Turok: Dinosaur Hunter – TEST

Erstmals wurde Turok: Dinosaur Hunter im März 1997 für das Nintendo 64 veröffentlicht und erntete überwiegend positive Kritiken. Im Oktober desselben Jahres folgte eine PC-Version, die 2015 noch einmal als Remaster vermarktet wurde. Diese aufpolierte Fassung erhielt im März 2019 eine Switch-Portierung und zaubert uns ein nostalgisches Lächeln ins Gesicht.

 


Wie für viele Ego-Shooter der 1990er-Jahre üblich, ist die Handlung auch in Turok zweitrangig. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir in die Rolle des titelgebenden Turok schlüpfen, einem amerikanischen Ureinwohner und Dinosaurierjäger. Wäre diese Kombination nicht schon ulkig genug, lebt Turok auch noch im ominösen verlorenen Land, in dem sich Dinosaurier, Eingeborenenstämme, Untote und Außerirdische die Klinke in die Hand drücken. Wer den Titel auf dem Nintendo 64 spielt, kommt dank Zensur in der deutschen Fassung für alle humanoiden Kreaturen in den Genuss von Robotern, auf die geschossen werden darf. Aufgrund des durchgeknallten Szenarios stört das damals wie heute nicht, auf der Switch können Fans des Franchises aber endlich in den wahren Genuss der auf einer Comic-Vorlage basierenden Videospielkreation kommen.

Obwohl sich das Szenario wunderbar dazu eignet, die Story mit Dialogen und Erzählungen anzureichern, ist davon sowohl auf dem Nintendo 64 als auch in der Neuauflage von der Switch nichts zu sehen. Turok bleibt bis auf wenige Schnaufgeräusche und der Selbstvorstellung beim Einsammeln eines 1-ups durchweg stumm, Nicht-Spieler-Charaktere gibt es nur in Form der zahlreichen Widersacher. Trotz dieser Designentscheidungen ist Turok von Anfang bis Ende auf eine verkorkste Art und Weise sehr stimmig.

Prähistorische Tempelwelt

Aufgeteilt ist die Spielwelt in insgesamt acht Levels, eingeschlossen der Hub-Welt, aus der wir in die anderen Gebiete des verlorenen Landes reisen. Dies geschieht über Portale, die uns entfernt an das Stargate aus dem gleichnamigen Kinofilm von 1995 erinnern. Damit wir diese öffnen können, müssen wir in den weitläufigen Levels mehrere Schlüssel pro Tor finden. Das führt wiederum dazu, dass wir die Spielabschnitte nicht ganz genau in der vordefinierten Reihenfolge abklappern müssen. Werden wir von einem Level entmutigt, probieren wir es zunächst an anderer Stelle.

Zur Auswahl steht alles, was wir uns von einer prähistorischen Welt gepaart mit der Architektur süd- und mittelamerikanischer Tempelarchitektur vorstellen können. So durchkämmen wir den Dschungel, hüpfen über breite Schluchten, erkunden ungemütliche Höhlen und mischen die Bewohner von Pyramiden- und Tempelanlagen ordentlich auf. Grundlegend sind die Levels sehr linear aufgebaut, doch fällt dies nur sehr selten auf. Das liegt vor allem daran, dass ein Durchgang wie ein Tunnel zunächst in ein offenes Gebiet führt, das mit Ruinen, Säulen, Palmen, Unebenheiten und Anhöhen nur so vollgestopft ist. Hier heißt es also, sich erst einmal zu orientieren. Da Turok uns dabei keine Hilfestellungen gibt und wir ohnehin die Schlüssel suchen müssen, ist dieses System unglaublich motivierend.

Wahnsinniges Waffenarsenal für den harten Alltag

Bewaffnet mit Messer, Bogen, Pistole, Schrotflinte, Granatwerfern und Nuklearwaffen sorgen wir im verlorenen Land für das Aussterben der Urtiere. Auch hier beweist Turok mit reichlich Humor, wie ernst es genommen werden möchte. Da ein Großteil der Feinde in regelmäßigen Abständen wiederbelebt wird, bleibt unser Finger stets nah am Abzug, um der durchgehenden Action gewachsen zu sein. Es gibt nur sehr wenige Momente, in denen wir tatsächlich verschnaufen können, wie zum Beispiel in den Bonus-Levels. Hier geht es vor allem darum, die eigene Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen. Ähnlich wie das kurze und knappe, aber vor allem verständliche Tutorial des Spiels, sollten diese Inhalte alleine schon als Training nicht ausgelassen werden, um fürs Überleben im Dschungel jederzeit gewappnet zu sein.

Im Gegensatz zu den meisten Ego-Shootern gibt es in Turok auch Sprungeinlagen, die mit ein wenig Übung schnell gemeistert sind, aber vor allem ungeduldige Naturen auf eine harte Probe stellen. Fallen wir beispielsweise in eine bodenlose Schlucht, ist dieser Sprung zugleich unser Todesurteil. Deshalb sollten wir auch stets die dreieckigen Elemente einsammeln, von denen uns einhundert Stück einen weiteren Versuch bescheren. Zurückgesetzt werden wir beim Tod entweder zum letzten Speicher- oder Kontrollpunkt, die jedoch allesamt sehr fair verteilt sind.

Schnell, schneller, Turok

Turok spielt sich sehr schnell; Vergleiche mit Unreal Tournament und Co sind nicht untertrieben. So müssen wir stets darauf achten, wo sich die verschiedenen Feinde aufhalten und ihnen möglichst aus dem Weg gehen. Die Kollisionsabfrage ist leider auch in der Switch-Fassung alles andere als präzise. Oft reicht es, einfach nur in eine Richtung zu zielen und den Gegner halbwegs zu treffen. Selbiges gilt leider auch für die Feinde, die Zielwasser getrunken zu haben scheinen. Unspielbar ist Turok deswegen aber nicht, denn Momente, in denen uns ein Feind hinter der nächsten Ecke auflauert und uns mit ein paar Schüssen erledigt, sind die absolute Seltenheit.

Hin und wieder haben wir auch Glück und finden einen Talisman, der nicht nur visuell, sondern auch spielerisch einen psychedelischen Effekt hat. Temporär fühlen wir uns unverwundbar und nehmen unsere Umgebung zudem in Zeitlupe wahr, obwohl sich unsere Geschwindigkeit selbst nicht verändert. Wer jedes Level genauestens absucht, findet hier und da auch einen Rüstungsschutz oder Rucksäcke, die das Limit des Munitionsvorrats nach oben korrigieren. Letzteres war und ist eine willkommene Abwechslung im Genre, denn in diversen Bereichen von Turok verschießen wir gerne mal unser letztes Magazin, weshalb das permanente Aufstocken von Patronen und Granaten niemals eine schlechte Idee sein kann.

Cheatcodes gegen den Irrsinn

Insbesondere die Bosskämpfe, beispielsweise gegen zwei militärische Geländewagen mitsamt eines Söldners, an dessen Brust die Kugeln nur so abprallen, oder gegen einen Tyrannosaurus rex, der Laserstrahlen auf uns schießt, sind ohne Vorbereitung kaum bis gar nicht zu schaffen. Hier zeigt sich auch, dass der Schwierigkeitsgrad des Spiels nicht immer ausbalanciert ist. Die Angriffsmuster von normalen Gegnern sind trotz ihrer gelegentlichen Willkürlichkeit irgendwann verinnerlicht, aber dann und wann stellt uns das Spiel vor unvollendete Tatsachen.

Neben der Anpassung des Schwierigkeitsgrads erlaubt Turok als waschechtes Spiel der 1990er-Jahre außerdem die Eingabe von Cheatcodes, mit denen wir uns sämtliche Waffen, unendlich Munition oder Unbesiegbarkeit kurzerhand erschummeln können. Auch das Freischalten aller Schlüssel, der Teleport in ein Level unserer Wahl oder das Schrumpfen all unserer Widersacher ist auf Knopfdruck möglich. So kommen Masochisten, Sadisten und Trickbetrüger gleichermaßen auf ihre Kosten; letztere müssen jedoch damit leben, dass sie dann keine Erfolge mehr freischalten. Da der Switch aber ohnehin ein spielübergreifendes Achievement-System fehlt, ist dies wohl eher der kalte Tropfen auf den heißen Stein. Das Ziel von Turok ist, auf jede erdenkliche Art und Weise zu bespaßen, egal ob ehrlich gespielt oder geschummelt wird.

Pflichtprogramm für Nostalgiker

Steuerungstechnisch fühlt sich Turok auf der Switch besser an als in der Ursprungsversion. So bewegen wir uns in der Nintendo-64-Fassung beispielsweise mit den C-Knöpfen, während wir uns mit dem Control-Stick des Dreizackcontrollers umsehen. Auf der Switch entfällt diese Vorangehensweise, da die Steuerungseinheiten über zwei funktionale Analog-Sticks verfügen und sämtliche Bewegungen somit geschmeidiger ausfallen. Ebenfalls macht das Spiel auf der Switch Gebrauch von den Gyrosensoren, sodass das Umsehen im dreidimensionalen Raum für den einen oder anderen Spieler noch ein wenig angenehmer ausfällt.

Das was allerdings überall zu sehen ist, sieht nicht gerade schön aus. Klobige Polygonfiguren und matschige Texturen fallen sofort unschön ins Auge, gut gealtert ist Turok unter optischen Gesichtspunkten definitiv nicht. Dafür suggeriert die musikalische Untermalung auch heute noch halbwegs glaubhaft, sich in einem mit gefräßigen Velociraptoren vollgestopften Urwald zu bewegen. Da wir im Hinterkopf keine Augen haben, wirkt sich jedes sich annähernde Schrittgeräusch positiv auf die Akustik aus. Turok ist ein wahrer Genuss für Genre-Fans und Pflichtprogramm für jene, die unbedingt einmal ein Spiel aus den Anfangsjahren der 3D-Ego-Shooter erleben möchten.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Sowohl auf dem Nintendo 64 als auch auf der Nintendo Switch kann Turok: Dinosaur Hunter mit einem durchgedrehten und erfrischenden Szenario punkten. Die Story mag zwar nebensächlich und im Grunde gar nicht greifbar sein, doch dafür funktioniert das schnelle und unermüdliche Gameplay wunderbar. Es gibt de facto keinen Leerlauf im auf etwa zehn Stunden ausgelegten Abenteuer, denn jedes neue Gebiet möchte bis in die letzten Winkel erkundet werden und dank ständigem Gegnernachschub wird es auch niemals langweilig. Die überarbeitete Fassung für die Switch bietet neben optischen und technischen Anpassungen und einer angenehmeren Steuerung jedoch kaum Vorteile gegenüber der Ursprungsversion. Wer den Klassiker noch einmal Revue passieren lassen möchte, auf dem Nintendo 64 verpasst hat oder sich auf eine Reise ungeahnter Überraschungen einlassen möchte, kommt definitiv nicht um Turok herum!