Star Wars: Jedi Knight – Jedi Academy – TEST

Mittlerweile ist die Nintendo Switch nicht nur für ihre vielen Independent-Spiele im eShop bekannt, sondern auch von Portierungen von jahrzehntealten Titeln, die ihr Debüt auf einer Nintendo-Plattform feiern. Diesmal ist Star Wars: Jedi Knight – Jedi Academy an der Reihe.


Erstmals wurde Star Wars: Jedi Knight – Jedi Academy im Jahr 2003 für den PC und die Xbox veröffentlicht. Im Gegensatz zum zweiten Teil, Star Wars: Jedi Knight II – Jedi Outcast, erschien das Spiel nicht mehr für den GameCube. Star-Wars-Fans, die bis heute keine Option hatten, den mittlerweile als Klassiker zu bezeichnenden Titel nachzuholen, bekommen auf der Switch seit dem 26. März 2020 endlich ihre Chance. Zeitlich ist das nicht leicht in ein Genre einzuordnende Spiel zehn Jahre nach der Schlacht von Endor und damit dem Abschluss der ursprünglichen Filmtrilogie einzuordnen.

Luke Skywalker hat den Jedi-Orden wiederbelebt und die titelgebende Akademie gegründet, um eine neue Generation an Machtbegabten auszubilden. Wir schlüpfen allerdings nicht in die Haut des bekannten Helden, sondern in die Rolle von Jaden Korr. Diese Figur dürfen wir vor dem eigentlichen Spielbeginn mit Hilfe eines rudimentären Baukastens selbst zusammenschustern und dabei Ethnie, Aussehen und die Farbe unseres Lichtschwerts aussuchen. Im Auftakt erfahren wir, dass wir das Schwert ganz ohne Anleitung konstruieren konnten und uns unter anderem wohl deshalb auf den Weg zur Akademie machen. Dorthin unterwegs wird unser Raumschiff jedoch abgeschossen, weshalb der Beginn unserer Ausbildung zum Jedi von Anfang an stark überschattet wird.

Auf zum nächsten Reiseziel

Während sich die Ausbildung zum Jedi mit erlernbaren Fähigkeiten wie Machtblitzen im Grunde durchs ganze Spiel zieht, steht im Fokus von Jedi Academy zunächst eine Einführung. In dieser lernen wir die Grundlagen des Spiels kennen. Hier macht sich das Alter des Titels aber deutlich bemerkbar: So erklärt das Spiel zwar, welche Aktion wir ausführen sollen, aber nicht, wie wir diese ausführen. Das heißt, dass wir in den ersten Spielminuten mehrfach die Steuerung im Hauptmenü überprüfen und im besten Falle verinnerlichen müssen. Aus heutiger Sicht mag das umständlich erscheinen, ist nach wenigen Minuten aber ein vernachlässigbarer Kritikpunkt.

Haben wir das Training hinter uns gebracht, erfahren wir von Luke Skywalker und Kyle Katarn, dem Helden aus Jedi Outcast, mehr über einen aufsteigenden Sith-Kult. Um diesen zu bekämpfen, reisen wir quer durch die Galaxis an bekannte Handlungsorte des Franchises. Positiv fällt auf, dass wir diese Reiseziele halbwegs in freier Reihenfolge angehen dürfen. Uns steht es also frei, ob wir uns erst auf dem Wüstenplaneten Tatooine mit Söldnern anlegen, Sprengstoffladungen auf dem Planeten Bakura entschärfen oder auf Han Solos Heimatwelt Corellia versuchen, mehr über den verdächtigen Kult herauszufinden. Bei diesem atmosphärischen Unterfangen treffen wir hin und wieder auch auf bekannte Star-Wars-Charaktere wie etwa Wookie Chewbacca oder Kopfgeldjäger Boba Fett.

Ausgelegt auf Kenner des Franchises

Wer die klassische Filmtrilogie des Franchises nicht kennt und nicht einmal den Vorgänger gespielt hat, wird an Jedi Academy aufgrund dieser Orte, Namen und sonstiger Termini nicht sonderlich viel Spaß haben. Das Spiel erwartet, in den großen Kosmos der Weltraumoper abzutauchen und setzt voraus, mit den entsprechenden Begrifflichkeiten vertraut zu sein, auch wenn die Handlung fast zwei Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung nicht mehr zum offiziellen Star-Wars-Kanon gehört. Wem diese Verbindungen aber nicht so wichtig sind, darf sich dennoch auf angenehmes und weitgehend leicht von der Hand gehendes Gameplay freuen. So metzeln wir uns mit unserem Lichtschwert durch Sturmtruppen, Tusken-Räuber und Co. Wahlweise stehen uns auch Schusswaffen zur Verfügung, um unsere Feinde aus der Ferne anzugreifen.

In den einzelnen Spielabschnitten von Jedi Academy müssen wir diverse Ziele erreichen, wie das Abschalten eines Traktorstrahls oder die Rettung eines Droiden. Letztere Aufgabe bleibt uns ganz besonders im Gedächtnis, da sie stellvertretend für die zusammenhängende Level-Architektur steht. So müssen wir einen von Sandleuten gestohlenen Sandkriecher infiltrieren, den Droiden im Innern finden und am Ende wieder verlassen, was nahtlos funktioniert und überaus vorbildlich für das Gamedesign der frühen 2000er-Jahre ist. Zudem laden die selten linearen Abschnitte stark zum Erkunden ein.

Zwei Seiten der Macht

In puncto Steuerung ist Jedi Academy ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist die Schussmechanik mehr als fair. Lasergeschosse flitzen schnell durch die Luft und lassen uns genügend Zeit zum Ausweichen. Zudem achtet das Spiel penibel darauf, dass sich der Feind genau im Fadenkreuz befinden muss, damit wir treffen. Selbiges gilt auch für unseren Gegner, der sich ebenso bemühen muss. Je nachdem ob wir das Spiel aus der Ego- oder Third-Person-Perspektive spielen, zieht das Fadenkreuz allerdings zu langsam nach. Auf der anderen Seite fühlen sich gerade die Kämpfe mit unserem Lichtschwert viel zu ungenau an, denn die Animation beim Herumwirbeln kaschiert nur den Angriff. Das Trefferfeedback ist nicht ausgereift, sodass wir einen Treffer erst dann richtig signalisieren, wenn der Leib des Gegners zu Boden sackt.

Unter technischen Gesichtspunkten gehört Jedi Academy zu den schönsten Titeln des Jahres 2003. Die Wechsel zwischen den Cutscenes sind aber zu holprig und reißen aus der dichten Star-Wars-Atmosphäre regelmäßig heraus, die vor allem mit John Williams’ markanter Filmmusik punktet. Wer der Kampagne überdrüssig wird, kann sich im Mehrspielermodus mit Computergegnern oder online mit fremden Spielern messen, sofern diese denn auffindbar sind. Schon kurz nach Release kam bei uns leider keine einzige Verbindung zustande, was den Nutzen des zwanzig Euro teuren Gesamtpakets schmälert.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Star Wars: Jedi Knight – Jedi Academy verpackt Elemente des Ego-Shooter- und des Third-Person-Shooter-Genres in einem märchenhaften Action-Adventure mit Star-Wars-Flair. Auch wenn das Gameplay aus dem Jahr 2003 für sich genommen funktioniert, setzt die Geschichte darauf, dass Wissen zur klassischen Filmtrilogie oder zumindest zum Vorgänger vorhanden ist. Andernfalls werden viele Termini ein Buch mit sieben Siegeln bleiben und sich die regelmäßigen Rendezvous mit bekannten Star-Wars-Charakteren zu schlechten Dates entwickeln. Spieltechnisch bietet Jedi Academy mit vielen erlernbaren Jedi-Kräften, hitzigen Lichtschwertkämpfen und ausufernden Ballerorgien viel Action, die mir als Star-Wars-Fan – abgesehen von der hakeligen Steuerung und der mauen Einführung – auch gut gefällt. Jedi Academy kratzt lediglich im Detail, denn die holprigen Aneinanderreihungen von Cutscenes wären schon bei der Erstveröffentlichung vermeidbar gewesen. Schade finde ich auch, dass ich mit dem Mehrspielermodus keinen Spaß habe, da er auf der Switch anscheinend nicht gespielt wird. Fans des Franchises, bei denen sich vor allem Fans des alten Kanons angesprochen fühlen können, dürfen sich bei Jedi Academy über einen alternativen Story-Verlauf freuen.