Freedom Planet – TEST

Freedom Planet ist ein Spiel, das ursprünglich als ein Sonic-the-Hedgehog-Fanprojekt begann. Nach einigen taktischen Änderungen wurden die Charaktere Lilac, Carol und Milla eingeführt, die gegen den Oberschurken Brevon mit seinen Schergen antreten, um ihre Welt zu retten. Wer einen Jieper auf ein Jump ’n’ Run in Sonic-Manier hat, findet in Freedom Planet auf Nintendo Switch einen geeigneten Kandidaten.


Als Indie-Titel ist Freedom Planet in seiner Plattformwahl frei und hat davon großzügig Gebrauch gemacht, so gibt es das Spiel auch auf PlayStation 4, dem PC oder sogar auf der Wii U. Dass es ursprünglich im Jahr 2014 erschien, merkt man Freedom Planet nicht an, denn dessen Spielgrafik ist im Retro-Pixel-Look gehalten und das Spielprinzip basiert auf der ohnehin noch älteren zweidimensionalen Sonic-the-Hedgehog-Reihe.

Niedlich-brutale Geschichte
Schon der Name des Spiels verrät, worum es in Freedom Planet geht, nämlich um den Schutz einer Welt vor einem möglichen Chaos, das durch die Entwendung eines Artefakts auftreten könnte. Oberschurke Brevon, ein Alien, will dem Planeten den MacGuffin, in diesem Fall das Artefakt „Königsstein“, stehlen, wodurch die gesamte Handlung ins Rollen kommt. Hier sind klassische Klischees am Werke, denn dem Bösen ist egal, was mit der Welt – dessen Artefakt er stiehlt – geschieht, und unsere Heldinnen wollen ihn aufhalten. Protagonisten des Spiels sind ausschließlich weibliche Wesen, die zwar wie das Vorbild Sonic menschlich wirken, reden und laufen können, aber tatsächlich anderen Rassen nachempfunden sind. Lilac ist ein Drache, Carol ist eine Wildkatze und Milla gehört einer Hundegattung an.

Milla wird erst im Laufe des Spiels als Verbündete gewonnen und dadurch freigeschaltet, zwischen Lilac und Carol können wir direkt zu Anfang wählen und erfahren im Story-Modus des Spiels die Geschichte jeweils aus ihrer Sicht. Durch eine Reihe von Ereignissen lernen wir auf dem Weg in voll englisch vertonten Textboxen-Zwischensequenzen nicht nur Verbündete kennen, wie die vermeintliche „Schild-Ente“ Torque, sondern auch diverse Gegner, die uns zumeist im Spiel irgendwann als Bossgegner wieder begegnen.

Überraschend in der Geschichte mit den niedlichen Figuren im Pixellook ist die zeitweise martialische Brutalität, mit der Figuren enthauptet oder gefoltert werden. Hier ist die Altersfreigabe von zwölf Jahren vielleicht etwas niedrig angesetzt. Es sind zwar keine langen Zwischensequenzen, aber verstörend wirken sie in dem Setting doch. Letztlich haben sie aber keinen Einfluss auf das Gameplay selbst, denn das ist ausreichend gewaltarm für Kinder.

Hat hier jemand Sonic gesagt?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Spiel zu beginnen. Der Story-Modus erlaubt uns, die zehn Levels in Story-Elemente eingebettet zu spielen. Hierbei ist die Entscheidung, ob wir uns für Lilac oder für Carol entscheiden, neben der Story-Sicht-Unterscheidung auch ein Unterschied im Gameplay. Lilac spielt sich wie Sonic, kann also neben den Standards Laufen, Springen und Angreifen auch Rollen, Doppelsprünge und Dashes in der Luft ausführen, um in eine von acht Richtungen zu schnellen. Carol hingegen verfügt über ein Motorrad, welches wiederum Doppelsprünge beherrscht und Wände hochfahren kann. Milla, sobald sie freigeschaltet ist, kann Gelwürfel werfen, einen Schild benutzen und ein bisschen fliegen. Alternativ zum Story-Modus gibt es einen Klassik-Modus, der ohne Story-Elemente auskommt, und einen Zeit-Modus, in dem die Levels auf Zeit absolviert werden wollen.

Was Sonic-the-Hedgehog-Spiele und auch Freedom Planet ausmacht, ist die Physik der Bewegung des Charakters. Die Loopings und Schanzen in den Levels können nur deswegen sinnvoll genutzt werden, weil mit den Charakteren ein Momentum aufgebaut werden kann, das die Geschwindigkeit hält und dadurch ein Laufen an der Decke oder an Wänden ermöglicht – sei es auch nur für kurze Zeit. An dieser Stelle ist die Herkunft als Sonic-the-Hedgehog-Fanspiel deutlich zu merken. Unterschiede gibt es in vielen Details. Gegner beispielsweise treffen wir in den Levels zuhauf. Unsere Heldinnen haben einen Lebensenergiebalken, der aus roten Blättern besteht und uns erlaubt, mehrfach getroffen zu werden. Während des Spielens lädt sich zudem eine Bonus-Leiste auf, die für die Spezialfähigkeiten der Charaktere wie den Dash von Lilac eingesetzt werden kann.

Bei den Bossgegnern wird deutlich, dass im Spiel auch auf den leichteren Schwierigkeitsgraden nicht alles einfach ist. Letztlich sind die Bossgegner nicht schwierig, aber es braucht schon mehrere Versuche, bis wir uns die Angriffsmuster eingeprägt haben und ausweichen können. Ausweichen ist hier nur ein Teil der recht komplexen Steuerung, denn es gibt nicht nur einfache Angriffe, sondern auch Angriffe von unten oder von oben, mit denen wir bestimmten Gegnern erheblich einfacher ans Leder gehen können, wenn wir sie beherrschen. Sowohl die Jump-’n’-Run-Passagen als auch das überraschende Shoot-’em’-up-Level überanspruchen erfahrene Hüpfspiel-Experten nicht.

Retro durch und durch
Sowohl im Jahr 2014 als auch 2018 wirkt die Pixelgrafik von Freedom Planet stimmig. Sämtliche Animationen sind flüssig, gekonnt und wie aus einem Guss. Die Gesichtszüge der Charaktere kommen in den Zwischenequenzen gut zur Geltung, was vielleicht an den comichaft überproportionierten Augen liegt. Zwischensequenzen und das Spiel selbst sind grafisch identisch, was für eine Einheitlichkeit sorgt. Musikalisch wirft uns Freedom Planet zurück in die 1990er-Jahre, denn sämtliche Kompositionen aus der Feder von Projekt-Initiator Stephen DiDuro und Leila Wilson klingen, als hätten sie auch auf dem Sega Saturn zuhause sein können. Insgesamt ist die Präsentation eine Hommage an alte Zeiten, die sehr liebevoll gemacht ist und für Nostalgiegefühle sorgt.

Auch die Wiederspielbarkeit des Titels ist durch mehrere Arten von Collectibles gesichert. Überall in den Levels gibt es Dinge zu entdecken, die mal mit diesem, mal mit jenem Charakter einfacher zu erreichen sind und daher auch das erneute Durchspielen mit mehreren Charakteren reizvoll machen. Dazu tragen auch der Zeitmodus bei und die Tatsache, dass die verschiedenen Heldinnen das Gameplay leicht ändern.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Freedom Planet ist ein großartiges Spiel, das sich genug an den Sonic-the-Hedgehog-Spielen orientiert, um als Fanprojekt erkannt zu werden, sich aber auch genug davon abhebt, um als neuartig-eigenes Spiel durchzugehen. Dass das Spiel schon 2014 in seiner grundlegenden Form erschienen ist, macht es im Jahr 2018 für die Switch nicht schlechter, im Gegenteil eignet sich Freedom Planet sehr gut für die Switch, denn es läuft zum einen im Mobilmodus flüssig und sieht zum anderen auch am Fernseher sehr gut aus. So ist Freedom Planet meine Empfehlung nicht nur für Retro-Fans.