Mini Motorways – TEST

Im Jahr 2015 erschien mit Mini Metro eine puzzleartige Simulation, die mit Mini Motorways 2019 einen Nachfolger erhielt. Wie beim Vorgänger hat es auch diesmal ein wenig gedauert, bis Switch-Besitzer Hand ans Spiel legen konnten. Das Warten hat sich überwiegend gelohnt.


Entwicklerstudio Dinosaur Polo Club setzt bei Mini Motorways wie schon bei Mini Metro auf Minimalismus. Optik und Gameplay sind auf das Nötigste reduziert. Dies passt einerseits zur Ausrichtung des tangierten Puzzle-Genres. Andererseits ist die Simulation von Beginn an sehr leicht durchschaubar, da Erklärungen kaum nötig sind. Soll heißen, dass das Gameplay von Mini Motorways schnell in Fleisch und Blut übergeht. Auf einer relativ sterilen Oberfläche, die wir aus der Vogelperspektive betrachten, poppen nach und nach kleine Häuser und etwas größere Gewerbegebiete auf. Letztere können mit der Zeit wachsen und sind gefragter.

Unsere Aufgabe besteht darin, die Wohnorte mit den Geschäften mit Straßen zu verbinden. Kaum ist dies geschehen, flitzen auch schon Autos aus den Garagen los, um die Insassen zur Arbeit oder zum Einkaufen zu bringen. Damit das funktioniert, müssen Wohnhäuser und Geschäfte zwingend die gleiche Farbe aufweisen. Bewohner eines roten Hauses verspüren also kein Interesse daran, ein blaues Gewerbegebiet als Ziel zu setzen. Hier greift der Puzzle-Aspekt des Spiels, denn um Ausgangspunkt und Zielort zu verbinden, müssen wir uns dem einen oder anderen Kniff bedienen. Straßenverbindungen sollten möglichst einfach ausfallen, denn sobald wir mit Kreuzungen arbeiten, kann es hier und da urplötzlich zu blöden Staus kommen.

Aufwind und Kollaps

Während die ersten Spielminuten pro Karte noch recht simpel ausfallen, da wir Straßen auch getrennt voneinander anlegen können, wird es spätestens nach 15 bis 20 Minuten schon ein wenig komplizierter. Beim Spielen vergeht Zeit und sobald eine In-Game-Woche vergangen ist, erhalten wir ein paar zusätzliche Straßen und noch dazu einen kleinen Bonus. Bei diesem kann es sich um Brücken, Tunnel oder Autobahnen handeln. Dadurch können wir in Mini Motorways wertvolle Abkürzungen erschließen. Um den Verkehr zu regeln gibt es als Boni darüber hinaus auch Ampeln für Kreuzungen oder Kreisverkehre für deren Ersatz.

Letzteres klingt jedoch besser als es klingt. Da die Gebäude auf der Karte zufällig aufpoppen, kann es vor allem bei fortgeschrittenen Städten nahezu unmöglich sein, einen Kreisverkehr nachträglich einzurichten. Im Notfall empfiehlt es sich also immer, die Zeit auf Knopfdruck anzuhalten und notwendige Umstrukturierungen vorzunehmen. Sobald der Verkehr an nur einer Stelle zusammenbricht, sprich dass nicht alle Städter rechtzeitig zu ihrem Zielort gelangen, endet das Spiel. Relativ schnell schalten wir neue Karten frei, die an Städte wie Moskau oder Peking angelehnt sind. Allerdings spielen sich diese bis auf die Verteilung von Flüssen und Bergketten sehr ähnlich. Mit ansteigender Spielzeit fehlt es dem Titel leider an Abwechslung.

Eingängige Bedienung mit wenig Komfort

Ein wenig Kritik muss sich Mini Motorways bei der Bedienung gefallen lassen. Dabei fällt die Steuerung sehr leicht aus und vor allem Anfänger werden niemals überfordert. Wer Simulationen jedoch auf Tempo spielt, wird mit der Switch-Fassung bei fortgeschrittenen Städten nicht glücklich werden. Um beispielsweise flott eine Autobahn oder einen Kreisverkehr zu errichten, müssen wir den langsamen und in seiner Geschwindigkeit nicht einstellbaren Cursor auf die Symbole am rechten Bildschirmrand ziehen und die Aktion auswählen. Mini Motorways macht bedauerlicherweise auch keinen Gebrauch von den Richtungstasten der Switch respektive dem Steuerkreuz des Pro Controllers. Auch Schnellzugriffsbefehle sind offenbar ein Fremdwort für die Entwickler.

Was auf einem PC per Computermaus sicherlich gut funktioniert, muss auf einer Konsole zwingend angepasst werden. Spielen wir mit der Switch im Handheld-Modus, können wir alle Befehle auch via Touchscreen tätigen. Allerdings ist diese Eingabemethode mehr optionales Zierwerk, denn genaues Anlegen der Straßen ist zumindest per Finger nicht wirklich möglich. Puzzle-Fans sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen, denn trotz des gemächlicheren Tempos und geringfügigen Framerate-Einbrüchen bei größeren Städten im stationären Betrieb unterhält Mini Motorways auch auf der Switch gut.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Mini Metro habe ich vor einigen Jahren sehr gerne auf dem PC gespielt. Dessen Nachfolger Mini Motorways flog jedoch unter meinem Radar hindurch und hat auf mich gewartet, bis ich die Simulation endlich auf der Switch ausprobieren konnte. Ganz so gut wie sein Vorgänger fällt das Spiel zwar nicht aus, ist aber immer noch ein angenehmer Zeitvertreib. Es macht einfach Spaß, die Gebäude mit Straßen zu verbinden und eine gesunde Infrastruktur anzulegen. Während das auf jeder Karte zunächst gut funktioniert, geht in meinen Augen jedoch nach und nach die Übersicht verloren. Beispielsweise verdecken Autobahnen frisch aufgepoppte Häuser. Auch dass ich nicht an allen Stellen nachträglich einen Kreisverkehr einrichten kann, da schlicht der Platz fehlt, passt nicht so ganz zum Konzept des Spiels. Am meisten stört es mich aber, dass der Cursor zu langsam ist und ein Schnellzugriffsmenü fehlt. Dadurch wird das Spiel vor allem später unnötig entschleunigt. Puristen dürften davon abgeschreckt sein. Wer die Möglichkeit hat, sollte dem Spiel aber eher auf dem PC eine Chance geben, da es sich dort deutlich besser spielen lässt. Trotzdem macht der Titel mit seinem audiovisuellen Minimalismus auf jedwedem System sehr viel Spaß. Wer eine unkomplizierte Simulation mit Puzzle-Elementen sucht, findet in Mini Motorways garantiert eine kurzweilige wie wunderbare Ablenkung zum Alltag.