Kingdom Eighties: Summer of Greed – TEST

Nach dem Aufbauspiel Kingdom aus dem Jahr 2015 und dessen Nachfolger Kingdom: Two Crowns, das 2018 auch für die Switch erschien, war es um die Reihe bis zum Oktober 2023 still. Mit Kingdom Eighties: Summer of Greed geht es diesmal in die 1980er-Jahre.


Handlungstechnisch findet Kingdom Eighties, wie könnte es auch anders sein, irgendwann in den 1980er-Jahren statt. Angekommen im Lager-Königreich müssen wir dieses fortan verteidigen. Zumindest lässt uns dies die Intro-Zeichentricksequenz vermuten. Wenig später erfahren wir, dass wir uns anscheinend schon etwas länger im Lager befinden und einen Weg zurück nach Hause finden wollen. Die Straßen sind dicht, über das Münztelefon erreichen wir daheim nur den Anrufbeantworter und zu allem Übel ist auch noch das Kanu gestohlen wurden! Das Boot ist offenbar unsere einzige Chance, überhaupt nach Hause zu kommen.

Also krempeln wir die Arme hoch und machen uns an die Arbeit, von der es in Kingdom Eighties reichlich gibt. So sammeln wir zunächst ein paar Münzen ein und können damit das Lager aufschlagen beziehungsweise das Jugendzentrum im Mittelpunkt des Camps errichten. Gut, ein wenig unsinnig ist dies in Anbetracht der angedeuteten Geschichte zwar schon, doch nehmen wir diesen Umstand einfach mal so hin. Im Anschluss rekrutieren wir für ein paar Münzen Kinder, die unsere wichtigste Ressource sind. Sie stellen die Arbeitskraft dar, denn selbst arbeiten wir nicht. Wir delegieren indem wir uns auf unser Fahrrad schwingen und die zweidimensionale Welt von links nach rechts und umgekehrt abradeln und Befehle geben.

Gameplay-Übertragung in ein neues Setting

Ob ihr es glaubt oder nicht, auch ohne den mittelalterlichen Fantasy-Ansatz funktioniert das Konzept im 1980er-Jahre-Setting zumindest in der Theorie ganz passabel. Damit wir im Lager von Kingdom Eighties auch überleben können, benötigen wir für alles und jeden Geld. Dieses generieren wir, indem wir Geld ausgeben. Unter anderem lassen wir für ein paar Münzen einen Bogen für ein Kind herstellen. Anschließend schnappt sich dieses die Fernkampfwaffe und macht Jagd auf Hasen und Co, die beim Besiegen Münzen hinterlassen. Auch sorgen Schützen für die Verteidigung des Lagers, denn nachts tauchen die sogenannten Gierigen auf. Kleine Gestalten, die unser Lager zerstören und unsere Münzen rauben wollen.

Damit wäre wohl geklärt, was es mit dem untertitelgebenden Sommer der Gier auf sich hat. Es reicht aber nicht aus, die Verteidigung ausschließlich aktiv zu betreiben. Mauern müssen wir ebenfalls errichten lassen. Diesen Job übernehmen die Arbeiter. Dafür müssen wir jedoch erst einmal einen Hammer für die arbeitswütigen Kinder herstellen lassen. Ihr habt es erraten: Auch dieser Prozess kostet wieder Moneten. Damit wir unsere Primärziele wie das Rekrutieren weiterer wichtiger Jugendlicher erreichen können, müssen wir das Lager vergrößern, indem wir Bäume fällen lassen, die Mauern hochziehen und die Verteidigung verstärken.

Unterschiede in Theorie und Praxis

Beim Schwierigkeitsgrad empfiehlt Kingdom Eighties die normale Schwierigkeitsstufe. Wer bereits andere Episoden der Reihe kennt, sollte eher auf schwer oder verflucht spielen, so das Spiel. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich auf dem leichten oder friedfertigen Schwierigkeitsgrad ins Getümmel zu stürzen. Wir finden es gut, dass uns die Wahl gelassen wird. So eignet sich der Titel nicht nur für Kenner beziehungsweise Veteranen, sondern auch für Einsteiger der Kingdom-Reihe – würden wir zumindest sagen, wenn wir nicht schon kurz nach Spielstart auf genau jene Defizite stoßen, die wir beim Vorgänger schon vor Jahren kritisiert haben.

Jetzt kommt ihr langsam auf den Trichter, warum das Gameplay nur theoretisch funktionieren kann, denn Kingdom Eighties spielt sich weitestgehend exakt so wie der Vorgänger. Soll heißen, dass die repetitiven Aufgaben wie das Kommandieren und Expandieren auf Dauer zu langweilig, wenn nicht sogar demotivierend sind. Dies liegt vor allem daran, dass erneut darauf verzichtet wurde, die Spielregeln verständlich zu erklären. Zwar geht das Spiel zu Beginn kurz auf die Grundlagen ein, lässt uns dann aber einfach machen. Wir sind auf uns alleine gestellt. Wenn ein Videospiel gut gemacht ist, kann dies wirklich funktionieren, doch hier erhalten wir nicht einmal Erklärungen, welche Auswirkungen eine Investition überhaupt hat.

Schwaches Gesamtbild

So wissen wir lediglich, dass wir an diversen Stellen einen bestimmten Betrag aufwenden müssen, um etwas zu erreichen. Offenbar haben die Entwickler nichts aus unserer Kritik gelernt und sich gedacht, dass es ausreichend wäre, einfach nur einen neuen Skin über das Geschehen zu legen. Grafisch überrascht das Spiel im Retro-Look bei diesem Unterfangen aber mit hübschen Effekten. So spiegelt zum Beispiel der vordergründig dargestellte See das Geschehen. Die Transparenz- und Beleuchtungseffekte des wenigstens in den ersten Spielminuten hilfreichen Geistes sind ebenso nicht zu verachten.

In den Optionen besteht darüber hinaus die fragwürdige Einstellungsmöglichkeit, den Zoom-Faktor, der in der Switch-Fassung auf dem dreifachen Wert liegt und nicht unterschritten werden kann, bis zu sechsfach zu erhöhen. Bei dieser Zoom-Stufe kann kaum mehr etwas von der Umgebung richtig wahrgenommen werden. Trotz der Retro-Grafik läuft das Spiel auf der Switch selten flüssig. Meistens ist ein leichtes Dauerruckeln zu spüren, das gerade in Außenareale, in denen viel dargestellt werden muss, negativ auffällt. Immerhin passt der auf Synthesizer setzende Soundtrack zum Setting des kultverdächtigen Jahrzehnts. Retten kann die Musik Kingdom Eighties aber nicht. So fehlt auch der Mehrspielermodus des Vorgängers, der immerhin etwas mehr Spielspaß bietet.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Ich liebe die 1980er-Jahre! Angefangen bei Fernsehserien, wahnwitzigen Frisuren, abgefahrenen Kleidungsstilen bis hin zu fantastischer Musik und aus heutiger Sicht Videospielklassikern, die wichtige Maßstäbe setzten. Kingdom Eighties: Summer of Greed nutzt die 1980er-Jahre als Kulisse, womit der Titel direkt mein Interesse weckt. Wirklich lange motiviert mich das Aufbauspiel aber nicht, denn schon wenige Minuten nach Spielstart fällt das Gerüst in sich zusammen. Es ist mehr als nur auffällig, dass die Entwickler das Spielprinzip der Vorgänger einfach nur mit einem neuen Skin überzogen haben. Nach wie vor sind die Aufgaben repetitiv, langweilig und auf Dauer demotivierend, zumal es für kaum eine Aktion eine vernünftige Erklärung gibt. Nicht einmal eine digitale Spielanleitung zum Nachlesen von Erklärungen und Aufgabenstellungen hat es ins Spiel geschafft. Bis auf die Story-Sequenzen, die den 1980er-Jahre-Charme als Samstagmorgencartoon inklusive VHS-Filter aufleben lassen wollen, bietet das Spiel nichts, worin irgendwie viel Arbeit geflossen ist. Hinzu kommt, dass der Titel auf der Switch selten flüssig läuft. Zu guter Letzt fehlt der Mehrspielermodus des Vorgängers, was wohl stellvertretend dafür steht, dass den Entwicklern selbst wenig Wert an der Umsetzung lag.