Final Fantasy V [Pixel Remaster] – TEST

Bereits 2015 veröffentlichte Square Enix den Rollenspielklassiker Final Fantasy V für den PC. Diese Version basierte jedoch auf der Mobile-Fassung von 2013, die keinen Anklang fand. Mit dem Pixel Remaster erschien im November 2021 eine sehr viel hübschere Variante, die es seit April 2023 auch für die Switch erhältlich ist.


Ursprünglich erschien Final Fantasy V im Jahr 1992 für das Super Famicom. Außerhalb Japans erschien die Super-Nintendo-Fassung allerdings nie. Erst Ende der 1990er-Jahre veröffentlichte der damals noch alleinig unter Square agierende Konzern das Spiel in einer englischen Übersetzung auch in Nordamerika und Europa. 2006 folgte auch eine Version für den Game Boy Advance, die 2007 sogar ins Deutsche übersetzt wurde. Beim vorliegenden Pixel Remaster handelt es sich jedoch um eine Umsetzung des Originals von 1992. An der Rahmenhandlung hat sich zum Testzeitpunkt mehr als zwei Jahrzehnte später überhaupt nichts geändert.

Final Fantasy V spielt in einer Welt, in welcher der Wind nicht mehr weht, die Meere faulen, die Erde bebt und Feuersbrünste herrschen. Wir schlüpfen in die Rolle des Abenteurers Bartz Klauser, der bei einem Meteoriteneinschlag die Prinzessin Lenna Charlotte Tycoon und den an Amnesie leidenden alten Kauz Galuf Halm Baldesion kennenlernt. Sie wollen den nahen Windpalast aufsuchen, um die Ursache für das Verschwinden des Windes zu ergründen. Unterwegs machen sie Bekanntschaft mit der Piratenbraut Faris Scherwiz, die sich ihrer Sache anschließt. Da der Windkristall bereits zerbrochen ist, beschließen sie daraufhin, die Welt zu bereisen und zumindest die anderen drei Kristalle vor dem drohenden Zerbersten zu retten.

Langsamer Einstieg, aber schnelles Gameplay

Allgemein lässt sich sagen, dass die Story von Final Fantasy V zwar spannend, doch zuweilen auch sehr verworren und konfus ist. Das Rollenspiel beschäftigt sich einerseits mit verschiedenen Dimensionen und auch der Theorie des Vorhandenseins des Nichts. Auch wie der Antagonist und späterer Endboss in die Handlung des Spiels eingewoben wird, sprengt die Norm des Verständlichen. Andererseits sind die manchmal vielleicht etwas zu salopp gestalteten Dialoge gut geschrieben und die Geschichte bleibt durch unvorhersehbare Ereignisse wendungsreich.

Auf jeden Fall dauert es nach den anfänglichen sich überschlagenden Geschehnissen ein wenig, bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Deutlich schneller entfaltet sich das Gameplay des Rollenspiels. Von Anfang an erkunden wir über eine Oberwelt die Spielwelt, suchen Städte und Schlösser auf, unterhalten uns mit den Einheimischen über die jeweilige Sachanlage im Umkreis des Ortes, erkunden Dungeons und legen uns in zahlreichen Zufallskämpfen mit gefräßigen Monstern und Dämonen an. Beim Kampfsystem baut das Rollenspiel auf dem Grundgerüst auf, das Final Fantasy IV im Jahr 1991 mit den Active-Time-Battle-Regeln gelegt hat. So agiert jeder Teilnehmer genau dann, wenn es sein Geschwindigkeitswert zulässt. Ruhepausen wie in anderen rundenbasierten Kampfsystemen gibt es hier nicht.

Rückkehr des Klassensystems mit Neuerungen

Final Fantasy V orientiert sich jedoch nicht nur am vierten Serienteil. Auch die dritte Episode der Reihe hatte einen besonderen Einfluss aufs Spiel. So kehrt das Klassensystem zurück. Jeder Charakter kann jeden Beruf im Spiel erlernen und mit Ausnahme in Gesprächen und Kämpfen wechseln. Neben Erfahrungspunkten und Gil, der Währung von Final Fantasy V, erhalten unsere vier Helden auch Berufspunkte und steigen somit nicht nur im eigentlichen Charakterlevel, sondern auch in der Stufe des Jobs auf.

Im Gegensatz zu Final Fantasy III tangiert die Klasse nicht nur die Grundfähigkeiten und die anlegbare Ausrüstung. Auch die verschiedenen Fähigkeiten unterscheiden sich stark, die durch Stufenaufstiege beim Job erlernt werden. Dazu gehören sowohl passive Fähigkeiten wie das Führen einer gewissen Waffenart als auch Befehle, die im Kampfsystem kommandoartig ausgeführt werden. Das Beste dabei ist, dass wirklich jede auf diese Art und Weise erlernte Fähigkeit auch mit einer anderen Klasse genutzt werden kann. Wer sich im Genre auskennt, wird sofort erkennen, dass dieses System einen sehr großen Einfluss auf das Rollenspiel Bravely Default aus dem Jahr 2012 hatte. Im Gegensatz zu Bravely Default entstehen auf diese Art und Weise jedoch keine übermächtigen Charaktere, da stets nur eine Fähigkeit gewählt werden kann.

Stetig wachsende und vielseitige Spielwelt

So basteln wir uns mit der Zeit Schwarzmagier zusammen, die sich auch mit einer dicken Rüstung vor Schäden schützen. Auch Krieger, die im Notfall heilen können, dürfen wir zusammenschustern. Damit noch nicht genug, können wir uns auch Gedanken machen über Ninja, die die Zeit manipulieren, Tierbändiger, die Gegner bestehlen oder Tänzer, die in Dungeons und Häusern versteckte Wege entdecken. Dadurch, dass uns durch die Wahl einer einzigen Fähigkeit stets Grenzen gesetzt werden, macht es tatsächlich sehr viel Spaß, mehrere Berufe zu erlernen und durchzuwechseln. So können wir vor allem in den späteren Spielstunden auf unterschiedliche Situationen reagieren.

Wir werden in Final Fantasy V darüber hinaus nicht von Anfang an mit allen Jobs konfrontiert. Mit Ausnahme einer Sonderklasse, die wir extra finden müssen, wächst die Anzahl der zur Verfügung stehenden Berufe mit jedem Kristall, den wir aufspüren. Das Klassensystem ist durchweg gelungen und selbst ohne die Option, Fähigkeiten von zwei Jobs zu kombinieren, bietet es einen guten Abwechslungsreichtum. Wir begrüßen diese Diversität wirklich sehr. Hinzu kommt, dass sich regelrecht parallel zum Jobsystem auch die Spielwelt öffnet. In regelmäßigen Abständen erhalten wir neue Vehikel wie Chocobos, Schiffe, Drachen und Unterseeboote, um den ganzen Planeten zu erkunden.

Originalgetreue Umsetzung des Klassikers

Außerdem sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich die Spielwelt mehrfach verändert. Diese bleibt beim Erkunden dennoch vertraut. Auch eine fünfte Spielfigur, die etwa in der Mitte des auf etwa dreißig Stunden ausgelegten Abenteuers zur Gruppe stößt, passt in dieses Konzept. Nichtsdestotrotz verläuft die eigentliche Geschichte linear. Verschiedene Nebenaufgaben wie das Sammeln von Beschwörungsformeln oder Liedern motivieren darüber hinaus, auch die hintersten Winkel der Spielwelt zu erforschen. Der einzige Wermutstropfen dürfte für den einen oder anderen Spielertyp jedoch sein, dass nur die Inhalte des Originals enthalten sind.

Zusätzliche Jobs und Dungeons aus späteren Versionen entfallen beim Pixel Remaster von Final Fantasy V. In den vorherigen Pixel Remasters ist das nicht anders. Unserer Meinung nach ist das aber auch nicht sonderlich schlimm, denn auch ohne den zusätzlichen Content bietet das Rollenspiel sehr viele Inhalte. Vor allem wer jeden Beruf mit jedem Charakter aufs Maximum bringen möchte und auch die beiden optionalen Superbosse ins digitale Nirwana schicken will, kann weit mehr als nur dreißig Stunden in das Spiel investieren. Da kommt es wie gerufen, dass sich das Spiel wie schon seine vier Pixel-Remaster-Vorgänger bis auf ein paar, teilweise vernachlässigbare Kleinigkeiten problemlos bedienen und auch steuern lässt.

Angenehme Bedienung mit kleinen Einschränkungen

In puncto Steuerung funktioniert Final Fantasy V erstklassig. Jede von uns getätigte Eingabe wird problemlos umgesetzt. Ebenfalls ist super, dass wir wie in den vier vorherigen Pixel Remasters diagonal laufen können. Auch dass wir wieder auf Knopfdruck rennen dürfen, ist ein positives Entgegenkommen. Wohlgemerkt ist dies im Super-Nintendo-Original nur dann möglich, wenn wir einen Dieb in der Gruppe haben, der über diese Fähigkeit verfügt. Einzig die Bedienung im Menü ist immer dann etwas hakelig, wenn wir den Job wechseln und im Anschluss Fähigkeiten und Ausrüstung des jeweiligen Charakters personalisieren wollen. Auch dass nur über einen Umweg mit Blick in den Status einsehbar ist, wie sich die Werte beim Jobwechsel verändert haben, ist nicht ganz angenehm gelöst.

Eine fragwürdige Entscheidung war 1992 bereits, das Item Echokraut, das zum Kurieren des Zustands Stille benötigt wird, aus den Ladenregalen der Spielwelt zu entfernen. So kann der Zustand, der verhindert, Magie zu wirken, nur über den Zauberspruch Medica geheilt werden. Wird im Kampf unser Weißmagier getroffen und haben wir keinen zweiten Charakter, der Weißmagie wirken kann, haben wir ein Problem. Außerhalb der Kämpfe muss dann der unnötige Umweg über das Wechseln des Jobs gegangen werden. Das Hinzufügen des Items wäre wünschenswert gewesen.

Hoher Schwierigkeitsgrad und zähes Grinden

Ebenfalls darf nicht unerwähnt bleiben, dass Final Fantasy V einer der schwierigsten Teile der Reihe ist. Vom verhältnismäßig niedrigen Schwierigkeitsgrad der vorherigen Episoden ist im fünften Serienteil kaum mehr etwas zu sehen. Diese kann zwar nach wie vor auch von Einsteigern gemeistert werden, braucht dann aber etwas Eingewöhnungszeit. Je nach Wahl der Jobs, der Fähigkeiten und der Ausrüstung kommt hinzu, dass wir hier und da auch mal grinden müssen, um überhaupt eine Chance gegen so manche Gegner zu haben. Zum Glück gibt es eine Schnellspeicherfunktion. Automatisches Speichern bei jedwedem Gebietswechsel verhindert zusätzlich, dass wir bei einem Tod allzu viel Progression verlieren. Wer schnell leveln will, freut sich über eine Auto-Battle-Funktion. Das Ausfüllen des Aktionsbalkens lässt sich auch über das Optionsmenü beschleunigen. Nur Animationen und Soundeffekte nehmen aus technischen und atmosphärischen Gründen nicht allzu viel Tempo auf.

Dennoch dauern die Stufenaufstiege vor allem in der Mitte des Spiels eine halbe Ewigkeit, da es verhältnismäßig wenig Erfahrungs- und Berufspunkte als Belohnung für die Kämpfe gibt. Hier fühlt sich Final Fantasy V eher etwas zäh an. Wer daran verzweifelt, kann über das Boost-Menü die Ausschüttung an Erfahrungspunkten und Berufspunkten verdoppeln oder vervierfachen. Übrigens: Auch wenn es vielen nicht schnell genug gehen kann – wer lieber in Ruhe seine Züge überlegen will, darf das Aufladen des Aktionsbalkens auch verlangsamen.

Visueller Retro-Hingucker

Unter optischen Gesichtspunkten ist der fünfte Eintrag in der Final-Fantasy-Reihe wirklich sehr abwechslungsreich. Das spiegelt sich vor allem durch das unterschiedliche Design der Dungeons wieder. So erkunden wir dichte Wälder, durchkämmen dunkle Höhlen, erklimmen in den Himmel ragende Türme, folgen Bergpfaden und durchsuchen alte Ruinen. Auch ein Ausflug in eine fliegende Festung ist inbegriffen. Hinzu kommt ein überaus verspieltes Gegnerdesign. Wir kämpfen zum Beispiel gegen fliegende Katzen, auf Mondsicheln sitzende Hexen, dicke Rüstungen tragende Giganten, gefräßige Riesenvögel und sogar Maschinen, die mit Laser-Kanonen ausgerüstet sind.

Final Fantasy V ist bereits in der Version von 1992 ein kleiner Hingucker. Im Pixel Remaster wird dies noch ein wenig deutlicher. So gibt es Wälder, in denen der Boden, auf dem wir uns schließlich bewegen, vom Blätterwerk der Bäume in Teilen verdeckt wird. Auch Höhlen mit halbwegs seitlich dargestellten Ausgängen, durch die spärlich Licht in die unterirdischen Räume fällt, wissen zu gefallen. All das sind Grundlagen, die in Final Fantasy VI im Jahr 1994 noch einmal aufgegriffen und verfeinert wurden. Auch die zuckersüßen, wenn auch eher rudimentären Animationen stechen positiv ins Auge. Bei den Spezialeffekten gibt es übrigens auch 32-Bit-Elemente, die organisch eingewoben sind.

Fantastische Musiknote von Uematsu Nobuo

Komponist Nobuo Uematsu, der schon zu den vorherigen vier Serienteilen den Soundtrack geschrieben hat, ist auch bei Final Fantasy V wieder mit von der Partie. Auch für die Musik des Pixel Remasters zeichnet sich die Legende höchstpersönlich verantwortlich. Uns gefällt die Musik sowohl im Super-Famicom-Original als auch in der orchestralen Version des Pixel Remasters, denn tatsächlich drückt jedes einzelne Musikstück die Stimmung der Figuren treffend aus. Während beispielsweise Klaviergeklimper bei melancholischen Szenen zum Einsatz kommt, erhellen Trompeten- und Gitarrenklänge die hitzigen Gefechte. Es gibt viele erinnerungswürdige Themen wie die ruhigen und fast schon besinnlichen Oberweltmelodien oder die wuchtige Musik, die beim Kampf gegen den wiederkehrenden Feind Gilgamesch zum Einsatz kommt.

Wer sich am Soundtrack nicht satthören kann, was wir definitiv sehr gut nachvollziehen können, darf die Musik auch außerhalb des Spielgeschehens in der Jukebox bei den Boni abspielen. Dort findet sich traditionsgemäß auch eine Monsterfibel, wo jeder der über dreihundert Feinde katalogisiert wird, sobald wir diese einmal besiegt haben. Auch ein Artwork-Verzeichnis, in denen vor allem Künstler Yoshitaka Amano verewigt wird, ist erneut ein Teil des Bonusmaterials. Dies rundet das Gesamtpaket ein weiteres Mal sehr angenehm ab.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Final Fantasy V ist ein tolles Rollenspiel, was vor allem an der Spielwelt, dem Jobsystem und dem schnellen Gameplay liegt. Die eigentliche Handlung bleibt nach dem epischen Vorgänger jedoch hinter den Erwartungen zurück. So fühlt sich die Geschichte vor allem in der ersten Spielhälfte äußerst verworren und konfus an. Außerdem entwickelt sich die Story nur sehr langsam. Wie bestimmte Elemente wie beispielsweise Antagonisten oder Motive eingeführt und erläutert werden, wäre sicher auch 1992 besser umsetzbar gewesen. Es lässt sich aber definitiv nicht leugnen, dass das Spiel gerade deshalb wendungsreich und unterhaltsam bleibt. An der Motivation kratzt die Story jedenfalls nicht, denn die Spielwelt lädt zum Erkunden ein und die schnellen Kämpfe, die wie im 1991 veröffentlichten Vorgänger auf dem Active-Time-Battle-System basieren, machen ebenfalls sehr viel Spaß. Noch sehr viel spaßiger ist in meinen Augen das aufpolierte Jobsystem, in dem ich Fähigkeiten von zwei Klassen miteinander kombinieren kann. Es macht unglaublich viel Laune, verschiedene Kombinationen auszuprobieren. Lediglich der hohe Schwierigkeitsgrad, der von der Wahl der jeweiligen Berufe, Fähigkeiten und Ausrüstung abhängt, und das verhältnismäßig viel zu lang dauernde Grinden bis zum nächsten Level-up, sind vor allem in der Mitte des Spiels auch mir ein Dorn im Auge. Trotz allem ist und bleibt Final Fantasy V für mich ein sehr gelungenes Rollenspiel, das mindestens dreißig Stunden lang und weitgehend bestens unterhalten kann.