Mario & Luigi: Abenteuer Bowser + Bowser Jr.s Reise – TEST

Im Oktober 2017 veröffentlichte Nintendo ein Remake des Game-Boy-Advance-Rollenspiels Mario & Luigi: Superstar Saga. Überraschenderweise überspringt Nintendo im Portierungs- und Remake-Wahn den zweiten Serienteil, erneuert mit Mario & Luigi: Abenteuer Bowser lieber die dritte Episode und fügt abermals ein zumindest nett gemeintes Bonuskapitel hinzu.


Wer jemals nur irgendein Rollenspiel mit Klempner Mario in der Hauptrolle gespielt hat, wird sehr wohl wissen, dass Humor eines der wichtigsten Elemente ist, um die kuriose Geschichte des Spiels voranzutreiben. So ist es auch bei Mario & Luigi: Abenteuer Bowser der Fall, das erstmals im Jahr 2009 für den Nintendo DS veröffentlicht wurde: Das Pilz-Königreich muss sich mit einer ungeahnten Bedrohung auseinandersetzen, dieses Mal im Rahmen der ominösen Krankheit Metabowlie. Durch den Verzehr von mysteriösen Pilzen sind einige Toads auf einmal kugelrund, versperren den einen oder anderen Durchgang und können somit auch nicht das Königreich verteidigen.

Gut, für letzteren Fall stehen dem Herrschaftsstab ohnehin die beiden Brüder Mario und Luigi mit Rat und Tat zur Seite. Im Falle der Metabowlie sind diese aber ebenfalls ratlos – und da ist es nicht gerade hilfreich, dass Erzfeind Bowser sich zum Schloss von Prinzessin Peach aufgemacht hat und die Monarchin ein weiteres Mal entführen will. Lustigerweise hat die Riesenschildkröte ebenfalls einen der Pilze gemampft und verfügt seither über die Fähigkeit, alles in ihrer Nähe einzusaugen. So und nicht anders landen Mario, Luigi, die Prinzessin, diverse Bewohner des Reiches, Röhren und Blöcke in Bowsers Magen, wodurch einer der ungewöhnlichsten Schauplätze auf uns wartet, erkundet zu werden.

Mario, Luigi und Bowser in der Hauptrolle

Mit Mario und Luigi durchkämmen wir im wahrsten Sinne des Wortes Bowsers Innenleben. In fast durchweg zweidimensionalen Abschnitten bekämpfen wir zahlreiche Gegner, kaufen uns von gefundenen Goldmünzen neue Ausrüstung und versuchen an speziellen Orten im Körper Ereignisse auszulösen, die Bowser hilfreich sein könnten. Dies ist die zugleich auch wohl wichtigste geschweige denn innovativste Neuerung der Reihe, denn wir dürfen im dritten Serienteil nicht nur mit den beiden Brüdern, sondern sogar mit Bowser spielen – und das in gar nicht mal so kurzen Abschnitten. Ungefähr die Hälfte der Spielzeit fällt tatsächlich auf die Bereiche, die wir mit Bowser aus der leicht versetzten Vogelperspektive erkunden dürfen.

Während Marios und Luigis Aufgabe darin besteht, Peach im Körper des Reptils aufzuspüren und nach Hause zu bringen, muss sich Bowser mit dem überaus durchgeknallten Krankfried auseinandersetzen, der zunächst nur sein Schloss besetzt hält, später jedoch noch weitaus größere Pläne mit dem Pilz-Königreich hat. Story und Gameplay verlangen es, in regelmäßigen Abständen zwischen Bowser und den Klempnern zu wechseln. Kommen wir also an einer bestimmten Stelle nicht weiter, so wechselt das Geschehen häufig sogar automatisch zur jeweils anderen Partei. Die fantastischen deutschen Bildschirmtexte helfen dabei jederzeit weiter, das nächste Ziel zu identifizieren.

Auswirkungen des Zusammenspiels

Obwohl das Zusammenspiel zwischen dem Reptil und den Klempnern durchaus interessant gestaltet ist, findet diese Inszenierung häufig nur an vordefinierten Stellen statt. Wenn Mario und Luigi in einer Kammer in Bowsers Körper nicht weiterkommen, da die nächste Plattform beispielsweise nicht erreicht werden kann, reicht es aus, wenn Bowser aus dem Wasserhahn am Kariesstrand trinkt. Das Wasser ermöglicht es schließlich in besagter Kammer, dass die Brüder im Raum schwimmen können, was allerdings ebenso dafür sorgt, dass die in der Kammer eigentlich recht harmlosen Gegner auf einmal auch schwimmen und uns besser attackieren können.

Kämpfe finden, wie für die Reihe üblich, in einem rundenbasierten Kampfbildschirm statt. Je nachdem wie schnell ein Akteur im Kampf auf Basis seines Geschwindigkeitswertes ist, desto eher darf er seinen Zug ausführen. Gelingt es uns, einen Gegner außerhalb des Kampfes mit einem Sprung, einem Hammer- oder Faustschlag oder einer Flammensalve zu überraschen, dürfen wir die Initiative ergreifen. Selbiges gilt allerdings auch für die Feinde, was sich aber häufig nur in einer kurzen Hilflosigkeit unserer Charaktere äußert und uns keinesfalls in die Bredouille bringt. Allgemein lässt sich sagen, dass Mario & Luigi: Abenteuer Bowser ein recht einfaches Spiel ist und nur in sehr wenigen Auseinandersetzungen gegen die ulkigen Bossgegner hin und wieder eine kleine Herausforderung darstellt.

Zusammen leben, alleine sterben

Ein weiterer interessanter Aspekt ist Bowsers Saugkraft, denn mit dieser kann er Gegner in seinen Magen verfrachten, die dann im fließenden Wechsel im Laufe eines Kampfes von Mario und Luigi bearbeitet werden dürfen. Um die eigenen Angriffe zu verstärken oder den feindlichen Attacken auszuweichen, müssen wir im richtigen Moment den Mario, Luigi oder Bowser zugeteilten Knopf drücken, sodass – wie in sämtlichen anderen Serienteilen auch – nicht die alleinige Berechnung des Schadens ausschlaggebend für Sieg oder Niederlage ist, sondern vor allem von unserer Aufmerksamkeitsspanne abhängt.

Insbesondere bei verschiedenen Spezialtechniken ist eine gute und vor allem rasche Auffassungsgabe wichtig, da ein kleiner Fehler sehr oft die ganze Attacke abbrechen lässt. Beispielsweise schauen beim Brüderangriff Fassgeballer Mario und Luigi ein bis zwei Sekunden lang kurz aus acht Kanonenfässern gleichzeitig heraus. Wir müssen uns schnell einprägen, welcher Bruder in welchem Fass steckt und bevor die Fässer nacheinander automatisch aktiviert werden und die Brüder auf die Gegner schießen auch noch den richtigen Knopf betätigen. Anfangs können die Spezialtechniken durchaus fordernd sein, doch mit ansteigender Spielzeit gehen diese Angriffe rasch in Fleisch und Blut über. Wer die Spezialattacken üben will, kann im stets gut dokumentierten Menü die Probe auswählen.

Riesenkämpfe für Bowser

Neben den normalen Kämpfen gibt es in Mario & Luigi: Abenteuer Bowser zudem noch die Riesenkämpfe, in denen Bowser auf eine gigantische Größe anwächst und quasi in die Fußstapfen von Japans Filmmonster Godzilla tritt. Bemerkenswert ist, dass der 3DS für diese Kämpfe um neunzig Grad intuitiv gedreht werden muss, sodass wir den Handheld wie ein Buch in einer Hand halten. Während links auf dem oberen Screen der Feind und seine Lebensenergie zu sehen ist, trifft selbiges für Bowser auf den unteren Bildschirm zu, der jetzt rechts liegt. In diesen Kämpfen müssen wir uns den Touchpen greifen, um im richtigen Moment Angriffe zu stärken oder die Abwehr aufzubauen.

Diese Kämpfe sind toll inszeniert, auch wenn die sich oft wiederholenden Angriffsmuster inklusive der dazugehörigen Animationen auf Dauer nerven. Eine Auflockerung sind die Riesenkämpfe definitiv, was aber leider nicht auf die zahlreichen Minispiele zutrifft. Vor allem in der ersten Spielhälfte müssen Bowsers Muskeln so häufig von Mario und Luigi in repetitiven Aufgaben strapaziert werden, was den Spielfluss unnötigerweise stört. Andere Minispiele, etwa die Rückenmassage bei Nicht-Spieler-Charakter Blockhilde, bei der Bowsers Schergen so oft wie möglich hintereinander erfolgreich eingesetzt werden müssen, sind hingegen motivierend, da sie optional sind und mit tollen Belohnungen locken.

Gutes Remake eines tollen Rollenspiels

Gelungen ist einmal mehr das fantastische Gegnerdesign, denn Entwicklerstudio AlphaDream weiß genau, wie die Super-Mario-Welt frisch gehalten wird. Häufig treffen wir auf bekannte Feinde wie Kettenhunde oder Bob-ombs, die überarbeitet sind und nicht selten karikiert werden. Zu Beginn des Spiels treffen wir zum Beispiel auf fette Gumbas, die einen Lolli auf dem Rücken tragen, später sind es ihre dampfbetriebene Artgenossen, die beim Angriff Rauchwolken ausstoßen. So kann das Spiel in seiner optischen Ausarbeitung immer wieder überraschen. Unter grafischen Gesichtspunkten wurde das Spiel zudem stark überarbeitet.

Aus den reinen und knallbunten 2D-Elementen haben sich dreidimensionale Objekte entwickelt, die aus einer sehr ähnlichen Sichtweise dargestellt werden und somit das ursprüngliche Konzept kaum ankratzen. Schade ist nur, dass ähnlich wie bei Mario & Luigi: Superstar Saga + Bowsers Schergen der Tiefeneffekt eingespart wurde. Akustisch ist der Titel dazu grundsätzlich gut untermalt, doch viel zu häufig wirken die einzelnen Musikstücke austauschbar und bleiben nur selten im Ohr. Käufer der 3DS-Fassung kommen zudem in den Genuss der Zusatzepisode „Bowser Jr.s Reise“, einem kurzweiligen Strategiespiel, dessen Story parallel zum Hauptspiel abläuft. Das Gameplay ist jedoch viel zu seicht, als dass sich Dauerspaß einstellen würde. Nichtsdestotrotz bleibt Mario & Luigi: Abenteuer Bowser ein tolles Rollenspiel, das dreißig bis vierzig Stunden gut unterhalten kann.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Mario & Luigi: Abenteuer Bowser + Bowser Jr.s Reise ist ein gutes Rollenspiel, das nur hier und da ein paar kleine Macken hat. Repetitive Minispiele, sich wiederholende Animationen und austauschbare Musik sind die einzigen paar Punkte, die ich dem Spiel negativ ankreiden möchte. Ansonsten macht auch die dritte Episode sehr viel Spaß. Bei jedem Kampf muss ich die Angriffsmuster der Gegner erkennen und im richtigen Augenblick ein Gespür für gutes Timing beweisen. Auch die Erkundung der Welt, innerhalb und außerhalb des Riesenreptils, ist motivierend. Zu guter Letzt ist es jedoch der fantastische Humor, bei dem kein Auge trocken bleibt und ich dabei unbedingt mehr über Bowser, Krankfried und Co erfahren möchte. Es ist wirklich ärgerlich, dass gerade die Zusatzepisode „Bowser Jr.s Reise“ in Monologen und Dialogen richtig gut geschrieben ist, mich mit dem schmalspurigen Gameplay aber auf ganzer Linie enttäuscht. Abgesehen davon ist und bleibt Mario & Luigi: Abenteuer Bowser ein Rollenspiel, das sich kein Fan entgehen lassen sollte.