Star Wars: Dark Forces – Remaster – TEST

Seit Jahren finden unter anderem auf der Switch alte Star-Wars-Klassiker, die in den 1990er- und 2000er-Jahren beispielsweise für den PC veröffentlicht wurden, eine neue Heimat. Ende Februar 2024 hat es den First-Person-Shooters Star Wars: Dark Forces als Remaster getroffen.


Retrospektiv werden die 1990er-Jahre als Pionierzeit bezeichnet, wenn es um die Entstehung von Videospielen geht, die mit einer dreidimensionalen Spielwelt aufwarteten. Obwohl früher oder später so gut wie alle Genres von den neuen Möglichkeiten profitierten, war es vor allem das First-Person-Shooter-Genre, das binnen weniger Jahre eine regelrechte Revolution durchgemacht hat. Star Wars: Dark Forces hat, als es 1995 für den PC und ein Jahr später für die PlayStation veröffentlicht wurde, verschiedene Elemente wie Duck- und Sprungmechaniken eingeführt, die es im Genre zuvor so nicht gab.

Auch hat der First-Person-Shooter dazu beigetragen, wie Videospiele wahrgenommen werden, wenn sie ein bereits bestehendes Universum erweitern. So schlüpfen wir im Spiel in die Rolle von Kyle Katarn, der als Söldner für die Rebellenallianz gegen das Imperium antritt. Das Besondere daran: Kyle Katarn ist ein ehemaliger Imperialer, der die Seiten gewechselt hat. Eine plausible Erklärung, warum der Protagonist diesen Schritt gemacht hat, verrät das Spiel nicht. Hierfür müsste schon ein Blick in die Spielanleitung geworfen werden, welche in der digitalen Version aber nicht einmal in einer eingescannten Variante enthalten ist. Um mit Star Wars: Dark Forces Spaß zu haben, ist der Hintergrund zwar nicht erforderlich, lässt aber dennoch eine recht unschöne Lücke zurück.

Ballern und Rätsellösen

Handlungstechnisch ist die Story des Spiels simpel. Als ehemaliger Angestellter des Imperiums erhalten wir den Auftrag, die Pläne des Todessterns zu sammeln. Entsprechend wird uns klar, dass die Geschichte kurz vor den Ereignissen des ersten Kinofilms, Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung, aus dem Jahr 1977 angesiedelt ist. Während wir die Pläne schon in der allerersten Mission erbeuten, wechselt die Story kurz darauf zu einem neuen Handlungsstrang.

Die Rebellen haben Informationen darüber erhalten, dass das Imperium abermals an einer neuen Waffe, den sogenannten Dark Troopers, arbeitet. Extra für die Geschichte von Star Wars: Dark Forces entworfen, müssen wir mit Kyle Katarn auf verschiedenen Planeten Einzelheiten sammeln und das Projekt des Imperiums stoppen. Dies erreichen wir, wie es sich für einen First-Person-Shooter der 1990er-Jahre gehört, vornehmlich mit Waffengewalt. Wir bewegen uns durch verschachtelt aufgebaute Areale, schießen uns den Weg mit verschiedenen Laser-Waffen frei, indem wir uns unter anderem mit Sturmtruppen, Offizieren, den einäugigen Kreaturen Dianoga oder roboterartigen Droiden anlegen. Um zum nächsten Ziel der jeweiligen Mission zu gelangen, müssen wir ähnlich wie in Doom diverse Schlüssel finden, Türcodes eingeben oder schlicht diverse Schalter zum Öffnen von Durchgängen aktivieren.

Spielflussbremsende Irrwege

Eigentlich sollen diese seichten Rätsel dafür sorgen, dass wir nicht einfach nur von einem Ort zum nächsten rasen, sondern uns auch mit der Levelarchitektur auseinandersetzen. Star Wars: Dark Forces kann diesem Anspruch aber kaum gerecht werden. So fallen die meistens Levels nicht sonderlich verständlich aus. Gerade beim erstmaligen Spielen kann die labyrinthartige Struktur regelmäßig minutenlang zur Weißglut treiben, wenn wir mal wieder nicht den vom Spiel vorgesehenen Weg einschlagen oder eine Abzweigung bewusst oder unbewusst übersehen.

Zwar füllt sich mit der Zeit automatisch eine Karte, doch da diese Übersicht ähnlich wie in Turok: Dinosaur Hunter nur zweidimensional ausfällt, besteht immer die Gefahr des Verlaufens. Der First-Person-Shooter stellt uns öfters als uns lieb ist vor eine nervige Geduldsprobe. Gerade für eine Neuauflage als Remaster hätten wir uns hier, zumindest optionale, Hilfestellungen wie einen Kompass gewünscht. Grundsätzlich macht das Gameplay nämlich jede Menge Spaß, was vor allem daran liegt, dass das Spieltempo sehr hoch ausfällt. Kaum haben wir einen Gegner besiegt, klappern wir die Ecken des Raumes ab, klauben Munition, Schildenergie und Erste-Hilfe-Kästen auf. Trotz klarer Missionsziele bietet Star Wars: Dark Forces auch zahlreiche Geheimverstecke, in denen wir beispielsweise Extraleben finden.

Zeitreise in die 1990er-Jahre

Solche Boni untersteichen wie bei Tomb Raider I•II•III Remastered, aus welcher Zeit das Spiel stammt. Ist unsere Schildenergie aufgebraucht, dezimiert jeder weitere feindliche Treffer unsere Gesundheit. Sobald diese geleert ist, verlieren wir einen Versuch und wir werden beim letzten Kontrollpunkt zurück ins Abenteuer geworfen. Ohne dass der Protagonist den Heldentod in einer Sterbesequenz stirbt, passiert das allerdings so unmittelbar, dass wir das digitale Ableben gar nicht mitbekommen und wir uns in der neuen beziehungsweise alten Umgebung erst wieder orientieren müssen.

Dadurch, dass wir in Star Wars: Dark Forces keine manuellen Spielstände anlegen dürfen, können wir knifflige Sprungpassagen auch nicht austricksen. Gerade bei einem Remaster hätten wir uns mehr versprochen als eine rein technische Anpassung, auf die wir gleich noch eingehen. Sonderlich schwierig ist der First-Person-Shooter übrigens nicht. Vorteilhaft ist, dass wir zu Beginn jeder Mission den Schwierigkeitsgrad auf drei Stufen anpassen können. Der einzige Unterschied liegt darin, dass uns auf den höheren Schwierigkeitsgraden mehr Gegner auflauern als auf der niedrigsten Stufe. Je nachdem wie gut wir den nächsten Level kennen, müssen wir auch nicht alle Bereiche abgrasen. Was beim ersten Mal eine halbe Stunde dauert, kann beim zweiten Anlauf kürzer ausfallen.

Personalisierbares Fadenkreuz

Bedientechnisch ist Star Wars: Dark Forces leicht erlernbar, da sich der First-Person-Shooter auf moderner Hardware dank der beiden Analog-Sticks angenehm spielt. Über ein Auswahlmenü greifen wir zu verschiedenen Waffen, können dunkle Bereiche auf Knopfdruck mittels einer Taschenlampe erhellen oder setzen uns das Nachtsichtgerät auf, sobald wir dieses gefunden haben. Sowohl der Scheinwerfer als auch das Nachtsichtgerät verbrauchen jedoch kontinuierlich Batterien. Unter Umständen kann diese Spieldesignentscheidung das Erlebnis stark beeinträchtigen, denn wenn wir an dunklen Orten wie der Kanalisation unterwegs sind und währenddessen den Batterien der Saft ausgeht, bleibt es dunkel und wir müssen uns über die zweidimensionale Karte orientieren. Videospiellogik vom Feinsten!

Nichtsdestotrotz bietet der Titel unter technischen Gesichtspunkten einige spannende Spielereien, die wir nicht unerwähnt lassen wollen. Allen voran hat uns gefallen, dass wir die Größe des Fadenkreuzes einstellen dürfen. Außerdem ist es möglich, aus einer vordefinierten Farbauswahl für das Fadenkreuz zu wählen oder die Farbe über verschiedene Regler selbst einzustellen. Das ist eine sinnvolle Spieldesignanpassung und verbessert die Bedienung in unseren Augen extrem. Mit diesem Kniff kann uns in Star Wars: Dark Forces absolut kein Gegner mehr entkommen!

Moderne und altbackene Grafikoptionen

Es gibt jedoch noch weitere Optionen, die für verschiedene Spielergruppen überaus wichtig sein können. Wer beispielsweise unter einer Form der Kinetose – besser bekannt als Motion Sickness –, leidet, hat die Möglichkeit, die Kopfbewegungen von Kyle Katarn, die beim Gehen beziehungsweise Laufen entstehen, auszuschalten. Ebenfalls lässt sich einstellen, ob das Abfeuern von Waffen einen hellen Blitz auf dem Bildschirm erzeugt oder lediglich die Seitenränder oder die Bildschirmanzeigen aufflackern sollen, was unter Umständen Epileptiker freuen könnte.

Bei der Spielgrafik selbst bleibt uns bei Star Wars: Dark Forces wiederum die Wahl zwischen dem Software- und dem Hardware-Renderer, sprich der Art der Umwandlung der Rohdaten in das auf dem Bildschirm angezeigte Bildmaterial. Während der Sofware-Renderer die Grafik weitestgehend wie 1995 im 4:3-Bildformat ausgibt, bietet nur die Hardware-Lösung einen 16:9-Vollbildmodus. Während der Software-Umwandler dafür sorgt, dass das Spielgeschehen weitestgehend in sechzig Bildern pro Sekunde läuft, werden beim Hardware-Renderer immerhin noch zwischen fünfzig und sechzig Bildern pro Sekunde gehalten. Wem die in unseren Augen nur leicht bessere Kantenglättung nicht ganz so wichtig ist, kann diese ausschalten und die Bildwiederholrate über den Hardware-Renderer etwas verbessern.

Tolles, aber nicht fehlerfreies Remaster

Neben der Kantenglättung bietet Star Wars: Dark Forces einen Bloom-Effekt, den wir hinzuschalten können. Diese Einstellung verändert die Umgebungsbeleuchtung und damit die Atmosphäre spürbar. Zu guter Letzt lassen sich die Charaktermodelle grafisch auch aufwerten, wodurch diese je nach Geschmack plastischer wirken. Selbiges betrifft die Zwischensequenzen, wobei diese in unseren Augen in der „verbesserten“ Form viel zu comichaft wirken. So sind die Mundbewegungen der Charaktere, zumindest in der deutschen Sprachfassung, in dieser Variante auch nicht lippensynchron. Zu viele Zwischensequenzen solltet ihr übrigens nicht erwarten, denn das Spiel bietet weniger als fünfzehn Minuten Videomaterial. In diesen trefft ihr aber auf bekannte Star-Wars-Figuren wie Jabba, der Hutte oder Darth Vader.

Auditiv haben wir übrigens die Wahl zwischen den Soundformaten General MIDI und OPL3, wobei das General-MIDI-Format in unseren Ohren das Star-Wars-Feeling mit seinen charakteristischen Soundeffekten besser entfesselt. Ganz ohne Bugs geht es ebenso nicht: Einmal warf uns das Spiel beim Abschluss eines Levels ohne Speichern auf den Titelbildschirm zurück und bei den unveränderten Zwischensequenzen blenden sich Untertitel zu schnell aus. Auch liegen Übersetzungsfehler wie „Fesseln steuern“ für „Controllerbelegung“ in den Menüs vor. Dafür bietet Star Wars: Dark Forces ein Bonusmenü mit Hintergründen zur Entwicklung und einem spielbaren Zusatzlevel, der in den 1990er-Jahren zu Präsentationszwecken entworfen wurde.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Star Wars: Dark Forces stand in Deutschland ein Vierteljahrhundert auf dem Index. Dies ist wohl einer der Gründe, warum ich das Spiel bis heute zwar auf dem Schirm hatte, aber tatsächlich nie spielen konnte. Da freut es mich umso mehr, dass in der seit Jahren anhaltenden Retro-Offensive der Marke Star Wars auch dieser First-Person-Shooter neu aufgelegt wurde – und das auch noch als Remaster. Dem Spiel ist direkt anzumerken, dass es aus einer anderen Zeit stammt. Soll heißen, dass sich das Gameplay vor allem auf schnelle Balleraction stützt und nebenher seichte Rätselkost als Zierwerk bietet. Diese Mischung spielt sich flott und angenehm, doch aufgrund des labyrinthartigen Aufbaus hänge ich öfters als beabsichtigt irgendwo fest, da im Level mal wieder eine Abzweigung oder eine Tür übersehen habe. Ist diese Hürde aber einmal überwunden, macht die Action von einem Moment auf den anderen wieder so viel Spaß, dass ich den Controller gar nicht mehr aus der Hand legen will. Grafisch haben die Entwickler einiges geleistet, um den Titel aus den 1990er-Jahren an neue Gewohnheiten anzupassen. Lediglich die Zwischensequenzen wirken mit den „verbesserten“ Grafiken meiner Meinung nach albern. Da bevorzuge ich doch lieber das Original, was ich zum Glück jederzeit in den Optionen einstellen kann. Star-Wars-Fans, die das Spiel noch nicht kennen, mit dem neuen Disney-Kanon nicht so viel anfangen können oder einfach nur einen unkomplizierten First-Person-Shooter im Retro-Gewand erleben wollen, sollten Star Wars: Dark Forces eine Chance geben, denn nicht umsonst hat dieser Klassiker zur First-Person-Shooter-Revolution beigetragen!