Reverie: Sweet As Edition – TEST
2018 kombinierte das neuseeländische Entwicklerstudio Rainbite in Reverie für PlayStation 4 und PlayStation Vita das Insel-Setting von StarTropics mit dem Gameplay von The Legend of Zelda und einem Grafikstil, der an die Mother-Reihe erinnert. Im Februar 2019 folgte fast ein Jahr später die Switch-Fassung der kuriosen Mixtur mit dem Namenszusatz Sweet As Edition.
Reverie dreht sich um den jungen Protagonisten Tai, der mit seiner Mutter auf die Insel Toromi per Schiff übersetzt. Unterwegs erzählt sie ihrem Sohn, dass es einst ein paar Brüder auf der Insel gegeben hat, die sich bei einem Angelausflug zerstritten haben und daraufhin in den tosenden Wellen des Meeres umgekommen sind. Seitdem lassen die Geister der verstorbenen Brüder die Insulaner nicht mehr schlafen. Kaum haben Mutter und Sohn die Insel erreicht, wird Tai auf der Insel prompt ausgesetzt. Obwohl das Abenteuer in den ersten zwei Minuten sehr düster zu werden scheint, ändert sich die Story in diesem Moment schlagartig: Auf einmal begrüßt Tais Großvater seinen Enkel, der auf der Insel anscheinend nur seine Ferien verbringen soll.
Aus dem Urlaub auf der fiktiven neuseeländischen Insel wird jedoch nichts, denn nach ein paar Schritten auf Toromi erhält Tai die ersten Arbeitsaufträge von seinen Großeltern. Zum einen soll er im Laden eine Lampe für seinen Großvater kaufen, wird dann mit einem Kricket-Schläger ausgestattet und muss im von Ratten und anderem Getier verseuchten Keller ein altes Buch aufstöbern. Im Bosskampf gegen eine besessene Waschmaschine – der Humor der Mother-Reihe lässt grüßen – wird Tai auf den ersten Geist der Brüder aufmerksam, der ihn schließlich quer über die Insel schickt. Dort soll er die anderen Geister besänftigen, um Toromi wieder zu einem friedlichen und angenehmen Ort zu machen.
Kleine Insel mit vielen Geheimnissen
Obwohl Reverie eine durchaus interessante Geschichte voller Mysterien erzählt, die laut den Entwicklern sogar von einer Māori-Legende inspiriert wurde, bleibt die Handlung weitgehend im Hintergrund. In den Mittelpunkt des recht turbulenten Geschehens rückt das Gameplay, das stark an die The-Legend-of-Zelda-Reihe erinnert. Tai rennt durch die Gegend, kämpft gegen kleine Gegner, sammelt fallengelassene Münzen für Einkäufe und futtert Pizza oder Chips, um die Lebensenergie nach gegnerischen Treffern zu regenerieren. Wie im großen Vorbild gibt es künstliche und auch natürliche Grenzen, die Tai beim Vorankommen behindern. Diese Grenzen werden mit zunehmender Spielzeit weniger, da sie mit neuen Items umgangen werden können.
Erdhügel werden mit der Schaufel abgebaut, Flüsse mit der Taucherbrille durchschwommen und entfernte Schalter mit dem Yo-Yo betätigt. Es macht Spaß, die Gegenstände in der Spielwelt aufzuspüren und die Insel mehrfach abzusuchen, um versteckte Geheimnisse zu entdecken. Dazu gehören vor allem die zwanzig Federn, die überall auf Toromi versteckt sind und von rezenten Vögeln aus dem neuseeländischen Raum stammen. Des Weiteren warten noch Minispiele darauf, entdeckt zu werden: In der Arcade-Halle steht beispielsweise ein Shoot ’em up zum Ausprobieren bereit und an anderer Stelle bestreiten wir eine Air-Hockey-Variante gegen einen ungewöhnlichen Gegner – auf Toromi gibt es also reichlich zu entdecken.
Charmante, aber zu kurze Ferienreise
Qualitativ erreicht Reverie zwar nicht ganz die Originale, doch kann der Titel vor allem mit seinem Dungeon-Design überzeugen. Ein riesiger hohler Baum, eine gigantische Sandburg, eine verfluchte Gruft oder das Innere eines Vulkans dienen als Kulissen für clevere Rätsel und hitzige Kämpfe. Beide Bestandteile halten sich die Waage, sodass sowohl Rätselfans als auch Kämpfernaturen gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Manche Knobeleien sind recht knifflig, sodass die Lösung nicht direkt ersichtlich ist und somit zum Experimentieren motiviert. Die Auseinandersetzungen mit den Gegnern könnten wiederum ein wenig besser sein, da sich die Gegner teilweise zu hektisch bewegen, sodass das Ausholen mit dem Schläger erschwert wird.
Letzteres ist allerdings nicht so schwerwiegend, wie es klingt. Der Schwierigkeitsgrad, von dem es auf der Switch noch die Alptraumvariante gibt, ist stets human und selbst wenn Tai einmal das Zeitliche segnet, erwacht er danach am Anfang des Dungeons. Auf der technischen Seite begeistert das Spiel mit einem kunterbunten Look, der stark an Nintendos Mother-Reihe erinnert. Im Gegensatz zur PlayStation-Vita-Version gibt es in der Switch-Fassung gefühlt weniger leichte Einbrüche in der Framerate. So wünschen wir uns jede Portierung für Nintendos Hybridkonsole. Abseits dessen stören höchstens ein paar eher repetitive Musikstücke die charmante, aber mit gerade einmal fünf Spielstunden leider viel zu kurze Ferienreise.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Reverie gehört zu der Masse an Spielen, die sich stark am Gameplay der The-Legend-of-Zelda-Reihe orientieren. Der Kopier- beziehungsweise Inspirationsvorgang ist in diesem Falle aber nichts Schlimmes, da das Insel-Feeling á la StarTropics und die charmante Geschichte es mit Bravour schaffen, davon abzulenken. Zudem gibt es auch noch Grafikeinflüsse der Mother-Reihe, die Reverie optisch zu einem kleinen Genuss machen. Es gibt wirklich nur sehr wenig, was an Reverie nicht funktioniert oder ausgereifter sein könnte: Beispielsweise hätte es noch ein paar Items mehr gebraucht, um die Erkundungstour auf der Insel vielseitiger zu gestalten und auch die Kämpfe könnten angenehmer und weniger hektisch sein. Größter Kritikpunkt ist aber wohl die sehr kurze Spielzeit, denn nach fünf Stunden ist das Spiel mit allen Secrets abgeschlossen. Obwohl das Spiel mit dem Untertitel Sweet As Edition im eShop bereitsteht, verfügt die Switch-Fassung nur über wenige Neuerungen wie einen höheren Schwierigkeitsgrad oder ein Item-Rad, über das Gegenstände schnell gewechselt werden können. Wer das Spiel also bereits besitzt, hat keinen dringenden Grund, ein weiteres Mal zuzugreifen.