Neptunia Game Maker R:Evolution – TEST

Rund acht Monate nach der Veröffentlichung in Japan, ist Neptunia Game Maker R:Evolution am 14. Mai auch in Europa unter anderem für die Nintendo Switch erschienen. In dem Rollenspiel mit Management-Elementen gelangt Older Neptune in eine Dimension, in der Videospiel-Entwicklung die Ordnung der Welt bestimmt. Sie schließt sich mit drei Göttinnen zusammen, um eine eigene Videospielfirma zu gründen.


Neptunia Game Maker R:Evolution ist ein Spin-off der Neptunia-Reihe, die seit dem ersten Teil aus dem Jahr 2010 zahlreiche Ableger und Crossover hervorgebracht hat. Vorwissen zur Hauptreihe oder anderen Neputina-Spielen ist nicht zwingend erforderlich, da Neptunia Game Maker R:Evolution in einer alternativen Version der Spielwelt Gameindustri angesiedelt ist und auch die Charaktere nicht ihren bekannten Varianten entsprechen. Dennoch werden Fans einen etwas leichteren Einstieg in die Eigenheit der Geschichte sowie die Struktur der Charaktere haben. Hier fällt auf, dass auf manche Erklärungen verzichtet wird. Wirklich negativ wirkt sich das aber nicht aus und Verständnisprobleme bleiben aus.

Gründung einer Videospielfirma

Neptunia Game Maker R:Evolution erzählt die Geschichte von Older Neptune, die mit den Kräften von Croire zwischen Dimensionen springt. Zu Beginn des Rollenspiels landet Older Neptune in einer Welt, in der Spieleentwickler eine bedeutende Rolle einnehmen. Als sie neugierig erfahren will, was der Andrang vor einem Geschäft bedeutet, verliert sie ihr Notizbuch, in dem sie Croire bei sich trägt. Vorerst in der ihr unbekannten Welt gefangen, lernt Older Neptune bald die Göttinnen Pippih, Jagaa und Reedio kennen. Diese sind auf der Suche nach jemandem geeignetem, der die Leitung ihrer bereits einmal gescheiterten Spieleentwicklerfirma übernimmt. Older Neptune ist sofort bereit und mit ihr als CEO und Präsidentin beginnt das neue Unternehmen Victory den Versuch, die Videospielwelt zu verändern. Allerdings verbergen Pippih, Jagaa und Reedio eine bedeutsame Vergangenheit, die ihnen einen negativen Ruf bei den anderen Göttinnen einbringt. Außerdem sind in den Schatten der Industrie Raubkopierer und Fälscher unterwegs.

Wie von der Neptunia-Reihe gewohnt, hat die Geschichte von Neptunia Game Maker R:Evolution einen starken Bezug zu Videospielen. Regelmäßig durchbrechen Kommentare der Figuren die vierte Wand. Anspielungen an bekannte Videospiele und Konsolen finden sich massig und zugleich setzt das Rollenspiel auf sehr viel Humor. Immer wieder schmunzeln wir beim Spielen aufgrund von witzigen Verweisen oder dank der amüsanten Charaktere. Older Neptune, Pippih, Jagaa, Reedio und zahlreiche bekannte Figuren wie Neptune, Noire, Blanc, Vert, Nepgear, Uni, Rom oder Ram sorgen für charmante und liebenswerte Momente, die besonders Fans der Reihe gefallen werden. Die vielleicht nicht sonderlich tiefgründige oder anspruchsvolle Geschichte und die sympathischen Charaktere sind zusammen mit dem leichtgängigen Humor die größte Stärke des Rollenspiels.

Repetitive Action

Obwohl wir eine eigene Videospielfirma leiten, was auch einige Management-Mechaniken mit sich bringt, ist Neptunia Game Maker R:Evolution vor allem ein klassisches Dungeon-Crawler-Rollenspiel mit Action-Kämpfen. Regelmäßig besuchen wir im Verlauf der Geschichte verschiedene Orte wie Wälder, Höhlen, Ruinen oder Vulkane. Die Dungeons sind schlauchartig aufgebaut und verfügen nur über gelegentliche Abzweigungen, die meist zu Schätzen oder Schaltern führen. Wirklich große Abwechslung wird bei der Erkundung nicht geboten und selbst die sporadischen Rätsel sind simpel gehalten. Dafür finden sich in den Dungeons zahlreiche Gegner, die es zu bekämpfen gilt. Bevor es zur Auseinandersetzung kommt, können wir die jederzeit sichtbaren Feinde mit einem Schlag treffen, wodurch wir beim anschließend in einer gesonderten Arena stattfindenden Kampf einen Vorteil haben.

Die Kämpfe selbst laufen relativ simpel ab. In einem kreisförmigen Kampfbereich stellen wir uns mit unserer Vierer-Gruppe mehreren Gegnern entgegen. Dafür stehen uns zwei verschiedene Angriffe sowie Spezialattacken zur Verfügung. Außerdem kann sich jeder Charakter für kurze Zeit in eine stärkere Variante verwandeln. Während Figuren wie Pippih, Jagaa und Reedio ihre Göttinnen-Gestalt annehmen, erwacht Older Neptune. Nach dem Einsatz dauert es etwas, bis wir uns erneut verwandeln dürfen. Zudem dürfen wir Fähigkeiten und Gegenstände verwenden. Die größte Besonderheit des Kampfsystems ist das Link-Chain-System. Jederzeit können wir zwischen den vier Charakteren unserer Gruppe über das Steuerkreuz wechseln. Passen wir diese Wechsel richtig ab, bauen wir eine Kette auf und führen bei jedem Tausch automatisch starke Angriffe durch. Außerdem steigt der Schadensmultiplikator mit jedem erfolgreichen Kettenwechsel weiter an. Zusätzlich lädt sich die Link-Leiste auf, die uns einen besonders starken EXE-Drive-Angriff der gesamten Gruppe ermöglicht. Wirklich neu ist das Kampfsystem, das fast identisch in Neptunia: Sisters VS Sisters vorhanden ist, zwar nicht, dafür sind die Konfrontationen angenehm kurzweilig. Allerdings können sich die Kämpfe aufgrund der schieren Masse und der geringen Abwechslung in den Dungeons mit der Zeit etwas abnutzen, sodass irgendwann etwas Langeweile aufkommt. Glücklicherweise sorgen hier meist Story-Szenen oder die ordentlichen Bosskämpfe für etwas Abwechslung.

Rudimentäre Firmenverwaltung

Abseits der Dungeons und Kämpfe leiten wir die Videospielfirma Victory. Ein voll ausgewachsenes Management-System sollte hier nicht erwartet werden. Vielmehr ist das Ziel, möglichst qualitativ hochwertige Discs beziehungsweise Spiele zu produzieren. Dafür können wir unsere Unternehmensausrichtung – und damit auch das Aussehen unseres Gebäudes – jederzeit ändern und eines von sechs Genres auswählen. Jedes Genre verfügt über einen eigenen Investment-Baum. Hier schalten wir neue Sub-Genres oder Entwickler frei, erhalten Boni auf Verkäufe oder verringern Entwicklungszeit und -kosten. Zudem erhöhen wir die Stufe des jeweiligen Genres. Voraussetzung dafür sind nicht nur die nötigen Ressourcen, sondern teilweise auch bestimmte Items, die wir in Dungeons finden oder als Belohnung für Quests erhalten können.

Bei der Entwicklung einer Disc wählen wir neben dem Sub-Genre auch den Stil sowie die an der Entwicklung beteiligten Entwickler. Neue Angestellte schließen sich uns im Laufe des Spiels automatisch an oder werden wie erwähnt über den Investment-Baum freigeschaltet. Zusätzlich dürfen wir besondere Effekte schon vor der Entwicklung hinzufügen. Diese sind deshalb relevant, weil Discs neben Waffen und Rüstung als zentrale Ausrüstungs-Objekte dienen. Jeder Charakter kann bis zu vier Discs tragen. Diese gewähren spezielle Boni, die sich teilweise merklich auf die Kämpfe auswirken können. Entsprechend ist es mit der Zeit essentiell, bessere Discs herzustellen. Hier liegt dann auch der Hauptgrund für die Verwaltung unserer Videospielfirma. Zusätzlich erhalten wir nach jedem Kapitel eine Bewertung, auf die unsere Einnahmen sowie die Qualität der Discs Einfluss haben. Außerdem kommt es beim Besuch unserer Firma gelegentlich zu Zufallsevents, bei denen unser Unternehmenserfolg ebenfalls Auswirkungen haben kann.

Ordentliche Optik, technische Schwäche

Das ist aber noch nicht alles. Auf der Weltkarte, über die wir Dungeons und andere Orte besuchen, erschließen wir mit der Zeit immer neue Regionen. Dadurch können wir jedoch nicht nur die dort vorhandenen Orte besuchen, sondern erhöhen auch den Einfluss unserer Videospielfirma, was wiederum Einfluss auf unsere Einkünfte hat. Entsprechend dürfen wir auch Werbung schalten, um den Erfolg einer produzierten Disc in einem Gebiet zu erhöhen. Außerdem können wir die Trends der Regionen beeinflussen und Discs mit DLCs weiter verbessern. Trotz dieser zusätzlichen Funktionen bleibt der Management-Teil von Neptunia Game Maker R:Evolution jedoch seicht und fokussiert sich im Kern auf die Produktion höherwertiger Discs, damit wir bessere Ausrüstung für unsere Charaktere haben.

Grafisch sollte von Neptunia Game Maker R:Evolution nicht zu viel erwartet werden. Gerade die Umgebungen der Dungeons fallen mit matschigen Texturen und teilweiser Detailarmut trotz recht vieler Objekte auf. Dafür wissen die Anime-Charaktermodelle zu überzeugen. Bei der Inszenierung setzt das Rollenspiel auf animierte 3D-Figuren und Textboxen. Vielmehr ist aber auch nicht notwendig. Zumal die englischen Texte witzig geschrieben und sehr gut auf japanisch sowie ebenfalls gut auf englisch vertont sind. Dazu gesellt sich ein passender, wenn auch nicht herausragender Soundtrack. Bedauerlich ist allerdings, dass Neptunia Game Maker R:Evolution trotz der offensichtlich nicht allzu hohen technischen Ansprüche nicht ganz rund läuft. So kommt es immer wieder zu merklichen Rucklern. Diese können sogar dazu führen, dass eine Eingabe nicht erkannt wird. Was im Menü nur bedingt stört, kann in Kämpfen mitunter etwas nervig und frustrierend sein. Weitaus stärker wirken sich die in unserer Testversion mehrmals aufgetretenen Abstürze aus. Gerade in Dungeons ist das ärgerlich, da die Speicherpunkte oft recht spärlich sind. Unabhängig davon ist Neptunia Game Maker R:Evolution ein durchaus ordentliches Rollenspiel, das jedoch auf Dauer etwas repetitiv ist und vor allem mit Geschichte, Charakteren und Humor unterhält. Entsprechend richtet sich das Spin-off vor allem an Fans der Reihe.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Nach dem erstmals 2022 veröffentlichten Neptunia: Sisters VS Sisters, ist Neptunia Game Maker R:Evolution das nächste Spin-off der Neptunia-Rollenspiel-Reihe. Dabei funktioniert die Geschichte unabhängig von den anderen Spielen und ist in einer alternativen Version der Spielwelt Gameindustri angesiedelt. Zwar sollte keine allzu komplexe oder anspruchsvolle Handlung erwartet werden, dafür präsentiert sich das Rollenspiel Neptunia-typisch witzig und charmant. Zu verdanken ist das auch den liebenswerten Charakteren sowie den Anspielungen auf Videospiele und die Branche an sich. Beim Gameplay fällt Neptunia Game Maker R:Evolution allerdings etwas ab. Die Dungeons und Kämpfe sind zwar durchaus kurzweilig, zugleich aber auch recht repetitiv. Der Management-Teil hingegen ist viel zu simpel. Letztlich ist Neptunia Game Maker R:Evolution ein ordentliches Rollenspiel, das vor allem Fans der Reihe anspricht. Leider trüben die Abstürze den Spielspaß teilweise spürbar.