Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition – TEST

Am 23. Januar 2025 erschien mit Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition die Umsetzung des bereits 2021 erschienenen 2D-Fighting-Games von Arc System Works und Publisher Bandai Namco. Somit können nun auch Switch-Besitzer mit Sol Badguy, Ky Kiske und Co. In den Ring steigen.


Guilty Gear -Strive- ist der nunmehr siebte Hauptteil der von Arc System Works entwickelten 2D-Fighting-Game-Reihe, dessen erster Teil 1998 in den Spielhallen und auf der PlayStation sein Debut feierte. Zwar erlangte die Reihe nie den Bekanntheitsgrad der Genre-Kollegen Street Fighter, Mortal Kombat oder Tekken, doch konnte sich die Reihe dank der außergewöhnlichen Charaktere und der Anime-Optik gepaart mit Hard-Rock, Metal, Gothic und Glam-Rock-Ästhetik einen festen Platz im Fighting-Game-Pantheon sichern. Erdacht wurde Guilty Gear von Designer Daisuke Ishiwatari, der die Serie bis heute prägt. Er ist neben dem allgemeinen Spieldesign auch für die Charaktere, Illustrationen und den fetzigen Hard-Rock beziehungsweise Metal-Soundtrack verantwortlich und leiht Protagonist Sol Badguy in den Kämpfen die Stimme. Ishiwataris Liebe zu Rock und Metal zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Serie. So sind viele Namen von bekannten Rock- und Metalbands übernommen oder sind an diese angelehnt. Guilty Gear schaffte es im Laufe der Zeit inklusive aller Spin-Offs und Update-Versionen auf insgesamt 21 Spiele, wobei – wie bereits erwähnt – sieben die Hauptreihe bilden. Guilty Gear -Strive- erschien dabei am 11. Juni 2021 für PlayStation 4 und 5, den PC und die Spielhalle und wurde von Kritikern gefeiert und mit einigen Auszeichnungen geehrt. Eine Version für die Xbox-Konsolen folgte 2023 und schließlich die Umsetzung auf der Switch, die am 23. Januar dieses Jahres unter dem Namen Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition erschien.

Sol Badguys letzter Kampf

Die Serie spielt in einer Zukunft, in denen die Magie Einzug gehalten hat und sämtliche Aspekte des Lebens beeinflusst. Ein zentraler Dreh- und Angelpunkt der Geschichte der Reihe ist dabei der Konflikt der Menschen mit den sogenannten „Gears“, künstlich geschaffenen magischen Kreaturen. Guilty Gear -Strive- ist dabei die direkte Fortsetzung des 2014 erschienenen Vorgängers Guilty Gear Xrd und ist das Ende der Reise von Sol Badguy, dem Protagonisten der Serie und bringt den Handlungsbogen mit dem Namen „The Gear Hunters Saga“ zu einem Abschluss. Haupt-Bösewicht der Reihe, Asuka R. Kreutz, genannt „That Man“ stellt sich am Anfang U.S-amerikanischen Regierung kurz vor dem G4-Friedensgipfel.

Ungewöhnlich für ein Fighting-Game ist die Präsentation der Geschichte. Im Gegensatz zu Genre-Kollegen wie Tekken, Mortal Kombat oder Soul Calibur, die ähnlich ausladende Story-Modi besitzen, werden in Guilty Gear -Strive- die Cutscenes nicht durch Kämpfe unterbrochen. Das Ganze präsentiert sich wie ein sechsstündiger Anime-Film. Die Geschichte ist dabei in zwanzigminütige Kapitel unterteilt, zwischen denen gespeichert werden kann. Da die Geschichte quasi mittendrin beginnt und das Ende einer seit über zwanzig Jahren bestehenden Erzählung darstellt, könnte die Fülle an Charakteren, Spezialbegriffen und Verweise auf ältere Teile manch einen Neueinsteiger überfordern. Unter dem Menüpunkt GG World im Hauptmenü können wir deshalb ein umfangreiches Glossar zu sämtlichen Begriffen und Charakteren der gesamten Guilty-Gear-Serie durchstöbern. Zusätzlich zur Hauptstory beinhaltet die Switch-Version zudem eine weitere Geschichte, „Another Story“, die parallel zu den Ereignissen der Geschichte spielt und einige der zusätzlichen Charaktere aus den DLC-Seasons in den Vordergrund rückt. Auch dieser Modus bietet mehrere Stunden Unterhaltung.

Heaven or Hell – Let’s Rock!

Während das ursprüngliche Hauptspiel damals insgesamt 15 Charaktere enthielt, wurde das Kämpferaufgebot im Laufe der Zeit durch eine ganze Reihe von DLC-Charakteren erweitert, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Diese sind alle in der vorliegenden Switch-Version enthalten. Das Warten hat sich für Switch-Besitzer also allemal gelohnt, dürfen wir deshalb in Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition mit 28 Charakteren an den Start gehen. Auch Queen Dizzy, der erste Charakter der aktuellen Season 4, ist dabei, da sie noch vor Erscheinen der Switch-Version im Oktober 2024 erschien. Drei weitere werden im Laufe dieses Jahres noch hinzukommen, namentlich Serien-Veteran Venom, Neuzugang Unika und Gast-Charakter Lucy aus dem Cyberpunk-2077-Anime „Edgerunners“.

Im Grunde genommen ist Guilty Gear -Strive- ein klassisches 2D-Fighting-Game, bei dem wir unsere Gegner mit diversen Combos und Special Moves beharken. Die Guilty-Gear-Reihe hat jedoch genau wie andere Serien aus dem Hause Arc System Works den Ruf, sich hauptsächlich an Genre-Profis zu richten. Mit Strive wollten die Entwickler auch Anfänger abholen und entschlackten das doch recht komplexe Spielsystem. Die Grundelemente, für die die Reihe bekannt ist, wurden beibehalten, aber teilweise komplett überarbeitet. Weichen musste lediglich die „Instant-Kill“ Mechanik, eine Art Super-Move, mit dessen korrekter Eingabe der Gegner sofort (auch mitten in einem Gefecht) ausgeschaltet werden konnte. Andere Mechaniken wie der „Roman Cancel“, mit dem wir Aktionen sofort beenden und unsere Combos erweitern können, sind im Spiel geblieben, wurden aber vereinfacht. Neu hinzugekommen ist der „Wall Break“, mit dem wir unter bestimmten Umständen, wenn wir den Gegner am Rand einer Arena mit Combos bearbeiten, ihn durch die Arena-Begrenzung in einen neuen Teil der Stage befördern können, der Dead-or-Alive-Serie oder den neueren Tekken-Ablegern nicht unähnlich. Ein umfangreiches Tutorial hilft dabei sowohl Neueinsteigern als auch alteingesessenen Guilty-Gear-Spielern, sich in die Fülle an Spielsystemen beziehungsweise deren Änderungen und Neuerungen einzufinden.

Die perfekte Umsetzung eines hervorragenden Genre-Vertreters mit umfangreichem Online-Modus

Auf der technischen Seite weiß Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition voll zu überzeugen. Die schon in der ursprünglichen Fassung unglaublich beeindruckende Anime-Grafik im schicken Cel-Shading-Look wurde einwandfrei auf die nunmehr doch betagte Hardware der Nintendo Switch portiert und läuft auch auf der Hybrid-Konsole butterweich mit 60 Bildern pro Sekunde und ohne Ruckler oder Framerate-Einbußen auch im Handheld-Modus. Somit steht die Switch-Version den „großen“ Versionen auf den anderen Konsolen und dem PC in nichts nach und weiß voll und ganz zu überzeugen.

Zu guter letzt sollte aber noch der umfangreiche Online-Modus erwähnt werden, einer der Herzstücke eines modernen Fighting-Games. Dieser besitzt in Guilty Gear -Strive- einen überraschend großen sozialen Aspekt. Zunächst müssen wir einen recht rundimentären Pixel-Avatar für uns kreieren, den wir nach und nach mit anderen Outfits, Gesichtern und Frisuren ausstatten können. Im Gegensatz zu den Ranglisten in anderen Genre-Vertretern kämpfen wir uns in Guilty Gear -Strive- einen in der Seitenansicht zu sehenden Turm nach oben. Je höher wir uns in diesem befinden, desto stärkere Online-Gegner erwarten uns. Hinzu kommt noch die Möglichkeit, mit einer in Online-Kämpfen gewonnenen Währung weitere Farben für die Outfits und Frisuren der Charaktere freizuschalten und damit einen individuell auf uns zugeschnittenen Kämpfer zu kreieren. Ferner können wir Online-Matches anderer Spieler in einem Replay anschauen und deren Taktiken studieren, oder in einem Fotomodus unsere Charaktere posieren lassen und die Kreation mit anderen Spielern teilen. Die Online-Matches funktionieren auch tadellos und laufen dank dem famosen Rollback-Netcode flüssig. Einziger Wermutstropfen ist das Fehlen einer Crossplay-Funktion, so dass wir uns leider nicht mit den Spielern auf anderen Konsolen oder dem PC messen können. Schade.

Geschrieben von Markus Schoenenborn

Fazit:

Guilty Gear -Strive- habe ich nach seinem Release schon auf der PlayStation 4 gespielt. Als Casual-Fighting-Game-Fan, der das Genre hauptsächlich im Single-Player spielt und ab und zu mit sich virtuell mit Freunden einen auf die Nase gibt, aber von Online-Lämpfen weitestgehend Abstand nimmt, war ich sofort begeistert. Zwar habe ich einige der Ableger der Guilty-Gear-Reihe gespielt und mag besonders die abgedrehten Charaktere, aber allzu tief konnte ich mich nie in das komplexe Spielsystem einfinden. Mit Guilty Gear -Strive- haben mich die Entwickler mit ihrem Vorhaben, die Reihe einsteigerfreundlicher zu machen direkt abgeholt. Das Spiel macht insgesamt unglaublich viel Spaß und die entschlackten Spielsysteme führen sehr schnell zu Erfolgserlebnissen. Zwar rümpfen Genre-Profis und langjährige Serienfans obgleich der zahlreichen Veränderungen in der alteingesessenen Serien-DNA die Nase, doch werden nun auch Neulinge abgeholt. Die vielen unterschiedlichen Modi und der umfangreiche Online-Modus sorgen für viele Stunden Spielspaß, auf der Switch nur leider ohne Crossplay mit anderen Konsolen oder dem PC. Auch für Einzelspieler sind einige Modi vorhanden, wie beispielsweise der umfangreiche Story-Modus, auch wenn dieser leider im Gegensatz zu dem fantastischen Bombast-Erlebnis aus Tekken 8 ohne Kämpfe auskommt. Insgesamt bekommen Switch-Besitzer ein tolles, umfangreiches Gesamtpaket mit den insgesamt 28 Charakteren aus den bisherigen drei Seasons geboten. Der Umsetzung selbst gebührt dabei sehr viel Lob, ist das Kampfgeschehen doch auch auf der Switch-Hardware butterweich und läuft konstant mit 60 Bildern pro Sekunde. Der tolle Grafik-Stil sieht dabei auch im Handheld-Modus gestochen scharf aus, auch wenn der Anime im Story-Modus leider etwas unscharf aussieht. Insgesamt ist Guilty Gear -Strive- Nintendo Switch Edition eine nahezu perfekte Umsetzung eines fantastischen Genre-Vertreters und sowohl für Neueinsteiger und Profis gleichermaßen eine absolute Empfehulung.