Process of Elimination – TEST

Nippon Ichi Software verknüpft für Process of Elimination eine Visual-Novel mit Strategie-Ermittlungen. Nachwuchsdetektiv Wato Hojo gerät in der Mystery-Krimi-Geschichte zufällig in die Ermitllungen rund um einen schrecklichen Massenmörder und muss sich gemeinsam mit anderen Detektiven lebensbedrohlichen Situationen und schweren Fällen stellen.


Der unbedarfte und tollpatschige Student Wato Hojo will unbedingt ein Detektiv werden und Kriminalfälle lösen. Als er gerade für seinen Chef im Fall von vermissten Katzen ermittelt, trifft er auf einen geheimnisvollen alten Mann und wacht kurz darauf in einem Spind auf einer einsamen Insel auf. Wato wurde von der legendären Detective Alliance, einer Vereinigung der hundert besten Detektive, rekrutiert und soll an den Ermittlungen im Fall des Quartering Duke teilnehmen. Dieser Massenmörder hat innerhalb eines halben Jahres über hundert Menschen getötet. Allerdings verläuft auf der abgelegenen Insel nicht alles wie geplant, Wato wird von den anderen Detektiven für einen Eindringling gehalten und schließlich findet die Gruppe auch noch eine Leiche im Keller des Herrenhauses der Detective Alliance. Als später auch noch Killerroboter auftauchen, sind die Detektive im Gebäude gefangen und müssen sich fragen: Ist der Quartering Duke unter ihnen?

Spannender Mystery-Krimi

Process of Elimination wirkt gerade in den ersten Spielstunden wie eine reine Visual Novel. Nippon Ichi Software präsentiert die packende Mystery-Krimi-Geschichte in ausufernden englischen Texten und Dialogen, die hochwertig auf japanisch vertont sind. Bereits hier werden Genre-Fans viel Spaß haben, da die Erzählweise dafür sorgt, dass wir schnell in Watos Abenteuer und dem Fall des Quartering Duke versinken. Zudem trumpft Process of Elimination mit großartigen, exzentrischen Charakteren auf, die hervorragend geschrieben sind. Jeder von ihnen verfügt über eine individuelle Persönlichkeit sowie eine Besonderheit, die auch den Decknamen auszeichnet. Da die realen Namen der Detektive der Detective Alliance ihr bestgehütetes Geheimnis ist, nutzen sie diese Decknamen auch untereinander. Dabei passen die Namen perfekt. Armor Detective trägt, wie sollte es anders sein, eine Ritterrüstung samt Helm. Der überaus loyale Detektiv mag nicht sonderlich intelligent sein, ist dafür aber am Schutz seiner Kameraden interessiert. Rowdy Detective hingegen hat eine kurze Zündschnur und will sich schnell prügeln, zeigt aber auch ein festes Ehrgefühl.

Die insgesamt vierzehn Figuren tragen viel zum Unterhaltungswert der Geschichte bei. Doch auch so versteht es die Handlung mit zahlreichen Wendungen, brutalen Morden und einer gekonnten Inszenierung in schön gezeichneten Standbildern sowie animierten Charakterdarstellungen zu den Texten zu fesseln. Dadurch vergessen wir dann auch schnell, dass wir bereits sehr lange lesen und lediglich kleine Entscheidungen treffen können. Eher selten haben wir die Auswahl zwischen mehreren Antwortmöglichkeiten und der Einfluss auf die Geschichte ist minimal. Letztlich gibt es auch nur einen festen Handlungsverlauf und nur ein Ende, was aber der Spannung nicht schadet.

Strategische Ermittlungen

Zumal Process of Elimination nach einiger Zeit offenbart, dass es sich um keine reine Visual Novel handelt, bei der wir ausschließlich lesen müssen. Der Mystery-Krimi stellt uns regelmäßig in einem Strategie-Brettspiel-Abschnitt vor knifflige Ermittlungen. Hier ist es unsere Aufgabe, die Detektive in einer aus der isometrischen Draufsicht dargestellten Karte der Umgebung zu bewegen, Hinweise zu untersuchen oder Beweise zu analysieren. Dafür stehen uns im Normalfall neun Runden zur Verfügung. Wie wir vorgehen, ist komplett uns überlassen. Jeder Detektiv darf sich in einer Runde einmal bewegen und eine Aktion ausführen. Dabei spielen auch die Charakterwerte eine entscheidende Rolle. Lassen wir beispielsweise Bookworm Detective eine verdächtige Stelle untersuchen, kann es sein, dass ihr Inference-Wert nicht ausreicht, um den vorhandenen Zähler komplett auf null zu senken. Um dies trotzdem zu erreichen können wir entweder einen anderen Detektiv diesen Ort ebenfalls untersuchen lassen oder Bookworm Detective als Assistenten zur Seite stellen. Dabei wird der Assistance-Wert der unterstützenden Detektiv mit Bookworms Inference-Wert summiert, weshalb wir eine größere Chance haben, erfolgreich zu sein.

Auch bei anderen Aktionen wie der Analyse von gefundenen Beweisen, kommen die entsprechenden Charakterwerte zum Einsatz. Allerdings müssen wir nicht alle Aktionen gleichzeitig planen. Wenn wir wollen, können wir auch nur das Vorgehen einiger Charaktere festlegen und diese ausführen lassen, ohne die Runde komplett zu beenden. Auf diese Weise ist es uns möglich, von den bereits aktiven Detektiven gefundene Hinweise mit in dieser Runde noch untätigen Charakteren zu untersuchen. Bei richtiger Planung lassen sich alle Ermittlungen problemlos lösen. Wollen wir aber noch alle auf der Karte verteilten roten Story-Punkte sammeln, wird es komplizierter. Die Story-Punkte schalten zusätzliche Details zur Detective Alliance und zu bereits gelösten Fällen frei. Zusätzlich können wir nur als Wato, der das Alias Incompetent Detective verliehen bekommt, Bonus-Storypunkte erkunden. Diese gewähren Einblicke in die Vergangenheit der anderen Detektive und sind deshalb besonders interessant. Allerdings erscheinen manche Bonus-Storypunkte erst bei einem zweiten Spieldurchgang, da diese sonst die Geschichte spoilern würden.

Die Verknüpfung von Visual Novel und Strategie-Gameplay funktioniert bei Process of Elimination hervorragend. Lediglich die immer recht langen Leseabschnitte hätten manchmal etwas kürzer ausfallen können. Doch das ist angesichts der gut geschriebenen, leider nur auf englisch verfügbaren Texte und der spannenden Geschichte meckern auf hohem Niveau. Die schön gezeichnten Charaktere, Hintergründe und Event-Bilder unterstützten gemeinsam mit dem stimmungsvollen Soundtrack die dichte Atmosphäre des Mystery-Krimi-Abenteuers. Ähnlich überzeugend ist die simplifizierte Darstellung in den Strategie-Abschnitten.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Process of Elimination hat mit nur einem Trailer mein Interesse geweckt. Die Mischung aus spannender Mystery-Krimi-Visual-Novel und Strategie-Gameplay-Abschnitten ist gut umgesetzt und sorgt gleichermaßen für fesselnde wie spaßige Unterhaltung. Dabei tragen die exzentrischen, toll geschriebenen Charaktere ebenfalls viel zur packenden Handlung bei. Es ist immer wieder herrlich, die sehr individuellen Detektive mit all ihren Eigenheiten und bewusst genutzten Klischees zu erleben und mehr über sie zu erfahren. Hier bildet der Humor einen willkommenen Kontrast zur düsteren und mitunter blutig-brutalen Geschichte. Die Strategie-Abschnitte bringen zudem willkommene Abwechslung und gleichen die manchmal etwas ausufernden, aber nie langweiligen Texte aus. Schade ist jedoch, dass lediglich eine englische Übersetzung mit japanischer Vertonung vorhanden ist. Visual-Novel-Fans mit einem Hang zu Mystery- und Krimi-Geschichten sollten sich Process of Elimination nicht entgehen lassen.