Pocky & Rocky Reshrined – TEST

Über zwanzig Jahre nach dem letzten Serienteil kehren Schreinmädchen Pocky und Tanuki Rocky zurück. Bei Pocky & Rocky Reshrined handelt es sich jedoch um kein Remake des SNES-Klassikers von 1992, sondern um ein daran angelehntes neues Shoot’em-Up-Abenteuer.


Basierend auf Taitos Arcade-Shoot’em-Up Kiki Kaikai entwickelte Natsume im Jahr 1992 den ersten Teil der im Westen als Pocky & Rocky bekannten Spielereihe rund um ein Schreinmädchen und einen Tanuki. Mit Pocky & Rocky 2 folgte 1994 ein weiterer Teil für Nintendos 16-Bit-Konsole, bevor die Shoot’em-Up-Reihe 2001 mit Pocky & Rocky with Becky für den Game Boy Advance ihren vorläufigen Abschluss fand. Mit Pocky & Rocky Reshrined kehrt das ungleiche Duo zurück und stellt sich mit rasanter Shoot’em-Up-Action wieder zahlreichen Feinden entgegen. Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, handelt es sich bei Reshrined jedoch nicht um ein Remake des ersten Teils, sondern um ein neues Abenteuer, das an den SNES-Klassiker anknüpft. Gemeinsamkeiten wie vom 1992er-Titel inspirierte Level oder Gegner finden sich aber dennoch und dürften bei Genre- und Reihenfans nostalgische Gefühle wecken.

Japanisches Mythen-Shoot’em-Up

Bei Shoot’em Ups denken viele wahrscheinlich an Raumschiffe, in denen wir entweder vertikal oder horizontal durch Level fliegen, auf Gegner schießen und massig Projektilen ausweichen. Pocky & Rocky Reshrined setzt das grundlegende Genre etwas anders um und gehört zur Kategorie der freibeweglichen Shoot’em Ups. Statt auf automatisch scrollende Level zu setzen, bewegen wir uns mit dem Schreinmädchen, dem Tanuki und den drei anderen spielbaren Charakteren in den linearen Leveln komplett uneingeschränkt, während wir uns der zahlreichen Feinde erwehren und versuchen nicht getroffen zu werden. Als Szenario dient ein übernatürliches japanisches Abenteuer, wie bereits die beiden Hauptfiguren andeuten. So treten wir nicht gegen Aliens an, sondern kämpfen gegen Yōkai, also japanische Geistwesen. Die Level sind entsprechend gestaltet, wissen aber zugleich mit reichlich Abwechslung und unterschiedlichen Schauplätzen aufzuwarten. Von japanischen Schreinen über Dörfer bis hin zu Luftschiffen und finsteren Schlössern findet sich in den acht Leveln einiges, wodurch auch niemals optische Langeweile aufkommt.

Die Geschichte von Pocky & Rocky Reshrined ist eher simpel. Nachdem die beiden Hauptfiguren einen finsteren Feind besiegt haben, ist wieder Frieden eingekehrt. Dieser hält allerdings nicht lange und plötzlich greifen die Yōkai aus den Bergen wieder an. Es ist nun an Pocky und Rocky herauszufinden, was hinter der Sinneswandlung der Monster steckt. Erzählt wird die Geschichte in einfachen, aber schönen Zwischensequenzen, die mit Textdialogen unterlegt sind. Hier zeigt sich leider eine der Schwächen des Shoot’em Ups: Wir dürfen die Texte nicht selbstständig weiterdrücken und viel zu oft passiert es, dass die Dialoge weiterspringen, bevor wir die wirklich nicht langen Sätze lesen konnten. Eine Einstellung, um dies optional zu ändern gibt es leider nicht. Da die Handlung aber eher simpel ist, wirkt sich das nur bedingt auf den Spielspaß aus. Im Vordergrund steht eindeutig das rasante Shoot’em-Up-Gameplay.

Freie Shoot’em-Up-Action

Wie bereits erwähnt bewegen wir uns in den Level frei. Aus der isometrischen Draufsicht durchstreifen wir so die Umgebungen, schießen, setzten Spezialangriffe ein und sammeln Verbesserungen ein, die unsere Attacken verstärken oder sie verändern. Dabei entwickelt sich ein überaus packender Spiefluss, der uns selbst nach mehreren Toden und Game Overn motiviert hat. Allgemein gelingt es Pocky & Rocky Reshrined sehr gut, aufkommenden Frust in den Willen, besser zu werden und einen Level oder Boss doch zu schaffen zu verwandeln. Das ist auch notwendig, da wir mit lediglich drei Leben auf dem normalen Schwierigkeitsgrad vergleichsweise schnell endgültig am Boden liegen, wenn wir zu unvorsichtig vorgehen. Immerhin gibt es meist fair gesetzte Checkpoints, die uns den Wiedereinstieg in Level erleichtern. Vor allem Genre-Neulinge könnten aber trotzdem mit der Zeit die Lust verlieren, wenn ein Abschnitt zu hart ausfällt – und das kann bereits relativ früh vorkommen. Um so weniger verstehen wir, dass der Extra-leichte Schwierigkeitsgrad, neben der normalen und harten Einstellung die einzige weitere, erst verfügbar ist, wenn wir dreitausend Münzen gesammelt haben. Wer also früh scheitert, muss sich mit den immer gleichen Leveln herumschlagen, um die erforderlichen Münzen zu erhalten. Das kann durchaus nervig sein, aber auch dazu beitragen, das zuvor unmöglich erscheinende Level irgendwann gemeistert werden.

Haben wir den Story-Modus irgendwann auf einem beliebigen Schwierigkeitsgrad abgeschlossen, dürfen wir anschließend im freien Spiel auf Highscore-Jagd gehen. Hier steht uns der extra-leichte Schwierigkeitsgrad nicht zur Verfügung. Dafür dürfen wir jeden Level mit jedem der fünf spielbaren Charaktere angehen und sogar im Koop zu zweit gegen die Yōkai-Horden kämpfen. Wirklich schön, aber dass wir den Zwei-Spieler-Modus erst durch einmaliges Durchspielen freischalten müssen, ist etwas bedauerlich. Angesichts der überschaubaren Spielzeit für die acht Level ist das jedoch für Genre-Fans kaum ein großes Hindernis. Zumindest, wenn wir nicht an einem Level oder Boss verzweifeln. Letztere gehören in ihrer Inszenierung zu den Highlights von Pocky & Rocky Reshrined. Es ist fordernd und spaßig zugleich, herauszufinden, mit welcher Taktik wir am besten gegen die Bosse antreten und wie wir sie letztlich besiegen können.

Verpackt ist Pocky & Rocky Reshrined in wunderschöne 16-Bit-Pixel-Grafik, die mit reichlich Effekten aufwartet und stets flüssig läuft. Im gesamten Spielverlauf sind uns keine nennenswerten oder spielbeeinträchtigenden Ruckler oder Framrateeinbrüche aufgefallen. Stattdessen spielt sich das Shoot’em Up wirklich angenehm und wird von einer passenden Sound- und Musikkulisse begleitet. Damit unterstreicht die audiovisuelle Präsentation noch einmal den nostalgischen Retro-Charme und die Qualität von Pocky & Rocky Reshrined, das besonders Genre-Fans, aber auch allen, die das Schreinmädchen-Tanuki-Duo von früher kennen, gefallen wird. Neben der digitalen eShop-Version veröffentlicht ININ Games eine Retail-Boxed-Variante von Pocky & Rocky Reshrined.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Obwohl Shoot’em Ups schon lange nicht mehr zu meinen bevorzugten Genres gehören, spiele ich sie gelegentlich noch ganz gerne. Pocky & Rocky Reshrined hat mich schon wegen des Settings und aufgrund der Rückkehr einer alten SNES-Reihe interessiert. Schon nach kurzer Zeit war mir klar, dass Natsume, Natsume Atari und Tengo Project dem Franchise eine würdige Rückkehr spendiert haben. Knackige Level, schicke 16-Bit-Pixel-Grafik und flüssiges Gameplay sorgen für reichlich Spielspaß. Daran können auch kleinere Schwächen wie die zu schnell durchlaufenden Texte oder der erst mühsam freizuschaltende extra-leichte Schwierigkeitsgrad wenig ändern. Deshalb sollten Shoot’em-Up-Fans Pocky & Rocky Reshrined definitiv eine Chance geben.