants lässt uns als Geist Rowena und Politiker Lucien in einer von giftigem Miasma überzogenen Welt gegen einen fiesen Tyrannen antreten. Dabei setzt der Nachfolger von Fallen Legion: Rise to Glory auf rundenbasierte, knackige Kämpfe und gelegentliche Schleichpassagen sowie eine in langen Texten erzählte Geschichte.


Update-Hinweis: In einer früheren Version dieses Tests wurden fehlende visuelle Hinweise beim Blocken sowie ein zu schwerer und stark schwankender Schwierigkeitsgrad negativ kritisiert. In einem Update wurde ein rotes Aufleuchten von Feinden vor deren Angriffen hinzugefügt. Außerdem steht nun ein leichterer Story-Modus zur Verfügung. Die entsprechenden Passagen im Text wurden angepasst.

Auf den ersten Blick weckt Fallen Legion: Revenants Erinnerungen an frühe Spiele von Vanillaware wie Odin Sphere. Das liegt natürlich am schicken gezeichneten Anime-Stil des Rollenspiels vom indonesischen Studio YummyYummyTummy. Tatsächlich weckt die düstere Stimmung sogar gelegentlich Erinnerungen an die Castlevania-Reihe und lässt die oft tristen Umgebungen vergessen. Anteil daran hat auch die gelungene Musikuntermalung, die viel zur Atmosphäre beiträgt. Leider sind das auch bereits die größten Stärken von Fallen Legion: Revenants. Obwohl einige interessante und ordentliche Ansätze vorhanden sind, stolpert das Rollenspiel an zu vielen Stellen über selbst gestellte Hürden.

Maue Langatmigkeit

In Fallen Legion: Revenants schlüpfen wir in die Rolle des Geistes Rowena, deren Sohn entführt wurde. Um ihn zu befreien, müssen wir auf einer von giftigem Miasma überzogenen Welt nach Hinweisen suchen, die der Politiker Lucien in einer vermeintlich sicheren Festung gegen den dort herrschenden Tyrannen verwenden kann. Grundsätzlich klingt das durchaus spannend und wie ein guter Ansatz. Die Geschichte ist an sich auch gar nicht schlecht. Allerdings wird bei der Erzählung auf zu ausufernde Texte gesetzt, statt uns wenigstens ein paar Taten des Bösewichts direkt zu zeigen. Viel zu viel wird einfach nur erklärt oder in Dialogen wiedergegeben. Hier entsteht der Eindruck, dass für zumindest Zwischensequenzen in Spielgrafik die Ressourcen gefehlt haben. Die mau inszenierte Story sorgt relativ schnell für erste Ernüchterung, bleibt aber zumindest anfangs noch spannend genug, um ein wenig zu motivieren.

Entsprechend geben wir Fallen Legion: Revenants noch eine Chance und sehen auch nach einigen Stunden noch über die schwache Inszenierung hinweg. Allerdings kann uns auch das Gameplay nur bedingt an die Switch fesseln. Dabei sind die Grundlagen gar nicht mal schlecht. Als Rowena folgen wir linearen Pfaden, um auf der vergifteten Welt Hinweise für Lucien zu suchen. Dabei kämpfen wir regelmäßig gegen verschiedene Gegner. Rowena selbst agiert allerdings eher im Hintergrund und unterstützt die von ihr beschworenen Krieger gelegentlich mit ihrer Magie. Unseren Untergebenen ist jeweils ein Button zugewiesen, so dass wir sie auch gleichzeitig angreifen lassen können und flexible, schnelle Kombos aneinanderreihen. Zumindest, wenn sie gerade agieren dürfen.

Unausgegoren

Eine Besonderheit dabei sind die Felder auf denen sowohl unsere Krieger als auch die Gegner platziert sind. Je nachdem wo wir uns befinden, hat das Einfluss auf den Kampf. Stehen wir etwa weiter hinten, können wir gegnerische Angriffe leichter blocken. Stellen wir uns in die vorderste Reihe, können unsere beschworenen Kämpfer schneller wieder attackieren. Hier ist also ein wenig taktisches Vorgehen gefragt. Auch, weil wir feindliche Angriffe aktiv blocken müssen. Das fühlt sich allerdings wenig intuitiv an. Immerhin wurden ursprünglich fehlende visuelle Hinweise, die uns das Abwehren erleichtern, in einem Update hinzugefügt. Wirklich intuitiv fällt das Blocken aber trotzdem nicht aus. Zusätzlich können wir Feinde mit bestimmten Angriffen zurückschlagen. Das ist deshalb wichtig, weil natürlich auch unsere Gegner von ihrer Platzierung beeinflusst werden. Zudem kann die Wirkung bestimmter Fertigkeiten wie Flächen-Angriffe von der Position der Gegner abhängig sein.

Also alles gut bei den Kämpfen? Leider nicht. Neben dem wenig intuitiven Blocken, bemerken wir mit der Zeit, dass wir viele Auseinandersetzungen ohne groß Nachzudenken gewinnen können. Einfach angreifen und möglichst gut blocken reicht. Darunter leidet die grundsätzlich taktische Ausrichtung des Kampfsystems. Das ist aber noch nicht alles. Fallen Legion: Revenants ist eigentlich ein recht schweres Spiel. Entsprechend knackig können gerade Bosskämpfe sein und auch im späteren Spielverlauf zieht der Schwierigkeitsgrad deutlich und sogar recht sprunghaft an. Aufgrund der unausgewogenen Herausforderung, die Fallen Legion: Revenants bietet, ist es schwer sich wirklich an die Kämpfe anzupassen. Hier zeigen sich deutliche Balancingprobleme. Gerade aufgrund der eigentlich recht guten Grundlagen, ist das wirklich bedauerlich. Der per Update nachgereichte leichtere Story-Schwierigkeitsgrad bringt auch nur bedingt Abhilfe, da sich Fallen Legion: Revenants in diesem als zu leicht herausstellt und wir kaum noch gefordert werden.

Schlüpfen wir in die Rolle von Lucien, sind wir nicht mehr auf der vergifteten Welt, sondern in der fliegenden Festung unterwegs. Diese dient als letzte Zuflucht der Menschen, ist aber keineswegs friedlich. Intrigen, Zwietracht und Morde werfen einen Schatten auf das vermeintlich sichere Leben. Wie bereits erwähnt, erhalten wir diese Informationen vorwiegend in Texten und Dialogen. Zudem wirken Luciens Abschnitte oft wahllos zwischen Rowenas Auftritte eingeschoben, um ihn überhaupt auftreten zu lassen. Da wir mit dem Politiker außerdem oft schleichen müssen und unnötigen Zeitlimits unterworfen sind, fällt es auch noch schwer wirklich alle notwendigen und storyrelevanten Details zu erfassen. Spielspaß kommt hier keiner auf, viel mehr wird Fallen Legion: Revenants in diesen Momenten stressig, so dass wir das letzte bisschen Motivation uns dem Kampf gegen den Tyrannen zu widmen auch noch verlieren. Da können auch die schöne optische Gestaltung und die stimmungsvolle Musik, die anfangs unsere Hoffnung geweckt haben, nicht viel ändern.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Schon am Vorgänger Fallen Legion: Rise to Glory, der eine definitive Version von Fallen Legion: Sins of an Empire und Fallen Legion: Flames of Rebellion darstellt, war ich interessiert. Gespielt habe ich Rise to Glory aber nie. Um so neugieriger war ich, auch aufgrund der schicken Optik, auf Fallen Legion Revenants. Doch schon nach kurzer Zeit ist mein Interesse zu Ernüchterung geworden. Sicher, das Rollenspiel sieht schön aus, hat einen stimmungsvollen Soundtrack und eine gelungene Atmosphäre, ist aber sonst wenig überzeugend. Weder das im Ansatz interessante Kampfsystem noch die Schleichabschnitte können über einen längeren Zeitraum motivieren, geschweige denn unterhalten. Eine unausgewogener Schwierigkeitsgrad, stressige Zeitlimits und eine maue Inszenierung mit viel zu vielen und zu langen Texten sorgen letztlich dafür, dass kaum Spielspaß aufkommt. Lediglich überzeugte Fans des Vorgängers sowie taktischer Kampfsysteme, die sich an den Schwächen nicht stören, können einen Blick wagen, finden aber auf der Switch definitiv bessere Alternativen.