Flip Wars – TEST
Entwickler Over Fence versucht mit Flip Wars Elemente aus der Super-Mario-Reihe, dem Splatoon-Franchise und der Bomberman-Serie zu abstrahieren und in einem eigenen Spiel einen neuen Anstrich zu geben. Das klingt zwar spannend, scheitert aber schon im Ansatz.
In den letzten Jahren ist Publisher Nintendo stets mutiger geworden und hat versucht, mit neuen Franchises Anklang bei den langjährigen Fans zu finden, die nicht immer nur mit Zipfelmützenträger Link in The Legend of Zelda, mit Kopfgeldjägerin Samus Aran in Metroid oder mit Klempner Mario Abenteuer erleben wollen. Während dies mit Splatoon, Arms oder Boxboy! einigermaßen gut bis sehr gut klappte, ist Flip Wars ein Paradebeispiel dafür, wie man ein Spiel lieber nicht gestalten sollte. Das fängt schon bei der Präsentation an, denn in keiner Weise erfahren wir irgendetwas über die Hintergründe des Universums und eine Story, selbst in rudimentärer Form, suchen wir vergebens.
Eigentlich müssten dadurch mehr finanzielle Ressourcen für das Gameplay vorhanden gewesen sein müssen, doch auch in dieser Disziplin enttäuscht Flip Wars weitgehend. Im Spiel schlüpfen wir in die Rolle eines Kämpfers, der gegen bis zu drei Kontrahenten in einer Arena antritt. Zu Beginn jeder Runde sind die Bodenplatten der Arenen noch in sterilem Weiß gehalten. Das ändert sich mit jeder Sekunde, denn durch einen Sprung in die Höhe führen wir einen so genannten Hip Drop aus, der frappierend an die in Super Mario 64 eingeführte Stampfattacke erinnert. Sobald wir mit dem Hosenboden auf den Fliesen landen, färben wir die Kacheln flott in unsere Spielerfarbe.
Drei Spielmodi
Das hat in erster Linie den Vorteil, dass wir uns auf den Platten in unserer Farbe schneller bewegen können, als auf weißen Fliesen oder jenen, die bereits von unseren Gegnern markiert worden sind. Eine Kachel endgültig zu markieren, ist jedoch nicht möglich. Ständig ist es unsere Aufgabe, auch feindliches Territorium entsprechend einzufärben. Drehen wir die Platten um, kommen ebenfalls Power-ups zum Vorschein. Diese können wir aufsammeln, um anschließend größere oder diagonale Bereiche per Hit Drop einzufärben oder schnell über das Spielfeld zu sausen, das aufgrund der Vogelperspektive stark an die Bomberman-Videospiele erinnert.
Sollten sich gerade Feinde auf den Bodenplatten befinden, katapultieren wir diese im Übrigen per Hit Drop auch aus der Arena. Selbiges Schicksal kann selbstverständlich auch uns treffen, sodass wir unseren Kontrahenten stets ausweichen sollten. Aufgeteilt ist das Spiel in drei verschiedene Modi, die sich voll und ganz auf die Auswirkungen der Hit Drops konzentrieren. Im Kachelkampf gewinnt am Ende der Spieler, der die meisten Platten eingefärbt hat und im Abflugkampf kommt es darauf an, wie oft wir unserer Gegner aus dem Ring gefeuert haben. Der Lebenskampf funktioniert ähnlich wie der Abflugkampf, doch hat jeder Spieler nur eine bestimmte Versuchsanzahl, um in der Arena überleben zu können.
Unfertiges Spiel
All dies klingt in der Theorie richtig spannend, doch schon in puncto Steuerung ist Flip Wars in der Praxis eine Enttäuschung. Unsere Spielfigur lässt sich nur sehr behäbig übers Spielfeld bewegen. In unseren Augen hätte dies spätestens bei der Qualitätssicherung auffallen müssen. Immerhin ist es möglich, einen Sprung kurz nach dessen Ausführung noch abzubrechen, um eine Finte zu legen oder einer Attacke eines Gegners auszuweichen. Die eigentlichen Sprünge fühlen sich aber wie die Laufgeschwindigkeit der Charaktere zu langsam an, sodass das ganze Konzept einem hohen Spieltempo im Wege steht. Da helfen leider auch keine Schalter oder Kanonen auf dem Spielfeld, welche die Kämpfe aufgrund besserer Einfärbungsmethoden an bestimmten Stellen der Arena fokussieren wollen.
Zum Testzeitpunkt am 8. Juli 2017 waren online noch nicht so viele Spieler unterwegs, sodass kaum Kämpfe zustande gekommen sind. Im Test zeigte sich ein gemischtes Bild, denn auf der einen Seite liefen die meisten Kämpfe flüssig und ohne Lags und auf der anderen Seite gab es oft genug Verbindungsabbrüche vor dem Beginn des Kampfes. Hier muss unbedingt nachgebessert werden! Dies gilt auch für den Rest des Spiels, denn dieses wurde schlicht und einfach unfertig veröffentlicht. Sowohl die Online-Ranglistenkämpfe, als auch lokale Mehrspielermodi für mehr als eine Konsole sollen per Update nachgereicht werden. Wer darauf wert legt, sollte mit dem Kauf noch warten.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Bereits als Flip Wars angekündigt wurde, war ich ein wenig skeptisch. Für mich sah das Spiel wie ein Bomberman-Klon aus, bei dem es einfach nur darum geht, seine Gegner mit Stampfattacken aus der Arena zu katapultieren, statt mit Sprengstoff in die Luft zu jagen. So funktioniert der Titel in der Praxis unter anderem, doch auch das Einfärben der Bodenplatten erinnert stark an Splatoon, wodurch Flip Wars kaum über Authentizität verfügt. Über all diese Abkupferungsversuche kann ich noch hinwegsehen, doch auch sonst langweilt mich der Titel. Die Steuerung ist sowohl beim Laufen, als auch beim Springen, einfach nur träge und bereits nach einer halben Stunde ist bei diesem Spiel aufgrund fehlender Abwechslung die Luft raus. Ärgerlich ist zudem, dass der Titel unfertig veröffentlicht wurde und erst mit kommenden Updates ein (hoffentlich!) besseres Erlebnis bieten wird. Die Frage ist natürlich nur, ob es dann noch genug Interessenten gibt, die sich für Flip Wars interessieren. Ich fürchte nicht.
Nach dem Lesen des Tests frage ich mich, ob es klug war, jemanden das Spiel testen zu lassen, der es von Anfang an nicht mochte und es ernsthaft mit Bomberman und Splatoon vergleicht.
Wenn es danach geht, muss Yoshi’s Woolly World ja richtig mies sein…
@Martin
Vielen Dank für deinen Kommentar, wir haben uns sehr darüber gefreut, dass du dich für unseren beziehungsweise meinen Test zu Flip Wars interessierst. Dass ich das Spiel von Anfang nicht mochte, ist aber ein wenig übertrieben. Ich gebe gerne zu, dass ich im Vorfeld sicherlich skeptisch war (der Trailer hat mich nicht aus den Socken gehauen) und habe dem Spiel deshalb umso mehr eine Chance geben wollen, sich zu beweisen. Im Test hat es mich aber sehr enttäuscht und warum das so ist, sollte ich im Text auch ausreichend erläutert haben. Mich würde es aber interessieren, warum ich das Spiel nicht mit Splatoon und Bomberman hätte vergleichen dürfen. Das Ziel des Spiels ist es einerseits, wie bei Splatoon den Boden einzufärben und andererseits, wie bei Bomberman seine Gegner aus der Arena zu kataputieren (zudem erinnert die Kameraperspektive frappierend an Konamis Reihe). Die Vergleiche sind in meinen Augen völlig legitim, aber ich würde mich freuen, wenn du mir erklärst, warum du das ganz anders siehst als ich. Vielleicht kriege ich so ein ganz neues Bild von Flip Wars. 🙂
Außerdem darfst du mir gerne erklären, wie du jetzt auf Yoshi’s Woolly World kommst. Das Spiel ist – im Gegensatz zu Flip Wars – ein sehr gutes Spiel, das ich vor zwei Jahren mit allen Collectables durchgespielt habe. 😉