Nobunaga’s Ambition: Awakening – TEST

Mit der Sengoku-Zeit setzen sich nicht nur Japanologen gerne auseinander, auch Spieler auf der ganzen Welt haben Freude daran, das mittelalterliche Japan zu erobern. Mit dem 2022 erstmals veröffentlichten Nobunaga’s Ambition: Awakening können Fans erneut loslegen.


In Japan herrschte einhundert Jahre lang Krieg. Die verschiedenen Provinzen des Landes, angeführt von mächtigen Fürsten, kämpften um die Vorherrschaft. Einer dieser Fürsten, im Japanischen Daimyō genannt, war Oda Nobunaga. Zusammen mit Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu zählt er in der Geschichtswissenschaft zu den drei Reichseinigern. Nicht nur in historischen Nachschlagewerken, sondern auch in der japanischen Populärkultur gehört er zu häufig behandelten Figuren. Mit Nobunaga’s Ambition: Awakening erschien im Juli 2022 ein weiterer Ableger der Strategiespielreihe, der seit Juli 2023 auch in einer englischsprachigen Variante erhältlich ist.

Diesmal erstreckt sich der Zeitraum des Geschehens von seinen jungen Jahren bis über seinen Tod hinaus. Soll heißen, dass wir nicht an Oda gebunden sind und auch in die Rolle von vielen weiteren Daimyō in unterschiedlichen Szenarien schlüpfen können. Hauptaufgabe des Spiels ist das Vergrößern der eigenen Provinz, um irgendwann die Vormachtstellung in Japan einzunehmen. Auch wenn viele Schlachten und Ereignisse historisch korrekt erscheinen, ist Nobunaga’s Ambition: Awakening zu einem guten Teil romantisiert. Fans der Spiele von Koei Tecmo kennen das Konzept unlängst von Samurai Warriors und Co. Beinharte Historiker müssen darüber hinwegsehen, um in den vollen Genuss zu kommen.

Komplexes Spiel mit Einstiegshürden

Zu unseren Aufgaben gehören das Ausbauen der eigenen Burgstädte und ihre Umgebung, um dadurch mehr Reis zu erwirtschaften, mehr Gold einzunehmen und schlussendlich eine große Armee aufzustellen, um benachbarte Provinzen zu überfallen. Nicht nur der wirtschaftliche Aspekt spielt in Nobunaga’s Ambition: Awakening eine große Rolle. Das Betreiben von Politik ist nicht weniger wichtig. Bündnisse wollen geschmiedet werden, um sich so zumindest zeitweise einen Kontrahenten vom Hals zu schaffen. Feindlich gesinnte Provinzen wollen hingegen mit Geschenken, Geld und möglicherweise Burgen beschwichtigt werden, um potenzielle Angriffe abzuwehren.

Wie schon die zahlreichen Vorgänger ist auch dieser Serienteil ein sehr detailliertes Spiel. Kennt ihr die Reihe noch nicht, solltet ihr euch darauf einstellen, erst einmal mehrere Stunden in gut erklärten Tutorials, die optional während des Szenarios ablaufen, die zahlreichen Kniffe und Optionen zu erlernen. Hinzu kommt, dass ihr über gute Englischkenntnisse verfügen solltet. Einmal mehr hat Koei Tecmo die Möglichkeit versäumt, in eine deutsche Übersetzung zu investieren. Da sich nicht alle Begrifflichkeiten aus dem Kontext erschließen lassen, ist das Nachschlagen je nach Stand der Englischkenntnisse häufig notwendig. An der eigentlichen Faszination für das Spiel ändert sich aber nichts.

Eingeschränkte Spielbarkeit auf Konsolen

Zugänglichkeit wird in Nobunaga’s Ambition: Awakening aber zumindest bei der Bedienung groß geschrieben – zumindest wenn wir den Titel bequem mit Maus und Tastatur auf dem PC spielen. Sämtliche Eingaben sind schnell umgesetzt und nach ein wenig Eingewöhnungszeit sind alle Befehle intuitiv über ein mehrstufiges Ringmenü gefunden. Spielen wir den Titel hingegen in der technisch schwächeren Switch-Fassung, müssen wir die ganze Zeit umständlich einen Aktionsknopf gedrückt halten und per Analog-Stick den Befehl wählen. Ärgerlich ist auch, dass das Spiel trotz reduzierter Grafikdetails auf der Switch immer noch mit einem leichten Dauerruckeln zu kämpfen hat. Die PC-Fassung läuft deutlich flüssiger, auch wenn die Grafiken für ein Spiel aus dem Jahr 2022 nur wenig hoch aufgelöst sind.

Stilistisch weiß der Titel mit seinem verträumten Charakterdesign und den schönen Hintergründen allerdings zu überzeugen. Alles wirkt wie aus einem Guss und wir fühlen uns jederzeit ins japanische Spätmittelalter versetzt. Nicht unschuldig daran ist auch der Soundtrack. Die Musik untermalt sowohl das entspannte Planen der nächsten Züge als auch die hitzige Gefechte mit den richtigen Klängen. Gemindert wird die Atmosphäre durch die fast gänzlich abstinente Sprachausgabe. Nur gelegentlich machen die Charaktere mit einem Einzeiler auf sich aufmerksam – und das zum aktuellen Zeitpunkt lediglich auf Englisch. Ein Patch soll hier zwar Abhilfe schaffen, doch Nobunaga’s Ambition: Awakening hätte auch hier mehr verdient gehabt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Wie schon bei den Vorgängern hat es auch bei Nobunaga’s Ambition: Awakening wieder eine ganze Weile gedauert, bis ich richtig ins Spiel gefunden habe. Im Gegensatz zu früheren Serienteilen komme ich mit der Menüstruktur, die für ein Strategiespiel schließlich nicht unerheblich ist, diesmal wesentlich besser zurecht. Intuitiv komme ich schnell zu dem Befehl, den ich als nächstes ausführen will. Nach einer mittellangen Einarbeitungszeit macht es sehr viel Spaß, die eigenen Reichsgrenzen zu erweitern, neue Kommandanten zu ehren, Bündnisse zu schmieden und schlussendlich die Vormachtstellung im Japan des Spätmittelalters einzunehmen. Allerdings wird das Spiel selbst bei Hobbystrategen nicht jeden Nerv treffen, da die Komplexität vor allem von Einsteigern sehr viel Sitzfleisch abverlangt. Auch ein Interesse an der japanischen Geschichte und den Willen, zahlreiche historische Persönlichkeiten zu verinnerlichen, sollte vorhanden sein. Darüber hinaus möchte ich von der Switch- respektive Konsolenfassung abraten, da diese Version im Gegensatz zur PC-Variante technisch nicht nur den Kürzen zieht, sondern auch in puncto Bedienung das Nachsehen hat.