Shovel Knight: Specter of Torment – TEST
Der Titel Shovel Knight überraschte 2014 mit tollem Gameplay, einem nostalgischen Look und dem knackigen, aber stets fairen, Schwierigkeitsgrad. Zum Launch der Switch erschien am 3. März 2017 mit Shovel Knight: Specter of Torment ein Stand-alone-Add-on zum Spiel.
In Specter of Torment übernehmen wir die Rolle des titelgebenden Specter Knights, mit dem wir für die durchtriebene Verzauberin acht Krieger besiegen und rekrutieren sollen, damit sie ihre dubiosen Pläne in die Tat umsetzen kann. Mit kurzen, aber prägnanten Dialogen, wird die Handlung reich an Charme und Witz zwischen den Levels während unseres Aufenthalts im Turm des Schicksals und natürlich auch während der Bosskämpfe erzählt. Die Story ist in den Kontext des Shovel-Knight-Universums hervorragend eingewoben, da bekannte Charaktere aus dem Hauptspiel auftreten und zudem Spielraum für neue Figuren bleibt. So erfahren wir während der circa fünfstündigen Kampagne auch einiges über die Vergangenheit von Specter Knight vor seinem Auftreten als sichelschwingender Tod und warum wir überhaupt für die Verzauberin kämpfen. Das ist spannend, wendungsreich und intelligent erzählt. Klasse!
Gestatten, Specter Knight
Am grundlegenden Gameplay hat sich in Specter of Torment nur wenig geändert. Die größte Neuerung beziehungsweise Veränderung dürfte der spielbare Charakter sein. Hüpften wir im Hauptspiel noch mit Held Shovel Knight wie Dagobert Duck im NES-Klassiker DuckTales auf die Gegner, rasen wir mit Specter Knight dank seiner Sense auf die Gegner zu. Trotzdem dürfen wir auch das Feldwerkzeug als Schaufel missbrauchen, wenn wir Klunkerhaufen am Boden entdecken und nach Edelsteinen buddeln möchten. Das passiert im Add-on aber leider nicht mehr so häufig wie im Hauptspiel. Stattdessen halten wir einfach die Augen auf nach Wänden, hinter denen sich geheime Räume verstecken könnten. Neben Juwelen finden wir dort auch rote Totenschädel, die wir im Turm gegen neue Fähigkeiten, die so genannten Curios, eintauschen können. Gut versteckt sind davon aber nur die wenigstens, sodass wohl auch abenteuerscheue Spieler früher oder später alle Curios beisammen haben dürften.
Dafür fallen die Curios ziemlich abwechslungsreich aus. Unter anderem können wir so auf Kosten unserer dunklen Energie unsere Wunden heilen, ein Schutzschild beschwören, die Zeit verlangsamen oder kurzzeitig in der Luft schweben. Obwohl viele der Fähigkeiten nützlich sind, gibt es auch ein paar Curios, die keine große Wirkung haben. Beispielsweise sehen wir keinen Sinn oder Zweck im beschwörbaren Skelett-Bogenschützen, da dieser niemals die Position ändert und einfach weiter Pfeile schießt, obwohl kein Gegner in Sichtweite ist. Die Curios kratzen im Test jedoch deutlich an der Spielbalance. Da wir selbst durch Angriffe die verbrauchte Energie wieder herstellen können, dürfen wir aus einer fast unbegrenzten Quelle der Spezialfähigkeiten schöpfen. Besonders die Bosskämpfe fallen dadurch deutlich zu leicht aus und sind spätestens ab Spielmitte kein Hindernis mehr. Hier haben die Entwickler großes Potenzial verschenkt, waren die Bossgegner doch eines der Highlights des Hauptspiels.
Der Wolf im Schafspelz
Diese fragwürdige Designentscheidung macht aus Specter of Torment aber bei Weitem kein schlechtes Spiel, denn dazu sind die angenehm langen Levels an vielen Stellen immer noch sehr raffiniert gestaltet. Abgründe, die mit millimetergenauen Sprüngen überwunden werden wollen, bewegliche Plattformen und verschiedene Blöcke, die beim Betreten verschwinden, sind nach wie vor fester Bestandteil der Level-Architektur. Hinzukommen fies positionierte Gegner, die aus dem Weg geräumt werden wollen. Hier funktioniert das Spiel mit oder ohne Einsatz der Curios sehr gut, denn wie in Shovel Knight gilt auch im Add-on, dass beim Ableben der Spielfigur bis zu drei Säcke gefüllt mit Edelsteinen verloren gehen und an der Stelle, an der wir das Zeitliche gesegnet haben, temporär auftauchen. Dort können wir unser Hab und Gut zwar wieder einsammeln, doch sollten wir auf dem Weg dorthin ein weiteres Mal in einen Abgrund fallen oder von Gegnern besiegt werden, verschwinden die Säcke unwiderruflich. Wer einen Adrenalinkick sucht, ist bei Specter of Torment genau richtig.
Wollen wir uns sogar an die Grenzen des Nervenzusammenbruchs treiben, dürfen wir auch Checkpoints zerstören, um besonders wertvolle Edelsteine, mit denen der Kauf von neuer Ausrüstung oder Upgrades für die Curios im Turm nicht mehr ganz so kostspielig erscheint, einzukassieren. Sollten wir den Bildschirmtod sterben, müssen wir dann eben beim letzten Kontrollpunkt respektive am Anfang des Levels wieder ins Spiel einsteigen. Da der Titel mit seinen hübschen 8-Bit-Grafiken und seinem kultverdächtigen Soundtrack aber stets begeistert, nehmen wir dieses Übel gerne in Kauf. Wer zum Beispiel einmal die Stage Burg Stolzmoor betreten und sich in der tollen Musik verloren hat, möchte den Controller gar nicht mehr aus der Hand legen und wer Shovel Knight bereits mochte, wird auch mit Specter of Torment viel Spaß haben. Zumindest bis zum finalen Bosskampf, denn den konnten wir aufgrund eines Spielfehlers, bei dem sich der Titel einfach selbst beendete, wiederholte Male nicht abschließen. Ob der auftretende Fehler an den Installationsdateien oder unserem Spielstand liegt, konnten wir zum Testzeitpunkt nicht in Erfahrung bringen. Wir raten deshalb vor dem Erwerb des Titels zur Vorsicht auf ein Update zu warten.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Shovel Knight gehört für mich bis heute zu den besten Download-Titeln auf der Wii U. Entsprechend habe ich mich sehr auf die Stand-alone-Erweiterung Specter of Torment gefreut. Mit bekannten und neuen Figuren werde ich abermals ins Shovel-Knight-Universum entführt, erlebe die Geschichte aus einem ganz anderen Blickwinkel und erfahre neue Hintergründe. Der Titel kann mich jedoch nicht nur mit der tollen Story, sondern auch mit seinem Gameplay überzeugen, an dem sich seit dem Hauptspiel nur dezent etwas geändert hat. Mit Specter Knight funktionieren die Angriffe auf Gegner erfreulich frisch und die Spezialfähigkeiten in Form der Curios bieten jede Menge Abwechslung. Unterm Strich fühlen sich diese aber etwas zu mächtig an, weshalb die Bosskämpfe zu leicht ausfallen. Außerdem ist es ärgerlich, dass der Titel nicht gänzlich frei von Spielfehlern ist. So konnte ich die Kampagne leider nicht abschließen, da sich das Spiel beim letzten Bosskampf wiederholte Male selbst beendet hat. Vor dem Kauf sollte man also auf ein Update warten.