Regalia: Of Men and Monarchs (Royal Edition) – TEST

Strategie-Rollenspiele sind ein Phänomen, das sich weltweit großer Beliebtheit erfreut. Der polnische Entwickler Pixelated Milk hat versucht, bekannte japanische Serien wie Fire Emblem eine europäische Note einzuhauchen – und scheitert leider bei der Switch-Umsetzung.


In Regalia: Of Men and Monarchs schlüpft der Spieler allen voran in die Haut von Kay aus dem Hause Loren. Der junge Adlige zieht mit seinem Gefolge durchs Land und möchte die wertvollen Überreste eines alten Gemäuers einheimsen. Der Diebstahl schlägt fehl, da plötzlich der Geist vom Großvater des Helden auftaucht und ihm erklärt, dass er der rechtmäßige Erbe des Schlosses ist. Kay ist jedoch wenig daran interessiert, das Königreich wieder aufzubauen. Etwas Nachdruck verhilft da schon der Schuldeneintreiber, der ihm unmissverständlich vor Augen führt, dass er nicht nur das Schloss, sondern auch die Schulden des Reiches geerbt hat.

Um nicht noch mehr in Armut zu versinken, beschließt Kay mit seinen beiden Schwestern Elaine und Gwendolyn und seinem treuen Diener Griffith das Land zu bereisen, Einwohner zum Aufbau des Königreichs zu rekrutieren und den riesigen Schuldenberg zu tilgen. Unterwegs treffen die Helden auf neue Freunde, die sich ihrer Sache entweder aktiv oder passiv anschließen, sowie auf Feinde wie zum Beispiel Banditen, die ihre Freiheit nicht von einem Monarchen einschränken lassen wollen. Regalia bietet in dieser Disziplin genügend Anreize, die durchaus interessante Geschichte zu erleben. Die illustren Abenteuer der Helden sind spannend erzählt und jeder Charakter verfügt über eine gut ausgearbeitete Biografie. Leider ist das so ziemlich alles, womit Regalia am Ende durchweg überzeugen kann.

Tiefgründige Dialoge und oberflächliche Schlachten

Wie in japanischen Strategie-Rollenspielen unterteilt sich das Spiel in zwei elementare Abschnitte. Zum einen durchlebt der Spieler eine Story, die vorzugsweise über lange Dialoge vorangetrieben wird. Diese Dialoge sind – bis auf den wirklich müden Humor der Dialogschreiber – wirklich gut geschrieben und unterstützen die comichafte Atmosphäre. Teilweise ist es nötig durch überschaubare Gebiete zu watscheln, um mit verschiedenen Figuren zu reden. Hin und wieder ist es auch möglich, vor allem in den Ausflügen in die Wildnis, in Gesprächen mit den Figuren bestimmte Entscheidungen zu treffen, die die Beziehungen der Charaktere untereinander festigen.

Zum anderen kommen zahlreiche Kämpfe zur Geltung, die wie im PlayStation-Klassiker Final Fantasy Tactics oder Mercenaries Saga Chronicles für die Switch aus einer isometrischen Perspektive inszeniert sind. Hier werden zunächst bis zu vier Charaktere positioniert, die danach rundenweise über das Schlachtfeld gegen Banditen, Riesenratten und sonstige Ungeheuer befehligt werden können. Im Gegensatz zu anderen Titeln des Genres ist es in Regalia sogar möglich, mit einer Figur erst anzugreifen und sie dann vom Feind wegzubewegen. Außerdem hat jeder Charakter gleich mehrere Attacken, die mit unterschiedlichen Effekten Chaos in den gegnerischen Reihen stiften können. Leider hapert es beim eigentlich gut strukturierten Gameplay bei der Umsetzung.

Fummelige Bedienung

So ist in Regalia die Steuerung äußerst fummelig. Mit gedrückter Schultertaste muss aus einem Rad die jeweilige Aktion ausgewählt werden. Was in der Theorie zunächst einfach klingt, entwickelt sich mehr und mehr zu einer Geduldsprobe, denn oft erkennt das Spiel die Eingabe nicht und wechselt zum Bewegungszug des jeweiligen Charakters. Hinzu kommt, dass die deutlich an eine PC-Umgebung angelehnte Steuerung per Cursor auf der Switch einfach zu umständlich funktioniert. An eine Unterstützung des Touchscreens haben die Entwickler auch nicht gedacht; hier muss jedoch fairerweise gesagt werden, dass diese aufgrund der zu verschachtelten Darstellung auf dem kleinen Bildschirm ohnehin nur ein Klotz am Bein gewesen wäre.

Ärgerlich ist auch, dass auf dem normalen Schwierigkeitsgrad Angriffe häufig daneben gehen und je nachdem wie die Charaktere positioniert sind, kann das schnell zum temporären Tod einer Spielfigur führen, woran der Spieler schließlich arg zu knabbern hat. Immerhin lässt sich dieser Umstand schnell ändern, indem in den Optionen einfach die Faktoren für den ausgeteilten und den erlittenen Schaden manipuliert werden, um einen ganz eigenen Schwierigkeitsgrad zu kreieren. Zu allem Überdruss verstecken sich Werte wie Angriffsstärke oder Aktionsreichweite in überladenen Menüstrukturen. Auch Komfortfunktionen wie das gleichzeitige Darstellen von Aktions- und Angriffsreichweite beim Planen eines Zuges fehlen gänzlich.

Problematische Switch-Portierung

Optisch ist das Spiel ein äußerst zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite können vor allem die Charaktermodelle mitsamt ihren Artworks, die während der Dialoge eingeblendet werden, um nicht immer auf den ebenfalls angezeigten Namen der sprechenden Figur zu starren, überzeugen. Zahlreiche Details charakterisieren die Figuren und lassen sie deutlich voneinander unterscheiden, was vor allem den ausgearbeiteten Persönlichkeiten von Kay, Griffith und Co regelrecht in die Hände spielt. Auf der anderen Seite können sämtliche Hintergründe nichts weiter als ein müdes Lächeln hervorrufen. Diese wirken durchweg zu verwaschen und passen einfach nicht zu den vergleichsweise hübschen Charaktermodellen. Auch die Angriffsanimationen hätten facettenreicher ausfallen können und wirken hier eher wie Stangenware, was aber im direkten Vergleich mit anderen Titeln ein wirklich kleines Problemchen darstellt.

Während dem Besuch im Schloss oder beim Erkunden der Welt trällern angenehme Musikstücke aus den Lautsprechern, denen es aber ein wenig an Wiedererkennungswert fehlt. Immerhin hauchen professionelle (englische) Sprecher den Charakteren in fast allen Dialogen im Spiel reichlich Leben ein. Das ändert jedoch auch nicht an den langen und vor allem häufigen Ladezeiten, denn für jeden Dialog, Kampf und Übersichtsbildschirm muss eine Wartezeit von bis zu 25 Sekunden in Kauf genommen werden. So reiht sich Regalia leider in die Riege der Spiele ein, die einfach nicht mit genügend Herzblut auf die Switch portiert worden sind.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Regalia: Of Men and Monarchs hätte in der Royal Edition auf der Switch eine europäische Alternative für das von japanischen Entwicklern dominierten Genres werden können. Dies ist Pixelated Milk aber nur zum Teil gelungen, denn obwohl die Geschichte mit ihren zahlreichen (auf Englisch vertonten) Dialogen punkten kann und auch die Charaktere jede Menge Abwechslung in Gesprächen und Kämpfen versprühen, scheitert es zuweilen am Gameplay, an der Bedienung und zuletzt auch an der Umsetzung für die Switch. So scheint der Schwierigkeitsgrad nicht wirklich ausbalanciert zu sein und zudem wurde versucht, die eingängige PC-Bedienung irgendwie in ein Konsolenkorsett zu zwängen. Hätten sich die Entwicklerstudios wirklich japanische Videospielreihen wie Fire Emblem und Co zum Vorbild genommen, hätte aus Regalia ein richtig gutes Spiel werden können. Vor allem die langen und häufigen Ladezeiten dürften ein Dorn im Auge von vielen Spielern sein. Unterm Strich ist Regalia allerhöchstens ein Lückenfüller für verhungernde Strategie-Rollenspieler – und auch die sollten sich überlegen, ob sie nicht doch noch ein weiteres Mal eine der besseren Genre-Vertreter auf Switch, 3DS und Co angehen wollen.