Schim – TEST

Manche Spiele sind aufgrund ihres Grafikstils oder sogar ihres Gameplays einzigartig. Dann gibt es Titel wie Schim, stilisiert eigentlich SCHiM, bei denen bis zu einem bestimmten Grad sogar beide Merkmale zutreffen und für ein bislang selten dagewesenes Spielgefühl sorgen.


Im Leben läuft nicht immer alles glatt. Während die Kindheit im besten Fall noch weitgehend unbeschwert und behütet verläuft, geschehen vor allem in der Jugend unterschiedliche Ereignisse, die sich zu zunächst unüberwindbar wirkenden Herausforderungen entwickeln. Diese zu meistern und in der persönlichen Entwicklung damit umzugehen, gehört zum Erwachsenwerden dazu. Diese Erfahrung macht auch einer der beiden Protagonisten in Schim. Gerade die Trennung von der ersten Partnerin oder der Verlust eines Jobs lassen die Figur verzweifeln. Etwas zerbricht im jungen Mann, woraufhin die Verbindung zu seinem so genannten Schim zerbricht. Ein Schim ist ein Schatten, den jedes Lebewesen und jedes Objekt wirft. Ohne seinen Schatten bleibt die Welt für den jungen Mann trist und trostlos.

Zurückgelassen vom Menschen schlüpfen wir im puzzlelastigen Adventure, das zudem Dialoge nur in Form einer Bildsprache bietet, in die Rolle des Schims und nehmen die Verfolgung auf. So huschen wir in 65 isometrischen Levels von einem Schatten zum nächsten, denn landen wir im Tageslicht oder auf beleuchteten Stellen, löst sich der Schim auf. Gelangen wir nicht schnell genug zum nächsten schattigen Plätzchen, haben wir immer noch einen letzten kleinen Rettungssprung, von dem wir oft genug Gebrauch machen. Gibt die Umgebung zudem nicht genügend dunkle Flecken her, müssen wir mit Objekten interagieren, um neue Schatten zu schaffen.

Vier Blickwinkel

Beispielsweise lassen sich in Schim Schranken betätigen, die unsere Bewegungsreichweite massiv erhöhen oder Fahrzeuge wie Automobile stoppen, deren Schattenwurf wir ebenfalls nutzen können. Durch zahlreiche bewegliche Elemente wie fliegende Möwen oder herumstreunende Hunde, erreicht Schim eine puzzleartige Struktur, die wir zum Lösen des Spielabschnitts erst einmal durchschauen müssen. Sonderlich knifflig sind die Rätsel allerdings nie. Oft reicht es, zum nächsten Schatten zu huschen und am Ende ein bestimmtes Lebewesen oder Vehikel zu erreichen, das uns zum nächsten Level bringt. Nur selten knabbern wir mehr als ein paar Sekunden an der Rätsellösung.

Hierzu sei gesagt, dass in manchen Abschnitten eine neue Perspektive Wunder bewirkt. Das meinen wir wortwörtlich, denn in Schim können wir die isometrische Kameraperspektive in Neunzig-Grad-Schritten um die eigene Achse drehen. So lassen sich diverse Objekte, die eine Hauswand oder eine Mauer verborgen halten, überhaupt erst erkennen. Vor allem im letzten Viertel des auf zwei bis drei Stunden ausgelegten Adventures machen wir regen Gebrauch von dieser Bedienungsmethode. Wollen wir alle sammelbaren Gegenstände aufklauben, kommen wir nicht drumherum, die Kameraperspektive nachzujustieren, was zum Glück kinderleicht und schnell funktioniert. Schade ist nur, dass die Zwischensequenzen dafür sorgen, dass die stete Verfolgungsjagd an Dynamik verliert.

Entspannungsreiches Abenteuer

Sonderlich schwierig ist Schim im Übrigen nicht, was nicht nur an den eingängigen Rätseln liegt. Landen wir in der prallen Sonne oder werden von einem Blitz überrascht, setzt uns das Spiel großzügig an den letzten Kontrollpunkt zurück. In den meisten Fällen sind die Checkpoints fair verteilt, sodass wir nur wenige Sekunden verlieren. Es gibt jedoch zwei, drei Stellen, die uns nicht beim ersten oder zweiten Anlauf gelingen, bei denen die Kontrollpunkte unnötig weit zurück liegen. Dies ist aber nur die Ausnahme. Darüber hinaus gibt es kein Zeitlimit, um die Levels zu schaffen. So löst sich das nächste Ereignis genau dann aus, sobald wir die vordefinierte Position erreicht haben.

Wer gefordert werden möchte, geht zwar leer aus, doch dafür bietet Schim ein unfassbar angenehmes Spielgefühl, wie es sich für Wohlfühlspiele gehört. Trotz der recht traurigen Thematik besticht Schim mit einem bemerkenswert simplen Grafikstil, der auf simple Zeichnungen setzt. Zudem kommt die Optik mit nur wenigen Farben aus, sodass alle Elemente sofort lesbar sind. Unterlegt ist das Spiel mit angenehmen Klängen des Musikkollektivs Moonsailor, die das Gameplay – bis auf den bedrohlich klingenden letzten Level –, zur puren Entspannung bringen. Schim von den niederländischen Entwicklern Ewoud van der Werf und Nils Slijkerman mag zwar eher Spieler mit einem gewissen Ästhetikempfinden ansprechen, doch diese werden das Kleinod sehr zu schätzen wissen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Schim ist eines der Spiele, die fast unter meinem Radar geflogen wären. Ich bin sehr froh darüber, dass mir dieses Kleinod nicht durch die Lappen gegangen ist. Sonderlich anspruchsvoll mag das puzzleartige Adventure mit seinem niedrigen Schwierigkeitsgrad zwar nicht sein, doch dafür ist es ein wunderbarer Kandidat für jeden Fan von Wohlfühlspielen. Trotz seiner traurigen Thematik weiß der Titel mit einfachem Gameplay, einem mehr als schönen Grafikstil und traumhafter Musik bei einer Einmalspielzeit von circa zwei bis drei Stunden wunderbar zu begeistern. Es macht von der ersten bis zur letzten Minute Spaß, die simplen Rätsel zu durchschauen und die verschiedenen Orte wie einen Sandstrand oder einen mit Tieren gefüllten Zoo zu erforschen. Da die Levels zudem sehr kurzweilig ausfallen, kann der Titel auch immer wieder zwischendurch gespielt werden. Vor allem jene Spieler, die keine große Lust auf Herausforderungen oder Zeitdruck verspüren, werden mit Schim sicherlich ganz besonders glücklich sein.