Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice – TEST

Larry Laffer kehrt knapp zwei Jahre nach Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry in einer direkten Fortsetzung auf Nintendos Switch zurück. In Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice verschlägt es den Protagonisten im weißen Anzug in klassischer Point-&-Click-Adventure-Art auf einen karibischen Archipel. Dort erlebt er wieder ein Abenteuer voller Frivolitäten.


Schon seit dem ersten Teil Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Wizards von 1987, steht die Larry-Reihe für allerlei Anzüglichkeiten, Anspielungen auf Softerotik und popkulturelle Themen sowie die Versuche des Protagonisten Frauen zu verführen. Verpackt ist das alles seit jeher in reichlich, teils schwarzen, Humor. Daran hat sich auch beim ersten Switch-Abenteuer Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry, das 2019 erschienen ist, nichts geändert. Allerdings wurde bereits damals deutlich, dass Larry aus der Zeit gefallen ist. Schließlich stammt der Protagonist aus den 1980er-Jahren und heutzutage ist sein oft plumpes Machoverhalten genauso wie seine Sprüche gegenüber Frauen nicht mehr politisch korrekt. Daraus haben die Entwickler aber ihren Nutzen gezogen und transportieren Larry ins einundzwanzigste Jahrhundert, in dem er sich erst einmal zurechtfinden muss. Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice knüpft direkt an den Vorgänger an und macht es sich erneut zur Tugend politische Korrektheit und alles damit Verbundene durch den Kakao zu ziehen und gleichzeitig auf die gewohnten sexuellen Themen sowie Frivolitäten zu setzen. Wer damit nichts anfangen kann, braucht sich das Adventure nicht anzusehen, da vor keiner Bevölkerungsgruppe Halt gemacht wird. Vorweg sei erwähnt: Über die gesamte Spielzeit funktioniert das Konzept nicht, viele Witze wirken plump und auch manche Gameplay-Mechanik überzeugt nicht gänzlich.

Typisches Larry-Abenteuer

Da Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice direkt an den Vorgänger anknüpft, sind kleinere Spoiler zum Ende von Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry nicht zu vermeiden. Wer den ersten Teil des Neustarts der Adventure-Reihe noch spielen will, sollte deshalb an dieser Stelle aufhören zu lesen.

Als direkte Fortsetzung, setzt Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice kurz nach dem Ende des Vorgängers ein. Larry ist noch immer auf der Insel Cáncúm und soll dort als Teil der Prophezeiung die Tochter von El Rey heiraten. Bevor wir loslegen, dürfen wir unsere Erinnerungen an die bisherigen Ereignisse noch einmal auffrischen lassen. Auf Wunsch fasst El Rey alle wichtigen Storydetails des Vorgängers zusammen. Anschließend ist unser erstes Ziel klar: Wir müssen eine Hochzeit vorbereiten. Um eine Übersicht über unsere Aufgaben zu behalten, lädt die künstliche Intelligenz Pi, die erneut unsere stetige Begleiterin ist, eine entsprechende App, die fortan als Questlog dient, auf unser PiPhone herunter. Damit verbessern die Entwickler einen der größten Kritikpunkte des Vorgängers und ermöglichen uns immer einen Überblick über unsere Aufgabe zu behalten. Gerade später kann das durchaus wichtig sein, da wir uns nach einiger Zeit frei auf dem Archipel bewegen dürfen und somit auch die unterschiedlichen Aufgaben in beliebiger Reihenfolge angehen dürfen.

Bevor es jedoch soweit ist, widmen wir uns weiter den Hochzeitsvorbereitungen und wollen schließlich gar von Cáncúm fliehen. Das führt letztlich dazu, dass wir auf Kalau’a stranden und somit das Archipel erreichen, das der Hauptschauplatz des Adventures ist. Hier dürfen wir mit der Zeit mehrere Inseln mit verschiedenen Umgebungen besuchen. Zwar bleibt alles stets der Karibikthematik treu, dennoch wird ausreichend Abwechslung bei den Gebieten geboten. Wie in einem Adventure üblich sammeln wir auf unserem Weg von Insel zu Insel und Schauplatz zu Schauplatz zahlreiche Objekte ein, die wir miteinander kombinieren, jemandem geben müssen oder auf andere Weise für Rätsel verwenden. Leider schwächelt Wet Dreams Dry Twice ausgerechnet in dieser für das Genre so wichtigen Disziplin etwas. Die meisten Rätsel sind zwar durchaus gelungen, aber zu oft müssen wir ein bisschen zu weit um die Ecke denken oder unnötig komplizierten Vorgehensweisen folgen. Wichtig ist zudem, dass wir die Grundthematik von Leisure Suit Larry bedenken. Immerhin, für die komplexesten Konstruktionen erhalten wir eine Bauplan-App in der wir entsprechend der Vorlage mehrere Objekte einsetzen, um etwas zu bauen. Als Beispiel sei hier das Floß, das wir bereits sehr früh im Spiel zusammensetzen müssen, erwähnt. So gelungen dieser Ansatz ist, leider wird die Bauplan-App viel zu selten eingesetzt.

Charmant mit Abnutzungserscheinungen

Trotz aller berechtigten negativen Kritik an den Rätseln, wissen diese dennoch die meiste Zeit zu motivieren. Gerne haben wir uns den Aufgaben gestellt und jede Knobelei versucht zu lösen. Erst gegen Ende gestaltet sich das Adventure etwas mühsam, aber das liegt eher an der Geschichte. Diese versteht es über weite Teile des Spiels kurzweilig zu unterhalten. Sicher, wirklich wendungsreich ist das Abenteuer nicht und manches haben wir relativ früh vorhergesehen. Dafür stimmt die Erzählweise und die Handlung profitiert zudem von den eigenwilligen Charakteren. Neben bekannten Figuren wie Larry oder Lefty treten auch neue Akteure wie der…nun…nennen wir es „exzentrische“ neue Prune Chef Mr Wang auf. Das Figuren-Ensemble funktioniert hervorragend und bereichert das Spiel spürbar um eine gehörige Note Charme.

Allerdings fällt bereits hier der typische Humor der Reihe auf. Sexuelle Anspielungen, Frivolitäten und politisch nicht unbedingt korrekte Witze geben sich regelmäßig die Hand. Wie bereits eingangs erwähnt schreckt das Spiel dabei vor niemandem zurück und gerade hier zeigt Wet Dreams Dry Twice seine Stärke. Umso bedauerlicher ist es, dass sich alles mit der Zeit abnutzt. Irgendwann entlockt uns ein weiterer Penis oder eine nackte Brust irgendwo im Hintergrund als Felsen oder Statue nicht mal mehr ein pubertäres Schmunzeln. Auch Larrys häufige Reaktionen auf Wörter wie „Hintereingang“ mit einem „Hintereingang, hehe“ lässt uns eher den Kopf schütteln. Immerhin sind wir damit nicht alleine. Auch Larrys Umfeld reagiert oft mit einem Stöhnen auf seine typischen Sprüche. Hier zeigt sich, dass sich die Entwickler zumindest teilweise der inflationären Art des Humors bewusst sind. Leider hat das nicht dafür gereicht, dem Adventure noch mehr abwechslungsreiche Witze zu spendieren. Gerade wenn die Dialoge mal in eine andere Richtung schwenken, zeigt Wet Dreams Dry Twice wie viel besser das Spiel in dieser Disziplin hätte sein können. Das soll aber nicht heißen, dass wir den typischen Larry-Humor komplett ablehnen. Nur die Häufigkeit ist einfach zu viel.

Zusätzlich zieht sich das Adventure zum Ende etwas. Mit knapp fünfzehn Stunden Spielzeit kann sich die Geschichte durchaus sehen lassen. Ungefähr das letzte Viertel fällt aber zeitweise im Spielspaß etwas ab. Das ist gerade aufgrund der auch hier vorhandenen guten Ansätze bedauerlich. Zumindest das Ende kann uns aber wieder zufriedenstellen und ist angenehm konsequent. Damit erhält Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice nach dem schwächeren letzten Viertel immerhin einen gelungenen Abschluss, für den es sich durchaus lohnt das Adventure durchzuspielen.

Gelungene Präsentation

Überzeugt hat uns auch die technische Umsetzung. Der schicke Comicstil strotzt nur so vor Details, brilliert mit gelungenen Animationen und einer flüssigen Umsetzung, so dass Wet Dreams Dry Twice auch auf der Switch sehr gut läuft. Ähnliches gilt auch für die gelungene Steuerung, die uns Larry mit dem linken Stick direkt steuern lässt, während wir mit dem rechten Stick einen Cursor steuern. Zudem können wir mit den hinteren Schultertasten die Interaktionspunkte durchschalten. Schon nach kurzer Zeit hatten wir die Steuerung verinnerlicht und sind gut durch das Adventure gekommen, ohne jemals eine Maus zu vermissen. Im Handheldmodus dürfen wir alternativ auf eine Touchscreen-Bedienung zurückgreifen. Die Audiovisuell-Seite überzeugt zusätzlich mit einem passenden Soundtrack sowie einer erstklassigen deutschen Vertonung. Optional dürfen wir auch unabhängig von den Texten, die in mehreren Sprachen vorliegen, auf eine englische Synchronisation wechseln. Obwohl Wet Dreams Dry Twice nicht fehlerfrei ist, sollten zumindest Fans der Reihe sowie alle, die den Vorgänger gerne gespielt haben einen genaueren Blick wagen.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry hat für mich die Larry-Reihe endlich wieder in eine gute Richtung gebracht. Vorherige Teile haben deutlich geschwächelt und konnten bei weitem nicht an die ersten sieben Spiele anknüpfen. Entsprechend neugierig war ich auf Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice. Leider hat mich die Fortsetzung des 2019er-Larry-Neustarts nicht genauso überzeugt wie der Vorgänger. Sicher, Wet Dreams Dry Twice setzt auf ähnliche Stärken und trumpft besonders wieder auf audiovisueller Seite mit schicker Comicgrafik und erstklassiger deutscher Synchronisation auf. Auch die Geschichte ist trotz wenigen Überraschungen kurzweilige genug, um mich bei Laune zu halten und gipfelt zudem in einem gelungenen, konsequenten Ende. Dafür schwächelt Wet Dreams Dry Twice ausgerechnet bei den Rätseln. Schon im Vorgänger gab es ein paar Aufgaben, die zu kompliziert und wenig logisch waren. Dieses Mal habe ich aber das Gefühl, dass diese Problematik noch häufiger auftritt. Dazu kommen uninspirierte Rätsel, die wenig motivierend sind. Dass sich außerdem der inflationär eingesetzt, typisch frivole Humor mit der Zeit abnutzt, ist ebenfalls schade, besonders weil das Adventure viel zu stark darauf setzt. Gerade wenn andere Witze angebracht werden, zeigt das jüngste Larry-Abenteuer wie viel Potenzial vorhanden ist. Ein schlechtes Spiel oder Adventure ist Leisure Suit Larry: Wet Dreams Dry Twice aber auf keinen Fall. Dafür macht es zu viel Spaß mit Larry das Archipel zu erkunden und die verschiedenen Aufgaben zu erfüllen. Über weite Teile ist das Adventure einfach nur motivierend und durchaus auch lustig. Nur wer mit politisch unkorrektem sowie sexuellen Anzüglichkeiten nichts anfangen kann, ist bei Larry nicht richtig. Adventure- und Larry-Fans können ruhig einen Blick wagen, finden aber auch bessere Alternativen für Nintendo Switch.