Sonority – TEST

Am 21. Dezember 2022 erschien mit Sonority ein von Hanging Gardens Interactive entwickeltes Puzzle-Spiel für die Nintendo Switch, in dem wir das Mädchen Esther mit Hilfe von Musik durch die Ruinen einer längst vergessenen Zivilisation begleiten.


Sonority wurde von dem kleinen Stuttgarter Indie-Studio Hanging Gardens Interactive entwickelt und von Application Systems Heidelberg veröffentlicht. Im Jahr 2020 gewann das Spiel bereits vor seinem Release den ersten Platz in der Kategorie „Bester Prototyp“ beim Deutschen Computerspielpreis. Für den PC erschien es bereits am 25. Mai 2022, die Umsetzung für Nintendos Hybridkonsole folgte dann am 21. Dezember desselben Jahres. Bei Sonority handelt es sich um ein Puzzle-Spiel, bei dem die Musik die zentrale Rolle spielt. Hier müssen wir nämlich Rätsel mit Hilfe von musikalischen Abfolgen lösen, um den Weg durch uralte Ruinen zu finden.

Sprechende Tiere und heilende Musik

Die Hauptrolle in Sonority spielt Esther, ein junges Mädchen, die auf der Suche nach einer magischen Melodie ist, die ihren Freund Batama, einen Bären, von einer unbekannten Krankheit heilen kann. Aus diesem Grund begibt sich das Mädchen zu mysteriösen Ruinen weitab der Zivilisation, die einst von einem Volk bewohnt wurden, das mit Tieren mit Hilfe von Musik kommunizieren konnte. Als diese Zivilisation unterging, verstummte auch die Musik. Nach einer langen Reise von über 32 Tagen ist Esther bei den Ruinen angelangt, findet in einem aufgegebenen Zeltlager eine Panflöte und trifft bald auf einen sprechenden kauzigen Waschbären, sowie illustre singende Steinköpfe, mit denen sie gemeinsam die Mysterien der Ruinen aufdeckt.

Die magische Kraft der Musik

Wir steuern Esther in isometrischer Ansicht durch die Ruinen und stoßen dabei immer wieder auf unterschiedliche Hindernisse, die uns am Weiterkommen hindern. Lösbar sind diese Rätsel nur durch die korrekte Anordnung von Tönen, denn wenn wir die Musik zurück in die Ruinen bringen, öffnet sich der Weg. Am Anfang steht uns dabei lediglich die Panflöte zur Verfügung, im späteren Verlauf des Spiels finden wir zusätzliche Instrumente, aber auch die Rätsel werden wesentlich komplexer. Das Spiel benutzt dabei die klassische Tonleiter, also von „C“ bis „C“, für Spielerinnen und Spieler ohne musikalische Vorkenntnisse lassen sich im Menü die Noten aber auch durch Zahlen oder Symbole ersetzen. Anfangs steht uns nur das „C“ zur Verfügung, neue Noten lernen wir an speziellen Orten von den singenden Steinköpfen. Jeder der Töne liegt dabei auf einer speziellen Taste. Eine Übersicht über die Tasten ist immer per Knopfdruck zuschaltbar.

In den unterschiedlichen Rätseln geht es hauptsächlich darum, mithilfe der Töne Plattformen abzusenken, hochzufahren oder zu drehen, damit der Weg für Esther frei wird. Diese Ton-Abfolgen müssen an Steinen eingegeben werden, die in den Rätselräumen verteilt sind. Um den Ton auf den Stein zu übertragen, müssen wir uns davor stellen und die entsprechende Taste drücken. Haben wir alle Töne eingegeben, müssen wir uns nur noch auf ein spezielles Feld stellen, den A-Knopf drücken und die Melodie spielt und öffnet, sofern wir alles richtig gemacht haben, den Weg. Bei der Lösung kommt es nämlich auch immer darauf an, ob die folgenden Töne höher oder tiefer sind. So verschieben wir mit höheren Tönen Objekte in die Höhe und senken sie mit tieferen. Wir beginnen die Tonabfolge immer mit einem von uns ausgewählten Grundton, der erst einmal herausgefunden werden muss. Wenn die nächste Plattform zwei Stockwerke nach oben verschoben werden muss, muss auch der Abstand zwischen dem ersten und zweiten Ton zwei Tonschritte betragen. Beispielsweise wird aus dem „C“ das „E“, um die Plattform zwei Stufen nach oben zu verschieben, denn hier wurde „D“ ausgelassen. Haben wir Rotationselemente in den Rätseln, dann ist jeder weitere Ton ein weiterer Schritt in der Rotation. Mit zunehmender Spieldauer und mit mehr erlernten Tönen werden die Rätsel aber wie bereits erwähnt auch immer komplexer. Bei einigen Türen, die Esther öffnen muss, fallen aber die Hinweise zu den Tönen weg, und wir müssen uns ganz auf unser Gehör verlassen. Hier haben musikalisch etwas vorgebildete Menschen mit Sicherheit einen Vorteil gegenüber Musiklaien.

Musikalischer Unterricht abseits der Rätsel

Abseits der Rätsel können wir zudem optional sogenannte „Musikfragmente“ finden, mit denen wir an bestimmten Tafeln mehr über die Geschichte des Ortes oder Tipps erhalten, um weiterzukommen. Zudem sind Schatztruhen über die Ruinen verteilt, die uns eine Melodie vorspielen, die wir danach eingeben müssen. Hier werden unsere Gehörgänge ordentlich auf Trab gehalten, denn auch hier müssen wir uns voll und ganz auf unser Gehör verlassen und die Melodie eigenständig eingeben. Haben wir die Schatztruhe geöffnet, wird uns ein Musikstück vorgespielt, das die Umgebung fortan musikalisch unterlegt.

Farbenfrohe Grafik, kleinere technische Mängel

Die farbenfrohe, comichafte Grafik passt sehr gut zur vom Spiel übermittelten entspannten Atmosphäre. Die uralten Ruinen sind eingebettet in tiefe Täler mit saftig grünen Wiesen und dichten Wäldern. Später im Spiel ändert sich auch noch die Tageszeit. Andere Gegenden bieten zudem unterschiedliche Jahreszeiten. Trotzdem ist die Umgebung des Spiels bis zum Ende nach sechs bis acht Stunden Spielzeit dann doch etwas zu ähnlich. Hier hätten wir uns durchaus auch ein wenig Abwechslung gewünscht. Die musikalische Untermalung ist für ein Spiel, dessen Hauptmechanik die Musik ist, sehr zurückhaltend, aber dies lässt uns voll und ganz auf die einzelnen Töne konzentrieren. Die kleinen freischaltbaren Melodien sind allesamt sehr schön und wurden perfekt in das Spiel integriert.

Auch auf der Switch sieht Sonority gut aus und die farbenfrohe Grafik sticht hervor. Allerdings gibt es kleinere technische Mängel bei der Umsetzung. So ruckelt die Grafik in einigen Gegenden mal weniger oder mehr. Dies hätten die Entwickler mit Sicherheit mit einer besseren Optimierung vermeiden können.

Geschrieben von Markus Schoenenborn

Fazit:

Sonority hat mich sofort mit seiner entspannenden Atmosphäre und den innovativen Musikrätseln an den Bildschirm gefesselt. Die Rätsel lassen sich mit etwas musikalischem Gefühl lösen, auch wenn sie mit zunehmendem Fortschritt des Spiels immer komplexer und schwieriger werden. Selbst ich als musikalisch nicht geschulter Mensch konnte mich nach etwas Eingewöhnungszeit in die Logik der Puzzles einfinden. Zudem bietet das Spiel ja auch die Möglichkeit, die Noten durch Zahlen oder Symbole zu ersetzen. Trotzdem haben Spielerinnen und Spieler mit musikalischem Vorwissen sicher einen kleinen Vorteil und dürften sich schneller in den Spielfluss einfinden. Die Geschichte, auch wenn sie nur als Rahmen für die Rätsel dient, ist nett gemacht und sorgt für einige schöne Momente. Gut gelungen ist die Sprachausgabe sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Einzige Wertmutstropfen sind die etwas kurze Spielzeit von gerade mal sechs bis acht Stunden sowie die etwas durchwachsene technische Umsetzung der Switch-Version, die an einigen Stellen leider etwas ruckelig ausfällt. Insgesamt ist Sonority aber ein rundum gelungenes Puzzle-Spiel mit einer innovativen Musikmechanik, das sich auch Musikmuffel einmal ansehen können. Das Spiel bietet stressfreie Rätselkost in einem farbenfrohen Gewand und ist sicher auch für jüngere Spielerinnen und Spieler geeignet, die hier sicherlich auch einige Übungseinheiten zum Musikunterricht erhalten können.