Red’s Kingdom – TEST

Viele Entwicklerstudios aus der ganzen Welt versuchen das Spielprinzip der The-Legend-of-Zelda-Reihe zu imitieren. Das Konzept auf das Nötigste zu reduzieren und den Titel noch dazu in ein Puzzle-Abenteuer zu verwandeln, trauen sich aber wohl nur die wenigsten.


Red’s Kingdom von Entwicklerstudio Cobra Mobile ist ein solches Spiel, das das Abenteuer mit reichlich Rätseln verbindet. Ausgangslage des Spiels stellt die Tyrannei von König Mac dem Irren dar, der mit eiserner Hand über das Königreich herrscht. Die Steuern sind so hoch, dass den tierischen Bewohnern keine andere Wahl bleibt, als Nüsse, Eicheln und Eckern für den kalten Winter zu verstecken. Als der irre König mitbekommt, dass der titelgebende Protagonist Red einen immensen Vorrat angehäuft hat, steht auch schon der Hausbesuch auf der Tagesordnung. Bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion wird nicht nur Reds geheimes Lager ausgeräumt, sondern auch noch seine wertvolle goldene Nuss gestohlen und sein gebrechlicher Vater entführt.

Eichhörnchen Red kann sich das natürlich nicht gefallen lassen, sodass er beziehungsweise wir mit ihm in die Welt hinausziehen, um seinen Vater, seine goldene Nuss und seinen Vorrat aus Macs finsteren Klauen zu befreien. Einen Blumentopf für die originellste Handlung verdient das Spiel sicherlich nicht – und das muss es auch nicht, denn die Story ist in erster Linie Mittel zum Zweck, um uns genügend Motivation zu geben, Reds Abenteuer zu überstehen. Gelegentlich erhalten wir im Rahmen humorvoller Dialoge mit den Bewohnern des Königreichs weitere Hinweise auf die Spielwelt und erfahren so auch, was es mit der goldenen Nuss eigentlich auf sich hat, was die Auseinandersetzung mit Mac schließlich vertieft.

Roll Eichhörnchen, roll!

Auf dieser grundsoliden Basis erkunden wir aus einer isometrischen Perspektive die kunterbunte Spielwelt. Frei bewegen dürfen wir uns in dieser jedoch nicht, da sich Red nur indirekt steuern lässt. Wir geben über Analog-Stick oder Steuerkreuz lediglich eine von vier Richtungen vor, in die das Eichhörnchen rollen soll. Diese Eingabe setzt Red solange in die Tat um, bis er an ein Hindernis oder ein Objekt stößt. Von der neuen Position aus darf entsprechend das nächste Ziel anvisiert werden. Unterwegs gilt es einerseits Futter einzusammeln oder Schatztruhen zu plündern und andererseits Hebel und Schalter zu aktivieren.

Oft wird der Zugang zum nächsten Areal, das jeweils vollständig an den Bildschirm von Fernseher oder Touchscreen angepasst ist, mit Felsblöcken oder Eisenstangen blockiert, die aus dem Weg geschafft werden wollen. Also müssen wir uns das Gebiet anschauen, die Positionen von Bäumen, Sträuchern, Felsen, Kisten und sonstigen Barrikaden merken, um auf diesem Weg eine Lösung für das Rätsel zu finden. Früh im Spiel kommen auch noch Gegner hinzu, die mit Rollattacken aus dem Weg geräumt werden müssen. Gelingt dies nicht, verringert sich Reds Lebensenergie genauso, als würde er ins Wasser, in Lava oder Stacheln rasen. Mit eingesammelten Herzen lässt sich die Energie aber problemlos wieder auffrischen. Zudem ist es kein Weltuntergang, wenn Red einmal das Zeitliche segnet, da Rücksetzpunkte fair verteilt sind.

Putziges Puzzle-Spiel

Obwohl die ganze Spielwelt zusammenhängt, ist es aufgrund des rätsellastigen Aufbaus hin und wieder etwas hinderlich, von einem Ort zum anderen zu gelangen. Mit Teleportstationen können zwar viele Laufwege umgangen werden, doch besonders wenn einzelne Areale noch einmal mit neuen Fähigkeiten und somit neuen Möglichkeiten abgesucht werden wollen, um versteckte Items aufzuspüren oder die letzten Geheimnisse des Spiels zu lüften, wäre eine jederzeit aktivierbare Schnellreise-Funktion hilfreicher gewesen. Hinzu kommt, dass die Steuerung aufgrund der isometrischen Perspektive gewöhnungsbedürftig ist. Soll heißen, dass sie insbesondere per Analog-Stick manchmal etwas überempfindlich ist und wir so plötzlich irgendwo hinrollen, wo wir gar nicht hin möchten.

Nichtsdestotrotz funktioniert das eigentliche Gameplay bis auf den einen oder anderen Lauf- beziehungsweise Rollweg und die kleinen Bedienungsmacken wirklich hervorragend. Kaum haben wir mit Red einen Spielabschnitt abgeschlossen, stehen wir im nächsten Areal wieder vor einem Rätsel und auch das lässt uns nicht mehr los, bis wir es endlich gelüftet haben. Mit Ausnahme weniger Gebiete sind alle Abschnitte auch sehr übersichtlich gestaltet, was vor allem an der putzigen Comic-Grafik liegt. Zusammen mit dem verspielten Soundtrack, der vor allem mit heiteren Klängen begeistert, gehört Red’s Kingdom zu den schönsten Puzzle-Spielen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Red’s Kingdom erzählt zwar keine sonderlich spannende, aber zumindest eine interessante und zudem motivierende Story, die in das durchweg sehr gut funktionierende Gameplay einleitet. Eine Besonderheit des Titels ist die indirekte Steuerung der Spielfigur, die in der isometrischen Ansicht nur in vier Richtungen gelenkt werden kann. In diesem Konstrukt gilt es sowohl einfache als auch vielschichtige Rätsel zu lösen, deren Schwierigkeitsgrad mit der Zeit angenehm ansteigt. So gelungen das Gameplay auch ist, gibt es mit teilweise nervigen Laufwegen und kleineren Steuerungsdefiziten jedoch zwei Kritikpunkte, die das Gesamterlebnis schmälern. Red’s Kingdom kann trotz dieser Makel überzeugen, was nicht zuletzt am niedlichen Grafikstil und der fröhlichen Musik liegt, die das Erlebnis unterstreichen. Wer sich auf das Puzzle-Abenteuer einlässt, wird definitiv ein paar Nachmittage lang gut unterhalten werden.