Mario & Wario – TEST

Bevor sich Entwicklerstudio Game Freak fast gänzlich dem Pokémon-Franchise zuwandte, werkelten die Japaner an Platformern und Puzzle-Spielen. Eines davon ist Mario & Wario von 1993, das Nintendo im Oktober 2025 erstmals außerhalb Japans über den Nintendo-Switch-Online-Service zugänglich machte.


Während in Europa in den 1990er-Jahren nur wenige Super-Nintendo-Spiele mit Mausunterstützung erschienen sind, war das Angebot in Japan deutlich größer. Eines der Spiele, die nur mit der Super-Nintendo-Maus spielbar sind, ist Mario & Wario. Dies dürfte womöglich auch der entscheidende Grund dafür gewesen sein, warum Herausgeber Nintendo das Werk für so lange Zeit nicht für die Virtual Console respektive das Nintendo-Online-Portfolio veröffentlicht hat. Aufgrund dessen, dass die Switch 2 die Mausfunktion von Super Nintendo respektive Super Famicom emulieren kann, dürfen nun auch neugierige Spieler außerhalb Japans erstmals ohne Importumweg Hand an den Puzzle-Platformer legen.

Eine großartige Geschichte braucht ihr in Mario & Wario aber nicht zu erwarten. Das Spiel bietet weniger Story als der Automatenklassiker Donkey Kong aus dem Jahr 1980. Sonderlich arg ins Gewicht fällt dies ohnehin nicht, konzentriert sich das Werk schon kurz nach dem Titelbildschirm voll und ganz auf das Gameplay. So entscheiden wir uns zu Beginn des Spiels für unseren Charakter. Zur Auswahl stehen der titelgebende Klempner Mario, die adlige Prinzessin Peach und der grüne Dinosaurier Yoshi. Unsere Entscheidung hat dabei Auswirkungen auf das Spieltempo, denn während Peach langsamer als Mario ist, kann Yoshi ordentlich an Tempo gewinnen.

Feenzauber im Super-Mario-Universum

Haben wir uns für eine Spielfigur entschieden, tauchen wir im Anschluss in abwechslungsreiche Welten ein, die bekannten Motiven aus dem Super-Mario-Universum zugeordnet sind. Unter anderem erkunden wir einen Wald, eine Wüste oder eine Lava- und eine Unterwasserumgebung. Kaum haben wir den ersten Level einer Welt betreten, taucht Fiesling Wario auf und lässt einen Gegenstand wie einen Eimer oder eine Riesenqualle über unseren Charakter fallen. Obwohl es ja so einfach wäre, den Gegenstand vom Kopf zu reißen, läuft unser Held beziehungsweise unsere Heldin stattdessen panisch los. Allerdings spielen wir Mario, Peach und Yoshi nur indirekt.

Stattdessen lässt uns das Spiel in die Haut der Fee Wanda schlüpfen, mit der wir per Maussteuerung über den Bildschirm flitzen. Während die ersten Levels noch recht harmlos sind und vor allem dazu dienen, dass wir die Steuerung verinnerlichen, nimmt der Schwierigkeitsgrad mit zunehmender Spielzeit an Fahrt auf. Soll heißen, dass wir unsere Gehirnzellen anstrengen müssen, indem wir die Architektur des Levels analysieren und zu unserem Vorteil ausnutzen. Viel falsch machen können wir dabei nicht, denn nur per Linksklick können wir in Mario & Wario etwas auslösen. Über die rechte Maustaste pausieren wir das Spiel, können dabei aber in Ruhe das Level überblicken, um das Rätsel zu durchschauen.

Angenehme Lernkurve ohne Erklärungsbedarf

Hauptsächlich aktivieren und deaktivieren wir in Mario & Wario per Mausklick Blöcke, damit unsere Spielfigur Abgründe überwinden kann. Auch können wir so manchen Gegner via Klick vom Bildschirm kicken. In vielen Fällen müssen wir das sogar, denn kollidieren Mario, Peach oder Yoshi mit einem Gegner, müssen wir den Level von Vorne starten. Zudem haben wir nur eine begrenzte Anzahl an Leben. Verlieren wir das letzte Leben, müssen wir die Welt mit ihren zehn Levels nochmals absolvieren. Immerhin können wir in solch einem Fall, oder wenn wir die Welt abschließen, den Charakter wechseln respektive das Spieltempo anpassen.

Mit der Zeit kommen in den Levels immer mehr Elemente hinzu, die wir ohne Spielanleitung erst einmal durchschauen müssen. Oft sind diese Elemente aber selbsterklärend. Vor allem Super-Mario-Fans kommen aufgrund der ihnen bekannten Symbolik schnell hinter die Spielmechaniken. Manche Blöcke bleiben nur temporär aktiv, während wir bei anderen Blöcken zwischen zwei Zuständen wechseln. Sprungfedern katapultieren uns hingegen auf höhere Ebenen. Dies funktioniert bedientechnisch mit der passenden Mausunterlage gut, auch wenn wir das Gefühl haben, dass die Mausfunktion auf der Switch 2 teilweise kleinere Aussetzer hat, die den Spielspaß von Mario & Wario in solchen Fällen leider stark torpedieren können.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Eric Ebelt

Ich finde es sehr schade, dass Nintendo mehr als drei Jahrzehnte gebraucht hat, um diesen Klassiker einem nicht-japanischen Publikum zugänglich zu machen. Vielleicht hätte Mario & Wario über die Pointer-Funktion auf der Wii funktioniert, was aber nur eine Mutmaßung meinerseits ist. Auf der Switch 2 läuft das Spiel bis auf kleinere Aussetzer bei der Mausfunktion, die mal den Kontakt zur Konsole verliert oder mal die Unterfläche nicht erkennt, ordentlich. Diese Fehlerchen schaden dem Spielspaß mal mehr und mal weniger, was vor allem an der begrenzten Versuchsanzahl und der nicht vorhandenen Toleranzschwelle liegt. Auch hätte ich mir vom Spiel ein audiovisuell gelungeneres Gesamtbild gewünscht, denn dieses ist lediglich zweckmäßig. Trotzdem stecken in Mario & Wario viele tolle Ideen, die vor allem Jahre später in der Mario-vs.-Donkey-Kong-Reihe noch einmal aufleben konnten. Daher ist das Spiel nicht nur für Puzzle-Platformer-Fans, sondern auch für Nostalgiker und Historiker durchaus interessant.