Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition – TEST

Rockstar Games ist ein Publisher, der Spiele eigentlich nur dann veröffentlicht, wenn sie für das Zielpublikum auf Hochglanz poliert worden sind. Bei Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition zeigt sich, dass diese Zeiten künftig womöglich vorbei sein werden.


Mit Grand Theft Auto III hievte Entwicklerstudio Rockstar North die Grand-Theft-Auto-Reihe im Jahr 2001 in die dritte Dimension. Anstatt das Geschehen also nach wie zuvor aus der Vogelperspektive zu erleben, sind wir in Grand Theft Auto III mitten im Großstadtdschungel. Mit dem Action-Spektakel gelang es Rockstar North, den Begriff der offenen Spielwelt auf völlig neue Art und Weise zu definieren. Wir schlüpfen in die Rolle des Kriminellen Claude Speed, der in der Eröffnungssequenz von seiner Komplizin und Lebensgefährtin Catalina während eines Banküberfalls ausgeschaltet wird. Anders wie geplant erliegt Claude jedoch nicht seinen Wunden, wird verhaftet und wenig später aus den Fängen des Gesetzes während der Überführung ins Gefängnis befreit.

Im fiktiven Liberty City, das an New York City angelehnt ist, erarbeiten wir uns einen neuen Ruf in der Unterwelt und legen uns mit anderen Verbrechern an. Dass wir Catalina ihren Verrat nicht verzeihen können, dürfte wohl jedem Genre-Fan klar sein. Auch wenn schon der erste Titel von Grand Theft Auto: The Trilogy eine ausgearbeitete Handlung aufweist, ist diese im Vergleich zu den beiden Nachfolgern noch etwas rudimentär und zudem limitiert. Claude ist ein stummer Protagonist und teilt seine Emotionen seinen Mitmenschen höchstens dann mit, wenn wir mit einer Waffe auf eine der zahlreichen Nebenfiguren zielen und schlussendlich den Abzug betätigen.

Mafia und Sozialkritik

In Grand Theft Auto: Vice City von 2002 ist das Konzept schon wesentlich weiter entwickelt. Das Spiel verlagert das Mobster-Epos aus der damaligen Gegenwart ins Jahr 1986. Auch der Antiheld ist mit Thomas „Tommy“ Vercetti ein anderer. Nach einer fünfzehnjährigen Haftstrafe im Gefängnis von Liberty City wird dieser in den Süden der Vereinigten Staaten von Amerika geschickt. Im fiktiven wie titelgebenden Vice City, das an Miami angelehnt ist, soll er einen Drogendeal abwickeln. Die Übergabe geht aber schief, sodass Tommy am Ende ohne Geld und ohne Kokain unter Beschuss abziehen muss. Dadurch steht er seitens seines Auftraggebers unter großem Druck. Nach und nach werden wir in den Sumpf des Verbrechens hineingezogen, lernen die Hierarchie von Vice City kennen und beschließen selbst zum neuen Boss der Unterwelt aufzusteigen.

Grand Theft Auto: San Andreas von 2004, die dritte Episode der Trilogie, springt zeitlich in die frühen 1990er-Jahre. Carl „CJ“ Johnson kehrt 1992 von Liberty City nach Los Santos, das Los Angeles nachempfunden ist, nach dem Tod seiner Mutter zurück. Dort muss er nicht nur feststellen, dass seine einstige Gang mittlerweile auseinandergebrochen ist. Durch den korrupten Officer Frank Tenpenny und dessen Mitverschwörern wird ihm auch der Mord an einen Polizisten angehängt. Das sozialkritische Drama zieht sich über den an Kalifornien und Nevada erinnernden US-Bundesstaat San Andreas.

Bekämpfung durch Gewalt mit noch mehr Gewalt

In spieltechnischer Hinsicht fühlen sich die drei Spiele von Grand Theft Auto: The Trilogy recht ähnlich an, auch wenn es bei genauerer Betrachtung Fortschritte und Unterschiede gibt. Wie bereits angedeutet, nehmen wir mit Carl, Claude und Tommy Aufträge an, lernen dabei die meist bewusst kritisch überzeichneten Nicht-Spieler-Charaktere kennen und erarbeiten uns einen Namen in der Unterwelt. Dafür kutschieren wir Personen von einem Ort zum anderen, demolieren Fahrzeuge, hantieren mit Sprengstoff, schüchtern mit Gewalt nachdrücklich Zeugen eines laufenden Gerichtsverfahrens ein und erledigen bei Anruf Auftragsmorde. Der Abwechslungsreichtum der Missionen ist in allen drei Titeln durchaus groß.

Da die meisten Aufträge meistens schnell erledigt sind, können wir jedes der drei Spiele auch einfach zwischendurch starten und schnell Erfolge feiern. Wenn wir nicht gerade eine Story-Mission ausführen, können wir in den Städten auch jede Menge Chaos anstiften. Begehen wir jedoch Verbrechen, werden erst die Polizei, dann das Federal Bureau of Investigation und schließlich auch das Militär auf uns aufmerksam. Mit einem Kleidungswechsel oder einer Umlackierung unseres Vehikels können wir den Fahndungsgrad aber auch wieder senken. Zusätzlich können wir in Grand Theft Auto: Vice City und Grand Theft Auto: San Andreas mit unserem verdienten Geld auch noch Immobilien kaufen, um zum Beispiel neue Unterschlüpfe freizuschalten.

Einflüsse des Rollenspielgenres

Dadurch, dass wir in Grand Theft Auto: San Andreas gleich in einem ganzen Bundesstaat unterwegs sind, können wir neben Los Santos noch zwei weitere Städte unsicher machen. Mit San Fierro gibt es eine Alternative zu San Francisco und das gleich mitten in der Wüste gelegene Las Venturas ist Rockstar Norths Antwort auf Las Vegas. Zudem markiert San Andreas als Handlungsort den nächsten Schritt in der Entwicklung der offenen Spielwelt. Wir können unser Revier in Los Santos im Kampf gegen verfeindete Banden vergrößern und dadurch neue Einnahmen generieren. Auch das Fotografieren von Wahrzeichen, die ebenso an reale Vorbilder angelehnt sind, ist möglich.

Zudem bietet der Titel ein paar Rollenspiel-Elemente. Im Fitnessstudio können wir mit wiederholten Übungen unsere Muskelkraft steigern und durch den Konsum von Fastfood wieder Fett auf unseren Torso packen. Auch Sexappeal und Respekt sind zwei Werte, die wir uns erarbeiten müssen. Rockstar North hat die drei enthaltenen Grand-Theft-Auto-Spiele mit der Zeit immer weiter angepasst und verfeinert, sodass wir vor allem mit Grand Theft Auto: San Andreas viel Zeit verbringen können. Inhaltliche Anlehnungen an Filmklassiker wie zum Beispiel Scarface, Der Pate oder Training Day und sogar Anspielungen an Werke wie den Science-Fiction-Film Terminator 2: Tag der Abrechnung machen die drei Titel damals wie heute absolut spielenswert. Nun folgt jedoch das große Aber.

Stärken und Schwächen der Steuerung

Grundsätzlich klingt all das ziemlich gut, spannend und interessant. Bis heute gehören die drei Spiele von Grand Theft Auto: The Trilogy auch definitiv zu den besten Videospielen aller Zeiten. Allerdings steht und fällt der Spielspaß der Trilogie vor allem auf der Switch mit der technischen Umsetzung und diese ist Grove Street Games, dem Entwicklerstudio hinter der Portierung, bedauerlicherweise nicht geglückt. Dies beginnt mit der Übertragung der Steuerung der PlayStation-2-Originale. Altersbedingt spielen sich die drei Helden beim Laufen etwas hakelig. Im Gegensatz dazu fühlt sich die Bedienung der Fahrzeuge zu schwammig an. Dadurch, dass die Switch wie schon der PlayStation-2-Controller über keine analogen Schultertasten verfügt, ist es nur schwer möglich, mit den Sportwagen, Motorrädern oder Trucks das Tempo zu regulieren ohne dabei ständig auf die Bremse zu drücken. Daran können wir uns mit der Zeit aber wieder gewöhnen.

Deutlich besser gefällt uns die Integrierung von Aktionsrädern für die Waffen- und Radiosenderwahl, wie wir es aus Grand Theft Auto V kennen. In puncto Steuerung ist aber keines der drei Spiele so gut spielbar wie der jüngste Eintrag der Reihe. Das liegt vor allem daran, dass sich Grand Theft Auto V in Teilen wie ein Deckungs-Shooter anfühlt. Derlei Schutzfunktionen fehlen in Grand Theft Auto: The Trilogy. Sie hätten auch extra programmiert werden müssen. Das ist aber nur eine vertane Chance von vielen.

Gewöhnungsbedürftiger Grafikstil

Wer die Switch-Versionen der drei Titel spielt, hat zudem die Möglichkeit, optional auch via Gyrosensor mit seiner Waffe auf seine Gegner zu zielen. Nötig ist das aber nur in seltenen Fällen, da es zum Glück auch eine Zielhilfe zum Anvisieren gibt. In den Menüs können wir auf der Switch auch via Touchscreen manövrieren, sofern wir lieber im Handheld-Modus spielen möchten.

Viel offensichtlicher ist, dass Grand Theft Auto: The Trilogy optisch überarbeitet wurde und sich deshalb deutlich von den Originalen unterscheidet. Der brutale Comic-Look wurde hierbei nicht nur beibehalten, sondern auch noch verfeinert. Im Endeffekt ist das aber sicherlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wir können sehr gut verstehen, dass jemandem die plastikartigen Gesichtstexturen und ungewollt komisch wirkenden Gesichtsanimationen nicht gefallen, doch tangiert der Look an sich nicht so sehr das Gameplay wie der Rest der grafischen Gestaltung der Welt. Schließlich nehmen die ikonischen Zwischensequenzen, so wichtig sie für die Story auch sind, nur einen Bruchteil der immensen Spielzeit der drei Spiele ein. Vielmehr rasen wir durch die offenen Spielwelten und erfüllen dort nach und nach die Missionsziele oder richten zum Zeitvertreib jede Menge Schabernack an. Die Umstellung auf die Unreal Engine 4 bringt in dieser Hinsicht so einige Vorteile zur Verbesserung der dichten Atmosphäre mit sich. Zumindest auf dem Papier.

Vor- und Nachteile der Unreal-Engine-4-Nutzung

Wer schon länger nicht mehr einen der drei Titel gespielt hat, fallen diese Änderungen nicht sofort auf. Getreu nach dem Motto, dass das früher doch schon genauso ausgesehen hat. Vor allem die Weitsicht dürfte ein klarer Pluspunkt für die Definitive Edition sein. Ulkig ist hierbei der Fakt, dass vor allem beim Erklimmen der höchsten Punkte von Grand Theft Auto: San Andreas auffällt, wie klein die Spielwelt im Vergleich zu dem ausfällt, was Rockstar Games mit Titeln wie Red Dead Redemption 2 viele Jahre später geschaffen hat. Dafür kann die neue Engine aber natürlich nichts. Tatsächlich bringt diese deutlich mehr Atmosphäre ins Spiel.

So reflektieren die Dächer von Autos, Schattierungen und Lichteffekte wirken glaubhafter und auch die Vegetation ist deutlich dichter. Zumindest erzeugt die PC-Fassung dieses Bild. Wenn wir in dieser durch Liberty City, Vice City und Co laufen und uns inmitten der im Vergleich zum Original sehr viel hübscheren, da auch höher aufgelösten Texturen wiederfinden, ist das unglaublich stimmig. Auf der Switch bekommen wir das aber nur bedingt mit. So ist der Detailreichtum an Vegetation im direkten Vergleich zur PC-Fassung stark heruntergeschraubt, Lichteffekte nicht ganz so überzeugend und auch dass entfernte Elemente wie Brücken oder bewegliche Fahrzeuge urplötzlich und unschön in der Landschaft aufpoppen, ist ärgerlich. Die fehlende Qualitätssicherung seitens Publisher Rockstar Games fällt aber auch anderweitig auf.

Vermasselte Neuveröffentlichung

Ein Problem, das nicht nur die Switch-Fassung betrifft, sondern auch die anderen Versionen wie die für die PlayStation 5 und laut einigen Berichten sogar Highend-PCs, ist die Bildwiederholrate. Keiner der drei Titel läuft mit einer konstanten Framerate. Am schlimmsten trifft es jedoch die Switch-Fassung. Auch wenn diese meist mit dreißig Bildern pro Sekunde läuft, ist diese durchweg so instabil, dass das actionreiche Geschehen je nach Wetterlage, Verkehrs- und Passantenaufkommen nicht selten auf unter zwanzig Bilder pro Sekunde fällt. Jeder Knick in der Bildfrequenz ist unangenehm. In einem Actionspiel darf das einfach nicht vorkommen, das flüssige Gameplay wird so sabotiert.

Auch die Tonqualität lässt zu wünschen übrig. So trällern die Songs zwar immer noch mit gutem Klang aus den Lautsprechern, doch die Umgebungsgeräusche sind nicht gut abgemischt. Bei den Tonspuren kann lediglich Grand Theft Auto: Vice City überzeugen. Bei Grand Theft Auto III fällt ein leichter Hall unangenehm auf und in Grand Theft Auto: San Andreas knistert die eigentlich tolle Synchronisation. Der letzte Sargnagel dürfte wohl die Zensierung der Soundtracks sein. So fehlen vermutlich aus lizenzrechtlichen Gründen über vierzig Songs bei Grand Theft Auto: Vice City und Grand Theft Auto: San Andreas. Das negative Gesamtbild schmälert dieser Umstand aber nur wenig. Grove Street Games hat unschöne Remasters abgeliefert. Rockstar Games hat es abgenickt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Grand Theft Auto III, Grand Theft Auto: Vice City und Grand Theft Auto: San Andreas gehören in meinen Augen zu den besten Videospielen aller Zeiten. Besonders mit dem Ausflug nach Vice City hatte ich in meiner Jugend sehr viel Spaß. Da ich alle drei Spiele noch in guter Erinnerung hatte, habe ich mich im Vorfeld auch sehr auf Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition gefreut. Von dieser Neuauflage kann ich nach einigen Spielstunden jedoch nur abraten. Am eigentlichen Inhalt hat sich zwar nichts verändert, was auch wirklich gut ist, doch in technischer Hinsicht lassen die drei Spiele wirklich zu wünschen übrig. Vor allem auf der Switch enttäuscht die Trilogie mit einer mauen Bildwiederholrate, schwacher Vegetation, hölzernen Animationen und aufpoppenden Objekten. Auch Reflexionen, Lichteffekte und Schattierungen fallen auf der Switch sehr viel schwächer als bei den anderen Konsolen oder dem PC aus. Auf den anderen Plattformen ist die Trilogie technisch zwar besser, aber auch dort nicht fehlerfrei. Ebenfalls bedauere ich es sehr, dass die Soundtracks von Grand Theft Auto: Vice City und Grand Theft Auto: San Andreas um vierzig Songs erleichtert wurden. Ob Rockstar Games die Lizenzen für diese Lieder nicht erneuern wollte oder nicht konnte, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt. Schade ist es auf jeden Fall. Für vermeidbare Grafikfehler oder Ruckler gibt es aber keine Entschuldigung. Hier hat die Qualitätssicherung von Rockstar Games auf ganzer Linie versagt und somit gut gezeigt, wie wenig Wert auf die erneute Veröffentlichung dieser drei Klassiker gelegt wurde. Wer sich auf die Definitive Edition einlassen will, muss also mit einigen Einschränkungen leben. Ich würde tatsächlich eher zu den Originalen raten.