Infinite Minigolf – TEST

Die Pinball-Spezialisten von Zen Studios wagen zum mittlerweile zweiten Mal einen Exkurs auf den virtuellen Minigolfplatz. Switch-Besitzer erhalten mit Infinite Minigolf erstmals die Möglichkeit ihren Golfschläger auf dem flachen Grün zu schwingen.


Wer Infinite Minigolf das erste Mal startet, der könnte durchaus einen kleinen Schreck bekommen. Grund hierfür ist zum einen der nicht wirklich überzeugende Grafikstil des Spiels. Die auswählbaren Charaktere wirken als seien sie einem billigen Handyspiel entsprungen. Allgemein wirkt die Optik kaum ambitioniert etwas Neues zu bieten oder den Spieler zu überraschen. Zum anderen fällt uns in der ersten Runde sofort die furchtbare Steuerung ins Auge. Den Golfball punktgenau zum Loch auszurichten entpuppt sich mit dem Pro Controller als mittelschwere Herausforderung und mit den Joy Cons als kaum lösbares Hindernis. Umso mehr stört es, dass die Schlagrichtung standardmäßig nicht in Richtung des Loches, sondern einige Pixel daneben zeigt. Man könnte fast meinen, dass die Entwickler so stolz auf diesen Makel sind, dass sie ihn dem Spieler bei möglichst jeder Gelegenheit vor die Nase halten wollen.

Auf die inneren Werte kommt es an
Auch wenn das Spiel auf den ersten Blick nicht überzeugen konnte, wusste es uns mit der Zeit immer mehr zu Gefallen. Der eingangs bemängelte Grafikstil wird durch die detailreichen und lebendig wirkenden Welten kompensiert. Hier warten insgesamt drei verschiedene Themenparks auf uns. Die Horrorwelt bedient sich beispielsweise an offensichtlich an Animationsfilmen wie „Nighmare before Christmas“ und erzeugt so eine passende, wenn auch nicht sehr originelle, Stimmung.
Auch die Spielmodi wissen stellenweise zu überzeugen. Hier treten wir entweder im 1-gegen-1 oder in Wettbewerben gegen einen oder mehrere Mitspieler lokal oder online an. Ein Einzelspielermodus existiert auch, allerdings müssen hier nacheinander alle Kurse eines Themas in einem Schwierigkeitsgrad durchgespielt werden, um den nächst höheren freizuschalten. Da die ersten Matches keine große Herausforderung darstellen, zieht sich die Einzelspielererfahrung dadurch sehr stark in die Länge.

Gameplay eine Achterbahnfahrt der Gefühle
Im Bezug auf das Gameplay reihen sich bei Infinite Minigolf sinnvolle Ergänzungen zu absolut unverständlichen Designentscheidungen. Positiv zu bewerten sind die Items, die auf den Minigolfplätzen eingesammelt werden müssen und teilweise zum Absolvieren eines Kurses benötigt werden. Diese ergeben in Kombination mit den Leveln eine sinnvolle Symbiose, die zum großen Teil die Spielerfahrung erweitern.
Auf der anderen Seite macht das Punktesystem des Spiels schlichtweg keinen Sinn: Bei Infinite Minigolf werden wir nämlich nicht nach unserer Anzahl an Schlägen, sondern nach Punkten bewertet. Diese erhalten wir beispielsweise durch eine niedrige Schlaganzahl, aber auch durch das Einsammeln von Gegenständen. Was sich im ersten Moment wie eine taktische Spielerei anhört, entpuppt sich als wenig sinnvoll, da sich so das Spielprinzip sehr weit vom klassischen Minigolf entfernt. Andere Bewertungsmodi wurden dem Spiel leider nicht spendiert, was den Gesamteindruck merklich trübt.
Geschrieben von Amin Kharboutli

Fazit:

Infinite Minigolf ist für mich zu einer wahren Hassliebe geworden. Einerseits wissen die Kurse und die Modi durchaus zu überzeugen. Auf der anderen Seite sind die Charaktere und deren Posen einfach unfassbar hässlich und unsympathisch. Ich möchte beim Birdie schlichtweg keinem Mädchen zuschauen, wie sie Selfies von sich aufnimmt. Mit dem Punktesystem konnte ich mich ebenfalls auch nach mehreren Stunden noch nicht anfreunden. Wer ein spaßiges Minigolf-Spiel für zwischendurch sucht und sich mit dem Artstyle arrangieren kann, der wird mit dem Spiel seine Freude haben. Wer allerdings eine chronische Selfie-Allergie hat, der sollte sich von dem Spiel fernhalten.