Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter – TEST

Nach Sherlock Holmes: Crimes and Punishments, hat es auch der 2016 erschienene Nachfolger von Frogwares’ Adventure-Reihe auf die Switch geschafft. Erneut löst der namensgebende Detektiv in Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter knifflige Fälle, muss sich aber auch mit frustrierenden Action- und Quick-Time-Passagen herumschlagen.


Fast sechs Jahre nach der Erstveröffentlichung von Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter im Juni 2016 für den PC, ist das Adventure im April 2022 für Nintendo Switch erschienen. Verantwortlich für das Detektiv-Abenteuer ist wie schon bei Sherlock Holmes: Crimes and Punishments das ukraninische Studio Frogwares, das neben weiteren Sherlock-Holmes-Spielen unter anderem auch The Sinking City entwickelt hat. Die Gemeinsamkeiten zwischen The Devil’s Daughter und Crimes and Punishments fallen schnell auf. Optik, Charakterdesign und Gameplay erinnern in weiten Teilen an den zwei Jahre älteren Vorgänger, der bis heute als eines der besten Spiele mit dem britischen Literaturdektektiv gilt. Allerdings wirkt die Grafik etwas frischer und Frogwares hat versucht, das Gameplay mit mehr Action-Passagen, Quick-Time-Events und Schleichabschnitten aufzulockern. Leider gelingt das nur mäßig.

Kombinationstalent

Es dürfte niemanden überraschen, dass Sherlock Holmes sich in The Devil’s Daughter wieder unterschiedlichen Kriminalfällen stellt. Kapitel für Kapitel ist es an uns, Beweise zu sammeln, Zeugen zu befragen, deren Aussagen zu widerlegen, noch mehr Informationen aus ihnen zu quetschen, Menschen zu analysieren und Schlussfolgerungen zu ziehen. Gerade hier spielt das Adventure seine größten Stärken aus. Es macht viel Spaß, als Sherlock Holmes die unterschiedlichen Hinweise zu finden, daraus schließlich wichtige Indizien zu entwickeln und diese gedanklich miteinander zu verbinden. Oft müssen wir selbst entscheiden, welche Schlussfolgerung aus den Beweisen zu ersehen ist. Daraus ergeben sich schließlich sogar mehrere mögliche Enden für einen Fall. Nicht immer bedeutet das, dass wir den wahren Täter überführen und einer angemessenen Strafe zuführen. Dank spannender Geschichten und interessanter Charaktere ist hier für reichlich Krimi-Unterhaltung gesorgt.

Hierzu tragen auch die gut geschriebenen und im Gegensatz zu Crimes and Punishments ordentlich auf deutsch vertonten Dialoge bei. Zwar verlieren diese dadurch ein wenig von ihrem britischen Charme, gelungenen ist die Sprachausgabe aber dennoch. Die Eigenheiten jeder Figur wird gekonnt vermittelt und es ist interessant, die unterschiedlichen Akteure kennenzulernen. Manchmal geht das gar so weit, dass wir bestimmten Personen fälschlicherweise nicht trauen und dazu neigen, sie für schuldig zu halten, obwohl sie es nicht sind. Natürlich funktioniert das auch umgekehrt und das Schicksal oder Verhalten einer Person weckt Sympathien, die nicht angebracht sind. Genau so muss ein gutes Detektiv-Adventure geschrieben sein.

Unnötige Frustmomente

Leider hat sich Frogwares bei The Devil’s Daughter abseits des gelungenen Adventure-Parts etwas zu sehr auf Action- und Quick-Time-Abschnitte konzentriert. Bereits früh im Spiel schlüpfen wir in die Rolle eines anderen Charakters und müssen unentdeckt eine Person verfolgen. Das mag an sich ordentlich umgesetzt sein, allerdings dauert die Verfolgung viel zu lang und wird von nervigen Minispielen unterbrochen. Bedauerlicherweise ist das nur ein Beispiel für zahlreiche Abschnitte, die uns frustriert und einfach keinen Spaß gemacht haben. Besonders Actionszenen sind oft alles andere als unterhaltsam und haben unsere Motivation zerstört. Wenn wir ewig lang vor jemandem fliehen und dabei Schüssen ausweichen müssen, frustriert es einfach nur, wenn der Abschnitt mit Trial-and-Error-Segmenten versehen ist. Die immer wieder aufkommenden Quick-Time-Events sind da schon akzeptabler, wollen sich aber einfach nicht so recht intuitiv anfühlen und wirken oft wie Fremdkörper. Dabei sind die Ideen hierbei meist gar nicht schlecht. Nur an der Umsetzung hapert es etwas.

Immerhin können dafür die meisten Minispiele und Rätsel kurzweilig unterhalten. Wenn wir etwa Zahnräder korrekt anordnen müssen, an unserem Forschungstisch etwas untersuchen oder eine alte Steintafel entziffern, ist das im schlimmsten Fall zäh, im besten Fall aber spaßig. Vorteil hier ist, dass wir diese Abschnitte überspringen dürfen. Dadurch werden wir nicht unnötig lange aufgehalten und selbst wenn wir einmal mit einem Minispiel oder Rätsel nicht zurechtkommen, bleibt uns der grundsätzliche Spielspaß erhalten. Hätte Frogwares eine ähnliche Funktion auch für die nervigen Actioneinlagen bedacht, wäre The Devil’s Daughter ein deutlich besseres Spiel. So bleibt ein technisch aufgrund seines Alters zwar nicht mehr zeitgemäßes, aber dennoch gelungenes und flüssig laufendes Adventure mit stark schwankender Gameplay-Qualität. Selbst Fans von Crimes and Punishments und Sherlock Holmes, müssen sich gut überlegen, ob die vorhandenen Schwächen ausreichen, um Spaß mit The Devil’s Daughter zu haben. Die Adventure-Elemente, Rätsel, Schlussfolgerungen und Geschichten sind es auf jeden Fall wert.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Da ich mit Sherlock Holmes: Crimes and Punishments viel Spaß hatte, habe ich mich darauf gefreut in Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter erneut mit dem Detektiv Fälle zu lösen. Leider hat mir das Adventure sehr schnell Steine auf den Spielspaß-Pfad gelegt. Das grundsätzliche Gameplay, das ich bereits aus dem Vorgänger kenne, ist wieder unterhaltsam und hat mich genauso wie die Fälle und Geschichten gefesselt. Es macht Spaß, als Sherlock Beweise zu sammeln und Schlussfolgerungen zu ziehen. Leider sorgen zahlreiche nervige Action-, Schleich- und Quick-Time-Event-Abschnitte für derart viel Frust, dass ich jegliche Motivation verloren habe. Zeitweise habe ich die Switch deshalb sogar beiseitegelegt, weil ich einfach keinen Spaß mehr hatte. Lediglich den Geschichten ist es zu verdanken, dass ich The Devil’s Daughter trotzdem weitergespielt habe. Vorbehaltlos empfehlen kann ich das Adventure aber auch Sherlock-Holmes- und Crimes-and-Punishments-Fans nicht. Dafür wird der Spielspaß einfach zu oft getrübt.