Go Vacation – TEST
Go Vacation lädt euch in vier Urlaubsgegenden ein: Eine gesamte Insel steht euch offen mit einer sonnigen Strandlandschaft, einer bergigen Siedlungsgegend, einer lebendigen Stadt und einem strahlenden Winter-Erholungsgebiet. Da Go Vacation ein Port des gleichnamigen Wii-Titels von 2011 ist, blicken wir natürlich mit skeptischem Auge auf die Modernität dieses Titels.
Wir beginnen das Spiel mit der Auswahl unseres Controllers, und hier kommt gleich einer der großen Pluspunkte zum Tragen, denn es stehen uns alle möglichen Varianten zur Verfügung. Pro-Controller, quer gehaltene Joy-Cons, kombinierte Joy-Cons oder der Handheld-Modus sind möglich. Am Fernseher lässt sich das Spiel sogar zu viert im Splitscreen spielen.
Als nächstes folgt die Charaktererstellung. Es stehen zum einen die Mii-Charaktere, die es auch auf der Switch noch gibt, zur Verfügung, zum anderen können wir auch Spiel-eigene Figuren erstellen, die ein bisschen an Miis erinnern, aber doch etwas detaillierter und echter wirken. Hier wird die Zielgruppe klar definiert, denn es stehen beide Geschlechter in je vier Altersstufen zur Verfügung: Großeltern, Eltern, ältere Kinder und jüngere Kinder. Wir haben die Wahl zwischen diversen Varianten von Frisuren, Gesichtern und weiteren Details, um unseren Urlauber nach unseren Wünschen auszustatten.
Bevor es losgeht
Nach der Erstellung unseres Helden wird uns die Insel mit ihren Resorts in einem kurzen Trailer vorgestellt, um uns einen Vorgeschmack zu zeigen. Direkt danach werden wir mit dem ersten von vielen noch kommenden Ladebildschirmen konfrontiert. Jeder Wechsel von Oberwelt zu Aktivität und zurück zeigt uns eine neue Variante davon. Aber hier sind die Entwickler clever vorgegangen, denn auf diesen Bildschirmen werden viele verschiedene Tipps und Hinweise gegeben. Wenn es schon Ladebildschirme geben muss, die zur Zeit der Wii vermutlich nicht anders zu machen waren, hier aber sicher kürzer hätten sein können, dann ist es so gut gelöst. Da auf den Ladebildschirmen Tipps gegeben werden und wichtige Hinweise, gibt es in den Menüs eine Liste, wo alle schon mal gezeigten Ladebildschirme eingesehen werden können.
Eine Touristenführerin begrüßt uns zum Tutorial, äh Urlaub, in Textboxen, die ohne Sprachausgabe auskommen, so dass Kinder hier schon die Fähigkeit zum Lesen mitbringen sollten. Unsere erste Aufgabe ist Jetskifahren, zu dem wir erst mal hinlaufen, -schwimmen und -springen müssen, um anschließend damit eine Bucht zu überqueren und ein kurzes Rennen zu absolvieren.
Anschließend wird uns beigebracht, dass es auf der Insel eine Stempeljagd gibt, mit der wir neue Gegenden und Dinge freischalten. Stempel bekommen wir, indem wir genau die Aktivitäten angehen, die uns von unserer Touristenführerin empfohlen werden, was sich in der eigentlich offenen Welt angenehm linear anfühlt.
Technische Feinheiten
Zum einen ist Go Vacation sein Alter und seine Herkunft der Wii anzumerken, zum anderen sind aber auch einige Entwicklungs-Entscheidungen nicht ganz nachvollziehbar. So ist etwa zu empfehlen, die Textpassagen möglichst bald zu überspringen, denn all diese sind mit derselben flippigen Hintergrundmusik hinterlegt, die nach wenigen Minuten anfängt, sich endlos zu wiederholen. Dahingegen sind die Geräusche alle stimmig und akustisch korrekt verortet, so dass wir auch daran die Richtung gut erkennen können. Gleiches gilt für das HD-Rumble, das uns sehr feinfühlig Wellen oder Bodenunebenheiten wiedergibt.
Go Vacation bietet zwar eine Bewegungssteuerung an, aber nicht überall und nicht für alle Aktivitäten. Über eine Tastensteuerung funktioniert die Bedienung des Jetskis tadellos, eine Motion-Control-Variante gibt es während der Aktivitäten hier aber nicht. Eine seltsame Einschränkung, denn in der offenen Welt, die uns später erwartet, können wir zwischen Knöpfchen- und Bewegungssteuerung wechseln. Manche Minispiele hingegen, etwa die Sprung-Stunt-Spiele, nutzen aktiv das Drehen der Joy-Cons, um verschiedene Stunts auszuführen.
Nicht sehr gelungen sind die Physikeigenschaften der Welt. Jetskis zum Beispiel kennen kein Eintauchen ins Wasser, egal mit wie viel Wucht sie von oben auf die Wasseroberfläche treffen. Das fühlt sich falsch an und lässt uns bemerken, dass wir in einem Spiel unterwegs sind, das zu umfangreich sein wollte und deshalb nicht sehr in die Tiefe jedes Elements gehen konnte. Vielfalt ist zwar genug vorhanden, aber auf Kosten der Qualität jedes Minispiels.
Stimmiger Spaß mit mehreren
Eine große Aufwertung erhält Go Vacation durch seinen familientreundlichen Multiplayer-Aspekt. Es ist toll, die Welt gemeinsam mit einem geteilten Bildschirm zu erkunden und einen Wettstreit daraus zu machen, wer zuerst eine neue Aktivität findet und aktiviert, denn die anderen nehmen dann automatisch auch daran teil.
Im Vergleich zu anderen Switch-Titeln, auch etwa dem älteren The Elder Scrolls V: Skyrim, sieht die Welt von Go Vacation sehr altbacken aus, mit sehr groben Modellen sehr kantig und nicht äußerst realistisch, gerade in Zusammenspiel mit der schwachen Physik. Dennoch kann Go Vacation mit einer gelungenen Atmosphäre punkten und vermittelt zumindest uns ein Gefühl von Urlaub.
Eine Insel ohne Gefahren
Die Möglichkeiten der Betätigung sind schier endlos. Wir können zum Beispiel in einem Waldstück andere Urlauber mit Wasserpistolen beschießen, bis einer gewonnen hat. Auch können wir nach Schildkröten tauchen, Wellensurfen gehen, dürfen beim Fallschirmspringen teilnehmen oder mit einem Gummireifen eine Schneepiste herunterrutschen, um am Ende Pins umzuwerfen. Schneeballschlachten und Tischhockey wechseln sich mit Skateboard-Tricks, Autorennen und Angeln ab.
Nach jeder Aktivität, die mit einer Ladezeit in die offene Welt übergeht, wird uns freigestellt, mit welchem Fahrzeug wir losziehen wollen, um die Welt weiter zu erkunden. Die Wahlmöglichkeiten sind zwar auf das jeweilige Gebiet beschränkt, aber dennoch vielfältig: Jetskis und Quads, Skier, Skateboards, zu Pferd oder auf einem Gummireifen, fast überall wurde Wert auf Vielfältigkeit gelegt.
Es gibt zwar über fünfzig Aktivitäten auf der Insel, einige davon ähneln sich aber. So macht es keinen großen Unterschied, mit welchem Fahrzeug wir einen Berg hinabgelangen, um über eine große Schanze zu fliegen und in der Luft Kunststücke auszuführen, dennoch gibt es die Aktivität mit beinahe jedem erdenklichen Fahrzeug. Das ist ein bisschen lahm, aber es gibt zum Glück auch genug andere Aktionen.
Vier Resorts und ein Bauprojekt
Wer alle Gebiete freigeschaltet hat, wofür das Absolvieren einzelner Aktivitäten erforderlich ist, der hat große Freiheit. In den Resorts lässt sich viel erkunden, etwa die Miis, die auf eurer Switch gespeichert sind, aber auch die vielen anderen Aktivitäten, Sightseeing-Touren verschiedenster Art und Fahrzeuge. Durch diese Welten zu laufen und alles zu erleben und die für Wii-Verhältnisse sehr hübsche und für Switch-Verhältnisse simpel-kantige, aber noch immer atmosphärische Welt zu durchstreifen, macht für sich genommen schon viel Spaß und bietet Urlaubsfeeling in genau dem Setting, das ihr gerade braucht: Strand, Berglandschaft, Schneewelten oder Großstadttrubel.
Als zusätzlichen Anreiz, die Gebiete abzusuchen, gibt es Schatzkisten, deren Positionen uns in einigen der über hundert verschiedenen Ladebildschirmen verraten werden. Zu guter Letzt gibt es auch noch ein fünftes Gebiet, die eigene Villa, die in vielen freischaltbaren Stilen gebaut und eingerichtet werden darf, womit es das dann aber auch schon war.
Geschrieben von Arne Ruddat
Fazit:
Go Vacation ist ein Titel, der sich definitiv nicht an Hardcore-Gamer richtet. Die Schwierigkeit sämtlicher Aktivitäten geht gegen Null und die Steuerung und Physik sind für knallharte Kopf-an-Kopf-Gefechte nicht gemacht. Für die eigentliche Zielgruppe, die schon beim Charakterauswahlbildschirm klar gemacht wird, nämlich Familien, ist der Titel jedoch sehr gut geeignet. Mit Freunden am Bildschirm auf Pferden durch die Gegend zu reiten, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen oder in der Welt einfach verstecken zu spielen, macht Riesenspaß und ist besonders für kleinere Gamer ein guter Einstieg in kompetetitive Spiele.