Planescape: Torment & Icewind Dale: Enhanced Editions – TEST

Nach den beiden Baldur’s-Gate-Rollenspiel-Hits kamen 1999 und 2000 zwei weitere Titel von Bioware auf den Markt, die nun auf die Switch gebracht wurden: Icewind Dale und Planescape: Torment. Beides sind Klassiker, die sich aber sehr unterscheiden: Kampf zum einen, Geschichte zum anderen.


Warum Publisher Skybound Games genau diese beiden Spiele in eine Sammlung auf die Switch gebracht hat, ist einfach zu erklären, ihre Erscheinungsjahre lagen mit 1999 respektive 2000 dicht beieinander. Dass dadurch nicht Icewind Dale und dessen Nachfolger Icewind Dale 2 in eine Sammlung kamen, ist schade, allerdings ist Planescape: Torment ein mehr als würdiger Ersatz. Auf Icewind Dale 2 können wir nur in einer kommenden Veröffentlichung hoffen.

Gruppenkämpfe in Icewind Dale

Anders als bei den Vorgängern um Baldur‘s Gate spielen wir in Icewind Dale gleich zu Anfang eine gesamte Gruppe von Abenteurern statt einem einzelnen Helden. Die sechs Gefährten können wir entweder selbst wählen inklusive Spezies, Klasse und Geschlecht, Fähigkeiten und Fertigkeiten, oder wir nehmen die vorausgewählte Truppe von Helden.


In schön dargestellten gezeichneten Sequenzen wird uns eine Geschichte um eine eisige Berggegend und Oger erzählt, die dort ihr Unwesen treiben, bevor wir in die Welt geworfen werden, in ein kleines Fischerdorf, wo wir unser Abenteuer beginnen. Hier werden wir in Gespräche verwickelt und bekommen kleinere Aufgaben, die uns das Fortbewegen und Kämpfen in der Gruppe näher bringen. Icewind Dale bietet für jeden Geschmack einen Schwierigkeitsgrad, so dass jeder damit klar kommen sollte.

Philosophieren in Planescape: Torment

Auf der anderen Seite Planescape: Torment. In der Dungeons-and-Dragons-Umgebung Planescape, die sich durch verschiedene Dimensionen auszeichnet, die Ebenen, wachen wir als Namenloser auf. Groß, muskulös, mit Tätowierungen und völlig ahnungslos finden wir uns in einer Leichenhalle wieder. Dort werden wir von einem fliegenden, sprechenden Totenkopf namens Morte begrüßt, mit dem wir fortan das Spiel durchstreifen und hinter den Grund von allem zu kommen versuchen, allem voran unser Dasein und unsere Vergangenheit.


In Planescape: Torment findet sich die Option zu kämpfen zwar auch hier und da, aber sie ist die am wenigsten reizvolle angesichts unserer verschiedenen Möglichkeiten. Erheblich interessanter sind die vielen Gesprächsoptionen, die wir haben, um unsere Umgebung zu erkunden und der großartigen Story auf die Spur zu kommen. Rollenspieltypisch finden sich auch hier verschiedene Charaktere, Gemäuer und Gegner sowie zahlreiche Aufträge, von denen viele einen unerwarteten Twist bieten. So sind Ratten – gewöhnlich in Rollenspielen niedere Gegner – hier in Form von Schädelratten zu finden, die umso cleverer werden.

Reizvoll sind die Gespräche auch deshalb, weil wir dafür ebenfalls Erfahrungspunkte bekommen. In der Tat erhalten wir sogar durch eine bestimmte Gesprächsaktion im späten Spiel die mit großem Abstand größte Menge an Erfahrungspunkten, die wir im Spiel bekommen können. Das, die abgefahrene Geschichte in der Welt von Planescape und die Vielfalt an relevanten Entscheidungen sind der Hauptgrund, warum wir uns dieses Spiel von vorn bis hinten anschauen wollen.


Grafisches Altertum

Sowohl Icewind Dale als auch Planescape: Torment sind Kinder ihrer Zeit, die optisch nicht mehr zeitgemäß sind. Gleiches gilt auch für die Sounds, wohingegen die Musik nach wie vor so großartig und atmosphärisch ist wie beim ursprünglichen Release. In beiden Spielen gehen Steuerung und Handhabung gut von der Hand und wurden gekonnt auf den Controller adaptiert. Einzig die Verwaltung des Inventars lässt Komfort-Funktionen vermissen, die es in moderneren Genre-Vertretern gibt, etwa Multi-Auswahl oder Sortierungen.

Trotz all dieser Einschränkungen ist die Collection eine großartige Ergänzung für jede Switch-Sammlung und ein schöner Blick in die Computer-Rollenspiel-Vergangenheit. Beide Spiele sind Meister ihrer Klasse, die sich Genre-Fans nicht entgehen lassen sollten.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

 

Unterschiedlicher könnten Computer-Rollenspiele, die beide auf den Regeln von Dungeons & Dragons basieren, nicht sein. Und doch ziehen mich beide in ihren Bann. Obgleich Planescape: Torment mit seiner Abgefahrenheit heraussticht, was die Geschichte angeht, ist auch Icewind Dale unglaublich tiefsinnig und bietet sehr viel Hintergrundstory für jeden einzelnen Quest-Strang. Ich möchte bei beiden Titeln unbedingt wissen, wie es weitergeht, und habe mich mehrere Male im Bett mit der Switch wiedergefunden, erheblich später, als ich eigentlich einschlafen wollte, einen der beiden Titel spielend. Wer die tiefgreifende Geschichte von Planescape: Torment nicht kennt, hat etwas großartiges verpasst. Eine klare Empfehlung für Spieler, die sich an der altbackenen Optik nicht stören.