Gibbon: Beyond the Trees – TEST

Meine Welt ist wunderschön, ein üppiger, grüner Urwald. Ich habe eine Familie, ich habe Freiheit und ich lebe gut. Ich bin ein Gibbon. Doch dann kommt der Mensch zu uns und alles ändert sich – nicht nur in Gibbon: Beyond the Trees für Nintendo Switch.


Gibbons sind kleine Menschenaffen, die vorrangig in Südostasien leben, etwa in Indonesien, Südchina oder Nordostindien. Heute, denn früher waren sie weiter verbreitet, in einem Großteil Chinas zum Beispiel. Ihr Lebensraum wird immer weiter vom Menschen eingenommen, die Gibbons dadurch zurückgedrängt.

Auffällig an Gibbons sind ihre langen Arme und ihre Wendigkeit, wenn sie diese zum Schwingen und Navigieren verwenden. Sie haben keinen Schwanz und sehen uns Menschen dadurch sehr ähnlich, wie auch ihre größeren Verwandten, die Gorillas. Ihr Heimatgebiet ist der Wald, den sie beeindruckend schnell schwingend durchqueren können.

Schwingen in den Bäumen

So werden uns diese Tiere in Gibbon: Beyond the Trees vorgestellt: Ein größerer gelber Gibbon, der ein kleines blaues Gibbon-Baby auf den Rücken nimmt und wir, ein rosa Gibbon. Direkt zu Anfang lernen wir das Schwingen, ohne unser Ziel zu kennen. Wir folgen einfach unserem vermeintlichen Partner und dem Kleinen durch die Bäume. Den Boden des Waldes sehen wir zu Anfang nicht mal, wenn wir nicht versehentlich herunterfallen.

Unser Gibbon bewegt sich automatisch vorwärts. Wir können bestimmen, ob wir schwingen oder laufen wollen, an und auf Ästen, Lianen und Bäumen. Im Sprung können wir noch einen Rückwärtssalto machen, welcher uns beschleunigt, wenn wir danach weiter schwingen. Bisweilen hilft uns der gelbe Gibbon und wirft uns im Sprung noch ein Stückchen weiter.

Drama im Urwald

So ist das Leben schön als Gibbon, unbeschwert und einfach. Doch in den zehn Kapiteln des insgesamt auf eine gute Stunde Spielzeit ausgelegten Plattformers ändert sich das rapide. Ohne zu viel zu verraten, können wir sagen, dass die Welt sich durch den Menschen drastisch verändert und nicht alles einfach ist als Gibbon, dramatisch gar manches. Aber da das Spiel von der USK ab sechs Jahren freigegeben wurde, ist alles familienfreundlich dargestellt.

Nach der Hauptgeschichte wird ein Sammelmodus freigeschaltet, in dem wir in den zehn Leveln je zehn Käfige berühren müssen, um die darin gefangenen Artgenossen freizulassen. Das ist zum Teil ziemlich schwer, denn zurückschwingen können wir nicht, immer nur vorwärts. Wenn wir gerade auf der falschen Höhe durch die Levels schwingen, hilft uns die Richtungsanzeige zu den Tieren auch nicht. Durch die prozedural generierten Level verlieren wir allerdings auch nichts, wenn wir einen der Käfige verpassen. Einfach weitermachen oder neu starten, neuer Versuch.

Ein kleiner Wermutstropfen

Es macht Spaß, mit dem Gibbon durch die Gegend zu schwingen und immer schneller von Ast zu Ast zu hüpfen. Die prozedural generierten Sammel-Abschnitte sorgen für längere Motivation. Mit der Botschaft des Spiels, dass Gibbons zu schützen sind, trifft Gibbon: Beyond the Trees zudem den Zahn der Zeit und den Nagel auf den Kopf. Dafür mit einem Spiel Aufmerksamkeit zu generieren, ist ein schlauer Zug der Entwickler Broken Rules, die schon in Old Man’s Journey eine tiefgründige Geschichte zu erzählen wussten.

Leider leidet Gibbon: Beyond the Trees manchmal sehr unter Ruckeln und Stottern. Selten stört uns das in der Bedienung, weil das Spiel ohnehin recht geschmeidig und gnädig in der Steuerung ist. Doch die Atmosphäre leidet schon sehr darunter, wenn die Bildwiederholfrequenz plötzlich in die Knie geht. Schade. Abgesehen davon ist Gibbon: Beyond the Trees jedoch eine eindeutige Empfehlung.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Ich bin grundsätzlich und vollständig dafür, für Nachhaltigkeit zu sorgen und den Fokus auf Umweltschutz zu legen. Gibbon: Beyond the Trees schafft mit einem sehr unterhaltsamen Spiel, die Stimme für die kleinen Menschenaffen zu erheben. Auch ich rufe euch zum Unterstützen der am Ende des Spiels genannten Organisationen auf. Nicht nur dafür jedoch lohnt sich das Spiel, das angenehm kurz ist, eine einfache, aber tiefgründige Erfahrung bietet und immer wieder für eine Runde Schwingen im Wald motiviert. Selbst mit den gelegentlichen grafischen Schwierigkeiten macht Gibbon: Beyond the Trees auch spielerisch Laune.